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Pichler, Adolf: Der Flüchtling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–318. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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samkeit, was nützlich und brauchbar sein konnte. Tags darauf holte er die Bretter, er zersägte sie nach Bedarf, zimmerte das Dach und eine Thür, welche in Stricken statt der Angeln hing. Einige Bretter nagelte er zu einer Bettstelle zusammen, welche er sorglich mit weichem Moos und Baumblättern anfüllte. Als für die Wohnung gesorgt war, schlich er über die Zemm in die Bachen und erlegte dort einen feisten Rehbock, den er Nachts darauf fortschleppte. Dort glänzten die Fenster von Nidinger's Haus im Mondschein -- er durfte nicht wagen, einen Besuch zu machen. Daheim ließ er sich den Braten gut schmecken; den Rest des Fleisches verscharrte er, um ihn frisch zu erhalten, mit Wachholderbeeren in eine Grube, über welche er Schnee warf. Später, wo er, um sich zu wärmen, beständig feuerte, hängte er es zum Räuchern an einen Querbalken. So wurde es Samstag, er wußte selbst nicht wie.

Als er an den verabredeten Platz kam, erwarteten ihn bereits Nidinger und Walburg. Sie reichte ihm die Hand und brach in lautes Schluchzen aus.

Nun, was ist denn? rief er befremdet.

Gestern erhielt der Gemeindevorsteher, erwiderte der Alte, eine Amtsschrift, worin dem, der dich lebendig oder todt den Behörden einliefert, hundert Gulden versprochen werden.

Ist unser Herr für dreißig Silberlinge verkauft worden, so mögen sie mich immerhin auch für Geld

samkeit, was nützlich und brauchbar sein konnte. Tags darauf holte er die Bretter, er zersägte sie nach Bedarf, zimmerte das Dach und eine Thür, welche in Stricken statt der Angeln hing. Einige Bretter nagelte er zu einer Bettstelle zusammen, welche er sorglich mit weichem Moos und Baumblättern anfüllte. Als für die Wohnung gesorgt war, schlich er über die Zemm in die Bachen und erlegte dort einen feisten Rehbock, den er Nachts darauf fortschleppte. Dort glänzten die Fenster von Nidinger's Haus im Mondschein — er durfte nicht wagen, einen Besuch zu machen. Daheim ließ er sich den Braten gut schmecken; den Rest des Fleisches verscharrte er, um ihn frisch zu erhalten, mit Wachholderbeeren in eine Grube, über welche er Schnee warf. Später, wo er, um sich zu wärmen, beständig feuerte, hängte er es zum Räuchern an einen Querbalken. So wurde es Samstag, er wußte selbst nicht wie.

Als er an den verabredeten Platz kam, erwarteten ihn bereits Nidinger und Walburg. Sie reichte ihm die Hand und brach in lautes Schluchzen aus.

Nun, was ist denn? rief er befremdet.

Gestern erhielt der Gemeindevorsteher, erwiderte der Alte, eine Amtsschrift, worin dem, der dich lebendig oder todt den Behörden einliefert, hundert Gulden versprochen werden.

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[0057] samkeit, was nützlich und brauchbar sein konnte. Tags darauf holte er die Bretter, er zersägte sie nach Bedarf, zimmerte das Dach und eine Thür, welche in Stricken statt der Angeln hing. Einige Bretter nagelte er zu einer Bettstelle zusammen, welche er sorglich mit weichem Moos und Baumblättern anfüllte. Als für die Wohnung gesorgt war, schlich er über die Zemm in die Bachen und erlegte dort einen feisten Rehbock, den er Nachts darauf fortschleppte. Dort glänzten die Fenster von Nidinger's Haus im Mondschein — er durfte nicht wagen, einen Besuch zu machen. Daheim ließ er sich den Braten gut schmecken; den Rest des Fleisches verscharrte er, um ihn frisch zu erhalten, mit Wachholderbeeren in eine Grube, über welche er Schnee warf. Später, wo er, um sich zu wärmen, beständig feuerte, hängte er es zum Räuchern an einen Querbalken. So wurde es Samstag, er wußte selbst nicht wie. Als er an den verabredeten Platz kam, erwarteten ihn bereits Nidinger und Walburg. Sie reichte ihm die Hand und brach in lautes Schluchzen aus. Nun, was ist denn? rief er befremdet. Gestern erhielt der Gemeindevorsteher, erwiderte der Alte, eine Amtsschrift, worin dem, der dich lebendig oder todt den Behörden einliefert, hundert Gulden versprochen werden. Ist unser Herr für dreißig Silberlinge verkauft worden, so mögen sie mich immerhin auch für Geld

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-23T13:06:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-23T13:06:45Z)

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Zitationshilfe: Pichler, Adolf: Der Flüchtling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–318. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pichler_fluechtling_1910/57>, abgerufen am 22.11.2024.