Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853.artige Bewegungen, je nachdem diese oder jene Spinalpartie Nicht selten greift er nun, wenn man den Kopf nicht ganz Zuweilen sehen wir den enthaupteten Frosch sofort nach Streckt man den an den Leib gezogenen Schenkel aus, artige Bewegungen, je nachdem diese oder jene Spinalpartie Nicht selten greift er nun, wenn man den Kopf nicht ganz Zuweilen sehen wir den enthaupteten Frosch sofort nach Streckt man den an den Leib gezogenen Schenkel aus, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0037" n="15"/> artige Bewegungen, je nachdem diese oder jene Spinalpartie<lb/> zerschnitten worden ist. Zuweilen streckt er die Schenkel,<lb/> macht selbst noch einen sehr kräftigen Sprung oder abduzirt<lb/> die Schenkel in der Weise, dass die Füsse über dem Kopfe zu¬<lb/> sammen kommen.</p><lb/> <p>Nicht selten greift er nun, wenn man den Kopf nicht ganz<lb/> abgeschnitten, sondern nur die Wirbelsäule getrennt hat, indem<lb/> man die beiden Spitzen einer Scheere zu beiden Seiten der<lb/> Säule hindurchführte, nach der Halswunde mit einem der Hin¬<lb/> terfüsse, setzt seine Pfote gegen die oberen Lappen der Wunde,<lb/> als ob er den Kopf vollständig vom Rumpfe losreissen wolle.<lb/> Es scheint also, dass das Thier, d. h. das hintere Stück, das<lb/> bei der schmerzenden Halswunde befindliche vordere als einen<lb/> fremden Gegenstand betrachtet, gegen den es reagirt.</p><lb/> <p>Zuweilen sehen wir den enthaupteten Frosch sofort nach<lb/> der Operation unruhige Bewegungen mit Rumpf und Gliedern<lb/> machen, die aus einem Gefühle von Unbehaglichkeit zu fliessen<lb/> scheinen.</p><lb/> <p>Streckt man den an den Leib gezogenen Schenkel aus,<lb/> oder ist dieser bereits noch nach der Decapitation ausgestreckt,<lb/> so wird ihn der Frosch fast immer an den Leib ziehen, solange<lb/> das Mark nicht unter dem fünften Wirbel durchschnitten ist.<lb/> Bereits Robert <hi rendition="#g">Whytt</hi> hat das Phänomen mitgetheilt. (<hi rendition="#g">Whytt's</hi><lb/> Works. p. 303.) Wie auch von <hi rendition="#g">Volkmann</hi> bestätigt wird, kann<lb/> dieses Anziehen der Beine erst nach einem Zeitraume von fünf<lb/> bis zehn Minuten erfolgen, während deren der Frosch vollkom¬<lb/> men ruhig gelegen und kein nachweisbar diese Bewegung er¬<lb/> zeugender Reiz eingewirkt hat. Das Phänomen findet selbst<lb/> dann statt, wenn man dem ganzen Frosch die Haut abgezo¬<lb/> gen hat, wodurch, wie <hi rendition="#g">Volkmann</hi> zeigte, der Reflexprozess<lb/> auf ein Minimum beschränkt ist. (S. <hi rendition="#g">Volkmann</hi> in Müller's<lb/> Archiv v. 1838. Heft 1. Ueber Reflexbewegung.) Die in Rede<lb/> stehende Bewegung wird aber auch dann bemerkt, wenn man<lb/> den Frosch an den gelähmten Armen schwebend in der Luft<lb/> hält. Die Flexion der Beine ist dann häufig bei recht kräftigen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [15/0037]
artige Bewegungen, je nachdem diese oder jene Spinalpartie
zerschnitten worden ist. Zuweilen streckt er die Schenkel,
macht selbst noch einen sehr kräftigen Sprung oder abduzirt
die Schenkel in der Weise, dass die Füsse über dem Kopfe zu¬
sammen kommen.
Nicht selten greift er nun, wenn man den Kopf nicht ganz
abgeschnitten, sondern nur die Wirbelsäule getrennt hat, indem
man die beiden Spitzen einer Scheere zu beiden Seiten der
Säule hindurchführte, nach der Halswunde mit einem der Hin¬
terfüsse, setzt seine Pfote gegen die oberen Lappen der Wunde,
als ob er den Kopf vollständig vom Rumpfe losreissen wolle.
Es scheint also, dass das Thier, d. h. das hintere Stück, das
bei der schmerzenden Halswunde befindliche vordere als einen
fremden Gegenstand betrachtet, gegen den es reagirt.
Zuweilen sehen wir den enthaupteten Frosch sofort nach
der Operation unruhige Bewegungen mit Rumpf und Gliedern
machen, die aus einem Gefühle von Unbehaglichkeit zu fliessen
scheinen.
Streckt man den an den Leib gezogenen Schenkel aus,
oder ist dieser bereits noch nach der Decapitation ausgestreckt,
so wird ihn der Frosch fast immer an den Leib ziehen, solange
das Mark nicht unter dem fünften Wirbel durchschnitten ist.
Bereits Robert Whytt hat das Phänomen mitgetheilt. (Whytt's
Works. p. 303.) Wie auch von Volkmann bestätigt wird, kann
dieses Anziehen der Beine erst nach einem Zeitraume von fünf
bis zehn Minuten erfolgen, während deren der Frosch vollkom¬
men ruhig gelegen und kein nachweisbar diese Bewegung er¬
zeugender Reiz eingewirkt hat. Das Phänomen findet selbst
dann statt, wenn man dem ganzen Frosch die Haut abgezo¬
gen hat, wodurch, wie Volkmann zeigte, der Reflexprozess
auf ein Minimum beschränkt ist. (S. Volkmann in Müller's
Archiv v. 1838. Heft 1. Ueber Reflexbewegung.) Die in Rede
stehende Bewegung wird aber auch dann bemerkt, wenn man
den Frosch an den gelähmten Armen schwebend in der Luft
hält. Die Flexion der Beine ist dann häufig bei recht kräftigen
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