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Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.

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Neuer vollkommener
[Spaltenumbruch]
Der Pferde Gebrauch zum
Bauen.

So viel auch der Wolstand eines Reiches oder
Landes in der Sicherheit/ und diese an festen Oertern
hänget/ auch die Zierde und Ruhm durch schöne
Städte und Schlösser sehr vermehret wird: So
viel Nothwendigkeit des Gebrauchs der Pferde er-
scheinet bey denselben/ wann sie erbauet/ und in ihrem
guten Stand erhalten werden sollen. Es hat der
Tempel GOttes zu Jerusalem allein 4000. Wa-
gen-Pferden 14. Jahr lang genug Arbeit geschaffet/
umb wie vielmehr werden gantze Städte und grosse
Schlösser den Gebrauch der Pferde erfodern.

Feldt-Bau.

Es wird in heiliger Schrifft von vielen Königen
gerühmet/ daß sie zum Feld-Bau nicht geringen Lust
getragen/ und solchen mit grossem Eifer bestellet/ wel-
ches denselben zu höchster Ehre gereichet/ daß sich des-
sen so hohe Leute nicht geschämet haben/ wohin son-
der Zweifel grosse Menge Zug-Pferd/ nach verrichtem
Bau-Dienst grösten Theils verwendet/ und unter-
halten worden.

Hoff-Lebens nothdürfftige
Zufuhr.

Solcher geringen Pferd-Dienste bedarff auch
das Hoff-Leben in Zuführung aller Nothdurfft und
andern Geschäfften/ worinnen die schlechte Pferde
gleichsam der müssigen Haupt-Roß Knechte seyn/
denselben ihr Futter und Brodt nachführen/ und al-
les rein behalten müssen.

Wie sich nichts öffters begiebet/ als daß grosse
Potentaten und Herren unter sich einander mit Ver-
ehrungen begegnen/ welcher Werth sich billich mit
der Hoheit dessen/ der sie giebet und empfanget/ ver-
gleichen solle/ welches Verehren aber in einem gewis-
sen Geld nicht wohl ohne Verkleinerung oder Offen-
sion geschehen kan: so kan in solchen Fall einiges Pferd
mit Ruhm verrichten/ was viel 100. oder 1000.
Reichsthaler nicht leisten würden oder könnten/ wie
dann noch bey dieser Zeit sonderlich zween grosse Her-
ren in Teutschland/ den ausländischen grossen Poten-
taten (so sehr viel auff die Pferde halten/ und für ihre
höchste Königliche Geschenck ästimiret haben wollen)
solche Kunst wol abgelernet/ und mit wenig Pferden
nicht allein manche grosse Kriegs-Beschwerungen
und Unglück von ihren Ländern und Unterthanen
abgewendet/ sondern auch sonsten viel grosse Poten-
taten/ Generals und vornehme Herrn zu guten
Freunden gemachet und erhalten: Nachdem sie sol-
che mit ein und dem andern Pferde wol versehen und
regaliret haben/ so sie mit andern sehr kostbahren
Mitteln wenigst so reputirlich nicht thun können.

Jn Legationen.

Daß vor Alters die Potentaten einander so viel-
fältig/ (als jetzo) mit Botschafften besuchet/ ist zwar
[Spaltenumbruch] aus heiliger Schrifft nicht zuerweisen/ welches aber
der sonderliche Göttliche Willen meistentheils bey
den Jüdischen Königen verhindert/ welcher sein
Volck in der Religion von allen andern Völckern der
Welt abgesondert/ also in keiner solcher gemeinen
Verwandschafft oder Vertraulichkeit wissen wolte.

Nachdem aber nunmehr solcher Zaun zwischen
Juden und Heyden abgebrochen/ und aus der meisten
Heydenschafft/ und wenig glaubiger Juden/ eine
Christliche Kirchen und Schafstall worden/ welchen
GOtt über das viel grössere Freyheiten/ (sonderlich in
weltlichen Regiments-Geschäfften) gelassen/ ist sol-
che Correspondentz je länger je gemeiner worden/ wel-
che zwar von etlichen mißbrauchet/ und über die von
GOTT bestimmte Maß zu viel/ von theils aber nach
Göttlicher Zulassung/ nöthig/ nützlich und rühmlich
gebrauchet wird: Weil dadurch Einigkeit/ Frie-
den/ und gutes Vertrauen gestifftet/ und lange Zeit
erhalten/ viel Mißverstand und Unruhe verhindert
werden/ und dasselbe nicht bey den Benachbarten/
sondern vielmehr und nöthiger bey den weit-entlege-
nen/ die ein Regent wegen vieler Bedencken/ und Hin-
derungen nicht auf nähere oder leichtere Weise besu-
chen/ und bey gutem Vernehmen bewegen/ auch da-
bey versichern kan.

