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Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.

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Pferde-Schatz.
[Spaltenumbruch] versendet werden müssen/ welche nicht alles in
Schrifften/ sondern auch zum grösten Theil ihre
hohen Geschäfften mündlich verrichten und referiren
sollen/ so erfodern dieselbe abermahls einige Sicher-
heit ihres Leibes/ die sich bey den alten Post-Pferden/
so deß schleiffenden Gallops gewohnet/ selten findet/
daß solche hohe hoch-verdiente Stands-Personen/
an denen die gemeine Wohlfahrt hänget/ nicht durch
öffters straucheln und fallen/ in Gefahr und Scha-
den/ ja umb das Leben kommen möchten.

3. Und dann nicht weniger einige Gemächlichkeit/
damit sie auff einem langwierigen Ritt nicht allzuviel
beschweret und ermüdet würden/ die sich nicht weni-
ger als auff den abgerittenen Post-Pferden selten fin-
det.

Daher siehet man/ wie auff allen Post-Häusern/
wo einige Creutz-Post durchgehet/ oder sonsten viel
reitens vornehmer Herren ist/ die Post-Meister oder
Verwalter grossen Nutzen schaffen/ wann sie zum
wenigsten einen Zelter oder Gänger/ neben andern
Post-Pferden/ für die grossen Herren halten/ dafür
ihnen grösten theils Verehrungen gegeben werden/
welche zwey oder mehr Post-Gelder übertreffen/ und
noch grossen Danck und Ruhm dabey zugeniessen
haben. Dahero nicht ungereimt zuschliessen/ daß
deren Gebrauch auch von Alters hero gebracht wor-
den/ und solche sanffte Gänger/ wie die Maul-Pferde
zu der Könige in Jsrael und Persianischen Monar-
chen Zeiten bereit zur Post gebrauchet worden/ welche
für die geschwindesten erkennet/ die eylenden hohen
Geschäffte am ehesten/ sichersten/ und beqvemsten an
ihren Ort zubringen/ worzu man sich ausser Zweifel
ihres natürlichen geschwinden Ganges bedienet/ den
man aber in Mangel der so guten und kostbahren
Maul-Esel/ auch von kleinen Pferden eben so gut ha-
hen könnte/ und zwar/ was die Gemächlichkeit belan-
get/ noch viel besser/ weil bey der grossen Gestalt jeder-
zeit einige Ungemächlichkeit mit unterlauffet/ die nicht
allerdings davon abzusondern ist. Hergegen aber
bewegen die kleine Pferde den Leib viel sittsamer.

Aus allem solchem guten/ nützlich-ergötzlich- und
ruhmlichen Gebrauch der Pferde/ und alle dem/ was
demselben noch beyzusetzen wäre/ (wann man deren
Beschreibung nicht lieber verkürtzen als erweitern
wolte/ weil derselben reiche Materi/ wenigst von mir/
nach der Erfoderung zubeschreiben allerdings unmü-
glich fällt/ man wolte dann grosse sonderliche Bücher
aus den alten und neuen Historien zusammen tragen/
die den Liebhabern ohne das bereit zur Gnüge bekandt
seyn/ ist zuerkennen/ wie unzehlich vielen derselbe sehr
wol bekommen/ der Mißbrauch dagegen nicht weni-
ger geschadet hat/ und daher in einer Summa abzu-
nehmen/ wie GOTT zwar den Gebrauch der Crea-
turen/ und unter denselbigen auch der Pferde/ als eine
der vornehmsten in des Menschen Gewalt/ Willen
und Hände gelassen und gestellet/ aber dabey mit dem-
selben zugleich auch eine Verantwortung angehängt/
welcher aus dem rechten Gebrauch und Mißbrauch
entstehet/ daß sie solche nützliche Göttliche Gabe/ wie
alle andere dergestalt beobachten/ als es derselben
Christliche Pflicht und Standes-Gebühr von ihnen
erfordert.

[Spaltenumbruch]

Je mehr sie nun dieselbe vorderst zu GOttes Eh-
re/ ihres Nechsten/ wie auch zu ihrer eigenen Verbes-
serung anwenden werden/ je mehr Ergötzung/ Nuz-
zen und Ruhm werden dieselbe davon zu erwarten
und abzunehmen haben.

