Die bisher betrachteten zweckmässigen Bewegungen von Fischen und Amphibien, welche man enthauptet hat, tragen den Schein intellectueller Thätigkeit aufgeprägt. Wie ich in¬ dessen bereits in meinem Aufsatze, welcher im Müller'schen Archive v. 1851, Heft 5. über diesen Gegenstand abgedruckt ist. Darauf hingewiesen habe, dass es nicht allein der Act der Intelligenz sei, welcher bei den vorliegenden Untersuchungen uns Aufklärung über noch vorhandenes oder nicht vorhandenes Sensorium geben könne, so giebt es ausserdem noch Bewegun¬ gen, welche aus der Gemüthsseite des Sensoriums und nicht aus der Intellectualität fliessen. Die Gefühle des Angenehmen und Unangenehmen, welche im Sensorium entstehen, influen¬ ziren ohne Dazwischenkunft von Begehren oder Wollen die motorischen Sphären in eigenthümlicher Weise. So erzeugt die Erregung, welche Freude heisst, ein charakteristisches motori¬ sches Phänomen, das Lachen, dessen Erregung, wie es scheint, seinen Centralheerd in dem verlängerten Marke hat. So prägen sich die verschiedenartigsten Leidenschaften in den mannigfach¬ sten Abstufungen, vorzüglich in den eigenthümlichen Innerva¬ tionen des Nervus Facialis aus. Der Schmerz influenzirt zu¬ nächst diesen Nerven und strahlt, wenn er, an Intensität zu¬ nehmend, das Sensorium bedeutend alterirt, über die sämmtlichen motorischen Apparate des cerebro-spinalen Systems aus. Diese Bewegungen aber sind eigenthümlicher Natur und lassen sich nicht gut beschreiben. Wer erinnerte sich indessen nicht an diese Bewegungen des Bäumens und Windens bei einem ge¬ tretenen Wurme? -- Wer nicht an die ganz ähnlichen Bewe¬ gungen, die während chirurgischer Operationen von den Patienten gemacht werden? -- Unruhig sitzen sie auf dem Stuhle oder liegen auf dem Lager, beugen bald ein Glied, um es sodann wieder zu strecken. Die ergriffenen Muskeln agiren dann mit ungemeiner Energie und ihre Conturen sprechen sich deutlicher unter den Integumenten aus. In derselben Weise wie die Glieder sich hin und her bewegen, bäumt sich der Rumpf und windet sich, die Gesichtsmuskeln sind verzerrt, mit einem
Die bisher betrachteten zweckmässigen Bewegungen von Fischen und Amphibien, welche man enthauptet hat, tragen den Schein intellectueller Thätigkeit aufgeprägt. Wie ich in¬ dessen bereits in meinem Aufsatze, welcher im Müller'schen Archive v. 1851, Heft 5. über diesen Gegenstand abgedruckt ist. Darauf hingewiesen habe, dass es nicht allein der Act der Intelligenz sei, welcher bei den vorliegenden Untersuchungen uns Aufklärung über noch vorhandenes oder nicht vorhandenes Sensorium geben könne, so giebt es ausserdem noch Bewegun¬ gen, welche aus der Gemüthsseite des Sensoriums und nicht aus der Intellectualität fliessen. Die Gefühle des Angenehmen und Unangenehmen, welche im Sensorium entstehen, influen¬ ziren ohne Dazwischenkunft von Begehren oder Wollen die motorischen Sphären in eigenthümlicher Weise. So erzeugt die Erregung, welche Freude heisst, ein charakteristisches motori¬ sches Phänomen, das Lachen, dessen Erregung, wie es scheint, seinen Centralheerd in dem verlängerten Marke hat. So prägen sich die verschiedenartigsten Leidenschaften in den mannigfach¬ sten Abstufungen, vorzüglich in den eigenthümlichen Innerva¬ tionen des Nervus Facialis aus. Der Schmerz influenzirt zu¬ nächst diesen Nerven und strahlt, wenn er, an Intensität zu¬ nehmend, das Sensorium bedeutend alterirt, über die sämmtlichen motorischen Apparate des cerebro-spinalen Systems aus. Diese Bewegungen aber sind eigenthümlicher Natur und lassen sich nicht gut beschreiben. Wer erinnerte sich indessen nicht an diese Bewegungen des Bäumens und Windens bei einem ge¬ tretenen Wurme? — Wer nicht an die ganz ähnlichen Bewe¬ gungen, die während chirurgischer Operationen von den Patienten gemacht werden? — Unruhig sitzen sie auf dem Stuhle oder liegen auf dem Lager, beugen bald ein Glied, um es sodann wieder zu strecken. Die ergriffenen Muskeln agiren dann mit ungemeiner Energie und ihre Conturen sprechen sich deutlicher unter den Integumenten aus. In derselben Weise wie die Glieder sich hin und her bewegen, bäumt sich der Rumpf und windet sich, die Gesichtsmuskeln sind verzerrt, mit einem
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Die bisher betrachteten zweckmässigen Bewegungen von
Fischen und Amphibien, welche man enthauptet hat, tragen
den Schein intellectueller Thätigkeit aufgeprägt. Wie ich in¬
dessen bereits in meinem Aufsatze, welcher im Müller'schen
Archive v. 1851, Heft 5. über diesen Gegenstand abgedruckt
ist. Darauf hingewiesen habe, dass es nicht allein der Act der
Intelligenz sei, welcher bei den vorliegenden Untersuchungen
uns Aufklärung über noch vorhandenes oder nicht vorhandenes
Sensorium geben könne, so giebt es ausserdem noch Bewegun¬
gen, welche aus der Gemüthsseite des Sensoriums und nicht
aus der Intellectualität fliessen. Die Gefühle des Angenehmen
und Unangenehmen, welche im Sensorium entstehen, influen¬
ziren ohne Dazwischenkunft von Begehren oder Wollen die
motorischen Sphären in eigenthümlicher Weise. So erzeugt die
Erregung, welche Freude heisst, ein charakteristisches motori¬
sches Phänomen, das Lachen, dessen Erregung, wie es scheint,
seinen Centralheerd in dem verlängerten Marke hat. So prägen
sich die verschiedenartigsten Leidenschaften in den mannigfach¬
sten Abstufungen, vorzüglich in den eigenthümlichen Innerva¬
tionen des Nervus Facialis aus. Der Schmerz influenzirt zu¬
nächst diesen Nerven und strahlt, wenn er, an Intensität zu¬
nehmend, das Sensorium bedeutend alterirt, über die sämmtlichen
motorischen Apparate des cerebro-spinalen Systems aus. Diese
Bewegungen aber sind eigenthümlicher Natur und lassen sich
nicht gut beschreiben. Wer erinnerte sich indessen nicht an
diese Bewegungen des Bäumens und Windens bei einem ge¬
tretenen Wurme? — Wer nicht an die ganz ähnlichen Bewe¬
gungen, die während chirurgischer Operationen von den Patienten
gemacht werden? — Unruhig sitzen sie auf dem Stuhle oder
liegen auf dem Lager, beugen bald ein Glied, um es sodann
wieder zu strecken. Die ergriffenen Muskeln agiren dann mit
ungemeiner Energie und ihre Conturen sprechen sich deutlicher
unter den Integumenten aus. In derselben Weise wie die
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Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853/46>, abgerufen am 16.07.2024.
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