Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.breiten Hügel liegt. Hier sah ich zum ersten Male Kosaken in Galla-Uniform; alle, die ich bisher gesehen, waren sehr schlecht gekleidet und hatten durchaus nichts militärisches, -- sie stacken in sackleinenen Hosen und langen, häßlichen Röcken, die bis an die Fersen reichten; diese aber trugen anliegende Spenser mit Brusttaschen, deren jede für acht Patronen abgetheilt war, weite Hosen, die sich in Falten an den Oberkörper schlossen, und dunkelblaue, mit Pelz besetzte Tuchmützen. Sie ruderten einen Stabsoffizier aus Sahun an unser Schiff. 18. September. Den ganzen Tag in Sahun geblieben. Die Kohlenboote hatten aus unbegreiflicher Nachläßigkeit gar keine Vorkehrungen getroffen: sie luden die Kohlen, als wir schon lange vor Anker lagen, und erst gegen sechs Uhr Abends war unser Vorrath ergänzt, worauf wir in die See gingen. 19. September. Während der Nacht viel Sturm und Regen. Ich bat um die Erlaubniß, mich auf die Kajütentreppe stellen zu dürfen, und erhielt sie halb mit Achselzucken; nach wenigen Minuten jedoch kam der Befehl vom Kommandanten, mich unter Dach und Fach zu bringen. Ich war über diese Galanterie sehr erstaunt und erfreut, wurde aber bald enttäuscht, als man mich in die große Matrosenkajüte führte. Die Leute rochen ganz entsetzlich nach Branntwein, dessen sie auch theilweise zu viel genossen hatten. Ich eilte zurück aufs Deck, wo ich mich, trotz der Wuth der entfesselten Elemente, wohler fühlte, als unter diesen christgläubigen, wohlerzogenen Seelen. Im Laufe des Tages hielten wir bei Bambur, Pizunta, breiten Hügel liegt. Hier sah ich zum ersten Male Kosaken in Galla-Uniform; alle, die ich bisher gesehen, waren sehr schlecht gekleidet und hatten durchaus nichts militärisches, — sie stacken in sackleinenen Hosen und langen, häßlichen Röcken, die bis an die Fersen reichten; diese aber trugen anliegende Spenser mit Brusttaschen, deren jede für acht Patronen abgetheilt war, weite Hosen, die sich in Falten an den Oberkörper schlossen, und dunkelblaue, mit Pelz besetzte Tuchmützen. Sie ruderten einen Stabsoffizier aus Sahun an unser Schiff. 18. September. Den ganzen Tag in Sahun geblieben. Die Kohlenboote hatten aus unbegreiflicher Nachläßigkeit gar keine Vorkehrungen getroffen: sie luden die Kohlen, als wir schon lange vor Anker lagen, und erst gegen sechs Uhr Abends war unser Vorrath ergänzt, worauf wir in die See gingen. 19. September. Während der Nacht viel Sturm und Regen. Ich bat um die Erlaubniß, mich auf die Kajütentreppe stellen zu dürfen, und erhielt sie halb mit Achselzucken; nach wenigen Minuten jedoch kam der Befehl vom Kommandanten, mich unter Dach und Fach zu bringen. Ich war über diese Galanterie sehr erstaunt und erfreut, wurde aber bald enttäuscht, als man mich in die große Matrosenkajüte führte. Die Leute rochen ganz entsetzlich nach Branntwein, dessen sie auch theilweise zu viel genossen hatten. Ich eilte zurück aufs Deck, wo ich mich, trotz der Wuth der entfesselten Elemente, wohler fühlte, als unter diesen christgläubigen, wohlerzogenen Seelen. Im Laufe des Tages hielten wir bei Bambur, Pizunta, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0289" n="281"/> breiten Hügel liegt. Hier sah ich zum ersten Male Kosaken in Galla-Uniform; alle, die ich bisher gesehen, waren sehr schlecht gekleidet und hatten durchaus nichts militärisches, — sie stacken in sackleinenen Hosen und langen, häßlichen Röcken, die bis an die Fersen reichten; diese aber trugen anliegende Spenser mit Brusttaschen, deren jede für acht Patronen abgetheilt war, weite Hosen, die sich in Falten an den Oberkörper schlossen, und dunkelblaue, mit Pelz besetzte Tuchmützen. Sie ruderten einen Stabsoffizier aus <hi rendition="#aq">Sahun</hi> an unser Schiff.</p> <p>18. September. Den ganzen Tag in <hi rendition="#aq">Sahun</hi> geblieben. Die Kohlenboote hatten aus unbegreiflicher Nachläßigkeit gar keine Vorkehrungen getroffen: sie luden die Kohlen, als wir schon lange vor Anker lagen, und erst gegen sechs Uhr Abends war unser Vorrath ergänzt, worauf wir in die See gingen.</p> <p>19. September. Während der Nacht viel Sturm und Regen. Ich bat um die Erlaubniß, mich auf die Kajütentreppe stellen zu dürfen, und erhielt sie halb mit Achselzucken; nach wenigen Minuten jedoch kam der Befehl vom Kommandanten, mich unter Dach und Fach zu bringen. Ich war über diese Galanterie sehr erstaunt und erfreut, wurde aber bald enttäuscht, als man mich in die große Matrosenkajüte führte. Die Leute rochen ganz entsetzlich nach Branntwein, dessen sie auch theilweise zu viel genossen hatten. Ich eilte zurück aufs Deck, wo ich mich, trotz der Wuth der entfesselten Elemente, wohler fühlte, als unter diesen christgläubigen, wohlerzogenen Seelen.</p> <p>Im Laufe des Tages hielten wir bei <hi rendition="#aq">Bambur</hi>, <hi rendition="#aq">Pizunta</hi>, </p> </div> </body> </text> </TEI> [281/0289]
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18. September. Den ganzen Tag in Sahun geblieben. Die Kohlenboote hatten aus unbegreiflicher Nachläßigkeit gar keine Vorkehrungen getroffen: sie luden die Kohlen, als wir schon lange vor Anker lagen, und erst gegen sechs Uhr Abends war unser Vorrath ergänzt, worauf wir in die See gingen.
19. September. Während der Nacht viel Sturm und Regen. Ich bat um die Erlaubniß, mich auf die Kajütentreppe stellen zu dürfen, und erhielt sie halb mit Achselzucken; nach wenigen Minuten jedoch kam der Befehl vom Kommandanten, mich unter Dach und Fach zu bringen. Ich war über diese Galanterie sehr erstaunt und erfreut, wurde aber bald enttäuscht, als man mich in die große Matrosenkajüte führte. Die Leute rochen ganz entsetzlich nach Branntwein, dessen sie auch theilweise zu viel genossen hatten. Ich eilte zurück aufs Deck, wo ich mich, trotz der Wuth der entfesselten Elemente, wohler fühlte, als unter diesen christgläubigen, wohlerzogenen Seelen.
Im Laufe des Tages hielten wir bei Bambur, Pizunta,
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/289>, abgerufen am 16.07.2024. |