Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

Green genannt) ist herrlich; unter den Gebäuden zeichnen sich die Stadthalle, deren Saal seines Gleichen sucht, die englische Kirche, das Gouverneurs Palast und die Münze durch schöne Architektur aus.

Die offene Stadt und die "schwarze Stadt"*) schließen sich an das Fort und sind ungleich größer. In der "offenen Stadt" sind die Straßen sehr regelmäßig und breit, wie ich sie in keiner andern indischen Stadt gesehen habe, und werden auch fleißig mit Wasser begossen. Viele Häuser sah ich mit hölzernen, kunstvoll ausgeschnitzten Säulen, Kapitälern und Gallerien verziert. Sehr interessant ist der Besuch des Bazars, nicht der reichen Waaren halber, wie viele Reisende behaupten, -- deren erblickt man eben so wenig wie auf andern Bazaren, ja man sieht hier nicht einmal die schönen Holzmosaik-Arbeiten, in welchen Bombay das Vorzüglichste leistet -- sondern der verschiedenen Völker wegen, die hier gemengter sind als irgendwo. Drei Viertheile bestehen zwar aus Hindus, der vierte aber aus Mohamedanern, Persern, Feueranbetern, Mahratten, Juden, Arabern, Beduinen, Negern, Abkömmlingen von Portugiesen, aus einigen hundert Europäern und sogar einigen Chinesen und Hottentotten. Lange braucht man, um aus der Tracht, an der Gesichtsbildung diese vielfachen Stämme erkennen zu können.

*) Die "schwarze Stadt" heißt jener Theil der Stadt, in welchem die arme Volksklasse wohnt. Daß man da weder schönes noch reinliches zu suchen hat, versteht sich von selbst.

Green genannt) ist herrlich; unter den Gebäuden zeichnen sich die Stadthalle, deren Saal seines Gleichen sucht, die englische Kirche, das Gouverneurs Palast und die Münze durch schöne Architektur aus.

Die offene Stadt und die „schwarze Stadt“*) schließen sich an das Fort und sind ungleich größer. In der „offenen Stadt“ sind die Straßen sehr regelmäßig und breit, wie ich sie in keiner andern indischen Stadt gesehen habe, und werden auch fleißig mit Wasser begossen. Viele Häuser sah ich mit hölzernen, kunstvoll ausgeschnitzten Säulen, Kapitälern und Gallerien verziert. Sehr interessant ist der Besuch des Bazars, nicht der reichen Waaren halber, wie viele Reisende behaupten, — deren erblickt man eben so wenig wie auf andern Bazaren, ja man sieht hier nicht einmal die schönen Holzmosaik-Arbeiten, in welchen Bombay das Vorzüglichste leistet — sondern der verschiedenen Völker wegen, die hier gemengter sind als irgendwo. Drei Viertheile bestehen zwar aus Hindus, der vierte aber aus Mohamedanern, Persern, Feueranbetern, Mahratten, Juden, Arabern, Beduinen, Negern, Abkömmlingen von Portugiesen, aus einigen hundert Europäern und sogar einigen Chinesen und Hottentotten. Lange braucht man, um aus der Tracht, an der Gesichtsbildung diese vielfachen Stämme erkennen zu können.

*) Die „schwarze Stadt“ heißt jener Theil der Stadt, in welchem die arme Volksklasse wohnt. Daß man da weder schönes noch reinliches zu suchen hat, versteht sich von selbst.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0083" n="75"/>
Green</hi> genannt) ist herrlich; unter den Gebäuden zeichnen sich die Stadthalle, deren Saal seines Gleichen sucht, die englische Kirche, das Gouverneurs Palast und die Münze durch schöne Architektur aus.</p>
        <p>Die offene Stadt und die &#x201E;schwarze Stadt&#x201C;<note place="foot" n="*)">Die &#x201E;schwarze Stadt&#x201C; heißt jener Theil der Stadt, in welchem die arme Volksklasse wohnt. Daß man da weder schönes noch reinliches zu suchen hat, versteht sich von selbst.</note> schließen sich an das Fort und sind ungleich größer. In der &#x201E;offenen Stadt&#x201C; sind die Straßen sehr regelmäßig und breit, wie ich sie in keiner andern indischen Stadt gesehen habe, und werden auch fleißig mit Wasser begossen. Viele Häuser sah ich mit hölzernen, kunstvoll ausgeschnitzten Säulen, Kapitälern und Gallerien verziert. Sehr interessant ist der Besuch des Bazars, nicht der reichen Waaren halber, wie viele Reisende behaupten, &#x2014; deren erblickt man eben so wenig wie auf andern Bazaren, ja man sieht hier nicht einmal die schönen Holzmosaik-Arbeiten, in welchen <hi rendition="#aq">Bombay</hi> das Vorzüglichste leistet &#x2014; sondern der verschiedenen Völker wegen, die hier gemengter sind als irgendwo. Drei Viertheile bestehen zwar aus Hindus, der vierte aber aus Mohamedanern, Persern, Feueranbetern, Mahratten, Juden, Arabern, Beduinen, Negern, Abkömmlingen von Portugiesen, aus einigen hundert Europäern und sogar einigen Chinesen und Hottentotten. Lange braucht man, um aus der Tracht, an der Gesichtsbildung diese vielfachen Stämme erkennen zu können.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0083] Green genannt) ist herrlich; unter den Gebäuden zeichnen sich die Stadthalle, deren Saal seines Gleichen sucht, die englische Kirche, das Gouverneurs Palast und die Münze durch schöne Architektur aus. Die offene Stadt und die „schwarze Stadt“ *) schließen sich an das Fort und sind ungleich größer. In der „offenen Stadt“ sind die Straßen sehr regelmäßig und breit, wie ich sie in keiner andern indischen Stadt gesehen habe, und werden auch fleißig mit Wasser begossen. Viele Häuser sah ich mit hölzernen, kunstvoll ausgeschnitzten Säulen, Kapitälern und Gallerien verziert. Sehr interessant ist der Besuch des Bazars, nicht der reichen Waaren halber, wie viele Reisende behaupten, — deren erblickt man eben so wenig wie auf andern Bazaren, ja man sieht hier nicht einmal die schönen Holzmosaik-Arbeiten, in welchen Bombay das Vorzüglichste leistet — sondern der verschiedenen Völker wegen, die hier gemengter sind als irgendwo. Drei Viertheile bestehen zwar aus Hindus, der vierte aber aus Mohamedanern, Persern, Feueranbetern, Mahratten, Juden, Arabern, Beduinen, Negern, Abkömmlingen von Portugiesen, aus einigen hundert Europäern und sogar einigen Chinesen und Hottentotten. Lange braucht man, um aus der Tracht, an der Gesichtsbildung diese vielfachen Stämme erkennen zu können. *) Die „schwarze Stadt“ heißt jener Theil der Stadt, in welchem die arme Volksklasse wohnt. Daß man da weder schönes noch reinliches zu suchen hat, versteht sich von selbst.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/83
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/83>, abgerufen am 21.11.2024.