Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.Hand ist gewaschen und berührt nichts außer den Speisen. Mit dem Trinken verhält es sich eben so: das Gefäß wird nicht an die Lippen gesetzt, sondern das Getränk höchst kunstvoll in den weit geöffneten Mund geschüttet. -- Bevor die Kinder diese Geschicklichkeit im Essen und Trinken nicht erlangt haben, dürfen sie, auch sammt der Schnur um den Leib, nicht Theil an den Mahlzeiten der Erwachsenen nehmen. Das üblichste Getränk ist auf Bombay Sud, auch Toddy genannt, eine Art leichtem geistigen Getränkes, das aus den Kokos- und Dattelpalmen gewonnen wird. Die Abgaben für diese Bäume sind sehr hoch, denn letztere werden, wie in Egypten, gezählt und einzeln versteuert. Ein Baum, den man bloß Früchte tragen läßt, zahlt ein viertel bis eine halbe Rupie, der, aus welchem Toddy gezogen wird, dreiviertel bis eine Rupie. Die Leute hier besteigen die Palmbäume nicht mittelst Strickschleifen, sondern sie schneiden Kerben ein, in welche sie die Füße setzen. Während meines Aufenthaltes starb nahe an Herrn Wattenbach's Hause eine alte Hindostanerin, deren Tod mir Gelegenheit gab, eine indische Leichenfeier zu sehen. Schon als sie dem Sterben nahe war, wurde zeitweise von den sie umgebenden Weibern ein schreckliches Geheul angestimmt, das man nach ihrem Tode periodenmäßig fortsetzte. Nach und nach kamen kleine Züge von sechs bis acht Weibern, die ebenfalls zu heulen anfingen, sobald sie das Haus der Trauer gewahr wurden; diese Weiber traten alle in das Haus, die Männer deren auch viele herbei gekommen waren, setzten sich ruhig vor dasselbe. Nach einigen Stunden wurde die Todte in ein weißes Tuch Hand ist gewaschen und berührt nichts außer den Speisen. Mit dem Trinken verhält es sich eben so: das Gefäß wird nicht an die Lippen gesetzt, sondern das Getränk höchst kunstvoll in den weit geöffneten Mund geschüttet. — Bevor die Kinder diese Geschicklichkeit im Essen und Trinken nicht erlangt haben, dürfen sie, auch sammt der Schnur um den Leib, nicht Theil an den Mahlzeiten der Erwachsenen nehmen. Das üblichste Getränk ist auf Bombay Sud, auch Toddy genannt, eine Art leichtem geistigen Getränkes, das aus den Kokos- und Dattelpalmen gewonnen wird. Die Abgaben für diese Bäume sind sehr hoch, denn letztere werden, wie in Egypten, gezählt und einzeln versteuert. Ein Baum, den man bloß Früchte tragen läßt, zahlt ein viertel bis eine halbe Rupie, der, aus welchem Toddy gezogen wird, dreiviertel bis eine Rupie. Die Leute hier besteigen die Palmbäume nicht mittelst Strickschleifen, sondern sie schneiden Kerben ein, in welche sie die Füße setzen. Während meines Aufenthaltes starb nahe an Herrn Wattenbach’s Hause eine alte Hindostanerin, deren Tod mir Gelegenheit gab, eine indische Leichenfeier zu sehen. Schon als sie dem Sterben nahe war, wurde zeitweise von den sie umgebenden Weibern ein schreckliches Geheul angestimmt, das man nach ihrem Tode periodenmäßig fortsetzte. Nach und nach kamen kleine Züge von sechs bis acht Weibern, die ebenfalls zu heulen anfingen, sobald sie das Haus der Trauer gewahr wurden; diese Weiber traten alle in das Haus, die Männer deren auch viele herbei gekommen waren, setzten sich ruhig vor dasselbe. Nach einigen Stunden wurde die Todte in ein weißes Tuch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0093" n="85"/> Hand ist gewaschen und berührt nichts außer den Speisen. Mit dem Trinken verhält es sich eben so: das Gefäß wird nicht an die Lippen gesetzt, sondern das Getränk höchst kunstvoll in den weit geöffneten Mund geschüttet. — Bevor die Kinder diese Geschicklichkeit im Essen und Trinken nicht erlangt haben, dürfen sie, auch sammt der Schnur um den Leib, nicht Theil an den Mahlzeiten der Erwachsenen nehmen.