Und solches wann sie für das Erste/ in aller unter-
weisung/ Ubung oder Gebrauch der Pferde auff ihre
Bezeugungen eine ungemeine Auffsicht haben/ und
dieselbige alle für einen täglichen Spiegel gebrauchen/
in welchem sie auß der Pferde guten Bezeugungen in
einer vorgestellten gantz ähnlichen Abbildung sehen
können/ daß sich die Pferde nicht anderst gegen ihre
vorgesetzte Versorger in Erweisung alles möglichen
und schuldigen Gehorsams erweisen/ als sich die
Menschen forderst gegen Got und ihre Obern erzei-
gen sollen/ gleich wie sie durch ihre gute Dienste alle
Wolthaten nach ihrem Vermögen ersetzen/ und
danckbar erstatten wollen/ was ihnen von ihrem Her-
ren/ an Speiß und Tranck/ Wartung und Pfleg in
ihren Zuständen gereichet wird/ dessen sie bey und von
Hauß zu geniessen haben/ über welchen Diensten sie
ihre äusserste Kräffte gantz willig anstrecken/ und sich
dahin weisen/ anspannen und gebrauchen lassen/ wie
es demjenigen/ so sie regiret/ immer gefället/ daß sie
so gar bereit seyn/ ihr Leben bey ihren Herrn zuzu-
setzen/ ja ihnen zum besten solches gern verlieren wol-
len/ welches viel Menschen weder für Gottes Ehre/
noch für ihre nechsten Blutfreund/ Eltern oder Kin-
der schwerlich wagen solten.

Wie auch 2. die Pferde in Bezeigung ihrer Müg-
lichkeit ihre Dienste viel leichter und unbeschwerlicher
vollbringen/ und solche Treu und Liebe ihrer Herrn
Gegenliebe erwecken/ daß sie dafür verschonet und be-
lohnet werden.

Woraus 3. bey denselben eine beständige Zuver-
sicht entstehet/ daß sie sich gegen denselben alles gutes
getrösten/ in keinem Stuck mißtrauen/ ob sie gleich
von den Herrn offtermahls handgestraffet und übel
gehalten werden/ welches sie alles mit höchster Gedult
ertragen/ ob ihnen solche gleichwol offtermals unver-
schuldet auffgeleget wird/ so zum Theil aus Unwis-
senheit/ bey etlichen aber aus andern Ursachen ge-
schicht.

Ob sie auch 4. zu Zeiten mit so viel schwerer und
langwieriger Arbeit gantz überladen werden/ wollen
sie sich doch derselben nicht gäntzlich befreyen/ und
darüber verzagen/ sondern viel lieber auf offters Erfo-
dern/ ja gar für sich selbst erscheinen lassen/ wie begie-
rig sie sind dasselbe zu erheben/ was sie doch bereit ein
und anders mal nicht vollbringen können/ daß sie
auch solches desto öffter versuchen/ und ausser anderer
Ursach gar nicht davon ablassen wollen.

Man siehet 5. wie in solcher Nothdurfft ein Pferd
das andere nit verlässet/ sondern ihr Vermögen ver-
einigen/ ob sie mit gesamter Anstrengung ihrer Stär-
cke/ den Preiß verdienen mögen/ welcher ihnen billich
davon zuerkennet wird/ indem sie sich nach aller Er-
foderung verhalten haben.

Gleichwie nun alle Menschen/ sonderlich die un-
terworffene/ sich billich bey Christlicher und ver-
nünfftiger Betrachtung/ so vieler herrlichen Tu-
genden/ so sich in grosser Menge in der Pferde rech-

tem

Pferde-Schatz.
[Spaltenumbruch] verſendet werden muͤſſen/ welche nicht alles in
Schrifften/ ſondern auch zum groͤſten Theil ihre
hohen Geſchaͤfften muͤndlich verrichten und referiren
ſollen/ ſo erfodern dieſelbe abermahls einige Sicher-
heit ihres Leibes/ die ſich bey den alten Poſt-Pferden/
ſo deß ſchleiffenden Gallops gewohnet/ ſelten findet/
daß ſolche hohe hoch-verdiente Stands-Perſonen/
an denen die gemeine Wohlfahrt haͤnget/ nicht durch
oͤffters ſtraucheln und fallen/ in Gefahr und Scha-
den/ ja umb das Leben kommen moͤchten.

