Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

XXII. Ein westphälischer Schinken.
ruchs, des Aufhebens weit würdiger, als
da der Autor seine Schrift mit allzu vielem
Pfeffer
überstreuet hat.

Zwey und zwanzigstes Couvert.
Ein guter westphälischer Schinken

schmeckt mir besser, als alle die Einfälle des
neuen Küchenmeisters pag. 18. 19. 20. 21. Er
säuget Mücken, die man, wenn der Schin-
ken
nach dem Aufschnitte noch inwendig gut
ist, nicht ästimirt, wenn sie sich gleich auf die
äusserste Haut ansetzen, und solche beschmeis-
sen.
Er versteht sich auch treflich auf die phi-
losophische Rang-Ordnung, daß er pag. 22.
seinem gerühmten poetischen Helden eine Stel-
le zwischen Lucrez und Leibnitzen anweiset.
Wenn er noch spräche: zwischen Baylen und
Leibnitzen, oder Wolfen und Bülfingern:
So dächte man, sein Held habe diese beyde
Erforscher des Uebels, das in der Natur
seyn soll, an Tiefsinnigkeit übertroffen. Was
aber Lucrez bey Leibnitzen solle, weiß ich nicht.
Er schickt sich zu ihm, wie Schinken zur But-
termilch.

Drey und zwanzigstes Couvert.
Ein Aufsatz mit Confect.

Die Madame Neuberinn wird dem Herrn
Speise-Wirth im Tempel des Geschmacks
viel Obligation wissen, daß er ihr pag. 23.

Con-

XXII. Ein weſtphaͤliſcher Schinken.
ruchs, des Aufhebens weit wuͤrdiger, als
da der Autor ſeine Schrift mit allzu vielem
Pfeffer
uͤberſtreuet hat.

Zwey und zwanzigſtes Couvert.
Ein guter weſtphaͤliſcher Schinken

ſchmeckt mir beſſer, als alle die Einfaͤlle des
neuen Kuͤchenmeiſters pag. 18. 19. 20. 21. Er
ſaͤuget Muͤcken, die man, wenn der Schin-
ken
nach dem Aufſchnitte noch inwendig gut
iſt, nicht aͤſtimirt, wenn ſie ſich gleich auf die
aͤuſſerſte Haut anſetzen, und ſolche beſchmeiſ-
ſen.
Er verſteht ſich auch treflich auf die phi-
loſophiſche Rang-Ordnung, daß er pag. 22.
ſeinem geruͤhmten poetiſchen Helden eine Stel-
le zwiſchen Lucrez und Leibnitzen anweiſet.
Wenn er noch ſpraͤche: zwiſchen Baylen und
Leibnitzen, oder Wolfen und Buͤlfingern:
So daͤchte man, ſein Held habe dieſe beyde
Erforſcher des Uebels, das in der Natur
ſeyn ſoll, an Tiefſinnigkeit uͤbertroffen. Was
aber Lucrez bey Leibnitzen ſolle, weiß ich nicht.
Er ſchickt ſich zu ihm, wie Schinken zur But-
termilch.

Drey und zwanzigſtes Couvert.
Ein Aufſatz mit Confect.

Die Madame Neuberinn wird dem Herrn
Speiſe-Wirth im Tempel des Geſchmacks
viel Obligation wiſſen, daß er ihr pag. 23.

