Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

für einen Froschmäusler.
der kriechenden Poesie und Reimschmiederey auf-
zuhelfen.

3. Frage.
Weiß der Herr Candidat, was ein Jambi-
scher Vers heisset?
Antwort.

Wenn unter zwey Sylben der Accent auf
die andere Sylbe fällt, als z. E.

Es ist- mein Herz- in dich,- o schö-nes Kind,
verliebt.
4. Frage.
Binden sich denn unsere Reimschmiede dar-
an, daß in Jambischen Versen eben der
Accent auf die andere Sylbe fallen müsse?
Antwort.

Nein; es klingen die holpernde und stol-
pernde Verse
manchmal recht artlich, sonder-
lich, wenn man beschreiben will, wie einer vom
Parnasso herunter gekollert, oder über einen
Stein des Anstoßes gestolpert. Z. E.

Wenn Herr-Doctor-Knobloch-gleich hart-
gar oft-mals reimt:
So ist- dennoch- sein Vers- ganz vest- zu-
sammn-geleimt.
5. Frage.
Weiß der Herr Candidat, was ein Trochäi-
scher Fuß in Versen ist?
Antwort.

Wenn unter zwey Sylben auf der ersten der
Accent liegt, und solche schwer, die andere leicht
und gleichsam nachgebend, ausgesprochen wird,
als:

Ach
F 4

fuͤr einen Froſchmaͤusler.
der kriechenden Poeſie und Reimſchmiederey auf-
zuhelfen.

3. Frage.
Weiß der Herr Candidat, was ein Jambi-
ſcher Vers heiſſet?
Antwort.

Wenn unter zwey Sylben der Accent auf
die andere Sylbe faͤllt, als z. E.

Es iſt- mein Herz- in dich,- o ſchoͤ-nes Kind,
verliebt.
4. Frage.
Binden ſich denn unſere Reimſchmiede dar-
an, daß in Jambiſchen Verſen eben der
Accent auf die andere Sylbe fallen muͤſſe?
Antwort.

Nein; es klingen die holpernde und ſtol-
pernde Verſe
manchmal recht artlich, ſonder-
lich, wenn man beſchreiben will, wie einer vom
Parnaſſo herunter gekollert, oder uͤber einen
Stein des Anſtoßes geſtolpert. Z. E.

Wenn Herr-Doctor-Knobloch-gleich hart-
gar oft-mals reimt:
So iſt- dennoch- ſein Vers- ganz veſt- zu-
ſammn-geleimt.
5. Frage.
Weiß der Herr Candidat, was ein Trochaͤi-
ſcher Fuß in Verſen iſt?
Antwort.

Wenn unter zwey Sylben auf der erſten der
Accent liegt, und ſolche ſchwer, die andere leicht
und gleichſam nachgebend, ausgeſprochen wird,
als:

Ach
F 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0095" n="87"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">fu&#x0364;r einen Fro&#x017F;chma&#x0364;usler.</hi></fw><lb/>
der kriechenden Poe&#x017F;ie und Reim&#x017F;chmiederey auf-<lb/>
zuhelfen.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">3. Frage.</hi> </head><lb/>
          <list>
            <item> <hi rendition="#fr">Weiß der Herr Candidat, was ein Jambi-<lb/>
&#x017F;cher Vers hei&#x017F;&#x017F;et?</hi> </item>
          </list><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Antwort.</hi> </head><lb/>
            <p>Wenn unter zwey Sylben der Accent auf<lb/>
die andere Sylbe fa&#x0364;llt, als z. E.</p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l> <hi rendition="#fr">Es i&#x017F;t- mein Herz- in dich,- o &#x017F;cho&#x0364;-nes Kind,</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">verliebt.</hi> </hi> </l>
            </lg>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">4. Frage.</hi> </head><lb/>
          <list>
            <item> <hi rendition="#fr">Binden &#x017F;ich denn un&#x017F;ere Reim&#x017F;chmiede dar-<lb/>
an, daß in Jambi&#x017F;chen Ver&#x017F;en eben der<lb/>
Accent auf die andere Sylbe fallen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e?</hi> </item>
          </list><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Antwort.</hi> </head><lb/>
            <p>Nein; es klingen die <hi rendition="#fr">holpernde</hi> und <hi rendition="#fr">&#x017F;tol-<lb/>
pernde Ver&#x017F;e</hi> manchmal recht artlich, &#x017F;onder-<lb/>
lich, wenn man be&#x017F;chreiben will, wie einer vom<lb/>
Parna&#x017F;&#x017F;o <hi rendition="#fr">herunter gekollert,</hi> oder u&#x0364;ber einen<lb/><hi rendition="#fr">Stein des An&#x017F;toßes</hi> ge&#x017F;tolpert. Z. E.</p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l> <hi rendition="#fr">Wenn Herr-Doctor-Knobloch-gleich hart-</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">gar oft-mals reimt:</hi> </hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">So i&#x017F;t- dennoch- &#x017F;ein Vers- ganz ve&#x017F;t- zu-</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">&#x017F;ammn-geleimt.</hi> </hi> </l>
            </lg>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">5. Frage.</hi> </head><lb/>
          <list>
            <item> <hi rendition="#fr">Weiß der Herr Candidat, was ein Trocha&#x0364;i-<lb/>
&#x017F;cher Fuß in Ver&#x017F;en i&#x017F;t?</hi> </item>
          </list><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Antwort.</hi> </head><lb/>
            <p>Wenn unter zwey Sylben auf der er&#x017F;ten der<lb/>
Accent liegt, und &#x017F;olche &#x017F;chwer, die andere leicht<lb/>
und gleich&#x017F;am nachgebend, ausge&#x017F;prochen wird,<lb/>
als:</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">F 4</fw>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Ach</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0095] fuͤr einen Froſchmaͤusler. der kriechenden Poeſie und Reimſchmiederey auf- zuhelfen. 3. Frage. Weiß der Herr Candidat, was ein Jambi- ſcher Vers heiſſet? Antwort. Wenn unter zwey Sylben der Accent auf die andere Sylbe faͤllt, als z. E. Es iſt- mein Herz- in dich,- o ſchoͤ-nes Kind, verliebt. 4. Frage. Binden ſich denn unſere Reimſchmiede dar- an, daß in Jambiſchen Verſen eben der Accent auf die andere Sylbe fallen muͤſſe? Antwort. Nein; es klingen die holpernde und ſtol- pernde Verſe manchmal recht artlich, ſonder- lich, wenn man beſchreiben will, wie einer vom Parnaſſo herunter gekollert, oder uͤber einen Stein des Anſtoßes geſtolpert. Z. E. Wenn Herr-Doctor-Knobloch-gleich hart- gar oft-mals reimt: So iſt- dennoch- ſein Vers- ganz veſt- zu- ſammn-geleimt. 5. Frage. Weiß der Herr Candidat, was ein Trochaͤi- ſcher Fuß in Verſen iſt? Antwort. Wenn unter zwey Sylben auf der erſten der Accent liegt, und ſolche ſchwer, die andere leicht und gleichſam nachgebend, ausgeſprochen wird, als: Ach F 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/95
Zitationshilfe: Philippi, Johann Ernst: Regeln und Maximen der edlen Reimschmiede-Kunst, auch kriechender Poesie. Altenburg, 1743, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/philippi_reimschmiedekunst_1743/95>, abgerufen am 23.11.2024.