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Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.

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Neuer vollkommener
[Spaltenumbruch]
Der Bauch.

Der Bauch in der Mitte am dickesten/ wie ein wol-
gemachtes Wein-Faß/ sonst mittelmässiger Grösse/
nach der Pferde Gewächs.

Die vordern Schenckel.

Die vordern Schenckel rund am schönsten/ nechst
denselben die Flachen/ beyderley je kleiner je besser/ so
daß man alle Sennen und Adern ligen siehet/ der obe-
re Schenckel dick und fleischicht.

Je gerader sie von der Erden auffrecht gestellet/ je
besser und schöner es lässet.

Die hintern Schenckel.

Die hintern Schenckel oben dick vom Fleisch/ auß-
wendig und innwendig/ unten flach und schmal.

Die Fessel.

Die Fessel mittelmässiger Höhe/ nicht über 4. Zoll.

Der Huff.

Der Huff hoch/ länglicht/ inwendig hohl/ | glatt/
schwartz gantz und rein.

Die Haar.

Die Haar an dem gantzen Leib/ kurtz-härig/ glän-
tzig/ wol gefärbet/ wol gezeichnet.

Die Haut.

Die Haut dünn/ subtil/ ledig.

Der Schopff.

Der Schopff lang dünn/ von zarten Haaren/ rein.

Die Möhn.

Die Möhn lang/ dünn/ von zarten Haaren/ rein.

Der Schweiff.

Der Schweiff lang/ dick/ von zarten Haaren/ gleich.

2. Diese Schönheiten werden neben dieser schönen
Gestalt so viel ergäntzet und vermehret/ oder verdop-
pelt/ wann sie nach ihrer Erfoderung recht zusammen
stehen: Nemlich die Ohren an einem mittelmässi-
gen breiten Nacken/ die Schenckel breit an einer
Brust/ Brust und Creutz in gleicher Breite mit dem
Bauch/ bey einem hohen Halß/ ein gleich hoher Leib
und Schenckel/ wie gleiche Höhe bey einem Niedri-
gen/ und wie dasselbe durch die Kunst und Wissen-
schafft etwas zu verbessern möglich/ davon bey der
Zäumung die Nothdurfft vermeldet.

3. Wie es sich in der Ubung zu verhalten/ ist in dem
Theil von der Abrichtung angezeiget.

Ausser dessen aber wird die Gestalt an sich selber/
um so viel vollkommner seyn/ als sie nachfolgender
Regeln/ viel oder wenig gleichförmig ist.

Die Zeichen.

Welche an den Pferden in weisser Farbe erschei-
nen/ und nicht weniger/ als die Farbe des gantzen
Pferdes/ ihre sonderliche Würckungen haben/ wie
auch derselben innerliche und äusserliche Eigenschaff-
ten aus solchen abzunehmen/ und zu erkennen seyn.

[Spaltenumbruch]
Abzeichen.

An den Pferden sind neben oder nechst ihrer Farbe/
auch ihre Complexion und natürliche Eigenschafften
zuerkennen/ und zwar nachdem solche Farbe durch die
weissen Abzeichen/ an dem Kopff/ Geschrött und Füs-
sen/ viel oder wenig temperirt/ ob gleich solche Wür-
ckung nicht so kräfftig/ sondern geringer/ oder so ge-
wiß eintreffend/ seyn mag.

Die Spanier vermeinen/ daß solche Zeichen durch
das wolverhalten (gleich wie bey den Menschen/ die
Würckung seines Planeten Geburts-Stunde) wol
verändert oder gar abgethan werden könne/ ob sie
gleich bey beyderley einige inclination verspühren las-
sen/ durch welche der Mensch seines Planeten Natur
und Reitzung/ und das Pferd deren Art/ wozu sein
Zeichen treibet/ lieber als andern Bezeigungen/ in dem
Guten/ wie in dem Bösen folget/ und nachhänget/
welches aus dem inständigen würckenden Trieb/ oder
widerstrebender natürlichen Begierd/ bey beyderley/
wo nicht in allen/ doch in den meisten Geschäfften/ wo
nicht jederzeit/ doch gar offt/ leichtlich zu spühren/ und
solcher Erfahrung mit Vernunfft nicht allerdings zu
widersprechen.

