Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.da mein Fuhrmann die zwei letzten Tage vom Hauptwege ablenkte und näher führende einschlug. Ich stieg in dem schönen Bongolo des Residenten ab. Das ganze Haus war leer; Madame Burdon hatte sammt den Kindern ihren Gemahl begleitet, wie dies gewöhnlich in Indien geschieht, wo häufige Luftveränderung für den Europäer sehr nothwendig sein soll. Das Haus, die zurückgebliebenen Diener und Sepoi's, des Kapitäns Palankin und Equipage standen ganz zu meiner Verfügung und um mein Glück zu vervollständigen, war Dr. Rolland so gütig, sich mir zu allen Ausflügen als Begleiter anzutragen. 12. Februar. Des Morgens sandte mir der König Ram-Singh, der sogleich von meiner Ankunft unterrichtet war, in großen Körben eine Menge Früchte und Süßigkeiten und zu gleicher Zeit, was mir mehr Freude machte, seinen schön geschmückten Leib-Elephanten, einen Officier zu Pferde und einige Soldaten. Bald saß ich mit Dr. Rolland auf der hohen Hauda (der Sitz auf dem Elephanten) und trabte der nahen Stadt zu. Kottah zählt an 30,000 Einwohner, und liegt an dem Flusse Tschumbal, in einer unbegrenzten, theilweise sehr felsigen Ebene, 1300 Fuß über der Meeresfläche. Die Stadt, die sich vortheilhaft ausnimmt, ist von starken Festungswerken umgeben, auf welchen fünfzig Kanonen vertheilt sind. Die nahe Umgebung ist felsig, kahl und öde. Das Innere der Stadt ist durch drei Thore in drei Theile getheilt. Die erste Abtheilung wird von der armen Volksklasse bewohnt und sieht sehr erbärmlich aus, die beiden andern Abtheilungen, von den Kaufleuten und da mein Fuhrmann die zwei letzten Tage vom Hauptwege ablenkte und näher führende einschlug. Ich stieg in dem schönen Bongolo des Residenten ab. Das ganze Haus war leer; Madame Burdon hatte sammt den Kindern ihren Gemahl begleitet, wie dies gewöhnlich in Indien geschieht, wo häufige Luftveränderung für den Europäer sehr nothwendig sein soll. Das Haus, die zurückgebliebenen Diener und Sepoi’s, des Kapitäns Palankin und Equipage standen ganz zu meiner Verfügung und um mein Glück zu vervollständigen, war Dr. Rolland so gütig, sich mir zu allen Ausflügen als Begleiter anzutragen. 12. Februar. Des Morgens sandte mir der König Ram-Singh, der sogleich von meiner Ankunft unterrichtet war, in großen Körben eine Menge Früchte und Süßigkeiten und zu gleicher Zeit, was mir mehr Freude machte, seinen schön geschmückten Leib-Elephanten, einen Officier zu Pferde und einige Soldaten. Bald saß ich mit Dr. Rolland auf der hohen Hauda (der Sitz auf dem Elephanten) und trabte der nahen Stadt zu. Kottah zählt an 30,000 Einwohner, und liegt an dem Flusse Tschumbal, in einer unbegrenzten, theilweise sehr felsigen Ebene, 1300 Fuß über der Meeresfläche. Die Stadt, die sich vortheilhaft ausnimmt, ist von starken Festungswerken umgeben, auf welchen fünfzig Kanonen vertheilt sind. Die nahe Umgebung ist felsig, kahl und öde. Das Innere der Stadt ist durch drei Thore in drei Theile getheilt. Die erste Abtheilung wird von der armen Volksklasse bewohnt und sieht sehr erbärmlich aus, die beiden andern Abtheilungen, von den Kaufleuten und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0029" n="21"/> da mein Fuhrmann die zwei letzten Tage vom Hauptwege ablenkte und näher führende einschlug.