3. Und dann nicht weniger einige Gemaͤchlichkeit/
damit ſie auff einem langwierigen Ritt nicht allzuviel
beſchweret und ermuͤdet wuͤrden/ die ſich nicht weni-
ger als auff den abgerittenen Poſt-Pferden ſelten fin-
det.

Daher ſiehet man/ wie auff allen Poſt-Haͤuſern/
wo einige Creutz-Poſt durchgehet/ oder ſonſten viel
reitens vornehmer Herren iſt/ die Poſt-Meiſter oder
Verwalter groſſen Nutzen ſchaffen/ wann ſie zum
wenigſten einen Zelter oder Gaͤnger/ neben andern
Poſt-Pferden/ fuͤr die groſſen Herren halten/ dafuͤr
ihnen groͤſten theils Verehrungen gegeben werden/
welche zwey oder mehr Poſt-Gelder uͤbertreffen/ und
noch groſſen Danck und Ruhm dabey zugenieſſen
haben. Dahero nicht ungereimt zuſchlieſſen/ daß
deren Gebrauch auch von Alters hero gebracht wor-
den/ und ſolche ſanffte Gaͤnger/ wie die Maul-Pferde
zu der Koͤnige in Jſrael und Perſianiſchen Monar-
chen Zeiten bereit zur Poſt gebrauchet worden/ welche
fuͤr die geſchwindeſten erkennet/ die eylenden hohen
Geſchaͤffte am eheſten/ ſicherſten/ und beqvemſten an
ihren Ort zubringen/ worzu man ſich auſſer Zweifel
ihres natuͤrlichen geſchwinden Ganges bedienet/ den
man aber in Mangel der ſo guten und koſtbahren
Maul-Eſel/ auch von kleinen Pferden eben ſo gut ha-
hen koͤnnte/ und zwar/ was die Gemaͤchlichkeit belan-
get/ noch viel beſſer/ weil bey der groſſen Geſtalt jeder-
zeit einige Ungemaͤchlichkeit mit unterlauffet/ die nicht
allerdings davon abzuſondern iſt. Hergegen aber
bewegen die kleine Pferde den Leib viel ſittſamer.

Aus allem ſolchem guten/ nuͤtzlich-ergoͤtzlich- und
ruhmlichen Gebrauch der Pferde/ und alle dem/ was
demſelben noch beyzuſetzen waͤre/ (wann man deren
Beſchreibung nicht lieber verkuͤrtzen als erweitern
wolte/ weil derſelben reiche Materi/ wenigſt von mir/
nach der Erfoderung zubeſchreiben allerdings unmuͤ-
glich faͤllt/ man wolte dann groſſe ſonderliche Buͤcher
aus den alten und neuen Hiſtorien zuſammen tragen/
die den Liebhabern ohne das bereit zur Gnuͤge bekandt
ſeyn/ iſt zuerkennen/ wie unzehlich vielen derſelbe ſehr
wol bekommen/ der Mißbrauch dagegen nicht weni-
ger geſchadet hat/ und daher in einer Summa abzu-
nehmen/ wie GOTT zwar den Gebrauch der Crea-
turen/ und unter denſelbigen auch der Pferde/ als eine
der vornehmſten in des Menſchen Gewalt/ Willen
und Haͤnde gelaſſen und geſtellet/ aber dabey mit dem-
ſelben zugleich auch eine Verantwortung angehaͤngt/
welcher aus dem rechten Gebrauch und Mißbrauch
entſtehet/ daß ſie ſolche nuͤtzliche Goͤttliche Gabe/ wie
alle andere dergeſtalt beobachten/ als es derſelben
Chriſtliche Pflicht und Standes-Gebuͤhr von ihnen
erfordert.

[Spaltenumbruch]

Je mehr ſie nun dieſelbe vorderſt zu GOttes Eh-
re/ ihres Nechſten/ wie auch zu ihrer eigenen Verbeſ-
ſerung anwenden werden/ je mehr Ergoͤtzung/ Nuz-
zen und Ruhm werden dieſelbe davon zu erwarten
und abzunehmen haben.