Wie aber bey den Menschen die gute oder böse Er-
ziehung und Unterweisung/ auch die angebohrne und
angenommene Neigungen ändern kan/ wann sie
durch sonderliche Auffsicht/ und gute Exempel von
dem bösen Vornehmen abgehalten und verhindert
werden/ wie im Gegentheil einige böse Lust/ von bö-
ser Gesellschafft und Anreitzung/ Zulassung und Vor-
schub leichter erwecket/ als ausgetrieben und vollzo-
gen wird/ worzu man leichtlich auch wider die Jnten-
tion gelangen kan: So ist manches Pferd von bö-
ser Natur und Zeichen/ durch ordentliche Eziehung/
Wartung und Abrichtung vom bösen Sinn und
Neigungen gäntzlich entwehnet/ und auff dem Gu-
ten bestätiget worden. Ungleich mehr gute/ wol-ge-
zeichnete Pferde aber/ durch unordentliche/ böse Er-
ziehung/ Wartung und Abrichtung/ zu noch vielmehr
Lastern/ und Mängeln verleitet/ als alle böse Zeichen
bedeuten möchten/ ob gleich ein Pferd solche an sich
hätte welches doch niemahls geschehen kan.

So grosse Ehre nun der erobert/ so ein übel gezeich-
netes Pferd wider seine natürliche Bezeigungen zu dem
besten/ nützlichen Gebrauch bringet/ und in demsel-
ben erhält: so wenig Dancks soll der billig haben/
der ein und anders wolgezeichnetes Roß der gestalt
verderbet/ daß es zu dem rechten Gebrauch nicht kom-
met/ oder dabey erhalten wird/ welches dann viel leich-
ter zu thun/ und viel öffter zu sehen ist: Denn wie deß
Letztern Ungeschicklichkeit nur zum Theil hierauß er-
scheinet/ also muß dem Andern/ neben der Erfah-
rung und genugsamen Wissenschafft/ auch deß
Glückes Stern scheinen/ wann er ausser einem blos-
sen gerathwol (nicht mit einem oder wenigem/ son-
dern allen oder doch übelgezeichneten Pferden/) also
verfahren solle/ daß er den Pferden durch gute regulir-
te Verfahrung allerdings benehme/ was ihnen die
Natur in den bösen Zeichen/ als eine genugsame
Warnung angehänget/ weil GOtt und die Natur
niemahls etwas vergeblich würcken/ welchem auch

keine
Neuer vollkommener
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Der Bauch.

Der Bauch in der Mitte am dickeſten/ wie ein wol-
gemachtes Wein-Faß/ ſonſt mittelmaͤſſiger Groͤſſe/
nach der Pferde Gewaͤchs.

Die vordern Schenckel.

Die vordern Schenckel rund am ſchoͤnſten/ nechſt
denſelben die Flachen/ beyderley je kleiner je beſſer/ ſo
daß man alle Sennen und Adern ligen ſiehet/ der obe-
re Schenckel dick und fleiſchicht.

Je gerader ſie von der Erden auffrecht geſtellet/ je
beſſer und ſchoͤner es laͤſſet.

Die hintern Schenckel.

Die hintern Schenckel oben dick vom Fleiſch/ auß-
wendig und innwendig/ unten flach und ſchmal.

Die Feſſel.

Die Feſſel mittelmaͤſſiger Hoͤhe/ nicht uͤber 4. Zoll.

Der Huff.

Der Huff hoch/ laͤnglicht/ inwendig hohl/ | glatt/
ſchwartz gantz und rein.

Die Haar.

Die Haar an dem gantzen Leib/ kurtz-haͤrig/ glaͤn-
tzig/ wol gefaͤrbet/ wol gezeichnet.

Die Haut.

Die Haut duͤnn/ ſubtil/ ledig.

Der Schopff.

Der Schopff lang duͤnn/ von zarten Haaren/ rein.

Die Moͤhn.

Die Moͤhn lang/ duͤnn/ von zarten Haaren/ rein.

Der Schweiff.

Der Schweiff lang/ dick/ von zaꝛten Haaꝛen/ gleich.

