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Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853.

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tremitäten in der Luft hält, sattsam zeigen: sondern lediglich,
weil hier sensible Nerven durch Zug und Dehnung, welche sie
nothwendig erleiden müssen, gereizt werden. Noch mehr wird
man in dieser Ansicht bestärkt, wenn man die Erscheinungen
bei Schlafenden und im sopor liegenden Kranken beachtet. Wird
bei diesen durch irgend einen Umstand eine unbequeme Lage
hervorgebracht, so ändert sich dieselbe unbewusst (?) und ge¬
streckte Extremitäten werden schnell angezogen." (Ich erinnere
hier an die geistvolle Auffassung der Bewegungen Schlafender,
welche Cuvier in seinem Berichte über die Untersuchungen
Flourens' gegeben hat. (Flourens, a. a. O. p. 78.) Ausser
dem verweise ich den Leser auf Capitel IX., wo der Beweis
geführt ist, dass die Bewegungen Schlafender nicht reflectorisch
erregte, sondern willkürliche sind.) "Was aber noch am mei¬
sten für die Richtigkeit der gegebenen Ansicht spricht, ist der
oben von Barlow erzählte Fall von Paraplegie", mit dem wir
uns bereits als nichtssagend abgefunden haben.

"Es lässt sich", so fährt Kürschner fort. "demnach bei
allen den genannten Bewegungen, welche die einzigen (???)
sind, die man beobachtet, ein Impuls, der peripherische Nerven¬
enden traf, wohl (?) nachweisen (?), und der Satz von Marshall
Hall, dass keine spontane Bewegungen bei geköpften Thieren
vorkommen, erscheint gerechtfertigt." (??)

Wenn nach diesen Erörterungen ein die peripherischen Ner¬
venendigungen treffender Reiz Kürschner als nachgewiesen
erschien, so lag es ihm ja sehr nahe, sich durch ein stringentes
Experiment von der Wahrheit oder Unwahrheit seines Ausspru¬
ches zu überzeugen. Wie er selbst (a. a. O. p. 135.) bemerkt,
kann man die Stämme der Hautnerven sehr stark reizen, ehe
man Bewegung erhält, sie sind viel weniger empfindlich, als
ihre peripherischen Ausbreitungen, was Volkmann zuerst beob¬
achtete und Müller bestätigt hat. Ich habe deshalb Fröschen
die sämmtlichen Hautdecken abgenommen und zum Ueber¬
flusse auch die Fusszehen abgeschnitten, weil an ihnen immer
etwas Haut hängen bleibt. Fast immer aber habe ich nun den¬

tremitäten in der Luft hält, sattsam zeigen: sondern lediglich,
weil hier sensible Nerven durch Zug und Dehnung, welche sie
nothwendig erleiden müssen, gereizt werden. Noch mehr wird
man in dieser Ansicht bestärkt, wenn man die Erscheinungen
bei Schlafenden und im sopor liegenden Kranken beachtet. Wird
bei diesen durch irgend einen Umstand eine unbequeme Lage
hervorgebracht, so ändert sich dieselbe unbewusst (?) und ge¬
streckte Extremitäten werden schnell angezogen.“ (Ich erinnere
hier an die geistvolle Auffassung der Bewegungen Schlafender,
welche Cuvier in seinem Berichte über die Untersuchungen
Flourens' gegeben hat. (Flourens, a. a. O. p. 78.) Ausser
dem verweise ich den Leser auf Capitel IX., wo der Beweis
geführt ist, dass die Bewegungen Schlafender nicht reflectorisch
erregte, sondern willkürliche sind.) „Was aber noch am mei¬
sten für die Richtigkeit der gegebenen Ansicht spricht, ist der
oben von Barlow erzählte Fall von Paraplegie“, mit dem wir
uns bereits als nichtssagend abgefunden haben.

