Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

interessanter Fall für das Gesetz der gleichseitigen Leitung.
(Gesetz I., III. und V. C.)

Beobachtung XLIX.

T. E. Palmer, Miscellaneous Cases in practical Surgery, in London
Medical Gazette. Vol. XVII. p. 220.

W. C., 52 Jahre alt, bekam nach Amputation des Unter¬
schenkels unter dem Knie heftige Convulsionen in dem Stumpfe
und Oberschenkel. Palmer, welcher die Narbe genau unter¬
suchte, fand in ihr eine kleine papillenartige Hervorragung ein¬
geschlossen, welche er wegen ihrer ausserordentlichen Empfind¬
lichkeit für das durchschnittene Ende des Nervus fibularis ansah.
Da er hier den Sitz des Reizes suchte, entfernte er einen hal¬
ben Zoll des Nerven, welcher angeschwollen und noch einmal
so dick als gewöhnlich war. Die Operation entfernte nicht
ganz die quälenden Zufälle, verminderte und milderte dieselben
indessen in hohem Grade. Der Arzt bedauert, nicht ein grösse¬
res Stück des Nerven excidirt zu haben, wodurch allem An¬
schein nach baldigst eine dauernde Hülfe hätte erwartet werden
können.

Physiologisches Resultat: Gesetz I. und V. A.

Beobachtung L.

John Howship's Cases of Tetanus in London Medical Gazette.
Vol. XXII. p. 479. (1809)

Thomas Platt, 46 Jahre alt, dem der Schenkel fracturirt
war, wurde von heftigen Convulsionen in diesem befallen. Nicht
lange währte es, so gesellte sich Trismus hinzu, welcher indes¬
sen bald wieder verschwand und die von Zeit zu Zeit wieder¬
kehrenden Convulsionen des verwundeten Schenkels zurückliess.
Kein anderer Muskel des Körpers war ergriffen.

Physiologisches Resultat: Gesetz der gleichseitigen
Leitung. Gesetz der Reflex-Symmetrie. Denn auch die Seite
wurde von Convulsionen befallen, auf welcher die Verletzung
nicht lag. Aber der Krampf tritt in solchen Muskeln auf, welche

interessanter Fall für das Gesetz der gleichseitigen Leitung.
(Gesetz I., III. und V. C.)

Beobachtung XLIX.

T. E. Palmer, Miscellaneous Cases in practical Surgery, in London
Medical Gazette. Vol. XVII. p. 220.

W. C., 52 Jahre alt, bekam nach Amputation des Unter¬
schenkels unter dem Knie heftige Convulsionen in dem Stumpfe
und Oberschenkel. Palmer, welcher die Narbe genau unter¬
suchte, fand in ihr eine kleine papillenartige Hervorragung ein¬
geschlossen, welche er wegen ihrer ausserordentlichen Empfind¬
lichkeit für das durchschnittene Ende des Nervus fibularis ansah.
Da er hier den Sitz des Reizes suchte, entfernte er einen hal¬
ben Zoll des Nerven, welcher angeschwollen und noch einmal
so dick als gewöhnlich war. Die Operation entfernte nicht
ganz die quälenden Zufälle, verminderte und milderte dieselben
indessen in hohem Grade. Der Arzt bedauert, nicht ein grösse¬
res Stück des Nerven excidirt zu haben, wodurch allem An¬
schein nach baldigst eine dauernde Hülfe hätte erwartet werden
können.

Physiologisches Resultat: Gesetz I. und V. A.

Beobachtung L.

John Howship's Cases of Tetanus in London Medical Gazette.
Vol. XXII. p. 479. (1809)

Thomas Platt, 46 Jahre alt, dem der Schenkel fracturirt
war, wurde von heftigen Convulsionen in diesem befallen. Nicht
lange währte es, so gesellte sich Trismus hinzu, welcher indes¬
sen bald wieder verschwand und die von Zeit zu Zeit wieder¬
kehrenden Convulsionen des verwundeten Schenkels zurückliess.
Kein anderer Muskel des Körpers war ergriffen.