2. Dieſe Schoͤnheiten werden neben dieſer ſchoͤnen
Geſtalt ſo viel ergaͤntzet und vermehret/ oder verdop-
pelt/ wann ſie nach ihrer Erfoderung recht zuſammen
ſtehen: Nemlich die Ohren an einem mittelmaͤſſi-
gen breiten Nacken/ die Schenckel breit an einer
Bruſt/ Bruſt und Creutz in gleicher Breite mit dem
Bauch/ bey einem hohen Halß/ ein gleich hoher Leib
und Schenckel/ wie gleiche Hoͤhe bey einem Niedri-
gen/ und wie daſſelbe durch die Kunſt und Wiſſen-
ſchafft etwas zu verbeſſern moͤglich/ davon bey der
Zaͤumung die Nothdurfft vermeldet.

3. Wie es ſich in der Ubung zu verhalten/ iſt in dem
Theil von der Abrichtung angezeiget.

Auſſer deſſen aber wird die Geſtalt an ſich ſelber/
um ſo viel vollkommner ſeyn/ als ſie nachfolgender
Regeln/ viel oder wenig gleichfoͤrmig iſt.

Die Zeichen.

Welche an den Pferden in weiſſer Farbe erſchei-
nen/ und nicht weniger/ als die Farbe des gantzen
Pferdes/ ihre ſonderliche Wuͤrckungen haben/ wie
auch derſelben innerliche und aͤuſſerliche Eigenſchaff-
ten aus ſolchen abzunehmen/ und zu erkennen ſeyn.

[Spaltenumbruch]
Abzeichen.

An den Pferden ſind neben oder nechſt ihrer Farbe/
auch ihre Complexion und natuͤrliche Eigenſchafften
zuerkennen/ und zwar nachdem ſolche Farbe durch die
weiſſen Abzeichen/ an dem Kopff/ Geſchroͤtt und Fuͤſ-
ſen/ viel oder wenig temperirt/ ob gleich ſolche Wuͤr-
ckung nicht ſo kraͤfftig/ ſondern geringer/ oder ſo ge-
wiß eintreffend/ ſeyn mag.

Die Spanier vermeinen/ daß ſolche Zeichen durch
das wolverhalten (gleich wie bey den Menſchen/ die
Wuͤrckung ſeines Planeten Geburts-Stunde) wol
veraͤndert oder gar abgethan werden koͤnne/ ob ſie
gleich bey beyderley einige inclination verſpuͤhren laſ-
ſen/ durch welche der Menſch ſeines Planeten Natur
und Reitzung/ und das Pferd deren Art/ wozu ſein
Zeichen treibet/ lieber als andern Bezeigungen/ in dem
Guten/ wie in dem Boͤſen folget/ und nachhaͤnget/
welches aus dem inſtaͤndigen wuͤrckenden Trieb/ oder
widerſtrebender natuͤrlichen Begierd/ bey beyderley/
wo nicht in allen/ doch in den meiſten Geſchaͤfften/ wo
nicht jederzeit/ doch gar offt/ leichtlich zu ſpuͤhren/ und
ſolcher Erfahrung mit Vernunfft nicht allerdings zu
widerſprechen.

Wie aber bey den Menſchen die gute oder boͤſe Er-
ziehung und Unterweiſung/ auch die angebohrne und
angenommene Neigungen aͤndern kan/ wann ſie
durch ſonderliche Auffſicht/ und gute Exempel von
dem boͤſen Vornehmen abgehalten und verhindert
werden/ wie im Gegentheil einige boͤſe Luſt/ von boͤ-
ſer Geſellſchafft und Anreitzung/ Zulaſſung und Vor-
ſchub leichter erwecket/ als ausgetrieben und vollzo-
gen wird/ worzu man leichtlich auch wider die Jnten-
tion gelangen kan: So iſt manches Pferd von boͤ-
ſer Natur und Zeichen/ durch ordentliche Eziehung/
Wartung und Abrichtung vom boͤſen Sinn und
Neigungen gaͤntzlich entwehnet/ und auff dem Gu-
ten beſtaͤtiget worden. Ungleich mehr gute/ wol-ge-
zeichnete Pferde aber/ durch unordentliche/ boͤſe Er-
ziehung/ Wartung und Abrichtung/ zu noch vielmehr
Laſtern/ und Maͤngeln verleitet/ als alle boͤſe Zeichen
bedeuten moͤchten/ ob gleich ein Pferd ſolche an ſich
haͤtte welches doch niemahls geſchehen kan.