Bey welcher Gelegenheit und guten Kundschafft
die Nahrungs-Mittel und Handlungen ihrer Un-
terthanen fest und gut angestellet werden müssen/ aus
welcher Kundschafft auch die Untersassen/ die der Er-
fahrung begierige und junge Liebhaber/ Anlaß und
Gelegenheit nehmen/ dieselbe Länder und ihre Com-
moditäten zuerkennen/ und zusehen.

Welche Reisen wenigster Theil zu Wasser vollzo-
gen werden kan/ dahero man sich hierzu der Reiß-
Pferde zum reiten und fahren für die gröste Beqvem-
lichkeit gebrauchet. Wobey zwar einen Unerfahr-
nen ein geringe Erkäntniß genug bedüncket/ sich auff
einer Reise zu Pferd behelffen/ worinnen sie sich offter-
mals sehr betrogen befinden/ und dasselbe mit ihrem
Schaden und Spott büssen und beklagen müssen.

Reiß-Pferde.

Was aber der Gebrauch der Reiß-Pferde/ auff
weiten Reisen/ im bösen Weg/ über hohe Gebürge/
oder tieffe Morast/ Länder/ über viel Ström und ge-
fährliche Brücken/ für eine sonderliche Wissenschafft/
sonderlich bey jungen Leuten/ welche in ferne Länder
versendet werden/ erfordere/ das wird manchem viel zu
spat offenbahret/ wann er sonder vorgehende rechte
Ubung schon auf einer solchen langwierigen Reise be-
griffen/ wo er wenig oder kein Mittel hat/ dasselbe mit
gutem Grund und leichter Mühe/ sondern mit Ge-
fahr und Schmertzen zwar zuerfahren/ und zuem-
pfinden/ aber darumb keine gewisse Nachricht hat/ wie
er sich dessen befreyen/ und wie andere Erfahrne/ behel-
fen solle/ wann er aus den Lehen-Pferden/ so bald und
ehe das schlimmste/ als das beste begehret/ und für sich
bedinget/ ob ihm gleich seine Reiß-Gesellen nach ih-
rer Erfahrung/ und vorgehendem Erkäntniß/ nicht
das beste vor der Nasen wegnehmen/ sondern eine
freye Wahl gönneten.

So
Neuer vollkommener
[Spaltenumbruch]
Der Pferde Gebrauch zum
Bauen.

So viel auch der Wolſtand eines Reiches oder
Landes in der Sicherheit/ und dieſe an feſten Oertern
haͤnget/ auch die Zierde und Ruhm durch ſchoͤne
Staͤdte und Schloͤſſer ſehr vermehret wird: So
viel Nothwendigkeit des Gebrauchs der Pferde er-
ſcheinet bey denſelben/ wann ſie erbauet/ und in ihrem
guten Stand erhalten werden ſollen. Es hat der
Tempel GOttes zu Jeruſalem allein 4000. Wa-
gen-Pferden 14. Jahr lang genug Arbeit geſchaffet/
umb wie vielmehr werden gantze Staͤdte und groſſe
Schloͤſſer den Gebrauch der Pferde erfodern.

Feldt-Bau.

Es wird in heiliger Schrifft von vielen Koͤnigen
geruͤhmet/ daß ſie zum Feld-Bau nicht geringen Luſt
getragen/ und ſolchen mit groſſem Eifer beſtellet/ wel-
ches denſelben zu hoͤchſter Ehre gereichet/ daß ſich deſ-
ſen ſo hohe Leute nicht geſchaͤmet haben/ wohin ſon-
der Zweifel groſſe Menge Zug-Pferd/ nach verrichtem
Bau-Dienſt groͤſten Theils verwendet/ und unter-
halten worden.

Hoff-Lebens nothduͤrfftige
Zufuhr.

Solcher geringen Pferd-Dienſte bedarff auch
das Hoff-Leben in Zufuͤhrung aller Nothdurfft und
andern Geſchaͤfften/ worinnen die ſchlechte Pferde
gleichſam der muͤſſigen Haupt-Roß Knechte ſeyn/
denſelben ihr Futter und Brodt nachfuͤhren/ und al-
les rein behalten muͤſſen.