Und ſolches wann ſie fuͤr das Erſte/ in aller unter-
weiſung/ Ubung oder Gebrauch der Pferde auff ihre
Bezeugungen eine ungemeine Auffſicht haben/ und
dieſelbige alle fuͤr einen taͤglichen Spiegel gebrauchen/
in welchem ſie auß der Pferde guten Bezeugungen in
einer vorgeſtellten gantz aͤhnlichen Abbildung ſehen
koͤnnen/ daß ſich die Pferde nicht anderſt gegen ihre
vorgeſetzte Verſorger in Erweiſung alles moͤglichen
und ſchuldigen Gehorſams erweiſen/ als ſich die
Menſchen forderſt gegen Got und ihre Obern erzei-
gen ſollen/ gleich wie ſie durch ihre gute Dienſte alle
Wolthaten nach ihrem Vermoͤgen erſetzen/ und
danckbar erſtatten wollen/ was ihnen von ihrem Her-
ren/ an Speiß und Tranck/ Wartung und Pfleg in
ihren Zuſtaͤnden gereichet wird/ deſſen ſie bey und von
Hauß zu genieſſen haben/ uͤber welchen Dienſten ſie
ihre aͤuſſerſte Kraͤffte gantz willig anſtrecken/ und ſich
dahin weiſen/ anſpannen und gebrauchen laſſen/ wie
es demjenigen/ ſo ſie regiret/ immer gefaͤllet/ daß ſie
ſo gar bereit ſeyn/ ihr Leben bey ihren Herrn zuzu-
ſetzen/ ja ihnen zum beſten ſolches gern verlieren wol-
len/ welches viel Menſchen weder fuͤr Gottes Ehre/
noch fuͤr ihre nechſten Blutfreund/ Eltern oder Kin-
der ſchwerlich wagen ſolten.

Wie auch 2. die Pferde in Bezeigung ihrer Muͤg-
lichkeit ihre Dienſte viel leichter und unbeſchwerlicher
vollbringen/ und ſolche Treu und Liebe ihrer Herrn
Gegenliebe erwecken/ daß ſie dafuͤr verſchonet und be-
lohnet werden.

Woraus 3. bey denſelben eine beſtaͤndige Zuver-
ſicht entſtehet/ daß ſie ſich gegen denſelben alles gutes
getroͤſten/ in keinem Stuck mißtrauen/ ob ſie gleich
von den Herrn offtermahls handgeſtraffet und uͤbel
gehalten werden/ welches ſie alles mit hoͤchſter Gedult
ertragen/ ob ihnen ſolche gleichwol offtermals unver-
ſchuldet auffgeleget wird/ ſo zum Theil aus Unwiſ-
ſenheit/ bey etlichen aber aus andern Urſachen ge-
ſchicht.

Ob ſie auch 4. zu Zeiten mit ſo viel ſchwerer und
langwieriger Arbeit gantz uͤberladen werden/ wollen
ſie ſich doch derſelben nicht gaͤntzlich befreyen/ und
daruͤber verzagen/ ſondern viel lieber auf offters Erfo-
dern/ ja gar fuͤr ſich ſelbſt erſcheinen laſſen/ wie begie-
rig ſie ſind daſſelbe zu erheben/ was ſie doch bereit ein
und anders mal nicht vollbringen koͤnnen/ daß ſie
auch ſolches deſto oͤffter verſuchen/ und auſſer anderer
Urſach gar nicht davon ablaſſen wollen.

Man ſiehet 5. wie in ſolcher Nothdurfft ein Pferd
das andere nit verlaͤſſet/ ſondern ihr Vermoͤgen ver-
einigen/ ob ſie mit geſamter Anſtrengung ihrer Staͤr-
cke/ den Preiß verdienen moͤgen/ welcher ihnen billich
davon zuerkennet wird/ indem ſie ſich nach aller Er-
foderung verhalten haben.

