Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

beunruhigt, die unvermuthet aus dem Gebirge hervorbrechen und rauben und morden. Ganz kürzlich sollen sie sogar mit einer Kanone auf ein Krondampfschiff gefeuert haben. Die Tscherkessen*) lieben die Russen wie die Chinesen die Engländer.

Die armen Kranken wurden auch aufs Deck gebettet, und man trug keine andere Sorge für sie, als daß man ein Segeltuch aufspannte, welches sie von zwei Seiten vor dem Winde schützte; allein wenn es stark regnete, lief das Wasser unten von allen Seiten hinein, so daß sie halb im Nassen lagen.

22. September sahen wir die hübsche Stadt und Festung Nowa Russiska, welche einige recht nette Privathäuser, Spitäler, Kasernen und eine schöne Kirche besitzt. Stadt und Festung liegen auf Hügeln und sind erst vor zehn Jahren gegründet worden.

Abends gelangten wir nach Anapka, welcher Platz im Jahre 1829 den Türken abgekämpft wurde. Hier endigen die hübschen bewaldeten Berge und Hügel, und die etwas traurigen Steppen*) der Krimm beginnen.

Im Laufe dieses Tages hatte ich Gelegenheit, die Aufmerksamkeit und den Scharfsinn unseres Kommandanten

*) Die Tscherkessen sind so wild und kriegerisch, daß sich niemand in das Innere ihres Landes wagt. Man hat wenig Nachrichten über ihre Sitten, Gebräuche, Religion und Lebensweise. -- An die Tscherkessen grenzen die Abka, welche das Land zwischen Mingrelien und Circassien an der Küste bewohnen und ebenfalls wild und räuberisch sind.
*) Große Ebenen mit kurzem Grase bewachsen.

beunruhigt, die unvermuthet aus dem Gebirge hervorbrechen und rauben und morden. Ganz kürzlich sollen sie sogar mit einer Kanone auf ein Krondampfschiff gefeuert haben. Die Tscherkessen*) lieben die Russen wie die Chinesen die Engländer.

Die armen Kranken wurden auch aufs Deck gebettet, und man trug keine andere Sorge für sie, als daß man ein Segeltuch aufspannte, welches sie von zwei Seiten vor dem Winde schützte; allein wenn es stark regnete, lief das Wasser unten von allen Seiten hinein, so daß sie halb im Nassen lagen.

22. September sahen wir die hübsche Stadt und Festung Nowa Russiska, welche einige recht nette Privathäuser, Spitäler, Kasernen und eine schöne Kirche besitzt. Stadt und Festung liegen auf Hügeln und sind erst vor zehn Jahren gegründet worden.

Abends gelangten wir nach Anapka, welcher Platz im Jahre 1829 den Türken abgekämpft wurde. Hier endigen die hübschen bewaldeten Berge und Hügel, und die etwas traurigen Steppen*) der Krimm beginnen.

Im Laufe dieses Tages hatte ich Gelegenheit, die Aufmerksamkeit und den Scharfsinn unseres Kommandanten

*) Die Tscherkessen sind so wild und kriegerisch, daß sich niemand in das Innere ihres Landes wagt. Man hat wenig Nachrichten über ihre Sitten, Gebräuche, Religion und Lebensweise. — An die Tscherkessen grenzen die Abka, welche das Land zwischen Mingrelien und Circassien an der Küste bewohnen und ebenfalls wild und räuberisch sind.
*) Große Ebenen mit kurzem Grase bewachsen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0293" n="285"/>
beunruhigt, die unvermuthet aus dem Gebirge hervorbrechen und rauben und morden. Ganz kürzlich sollen sie sogar mit einer Kanone auf ein Krondampfschiff gefeuert haben. Die Tscherkessen<note place="foot" n="*)">Die Tscherkessen sind so wild und kriegerisch, daß sich niemand in das Innere ihres Landes wagt. Man hat wenig Nachrichten über ihre Sitten, Gebräuche, Religion und Lebensweise. &#x2014; An die Tscherkessen grenzen die Abka, welche das Land zwischen Mingrelien und Circassien an der Küste bewohnen und ebenfalls wild und räuberisch sind.</note> lieben die Russen wie die Chinesen die Engländer.</p>
        <p>Die armen Kranken wurden auch aufs Deck gebettet, und man trug keine andere Sorge für sie, als daß man ein Segeltuch aufspannte, welches sie von zwei Seiten vor dem Winde schützte; allein wenn es stark regnete, lief das Wasser unten von allen Seiten hinein, so daß sie halb im Nassen lagen.</p>
        <p>22. September sahen wir die hübsche Stadt und Festung <hi rendition="#aq">Nowa Russiska</hi>, welche einige recht nette Privathäuser, Spitäler, Kasernen und eine schöne Kirche besitzt. Stadt und Festung liegen auf Hügeln und sind erst vor zehn Jahren gegründet worden.</p>
        <p>Abends gelangten wir nach <hi rendition="#aq">Anapka</hi>, welcher Platz im Jahre 1829 den Türken abgekämpft wurde. Hier endigen die hübschen bewaldeten Berge und Hügel, und die etwas traurigen Steppen<note place="foot" n="*)">Große Ebenen mit kurzem Grase bewachsen.</note> der Krimm beginnen.</p>
        <p>Im Laufe dieses Tages hatte ich Gelegenheit, die Aufmerksamkeit und den Scharfsinn unseres Kommandanten
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[285/0293] beunruhigt, die unvermuthet aus dem Gebirge hervorbrechen und rauben und morden. Ganz kürzlich sollen sie sogar mit einer Kanone auf ein Krondampfschiff gefeuert haben. Die Tscherkessen *) lieben die Russen wie die Chinesen die Engländer. Die armen Kranken wurden auch aufs Deck gebettet, und man trug keine andere Sorge für sie, als daß man ein Segeltuch aufspannte, welches sie von zwei Seiten vor dem Winde schützte; allein wenn es stark regnete, lief das Wasser unten von allen Seiten hinein, so daß sie halb im Nassen lagen. 22. September sahen wir die hübsche Stadt und Festung Nowa Russiska, welche einige recht nette Privathäuser, Spitäler, Kasernen und eine schöne Kirche besitzt. Stadt und Festung liegen auf Hügeln und sind erst vor zehn Jahren gegründet worden. Abends gelangten wir nach Anapka, welcher Platz im Jahre 1829 den Türken abgekämpft wurde. Hier endigen die hübschen bewaldeten Berge und Hügel, und die etwas traurigen Steppen *) der Krimm beginnen. Im Laufe dieses Tages hatte ich Gelegenheit, die Aufmerksamkeit und den Scharfsinn unseres Kommandanten *) Die Tscherkessen sind so wild und kriegerisch, daß sich niemand in das Innere ihres Landes wagt. Man hat wenig Nachrichten über ihre Sitten, Gebräuche, Religion und Lebensweise. — An die Tscherkessen grenzen die Abka, welche das Land zwischen Mingrelien und Circassien an der Küste bewohnen und ebenfalls wild und räuberisch sind. *) Große Ebenen mit kurzem Grase bewachsen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/293
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/293>, abgerufen am 22.11.2024.