Wie ſich nichts oͤffters begiebet/ als daß groſſe
Potentaten und Herren unter ſich einander mit Ver-
ehrungen begegnen/ welcher Werth ſich billich mit
der Hoheit deſſen/ der ſie giebet und empfanget/ ver-
gleichen ſolle/ welches Verehren aber in einem gewiſ-
ſen Geld nicht wohl ohne Verkleinerung oder Offen-
ſion geſchehen kan: ſo kan in ſolchen Fall einiges Pferd
mit Ruhm verrichten/ was viel 100. oder 1000.
Reichsthaler nicht leiſten wuͤrden oder koͤnnten/ wie
dann noch bey dieſer Zeit ſonderlich zween groſſe Her-
ren in Teutſchland/ den auslaͤndiſchen groſſen Poten-
taten (ſo ſehr viel auff die Pferde halten/ und fuͤr ihre
hoͤchſte Koͤnigliche Geſchenck aͤſtimiret haben wollen)
ſolche Kunſt wol abgelernet/ und mit wenig Pferden
nicht allein manche groſſe Kriegs-Beſchwerungen
und Ungluͤck von ihren Laͤndern und Unterthanen
abgewendet/ ſondern auch ſonſten viel groſſe Poten-
taten/ Generals und vornehme Herrn zu guten
Freunden gemachet und erhalten: Nachdem ſie ſol-
che mit ein und dem andern Pferde wol verſehen und
regaliret haben/ ſo ſie mit andern ſehr koſtbahren
Mitteln wenigſt ſo reputirlich nicht thun koͤnnen.

Jn Legationen.

Daß vor Alters die Potentaten einander ſo viel-
faͤltig/ (als jetzo) mit Botſchafften beſuchet/ iſt zwar
[Spaltenumbruch] aus heiliger Schrifft nicht zuerweiſen/ welches aber
der ſonderliche Goͤttliche Willen meiſtentheils bey
den Juͤdiſchen Koͤnigen verhindert/ welcher ſein
Volck in der Religion von allen andern Voͤlckern der
Welt abgeſondert/ alſo in keiner ſolcher gemeinen
Verwandſchafft oder Vertraulichkeit wiſſen wolte.

Nachdem aber nunmehr ſolcher Zaun zwiſchen
Juden und Heyden abgebrochen/ und aus der meiſten
Heydenſchafft/ und wenig glaubiger Juden/ eine
Chriſtliche Kirchen und Schafſtall worden/ welchen
GOtt uͤber das viel groͤſſere Freyheiten/ (ſonderlich in
weltlichen Regiments-Geſchaͤfften) gelaſſen/ iſt ſol-
che Correſpondentz je laͤnger je gemeiner worden/ wel-
che zwar von etlichen mißbrauchet/ und uͤber die von
GOTT beſtimmte Maß zu viel/ von theils aber nach
Goͤttlicher Zulaſſung/ noͤthig/ nuͤtzlich und ruͤhmlich
gebrauchet wird: Weil dadurch Einigkeit/ Frie-
den/ und gutes Vertrauen geſtifftet/ und lange Zeit
erhalten/ viel Mißverſtand und Unruhe verhindert
werden/ und daſſelbe nicht bey den Benachbarten/
ſondern vielmehr und noͤthiger bey den weit-entlege-
nen/ die ein Regent wegen vieler Bedencken/ und Hin-
derungen nicht auf naͤhere oder leichtere Weiſe beſu-
chen/ und bey gutem Vernehmen bewegen/ auch da-
bey verſichern kan.

Bey welcher Gelegenheit und guten Kundſchafft
die Nahrungs-Mittel und Handlungen ihrer Un-
terthanen feſt und gut angeſtellet werden muͤſſen/ aus
welcher Kundſchafft auch die Unterſaſſen/ die der Er-
fahrung begierige und junge Liebhaber/ Anlaß und
Gelegenheit nehmen/ dieſelbe Laͤnder und ihre Com-
moditaͤten zuerkennen/ und zuſehen.

Welche Reiſen wenigſter Theil zu Waſſer vollzo-
gen werden kan/ dahero man ſich hierzu der Reiß-
Pferde zum reiten und fahren fuͤr die groͤſte Beqvem-
lichkeit gebrauchet. Wobey zwar einen Unerfahr-
nen ein geringe Erkaͤntniß genug beduͤncket/ ſich auff
einer Reiſe zu Pferd behelffen/ worinnen ſie ſich offter-
mals ſehr betrogen befinden/ und daſſelbe mit ihrem
Schaden und Spott buͤſſen und beklagen muͤſſen.