</p> <p>Das üblichste Getränk ist auf <hi rendition="#aq">Bombay</hi> Sud, auch Toddy genannt, eine Art leichtem geistigen Getränkes, das aus den Kokos- und Dattelpalmen gewonnen wird. Die Abgaben für diese Bäume sind sehr hoch, denn letztere werden, wie in Egypten, gezählt und einzeln versteuert. Ein Baum, den man bloß Früchte tragen läßt, zahlt ein viertel bis eine halbe Rupie, der, aus welchem Toddy gezogen wird, dreiviertel bis eine Rupie. Die Leute hier besteigen die Palmbäume nicht mittelst Strickschleifen, sondern sie schneiden Kerben ein, in welche sie die Füße setzen.</p> <p>Während meines Aufenthaltes starb nahe an Herrn Wattenbach’s Hause eine alte Hindostanerin, deren Tod mir Gelegenheit gab, eine indische Leichenfeier zu sehen. Schon als sie dem Sterben nahe war, wurde zeitweise von den sie umgebenden Weibern ein schreckliches Geheul angestimmt, das man nach ihrem Tode periodenmäßig fortsetzte. Nach und nach kamen kleine Züge von sechs bis acht Weibern, die ebenfalls zu heulen anfingen, sobald sie das Haus der Trauer gewahr wurden; diese Weiber traten alle in das Haus, die Männer deren auch viele herbei gekommen waren, setzten sich ruhig vor dasselbe. Nach einigen Stunden wurde die Todte in ein weißes Tuch </p> </div> </body> </text> </TEI> [85/0093]
Hand ist gewaschen und berührt nichts außer den Speisen. Mit dem Trinken verhält es sich eben so: das Gefäß wird nicht an die Lippen gesetzt, sondern das Getränk höchst kunstvoll in den weit geöffneten Mund geschüttet. — Bevor die Kinder diese Geschicklichkeit im Essen und Trinken nicht erlangt haben, dürfen sie, auch sammt der Schnur um den Leib, nicht Theil an den Mahlzeiten der Erwachsenen nehmen.
Das üblichste Getränk ist auf Bombay Sud, auch Toddy genannt, eine Art leichtem geistigen Getränkes, das aus den Kokos- und Dattelpalmen gewonnen wird. Die Abgaben für diese Bäume sind sehr hoch, denn letztere werden, wie in Egypten, gezählt und einzeln versteuert. Ein Baum, den man bloß Früchte tragen läßt, zahlt ein viertel bis eine halbe Rupie, der, aus welchem Toddy gezogen wird, dreiviertel bis eine Rupie. Die Leute hier besteigen die Palmbäume nicht mittelst Strickschleifen, sondern sie schneiden Kerben ein, in welche sie die Füße setzen.
Während meines Aufenthaltes starb nahe an Herrn Wattenbach’s Hause eine alte Hindostanerin, deren Tod mir Gelegenheit gab, eine indische Leichenfeier zu sehen. Schon als sie dem Sterben nahe war, wurde zeitweise von den sie umgebenden Weibern ein schreckliches Geheul angestimmt, das man nach ihrem Tode periodenmäßig fortsetzte. Nach und nach kamen kleine Züge von sechs bis acht Weibern, die ebenfalls zu heulen anfingen, sobald sie das Haus der Trauer gewahr wurden; diese Weiber traten alle in das Haus, die Männer deren auch viele herbei gekommen waren, setzten sich ruhig vor dasselbe. Nach einigen Stunden wurde die Todte in ein weißes Tuch
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