So groſſe Ehre nun der erobert/ ſo ein uͤbel gezeich-
netes Pferd wider ſeine natuͤrliche Bezeigungẽ zu dem
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ben erhaͤlt: ſo wenig Dancks ſoll der billig haben/
der ein und anders wolgezeichnetes Roß der geſtalt
verderbet/ daß es zu dem rechten Gebrauch nicht kom-
met/ oder dabey erhalten wird/ welches dañ viel leich-
ter zu thun/ und viel oͤffter zu ſehen iſt: Denn wie deß
Letztern Ungeſchicklichkeit nur zum Theil hierauß er-
ſcheinet/ alſo muß dem Andern/ neben der Erfah-
rung und genugſamen Wiſſenſchafft/ auch deß
Gluͤckes Stern ſcheinen/ wann er auſſer einem bloſ-
ſen gerathwol (nicht mit einem oder wenigem/ ſon-
dern allen oder doch uͤbelgezeichneten Pferden/) alſo
verfahren ſolle/ daß er den Pferden durch gute regulir-
te Verfahrung allerdings benehme/ was ihnen die
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[108/0116] Neuer vollkommener Der Bauch. Der Bauch in der Mitte am dickeſten/ wie ein wol- gemachtes Wein-Faß/ ſonſt mittelmaͤſſiger Groͤſſe/ nach der Pferde Gewaͤchs. Die vordern Schenckel. Die vordern Schenckel rund am ſchoͤnſten/ nechſt denſelben die Flachen/ beyderley je kleiner je beſſer/ ſo daß man alle Sennen und Adern ligen ſiehet/ der obe- re Schenckel dick und fleiſchicht. Je gerader ſie von der Erden auffrecht geſtellet/ je beſſer und ſchoͤner es laͤſſet. Die hintern Schenckel. Die hintern Schenckel oben dick vom Fleiſch/ auß- wendig und innwendig/ unten flach und ſchmal. Die Feſſel. Die Feſſel mittelmaͤſſiger Hoͤhe/ nicht uͤber 4. Zoll. Der Huff. Der Huff hoch/ laͤnglicht/ inwendig hohl/ | glatt/ ſchwartz gantz und rein. Die Haar. Die Haar an dem gantzen Leib/ kurtz-haͤrig/ glaͤn- tzig/ wol gefaͤrbet/ wol gezeichnet. Die Haut. Die Haut duͤnn/ ſubtil/ ledig. Der Schopff. Der Schopff lang duͤnn/ von zarten Haaren/ rein. Die Moͤhn. Die Moͤhn lang/ duͤnn/ von zarten Haaren/ rein. Der Schweiff. Der Schweiff lang/ dick/ von zaꝛten Haaꝛen/ gleich. 2. Dieſe Schoͤnheiten werden neben dieſer ſchoͤnen Geſtalt ſo viel ergaͤntzet und vermehret/ oder verdop- pelt/ wann ſie nach ihrer Erfoderung recht zuſammen ſtehen: Nemlich die Ohren an einem mittelmaͤſſi- gen breiten Nacken/ die Schenckel breit an einer Bruſt/ Bruſt und Creutz in gleicher Breite mit dem Bauch/ bey einem hohen Halß/ ein gleich hoher Leib und Schenckel/ wie gleiche Hoͤhe bey einem Niedri- gen/ und wie daſſelbe durch die Kunſt und Wiſſen- ſchafft etwas zu verbeſſern moͤglich/ davon bey der Zaͤumung die Nothdurfft vermeldet. 3. Wie es ſich in der Ubung zu verhalten/ iſt in dem Theil von der Abrichtung angezeiget. Auſſer deſſen aber wird die Geſtalt an ſich ſelber/ um ſo viel vollkommner ſeyn/ als ſie nachfolgender Regeln/ viel oder wenig gleichfoͤrmig iſt. Die Zeichen. Welche an den Pferden in weiſſer Farbe erſchei- nen/ und nicht weniger/ als die Farbe des gantzen Pferdes/ ihre ſonderliche Wuͤrckungen haben/ wie auch derſelben innerliche und aͤuſſerliche Eigenſchaff- ten aus ſolchen abzunehmen/ und zu erkennen ſeyn. Abzeichen. An den Pferden ſind neben oder nechſt ihrer Farbe/ auch ihre Complexion und natuͤrliche