Reiß-Pferde.

Was aber der Gebrauch der Reiß-Pferde/ auff
weiten Reiſen/ im boͤſen Weg/ uͤber hohe Gebuͤrge/
oder tieffe Moraſt/ Laͤnder/ uͤber viel Stroͤm und ge-
faͤhrliche Bruͤcken/ fuͤr eine ſonderliche Wiſſenſchafft/
ſonderlich bey jungen Leuten/ welche in ferne Laͤnder
verſendet werden/ erfordere/ das wird manchem viel zu
ſpat offenbahret/ wann er ſonder vorgehende rechte
Ubung ſchon auf einer ſolchen langwierigen Reiſe be-
griffen/ wo er wenig oder kein Mittel hat/ daſſelbe mit
gutem Grund und leichter Muͤhe/ ſondern mit Ge-
fahr und Schmertzen zwar zuerfahren/ und zuem-
pfinden/ aber darumb keine gewiſſe Nachricht hat/ wie
er ſich deſſen befreyen/ und wie andere Erfahrne/ behel-
fen ſolle/ wann er aus den Lehen-Pferden/ ſo bald und
ehe das ſchlimmſte/ als das beſte begehret/ und fuͤr ſich
bedinget/ ob ihm gleich ſeine Reiß-Geſellen nach ih-
rer Erfahrung/ und vorgehendem Erkaͤntniß/ nicht
das beſte vor der Naſen wegnehmen/ ſondern eine
freye Wahl goͤnneten.

