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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

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Geschicklichkeit dazwischen setzte und so eilig forttrabte, als ob es über die schönste Straße gegangen wäre.

Als ich gegen Dr. Rolland meine Verwunderung äußerte, wie der König nach seinem Lustschlosse, das er so häufig besuche, keine gute Straße bauen ließe, erwiederte er mir, daß es bei allen indischen Monarchen eine Maxime sei, keine Straße anzulegen, da ihrer Meinung nach, im Falle eines Krieges, gebahnte Wege das Eindringen des Feindes zu sehr erleichtern.

Das Schlößchen ist klein und unbedeutend, es liegt an dem Flusse Tschumbal, der sich hier in die Felsen ein merkwürdig tiefes Bett gewühlt hat. Malerische Schluchten und Felsgruppen bilden seine Ufer.

Das Schloßgärtchen ist so dicht mit Orangen-, Citronen- und andern Bäumen besetzt, daß auch nicht das kleinste Blumenbeetchen oder Rasenplätzchen dazwischen Raum hätte; die wenigen Blumen in den indischen Gärten befinden sich am Eingange. Die Wege sind zwei Fuß hoch aufgemauert, da der Boden, der häufigen Bewässerung halber, beständig schmutzig und feucht ist. Die meisten indischen Gärten, die ich in der Folge sah, glichen diesem.

Der König erlustiget sich hier häufig an kleinen Thiergefechten.

Etwas weiter aufwärts am Flusse sind auf niedern Hügeln kleine Thürme zum Behufe der Tigerjagd angelegt, Die Tiger werden nach und nach dem Wasser zugetrieben und immer enger eingeschlossen, bis sie sich auf Schußweite von den Thürmchen befinden. Der König mit seiner

Geschicklichkeit dazwischen setzte und so eilig forttrabte, als ob es über die schönste Straße gegangen wäre.

Als ich gegen Dr. Rolland meine Verwunderung äußerte, wie der König nach seinem Lustschlosse, das er so häufig besuche, keine gute Straße bauen ließe, erwiederte er mir, daß es bei allen indischen Monarchen eine Maxime sei, keine Straße anzulegen, da ihrer Meinung nach, im Falle eines Krieges, gebahnte Wege das Eindringen des Feindes zu sehr erleichtern.

Das Schlößchen ist klein und unbedeutend, es liegt an dem Flusse Tschumbal, der sich hier in die Felsen ein merkwürdig tiefes Bett gewühlt hat. Malerische Schluchten und Felsgruppen bilden seine Ufer.

Das Schloßgärtchen ist so dicht mit Orangen-, Citronen- und andern Bäumen besetzt, daß auch nicht das kleinste Blumenbeetchen oder Rasenplätzchen dazwischen Raum hätte; die wenigen Blumen in den indischen Gärten befinden sich am Eingange. Die Wege sind zwei Fuß hoch aufgemauert, da der Boden, der häufigen Bewässerung halber, beständig schmutzig und feucht ist. Die meisten indischen Gärten, die ich in der Folge sah, glichen diesem.

Der König erlustiget sich hier häufig an kleinen Thiergefechten.

Etwas weiter aufwärts am Flusse sind auf niedern Hügeln kleine Thürme zum Behufe der Tigerjagd angelegt, Die Tiger werden nach und nach dem Wasser zugetrieben und immer enger eingeschlossen, bis sie sich auf Schußweite von den Thürmchen befinden. Der König mit seiner

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[24/0032] Geschicklichkeit dazwischen setzte und so eilig forttrabte, als ob es über die schönste Straße gegangen wäre. Als ich gegen Dr. Rolland meine Verwunderung äußerte, wie der König nach seinem Lustschlosse, das er so häufig besuche, keine gute Straße bauen ließe, erwiederte er mir, daß es bei allen indischen Monarchen eine Maxime sei, keine Straße anzulegen, da ihrer Meinung nach, im Falle eines Krieges, gebahnte Wege das Eindringen des Feindes zu sehr erleichtern. Das Schlößchen ist klein und unbedeutend, es liegt an dem Flusse Tschumbal, der sich hier in die Felsen ein merkwürdig tiefes Bett gewühlt hat. Malerische Schluchten und Felsgruppen bilden seine Ufer. Das Schloßgärtchen ist so dicht mit Orangen-, Citronen- und andern Bäumen besetzt, daß auch nicht das kleinste Blumenbeetchen oder Rasenplätzchen dazwischen Raum hätte; die wenigen Blumen in den indischen Gärten befinden sich am Eingange. Die Wege sind zwei Fuß hoch aufgemauert, da der Boden, der häufigen Bewässerung halber, beständig schmutzig und feucht ist. Die meisten indischen Gärten, die ich in der Folge sah, glichen diesem. Der König erlustiget sich hier häufig an kleinen Thiergefechten. Etwas weiter aufwärts am Flusse sind auf niedern Hügeln kleine Thürme zum Behufe der Tigerjagd angelegt, Die Tiger werden nach und nach dem Wasser zugetrieben und immer enger eingeschlossen, bis sie sich auf Schußweite von den Thürmchen befinden. Der König mit seiner

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/32>, abgerufen am 21.11.2024.