Gleichwie nun alle Menſchen/ ſonderlich die un-
terworffene/ ſich billich bey Chriſtlicher und ver-
nuͤnfftiger Betrachtung/ ſo vieler herrlichen Tu-
genden/ ſo ſich in groſſer Menge in der Pferde rech-

tem
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[119/0129] Pferde-Schatz. verſendet werden muͤſſen/ welche nicht alles in Schrifften/ ſondern auch zum groͤſten Theil ihre hohen Geſchaͤfften muͤndlich verrichten und referiren ſollen/ ſo erfodern dieſelbe abermahls einige Sicher- heit ihres Leibes/ die ſich bey den alten Poſt-Pferden/ ſo deß ſchleiffenden Gallops gewohnet/ ſelten findet/ daß ſolche hohe hoch-verdiente Stands-Perſonen/ an denen die gemeine Wohlfahrt haͤnget/ nicht durch oͤffters ſtraucheln und fallen/ in Gefahr und Scha- den/ ja umb das Leben kommen moͤchten. 3. Und dann nicht weniger einige Gemaͤchlichkeit/ damit ſie auff einem langwierigen Ritt nicht allzuviel beſchweret und ermuͤdet wuͤrden/ die ſich nicht weni- ger als auff den abgerittenen Poſt-Pferden ſelten fin- det. Daher ſiehet man/ wie auff allen Poſt-Haͤuſern/ wo einige Creutz-Poſt durchgehet/ oder ſonſten viel reitens vornehmer Herren iſt/ die Poſt-Meiſter oder Verwalter groſſen Nutzen ſchaffen/ wann ſie zum wenigſten einen Zelter oder Gaͤnger/ neben andern Poſt-Pferden/ fuͤr die groſſen Herren halten/ dafuͤr ihnen groͤſten theils Verehrungen gegeben werden/ welche zwey oder mehr Poſt-Gelder uͤbertreffen/ und noch groſſen Danck und Ruhm dabey zugenieſſen haben. Dahero nicht ungereimt zuſchlieſſen/ daß deren Gebrauch auch von Alters hero gebracht wor- den/ und ſolche ſanffte Gaͤnger/ wie die Maul-Pferde zu der Koͤnige in Jſrael und Perſianiſchen Monar- chen Zeiten bereit zur Poſt gebrauchet worden/ welche fuͤr die geſchwindeſten erkennet/ die eylenden hohen Geſchaͤffte am eheſten/ ſicherſten/ und beqvemſten an ihren Ort zubringen/ worzu man ſich auſſer Zweifel ihres natuͤrlichen geſchwinden Ganges bedienet/ den man aber in Mangel der ſo guten und koſtbahren Maul-Eſel/ auch von kleinen Pferden eben ſo gut ha- hen koͤnnte/ und zwar/ was die Gemaͤchlichkeit belan- get/ noch viel beſſer/ weil bey der groſſen Geſtalt jeder- zeit einige Ungemaͤchlichkeit mit unterlauffet/ die nicht allerdings davon abzuſondern iſt. Hergegen aber bewegen die kleine Pferde den Leib viel ſittſamer. Aus allem ſolchem guten/ nuͤtzlich-ergoͤtzlich- und ruhmlichen Gebrauch der Pferde/ und alle dem/ was demſelben noch beyzuſetzen waͤre/ (wann man deren Beſchreibung nicht lieber verkuͤrtzen als erweitern wolte/ weil derſelben reiche Materi/ wenigſt von mir/ nach der Erfoderung zubeſchreiben allerdings unmuͤ- glich faͤllt/ man wolte dann groſſe ſonderliche Buͤcher aus den alten und neuen Hiſtorien zuſammen tragen/ die den Liebhabern ohne das bereit zur Gnuͤge bekandt ſeyn/ iſt zuerkennen/ wie unzehlich vielen derſelbe ſehr wol bekommen/ der Mißbrauch dagegen nicht weni- ger geſchadet hat/ und daher in einer Summa abzu- nehmen/ wie GOTT zwar den Gebrauch der Crea- turen/ und unter denſelbigen auch der Pferde/ als eine der vornehmſten in des Menſchen Gewalt/ Willen und Haͤnde gelaſſen und geſtellet/ aber dabey mit dem- ſelben zugleich auch eine Verantwortung angehaͤngt/ welcher aus dem rechten Gebrauch und Mißbrauch entſtehet/ daß ſie ſolche nuͤtzliche Goͤttliche Gabe/ wie alle andere dergeſtalt beobachten/ als es derſelben Chriſtliche Pflicht und Standes-Gebuͤhr von ihnen erfordert. Je mehr ſie nun dieſelbe vorderſt zu GOttes Eh- re/ ihres Nechſten/ wie auch zu ihrer eigenen Verbeſ- ſerung anwenden werden/ je mehr Ergoͤtzung/ Nuz- zen und Ruhm werden dieſelbe davon zu erwarten und abzunehmen haben. Und ſolches wann ſie fuͤr das Erſte/ in aller unter- weiſung/ Ubung oder Gebrauch der Pferde auff ihre Bezeugungen eine ungemeine Auffſicht haben/ und dieſelbige alle fuͤr einen taͤglichen Spiegel gebrauchen/ in welchem ſie auß der Pferde guten Bezeugungen in einer vorgeſtellten gantz aͤhnlichen Abbildung ſehen koͤnnen/ daß ſich die Pferde nicht anderſt gegen ihre vorgeſetzte Verſorger in Erweiſung alles moͤglichen und ſchuldigen Gehorſams erweiſen/ als ſich die Menſchen forderſt gegen Got und ihre Obern erzei- gen ſollen/ gleich wie ſie durch ihre gute Dienſte alle Wolthaten nach ihrem Vermoͤgen erſetzen/ und danckbar erſtatten wollen/ was ihnen von ihrem Her- ren/ an Speiß und Tranck/ Wartung und Pfleg in ihren Zuſtaͤnden gereichet wird/ deſſen ſie bey und von Hauß zu genieſſen haben/ uͤber welchen Dienſten ſie ihre aͤuſſerſte Kraͤffte gantz willig anſtrecken/ und ſich dahin weiſen/ anſpannen und gebrauchen laſſen/ wie es demjenigen/ ſo ſie regiret/ immer gefaͤllet/ daß ſie ſo gar bereit ſeyn/ ihr Leben bey ihren Herrn zuzu- ſetzen/ ja ihnen zum beſten ſolches gern verlieren wol- len/ welches viel Menſchen weder fuͤr Gottes Ehre/ noch fuͤr ihre nechſten Blutfreund/ Eltern oder Kin- der ſchwerlich wagen ſolten. Wie auch 2. die Pferde in Bezeigung ihrer Muͤg- lichkeit ihre Dienſte viel leichter und unbeſchwerlicher vollbringen/ und ſolche Treu und Liebe ihrer Herrn Gegenliebe erwecken/ daß ſie dafuͤr verſchonet und be- lohnet werden. Woraus 3. bey denſelben eine beſtaͤndige Zuver- ſicht entſtehet/ daß ſie ſich gegen denſelben alles gutes getroͤſten/ in keinem Stuck mißtrauen/ ob ſie gleich von den Herrn offtermahls handgeſtraffet und uͤbel gehalten werden/ welches ſie alles mit hoͤchſter Gedult ertragen/ ob ihnen ſolche gleichwol offtermals unver- ſchuldet auffgeleget wird/ ſo zum Theil aus Unwiſ- ſenheit/ bey etlichen aber aus andern Urſachen ge- ſchicht. Ob ſie auch 4. zu Zeiten mit ſo viel ſchwerer und langwieriger Arbeit gantz uͤberladen werden/ wollen ſie ſich doch derſelben nicht gaͤntzlich befreyen/ und daruͤber verzagen/ ſondern viel lieber auf offters Erfo- dern/ ja gar fuͤr ſich ſelbſt erſcheinen laſſen/ wie begie- rig ſie ſind daſſelbe zu erheben/ was ſie doch bereit ein und anders mal nicht vollbringen koͤnnen/ daß ſie auch ſolches deſto oͤffter verſuchen/ und auſſer anderer Urſach gar nicht davon ablaſſen wollen. Man ſiehet 5. wie in ſolcher Nothdurfft ein Pferd das andere nit verlaͤſſet/ ſondern ihr Vermoͤgen ver- einigen/ ob ſie mit geſamter Anſtrengung ihrer Staͤr- cke/ den Preiß verdienen moͤgen/ welcher ihnen billich davon zuerkennet wird/ indem ſie ſich nach aller Er- foderung verhalten haben. Gleichwie nun alle Menſchen/ ſonderlich die un- terworffene/ ſich billich bey Chriſtlicher und ver- nuͤnfftiger Betrachtung/ ſo vieler herrlichen Tu- genden/ ſo ſich in groſſer Menge in der Pferde rech- tem

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Zitationshilfe: Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/129>, abgerufen am 21.11.2024.