Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.für einen Froschmäusler. bekannt sind; oder es ist ein Mischmasch aben-theuerlicher verständlicher Begebenheiten, wenn man z. E. beschreiben will, wie toll es in der Welt zugehe; oder endlich ein Mischmasch verwirrter Phöbus-Ausdrücke und Galima- thias. Die erste Art wird für satyrisch, die andere für zeitvertreibend, die letzte Art für närrisch gehalten. Jn allen Arten brauchet man gemeiniglich das Hans-Sachsen-Genus, oder da lauter weibliche Reime sind, da sich immer zwey und zwey unmittelbar auf einan- der reimen, als: 1) Probe eines verdeckten Quodlibets, da- zu der Schlüssel derer angebrachten Historiet- ten fehlt: Ja freylich! wenns nur ein Paar Schuh, und nicht ein mehrers, kostet: So wär bey Jungfer Marcipill mein Eisen nicht ver- rostet. Du guter Stax! betreug dich nicht! du wolltest Pfirs- ken langen. Hans findet eine taube Nuß, der Kern ist ihr entgan- gen. Du alter Besen fegst nicht mehr, geh, geh nur, du Runkunkel; Still, still; die Mutter sieht es nicht; der Mond scheint, es ist dunkel. Ey seht mir doch die Großmuth an, der schenket mir sechs Dreyer! Nun ja, wo nicht gar den Hans Wurst, der wär ein bessrer Freyer. 2) Probe eines zeitvertreibenden Quodli- bets, das jeder verstehen kann: Jhr G 2
fuͤr einen Froſchmaͤusler. bekannt ſind; oder es iſt ein Miſchmaſch aben-theuerlicher verſtaͤndlicher Begebenheiten, wenn man z. E. beſchreiben will, wie toll es in der Welt zugehe; oder endlich ein Miſchmaſch verwirrter Phoͤbus-Ausdruͤcke und Galima- thias. Die erſte Art wird fuͤr ſatyriſch, die andere fuͤr zeitvertreibend, die letzte Art fuͤr naͤrriſch gehalten. Jn allen Arten brauchet man gemeiniglich das Hans-Sachſen-Genus, oder da lauter weibliche Reime ſind, da ſich immer zwey und zwey unmittelbar auf einan- der reimen, als: 1) Probe eines verdeckten Quodlibets, da- zu der Schluͤſſel derer angebrachten Hiſtoriet- ten fehlt: Ja freylich! wenns nur ein Paar Schuh, und nicht ein mehrers, koſtet: So waͤr bey Jungfer Marcipill mein Eiſen nicht ver- roſtet. Du guter Stax! betreug dich nicht! du wollteſt Pfirs- ken langen. Hans findet eine taube Nuß, der Kern iſt ihr entgan- gen. Du alter Beſen fegſt nicht mehr, geh, geh nur, du Runkunkel; Still, ſtill; die Mutter ſieht es nicht; der Mond ſcheint, es iſt dunkel. Ey ſeht mir doch die Großmuth an, der ſchenket mir ſechs Dreyer! Nun ja, wo nicht gar den Hans Wurſt, der waͤr ein beſſrer Freyer. 2) Probe eines zeitvertreibenden Quodli- bets, das jeder verſtehen kann: Jhr G 2
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bekannt ſind; oder es iſt ein Miſchmaſch aben-
theuerlicher verſtaͤndlicher Begebenheiten,
wenn man z. E. beſchreiben will, wie toll es in
der Welt zugehe; oder endlich ein Miſchmaſch
verwirrter Phoͤbus-Ausdruͤcke und Galima-
thias. Die erſte Art wird fuͤr ſatyriſch, die
andere fuͤr zeitvertreibend, die letzte Art fuͤr
naͤrriſch gehalten. Jn allen Arten brauchet
man gemeiniglich das Hans-Sachſen-Genus,
oder da lauter weibliche Reime ſind, da ſich
immer zwey und zwey unmittelbar auf einan-
der reimen, als:
1) Probe eines verdeckten Quodlibets, da-
zu der Schluͤſſel derer angebrachten Hiſtoriet-
ten fehlt:
Ja freylich! wenns nur ein Paar Schuh, und nicht
ein mehrers, koſtet:
So waͤr bey Jungfer Marcipill mein Eiſen nicht ver-
roſtet.
Du guter Stax! betreug dich nicht! du wollteſt Pfirs-
ken langen.
Hans findet eine taube Nuß, der Kern iſt ihr entgan-
gen.
Du alter Beſen fegſt nicht mehr, geh, geh nur, du
Runkunkel;
Still, ſtill; die Mutter ſieht es nicht; der Mond
ſcheint, es iſt dunkel.
Ey ſeht mir doch die Großmuth an, der ſchenket mir
ſechs Dreyer!
Nun ja, wo nicht gar den Hans Wurſt, der waͤr ein
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