„Es lässt sich“, so fährt Kürschner fort. „demnach bei
allen den genannten Bewegungen, welche die einzigen (???)
sind, die man beobachtet, ein Impuls, der peripherische Nerven¬
enden traf, wohl (?) nachweisen (?), und der Satz von Marshall
Hall, dass keine spontane Bewegungen bei geköpften Thieren
vorkommen, erscheint gerechtfertigt.“ (??)

Wenn nach diesen Erörterungen ein die peripherischen Ner¬
venendigungen treffender Reiz Kürschner als nachgewiesen
erschien, so lag es ihm ja sehr nahe, sich durch ein stringentes
Experiment von der Wahrheit oder Unwahrheit seines Ausspru¬
ches zu überzeugen. Wie er selbst (a. a. O. p. 135.) bemerkt,
kann man die Stämme der Hautnerven sehr stark reizen, ehe
man Bewegung erhält, sie sind viel weniger empfindlich, als
ihre peripherischen Ausbreitungen, was Volkmann zuerst beob¬
achtete und Müller bestätigt hat. Ich habe deshalb Fröschen
die sämmtlichen Hautdecken abgenommen und zum Ueber¬
flusse auch die Fusszehen abgeschnitten, weil an ihnen immer
etwas Haut hängen bleibt. Fast immer aber habe ich nun den¬

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[38/0060] tremitäten in der Luft hält, sattsam zeigen: sondern lediglich, weil hier sensible Nerven durch Zug und Dehnung, welche sie nothwendig erleiden müssen, gereizt werden. Noch mehr wird man in dieser Ansicht bestärkt, wenn man die Erscheinungen bei Schlafenden und im sopor liegenden Kranken beachtet. Wird bei diesen durch irgend einen Umstand eine unbequeme Lage hervorgebracht, so ändert sich dieselbe unbewusst (?) und ge¬ streckte Extremitäten werden schnell angezogen.“ (Ich erinnere hier an die geistvolle Auffassung der Bewegungen Schlafender, welche Cuvier in seinem Berichte über die Untersuchungen Flourens' gegeben hat. (Flourens, a. a. O. p. 78.) Ausser dem verweise ich den Leser auf Capitel IX., wo der Beweis geführt ist, dass die Bewegungen Schlafender nicht reflectorisch erregte, sondern willkürliche sind.) „Was aber noch am mei¬ sten für die Richtigkeit der gegebenen Ansicht spricht, ist der oben von Barlow erzählte Fall von Paraplegie“, mit dem wir uns bereits als nichtssagend abgefunden haben. „Es lässt sich“, so fährt Kürschner fort. „demnach bei allen den genannten Bewegungen, welche die einzigen (???) sind, die man beobachtet, ein Impuls, der peripherische Nerven¬ enden traf, wohl (?) nachweisen (?), und der Satz von Marshall Hall, dass keine spontane Bewegungen bei geköpften Thieren vorkommen, erscheint gerechtfertigt.“ (??) Wenn nach diesen Erörterungen ein die peripherischen Ner¬ venendigungen treffender Reiz Kürschner als nachgewiesen erschien, so lag es ihm ja sehr nahe, sich durch ein stringentes Experiment von der Wahrheit oder Unwahrheit seines Ausspru¬ ches zu überzeugen. Wie er selbst (a. a. O. p. 135.) bemerkt, kann man die Stämme der Hautnerven sehr stark reizen, ehe man Bewegung erhält, sie sind viel weniger empfindlich, als ihre peripherischen Ausbreitungen, was Volkmann zuerst beob¬ achtete und Müller bestätigt hat. Ich habe deshalb Fröschen die sämmtlichen Hautdecken abgenommen und zum Ueber¬ flusse auch die Fusszehen abgeschnitten, weil an ihnen immer etwas Haut hängen bleibt. Fast immer aber habe ich nun den¬

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Zitationshilfe: Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853/60>, abgerufen am 21.11.2024.