Eigenſchafften zuerkennen/ und zwar nachdem ſolche Farbe durch die weiſſen Abzeichen/ an dem Kopff/ Geſchroͤtt und Fuͤſ- ſen/ viel oder wenig temperirt/ ob gleich ſolche Wuͤr- ckung nicht ſo kraͤfftig/ ſondern geringer/ oder ſo ge- wiß eintreffend/ ſeyn mag. Die Spanier vermeinen/ daß ſolche Zeichen durch das wolverhalten (gleich wie bey den Menſchen/ die Wuͤrckung ſeines Planeten Geburts-Stunde) wol veraͤndert oder gar abgethan werden koͤnne/ ob ſie gleich bey beyderley einige inclination verſpuͤhren laſ- ſen/ durch welche der Menſch ſeines Planeten Natur und Reitzung/ und das Pferd deren Art/ wozu ſein Zeichen treibet/ lieber als andern Bezeigungen/ in dem Guten/ wie in dem Boͤſen folget/ und nachhaͤnget/ welches aus dem inſtaͤndigen wuͤrckenden Trieb/ oder widerſtrebender natuͤrlichen Begierd/ bey beyderley/ wo nicht in allen/ doch in den meiſten Geſchaͤfften/ wo nicht jederzeit/ doch gar offt/ leichtlich zu ſpuͤhren/ und ſolcher Erfahrung mit Vernunfft nicht allerdings zu widerſprechen. Wie aber bey den Menſchen die gute oder boͤſe Er- ziehung und Unterweiſung/ auch die angebohrne und angenommene Neigungen aͤndern kan/ wann ſie durch ſonderliche Auffſicht/ und gute Exempel von dem boͤſen Vornehmen abgehalten und verhindert werden/ wie im Gegentheil einige boͤſe Luſt/ von boͤ- ſer Geſellſchafft und Anreitzung/ Zulaſſung und Vor- ſchub leichter erwecket/ als ausgetrieben und vollzo- gen wird/ worzu man leichtlich auch wider die Jnten- tion gelangen kan: So iſt manches Pferd von boͤ- ſer Natur und Zeichen/ durch ordentliche Eziehung/ Wartung und Abrichtung vom boͤſen Sinn und Neigungen gaͤntzlich entwehnet/ und auff dem Gu- ten beſtaͤtiget worden. Ungleich mehr gute/ wol-ge- zeichnete Pferde aber/ durch unordentliche/ boͤſe Er- ziehung/ Wartung und Abrichtung/ zu noch vielmehr Laſtern/ und Maͤngeln verleitet/ als alle boͤſe Zeichen bedeuten moͤchten/ ob gleich ein Pferd ſolche an ſich haͤtte welches doch niemahls geſchehen kan. So groſſe Ehre nun der erobert/ ſo ein uͤbel gezeich- netes Pferd wider ſeine natuͤrliche Bezeigungẽ zu dem beſten/ nuͤtzlichen Gebrauch bringet/ und in demſel- ben erhaͤlt: ſo wenig Dancks ſoll der billig haben/ der ein und anders wolgezeichnetes Roß der geſtalt verderbet/ daß es zu dem rechten Gebrauch nicht kom- met/ oder dabey erhalten wird/ welches dañ viel leich- ter zu thun/ und viel oͤffter zu ſehen iſt: Denn wie deß Letztern Ungeſchicklichkeit nur zum Theil hierauß er- ſcheinet/ alſo muß dem Andern/ neben der Erfah- rung und genugſamen Wiſſenſchafft/ auch deß Gluͤckes Stern ſcheinen/ wann er auſſer einem bloſ- ſen gerathwol (nicht mit einem oder wenigem/ ſon- dern allen oder doch uͤbelgezeichneten Pferden/) alſo verfahren ſolle/ daß er den Pferden durch gute regulir- te Verfahrung allerdings benehme/ was ihnen die Natur in den boͤſen Zeichen/ als eine genugſame Warnung angehaͤnget/ weil GOtt und die Natur niemahls etwas vergeblich wuͤrcken/ welchem auch keine

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Zitationshilfe: Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/116>, abgerufen am 21.11.2024.