Physiologisches Resultat: Gesetz der gleichseitigen
Leitung. Gesetz der Reflex-Symmetrie. Denn auch die Seite
wurde von Convulsionen befallen, auf welcher die Verletzung
nicht lag. Aber der Krampf tritt in solchen Muskeln auf, welche

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0130" n="108"/>
interessanter Fall für das Gesetz der gleichseitigen Leitung.<lb/>
(Gesetz I., III. und V. C.)</p><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Beobachtung</hi> XLIX.<lb/></head>
            <p>T. E. <hi rendition="#g">Palmer</hi>, Miscellaneous Cases in practical Surgery, in London<lb/>
Medical Gazette. Vol. XVII. p. 220.</p><lb/>
            <p>W. C., 52 Jahre alt, bekam nach Amputation des Unter¬<lb/>
schenkels unter dem Knie heftige Convulsionen in dem Stumpfe<lb/>
und Oberschenkel. <hi rendition="#g">Palmer</hi>, welcher die Narbe genau unter¬<lb/>
suchte, fand in ihr eine kleine papillenartige Hervorragung ein¬<lb/>
geschlossen, welche er wegen ihrer ausserordentlichen Empfind¬<lb/>
lichkeit für das durchschnittene Ende des Nervus fibularis ansah.<lb/>
Da er hier den Sitz des Reizes suchte, entfernte er einen hal¬<lb/>
ben Zoll des Nerven, welcher angeschwollen und noch einmal<lb/>
so dick als gewöhnlich war. Die Operation entfernte nicht<lb/>
ganz die quälenden Zufälle, verminderte und milderte dieselben<lb/>
indessen in hohem Grade. Der Arzt bedauert, nicht ein grösse¬<lb/>
res Stück des Nerven excidirt zu haben, wodurch allem An¬<lb/>
schein nach baldigst eine dauernde Hülfe hätte erwartet werden<lb/>
können.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Physiologisches Resultat</hi>: Gesetz I. und V. A.</p><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Beobachtung</hi> L.<lb/></head>
            <p>John <hi rendition="#g">Howship's</hi> Cases of Tetanus in London Medical Gazette.<lb/>
Vol. XXII. p. 479. (1809)</p><lb/>
            <p>Thomas <hi rendition="#g">Platt</hi>, 46 Jahre alt, dem der Schenkel fracturirt<lb/>
war, wurde von heftigen Convulsionen in diesem befallen. Nicht<lb/>
lange währte es, so gesellte sich Trismus hinzu, welcher indes¬<lb/>
sen bald wieder verschwand und die von Zeit zu Zeit wieder¬<lb/>
kehrenden Convulsionen des verwundeten Schenkels zurückliess.<lb/>
Kein anderer Muskel des Körpers war ergriffen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Physiologisches Resultat</hi>: Gesetz der gleichseitigen<lb/>
Leitung. Gesetz der Reflex-Symmetrie. Denn auch die Seite<lb/>
wurde von Convulsionen befallen, auf welcher die Verletzung<lb/>
nicht lag. Aber der Krampf tritt in solchen Muskeln auf, welche<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0130] interessanter Fall für das Gesetz der gleichseitigen Leitung. (Gesetz I., III. und V. C.) Beobachtung XLIX. T. E. Palmer, Miscellaneous Cases in practical Surgery, in London Medical Gazette. Vol. XVII. p. 220. W. C., 52 Jahre alt, bekam nach Amputation des Unter¬ schenkels unter dem Knie heftige Convulsionen in dem Stumpfe und Oberschenkel. Palmer, welcher die Narbe genau unter¬ suchte, fand in ihr eine kleine papillenartige Hervorragung ein¬ geschlossen, welche er wegen ihrer ausserordentlichen Empfind¬ lichkeit für das durchschnittene Ende des Nervus fibularis ansah. Da er hier den Sitz des Reizes suchte, entfernte er einen hal¬ ben Zoll des Nerven, welcher angeschwollen und noch einmal so dick als gewöhnlich war. Die Operation entfernte nicht ganz die quälenden Zufälle, verminderte und milderte dieselben indessen in hohem Grade. Der Arzt bedauert, nicht ein grösse¬ res Stück des Nerven excidirt zu haben, wodurch allem An¬ schein nach baldigst eine dauernde Hülfe hätte erwartet werden können. Physiologisches Resultat: Gesetz I. und V. A. Beobachtung L. John Howship's Cases of Tetanus in London Medical Gazette. Vol. XXII. p. 479. (1809) Thomas Platt, 46 Jahre alt, dem der Schenkel fracturirt war, wurde von heftigen Convulsionen in diesem befallen. Nicht lange währte es, so gesellte sich Trismus hinzu, welcher indes¬ sen bald wieder verschwand und die von Zeit zu Zeit wieder¬ kehrenden Convulsionen des verwundeten Schenkels zurückliess. Kein anderer Muskel des Körpers war ergriffen. Physiologisches Resultat: Gesetz der gleichseitigen Leitung. Gesetz der Reflex-Symmetrie. Denn auch die Seite wurde von Convulsionen befallen, auf welcher die Verletzung nicht lag. Aber der Krampf tritt in solchen Muskeln auf, welche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853/130
Zitationshilfe: Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853/130>, abgerufen am 25.11.2024.