</p> <p>Ich stieg in dem schönen Bongolo des Residenten ab. Das ganze Haus war leer; Madame <hi rendition="#aq">Burdon</hi> hatte sammt den Kindern ihren Gemahl begleitet, wie dies gewöhnlich in Indien geschieht, wo häufige Luftveränderung für den Europäer sehr nothwendig sein soll. Das Haus, die zurückgebliebenen Diener und Sepoi’s, des Kapitäns Palankin und Equipage standen ganz zu meiner Verfügung und um mein Glück zu vervollständigen, war <hi rendition="#aq">Dr. Rolland</hi> so gütig, sich mir zu allen Ausflügen als Begleiter anzutragen.</p> <p>12. Februar. Des Morgens sandte mir der König <hi rendition="#aq">Ram-Singh</hi>, der sogleich von meiner Ankunft unterrichtet war, in großen Körben eine Menge Früchte und Süßigkeiten und zu gleicher Zeit, was mir mehr Freude machte, seinen schön geschmückten Leib-Elephanten, einen Officier zu Pferde und einige Soldaten. Bald saß ich mit <hi rendition="#aq">Dr. Rolland</hi> auf der hohen <hi rendition="#aq">Hauda</hi> (der Sitz auf dem Elephanten) und trabte der nahen Stadt zu.</p> <p><hi rendition="#aq">Kottah</hi> zählt an 30,000 Einwohner, und liegt an dem Flusse Tschumbal, in einer unbegrenzten, theilweise sehr felsigen Ebene, 1300 Fuß über der Meeresfläche. Die Stadt, die sich vortheilhaft ausnimmt, ist von starken Festungswerken umgeben, auf welchen fünfzig Kanonen vertheilt sind. Die nahe Umgebung ist felsig, kahl und öde. Das Innere der Stadt ist durch drei Thore in drei Theile getheilt. Die erste Abtheilung wird von der armen Volksklasse bewohnt und sieht sehr erbärmlich aus, die beiden andern Abtheilungen, von den Kaufleuten und </p> </div> </body> </text> </TEI> [21/0029]
da mein Fuhrmann die zwei letzten Tage vom Hauptwege ablenkte und näher führende einschlug.
Ich stieg in dem schönen Bongolo des Residenten ab. Das ganze Haus war leer; Madame Burdon hatte sammt den Kindern ihren Gemahl begleitet, wie dies gewöhnlich in Indien geschieht, wo häufige Luftveränderung für den Europäer sehr nothwendig sein soll. Das Haus, die zurückgebliebenen Diener und Sepoi’s, des Kapitäns Palankin und Equipage standen ganz zu meiner Verfügung und um mein Glück zu vervollständigen, war Dr. Rolland so gütig, sich mir zu allen Ausflügen als Begleiter anzutragen.
12. Februar. Des Morgens sandte mir der König Ram-Singh, der sogleich von meiner Ankunft unterrichtet war, in großen Körben eine Menge Früchte und Süßigkeiten und zu gleicher Zeit, was mir mehr Freude machte, seinen schön geschmückten Leib-Elephanten, einen Officier zu Pferde und einige Soldaten. Bald saß ich mit Dr. Rolland auf der hohen Hauda (der Sitz auf dem Elephanten) und trabte der nahen Stadt zu.
Kottah zählt an 30,000 Einwohner, und liegt an dem Flusse Tschumbal, in einer unbegrenzten, theilweise sehr felsigen Ebene, 1300 Fuß über der Meeresfläche. Die Stadt, die sich vortheilhaft ausnimmt, ist von starken Festungswerken umgeben, auf welchen fünfzig Kanonen vertheilt sind. Die nahe Umgebung ist felsig, kahl und öde. Das Innere der Stadt ist durch drei Thore in drei Theile getheilt. Die erste Abtheilung wird von der armen Volksklasse bewohnt und sieht sehr erbärmlich aus, die beiden andern Abtheilungen, von den Kaufleuten und
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/29>, abgerufen am 16.07.2024. |