Pichler, Adolf: Der Flüchtling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–318. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.gethan haben wirst, weiß ich wohl selber, es ist dir auch so herzschlachtig gewesen wie mir. Ich hab' mir zuerst um ein Dienstl g'schaut, und ist recht gut gangen, daß ich bereits einige Gröscheln zurücklegen konnte. Das ergiebt aber nicht viel. Dann ist das Spielen auskommen, und es hat mich nicht getroffen, wär' mir aber fast gleich gewesen; denn du bist doch nur ein armseliges Knechtl und kriegst das Burgele nicht, hab' ich mir denkt. Nachher ist mir aber etwas eingefallen, wenn mir's nicht etwa gar die Mutter Gottes eingegeben hat. Der Sixt und sein Bub' haben zusammen geweint auf der Stiegen, weil er schlecht zogen hat, und der Alte gäb' wohl etwas für einen Einständler. Ich hab' eingeschlagen und tausendfünfhundert Gulden gekriegt. Und ist mein Gedanken g'wesen, dafür kaufst, wenn du ausdient hast, ein Gütl und heirathest das Burgele, denn dein Wille steht gewiß auch aufs treu bleiben. Es wird jetzt Krieg, und weiß nicht, was geschehen kann, aber wir müssen halt ein festes Vertrauen zu den armen Seelen und den vierzehn Nothhelfern haben, dann wird es schon werden. Freilich könnt' ich zu einem Krüppel geschossen werden. Aber das nimmst nicht übel, denn ich hab' dich, wenn ich auch dann nicht mehr schön und stark bin, mit meinem Blute gekauft. Bin ich todt, so werd' ich im Himmel warten, bis du nachkommst, und Gott Vater hat gewiß nichts dagegen, wenn wir uns droben als rechtschaffene Liebhaber gern haben. So ist's und jetzt weißt Alles. gethan haben wirst, weiß ich wohl selber, es ist dir auch so herzschlachtig gewesen wie mir. Ich hab' mir zuerst um ein Dienstl g'schaut, und ist recht gut gangen, daß ich bereits einige Gröscheln zurücklegen konnte. Das ergiebt aber nicht viel. Dann ist das Spielen auskommen, und es hat mich nicht getroffen, wär' mir aber fast gleich gewesen; denn du bist doch nur ein armseliges Knechtl und kriegst das Burgele nicht, hab' ich mir denkt. Nachher ist mir aber etwas eingefallen, wenn mir's nicht etwa gar die Mutter Gottes eingegeben hat. Der Sixt und sein Bub' haben zusammen geweint auf der Stiegen, weil er schlecht zogen hat, und der Alte gäb' wohl etwas für einen Einständler. Ich hab' eingeschlagen und tausendfünfhundert Gulden gekriegt. Und ist mein Gedanken g'wesen, dafür kaufst, wenn du ausdient hast, ein Gütl und heirathest das Burgele, denn dein Wille steht gewiß auch aufs treu bleiben. Es wird jetzt Krieg, und weiß nicht, was geschehen kann, aber wir müssen halt ein festes Vertrauen zu den armen Seelen und den vierzehn Nothhelfern haben, dann wird es schon werden. Freilich könnt' ich zu einem Krüppel geschossen werden. Aber das nimmst nicht übel, denn ich hab' dich, wenn ich auch dann nicht mehr schön und stark bin, mit meinem Blute gekauft. Bin ich todt, so werd' ich im Himmel warten, bis du nachkommst, und Gott Vater hat gewiß nichts dagegen, wenn wir uns droben als rechtschaffene Liebhaber gern haben. So ist's und jetzt weißt Alles. <TEI> <text> <body> <div n="3"> <floatingText> <body> <div type="letter"> <p><pb facs="#f0035"/> gethan haben wirst, weiß ich wohl selber, es ist dir auch so herzschlachtig gewesen wie mir. Ich hab' mir zuerst um ein Dienstl g'schaut, und ist recht gut gangen, daß ich bereits einige Gröscheln zurücklegen konnte. Das ergiebt aber nicht viel. Dann ist das Spielen auskommen, und es hat mich nicht getroffen, wär' mir aber fast gleich gewesen; denn du bist doch nur ein armseliges Knechtl und kriegst das Burgele nicht, hab' ich mir denkt. Nachher ist mir aber etwas eingefallen, wenn mir's nicht etwa gar die Mutter Gottes eingegeben hat. Der Sixt und sein Bub' haben zusammen geweint auf der Stiegen, weil er schlecht zogen hat, und der Alte gäb' wohl etwas für einen Einständler. Ich hab' eingeschlagen und tausendfünfhundert Gulden gekriegt. Und ist mein Gedanken g'wesen, dafür kaufst, wenn du ausdient hast, ein Gütl und heirathest das Burgele, denn dein Wille steht gewiß auch aufs treu bleiben. Es wird jetzt Krieg, und weiß nicht, was geschehen kann, aber wir müssen halt ein festes Vertrauen zu den armen Seelen und den vierzehn Nothhelfern haben, dann wird es schon werden. Freilich könnt' ich zu einem Krüppel geschossen werden. Aber das nimmst nicht übel, denn ich hab' dich, wenn ich auch dann nicht mehr schön und stark bin, mit meinem Blute gekauft. Bin ich todt, so werd' ich im Himmel warten, bis du nachkommst, und Gott Vater hat gewiß nichts dagegen, wenn wir uns droben als rechtschaffene Liebhaber gern haben. So ist's und jetzt weißt Alles.<lb/></p> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [0035]
gethan haben wirst, weiß ich wohl selber, es ist dir auch so herzschlachtig gewesen wie mir. Ich hab' mir zuerst um ein Dienstl g'schaut, und ist recht gut gangen, daß ich bereits einige Gröscheln zurücklegen konnte. Das ergiebt aber nicht viel. Dann ist das Spielen auskommen, und es hat mich nicht getroffen, wär' mir aber fast gleich gewesen; denn du bist doch nur ein armseliges Knechtl und kriegst das Burgele nicht, hab' ich mir denkt. Nachher ist mir aber etwas eingefallen, wenn mir's nicht etwa gar die Mutter Gottes eingegeben hat. Der Sixt und sein Bub' haben zusammen geweint auf der Stiegen, weil er schlecht zogen hat, und der Alte gäb' wohl etwas für einen Einständler. Ich hab' eingeschlagen und tausendfünfhundert Gulden gekriegt. Und ist mein Gedanken g'wesen, dafür kaufst, wenn du ausdient hast, ein Gütl und heirathest das Burgele, denn dein Wille steht gewiß auch aufs treu bleiben. Es wird jetzt Krieg, und weiß nicht, was geschehen kann, aber wir müssen halt ein festes Vertrauen zu den armen Seelen und den vierzehn Nothhelfern haben, dann wird es schon werden. Freilich könnt' ich zu einem Krüppel geschossen werden. Aber das nimmst nicht übel, denn ich hab' dich, wenn ich auch dann nicht mehr schön und stark bin, mit meinem Blute gekauft. Bin ich todt, so werd' ich im Himmel warten, bis du nachkommst, und Gott Vater hat gewiß nichts dagegen, wenn wir uns droben als rechtschaffene Liebhaber gern haben. So ist's und jetzt weißt Alles.
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Zitationshilfe: | Pichler, Adolf: Der Flüchtling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–318. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pichler_fluechtling_1910/35>, abgerufen am 16.07.2024. |