Con-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0308" n="300"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXII.</hi> Ein we&#x017F;tpha&#x0364;li&#x017F;cher Schinken.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">ruchs,</hi> des Aufhebens weit wu&#x0364;rdiger, als<lb/>
da der Autor &#x017F;eine Schrift mit allzu <hi rendition="#fr">vielem<lb/>
Pfeffer</hi> u&#x0364;ber&#x017F;treuet hat.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#fr">Zwey und zwanzig&#x017F;tes Couvert.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Ein guter we&#x017F;tpha&#x0364;li&#x017F;cher Schinken</hi> </head><lb/>
          <p>&#x017F;chmeckt mir <hi rendition="#fr">be&#x017F;&#x017F;er,</hi> als alle die Einfa&#x0364;lle des<lb/><hi rendition="#fr">neuen Ku&#x0364;chenmei&#x017F;ters</hi> <hi rendition="#aq">pag.</hi> 18. 19. 20. 21. Er<lb/>
&#x017F;a&#x0364;uget <hi rendition="#fr">Mu&#x0364;cken,</hi> die man, wenn der <hi rendition="#fr">Schin-<lb/>
ken</hi> nach dem <hi rendition="#fr">Auf&#x017F;chnitte</hi> noch inwendig gut<lb/>
i&#x017F;t, nicht a&#x0364;&#x017F;timirt, wenn &#x017F;ie &#x017F;ich gleich auf die<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te Haut an&#x017F;etzen, und &#x017F;olche <hi rendition="#fr">be&#x017F;chmei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en.</hi> Er ver&#x017F;teht &#x017F;ich auch treflich auf die phi-<lb/>
lo&#x017F;ophi&#x017F;che <hi rendition="#fr">Rang-Ordnung,</hi> daß er <hi rendition="#aq">pag.</hi> 22.<lb/>
&#x017F;einem geru&#x0364;hmten <hi rendition="#fr">poeti&#x017F;chen Helden</hi> eine Stel-<lb/>
le zwi&#x017F;chen <hi rendition="#fr">Lucrez</hi> und <hi rendition="#fr">Leibnitzen</hi> anwei&#x017F;et.<lb/>
Wenn er noch &#x017F;pra&#x0364;che: zwi&#x017F;chen <hi rendition="#fr">Baylen</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Leibnitzen,</hi> oder <hi rendition="#fr">Wolfen</hi> und <hi rendition="#fr">Bu&#x0364;lfingern:</hi><lb/>
So da&#x0364;chte man, &#x017F;ein Held habe die&#x017F;e beyde<lb/><hi rendition="#fr">Erfor&#x017F;cher des Uebels,</hi> das in der Natur<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;eyn &#x017F;oll,</hi> an Tief&#x017F;innigkeit u&#x0364;bertroffen. Was<lb/>
aber <hi rendition="#fr">Lucrez</hi> bey <hi rendition="#fr">Leibnitzen</hi> &#x017F;olle, weiß ich nicht.<lb/>
Er &#x017F;chickt &#x017F;ich zu ihm, wie Schinken zur But-<lb/>
termilch.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#fr">Drey und zwanzig&#x017F;tes Couvert.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Ein Auf&#x017F;atz mit Confect.</hi> </head><lb/>
          <p>Die Madame <hi rendition="#fr">Neuberinn</hi> wird dem Herrn<lb/><hi rendition="#fr">Spei&#x017F;e-Wirth im Tempel des Ge&#x017F;chmacks</hi><lb/>
viel Obligation wi&#x017F;&#x017F;en, daß er ihr <hi rendition="#aq">pag.</hi> 23.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Con-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[300/0308] XXII. Ein weſtphaͤliſcher Schinken. ruchs, des Aufhebens weit wuͤrdiger, als da der Autor ſeine Schrift mit allzu vielem Pfeffer uͤberſtreuet hat. Zwey und zwanzigſtes Couvert. Ein guter weſtphaͤliſcher Schinken ſchmeckt mir beſſer, als alle die Einfaͤlle des neuen Kuͤchenmeiſters pag. 18. 19. 20. 21. Er ſaͤuget Muͤcken, die man, wenn der Schin- ken nach dem Aufſchnitte noch inwendig gut iſt, nicht aͤſtimirt, wenn ſie ſich gleich auf die aͤuſſerſte Haut anſetzen, und ſolche beſchmeiſ- ſen. Er verſteht ſich auch treflich auf die phi- loſophiſche Rang-Ordnung, daß er pag. 22. ſeinem geruͤhmten poetiſchen Helden eine Stel- le zwiſchen Lucrez und Leibnitzen anweiſet. Wenn er noch ſpraͤche: zwiſchen Baylen und Leibnitzen, oder Wolfen und Buͤlfingern: So daͤchte man, ſein Held habe dieſe beyde Erforſcher des Uebels, das in der Natur ſeyn ſoll, an Tiefſinnigkeit uͤbertroffen. Was aber Lucrez bey Leibnitzen ſolle, weiß ich nicht. Er ſchickt ſich zu ihm, wie Schinken zur But- termilch. Drey und zwanzigſtes Couvert. Ein Aufſatz mit Confect. Die Madame Neuberinn wird dem Herrn Speiſe-Wirth im Tempel des Geſchmacks viel Obligation wiſſen, daß er ihr pag. 23. Con-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/308
Zitationshilfe: Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/308>, abgerufen am 24.11.2024.