So
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[132/0142] Neuer vollkommener Der Pferde Gebrauch zum Bauen. So viel auch der Wolſtand eines Reiches oder Landes in der Sicherheit/ und dieſe an feſten Oertern haͤnget/ auch die Zierde und Ruhm durch ſchoͤne Staͤdte und Schloͤſſer ſehr vermehret wird: So viel Nothwendigkeit des Gebrauchs der Pferde er- ſcheinet bey denſelben/ wann ſie erbauet/ und in ihrem guten Stand erhalten werden ſollen. Es hat der Tempel GOttes zu Jeruſalem allein 4000. Wa- gen-Pferden 14. Jahr lang genug Arbeit geſchaffet/ umb wie vielmehr werden gantze Staͤdte und groſſe Schloͤſſer den Gebrauch der Pferde erfodern. Feldt-Bau. Es wird in heiliger Schrifft von vielen Koͤnigen geruͤhmet/ daß ſie zum Feld-Bau nicht geringen Luſt getragen/ und ſolchen mit groſſem Eifer beſtellet/ wel- ches denſelben zu hoͤchſter Ehre gereichet/ daß ſich deſ- ſen ſo hohe Leute nicht geſchaͤmet haben/ wohin ſon- der Zweifel groſſe Menge Zug-Pferd/ nach verrichtem Bau-Dienſt groͤſten Theils verwendet/ und unter- halten worden. Hoff-Lebens nothduͤrfftige Zufuhr. Solcher geringen Pferd-Dienſte bedarff auch das Hoff-Leben in Zufuͤhrung aller Nothdurfft und andern Geſchaͤfften/ worinnen die ſchlechte Pferde gleichſam der muͤſſigen Haupt-Roß Knechte ſeyn/ denſelben ihr Futter und Brodt nachfuͤhren/ und al- les rein behalten muͤſſen. Wie ſich nichts oͤffters begiebet/ als daß groſſe Potentaten und Herren unter ſich einander mit Ver- ehrungen begegnen/ welcher Werth ſich billich mit der Hoheit deſſen/ der ſie giebet und empfanget/ ver- gleichen ſolle/ welches Verehren aber in einem gewiſ- ſen Geld nicht wohl ohne Verkleinerung oder Offen- ſion geſchehen kan: ſo kan in ſolchen Fall einiges Pferd mit Ruhm verrichten/ was viel 100. oder 1000. Reichsthaler nicht leiſten wuͤrden oder koͤnnten/ wie dann noch bey dieſer Zeit ſonderlich zween groſſe Her- ren in Teutſchland/ den auslaͤndiſchen groſſen Poten- taten (ſo ſehr viel auff die Pferde halten/ und fuͤr ihre hoͤchſte Koͤnigliche Geſchenck aͤſtimiret haben wollen) ſolche Kunſt wol abgelernet/ und mit wenig Pferden nicht allein manche groſſe Kriegs-Beſchwerungen und Ungluͤck von ihren Laͤndern und Unterthanen abgewendet/ ſondern auch ſonſten viel groſſe Poten- taten/ Generals und vornehme Herrn zu guten Freunden gemachet und erhalten: Nachdem ſie ſol- che mit ein und dem andern Pferde wol verſehen und regaliret haben/ ſo ſie mit andern ſehr koſtbahren Mitteln wenigſt ſo reputirlich nicht thun koͤnnen. Jn Legationen. Daß vor Alters die Potentaten einander ſo viel- faͤltig/ (als jetzo) mit Botſchafften beſuchet/ iſt zwar aus heiliger Schrifft nicht zuerweiſen/ welches aber der ſonderliche Goͤttliche Willen meiſtentheils bey den Juͤdiſchen Koͤnigen verhindert/ welcher ſein Volck in der Religion von allen andern Voͤlckern der Welt abgeſondert/ alſo in keiner ſolcher gemeinen Verwandſchafft oder Vertraulichkeit wiſſen wolte. Nachdem aber nunmehr ſolcher Zaun zwiſchen Juden und Heyden abgebrochen/ und aus der meiſten Heydenſchafft/ und wenig glaubiger Juden/ eine Chriſtliche Kirchen und Schafſtall worden/ welchen GOtt uͤber das viel groͤſſere Freyheiten/ (ſonderlich in weltlichen Regiments-Geſchaͤfften) gelaſſen/ iſt ſol- che Correſpondentz je laͤnger je gemeiner worden/ wel- che zwar von etlichen mißbrauchet/ und uͤber die von GOTT beſtimmte Maß zu viel/ von theils aber nach Goͤttlicher Zulaſſung/ noͤthig/ nuͤtzlich und ruͤhmlich gebrauchet wird: Weil dadurch Einigkeit/ Frie- den/ und gutes Vertrauen geſtifftet/ und lange Zeit erhalten/ viel Mißverſtand und Unruhe verhindert werden/ und daſſelbe nicht bey den Benachbarten/ ſondern vielmehr und noͤthiger bey den weit-entlege- nen/ die ein Regent wegen vieler Bedencken/ und Hin- derungen nicht auf naͤhere oder leichtere Weiſe beſu- chen/ und bey gutem Vernehmen bewegen/ auch da- bey verſichern kan. Bey welcher Gelegenheit und guten Kundſchafft die Nahrungs-Mittel und Handlungen ihrer Un- terthanen feſt und gut angeſtellet werden muͤſſen/ aus welcher Kundſchafft auch die Unterſaſſen/ die der Er- fahrung begierige und junge Liebhaber/ Anlaß und Gelegenheit nehmen/ dieſelbe Laͤnder und ihre Com- moditaͤten zuerkennen/ und zuſehen. Welche Reiſen wenigſter Theil zu Waſſer vollzo- gen werden kan/ dahero man ſich hierzu der Reiß- Pferde zum reiten und fahren fuͤr die groͤſte Beqvem- lichkeit gebrauchet. Wobey zwar einen Unerfahr- nen ein geringe Erkaͤntniß genug beduͤncket/ ſich auff einer Reiſe zu Pferd behelffen/ worinnen ſie ſich offter- mals ſehr betrogen befinden/ und daſſelbe mit ihrem Schaden und Spott buͤſſen und beklagen muͤſſen. Reiß-Pferde. Was aber der Gebrauch der Reiß-Pferde/ auff weiten Reiſen/ im boͤſen Weg/ uͤber hohe Gebuͤrge/ oder tieffe Moraſt/ Laͤnder/ uͤber viel Stroͤm und ge- faͤhrliche Bruͤcken/ fuͤr eine ſonderliche Wiſſenſchafft/ ſonderlich bey jungen Leuten/ welche in ferne Laͤnder verſendet werden/ erfordere/ das wird manchem viel zu ſpat offenbahret/ wann er ſonder vorgehende rechte Ubung ſchon auf einer ſolchen langwierigen Reiſe be- griffen/ wo er wenig oder kein Mittel hat/ daſſelbe mit gutem Grund und leichter Muͤhe/ ſondern mit Ge- fahr und Schmertzen zwar zuerfahren/ und zuem- pfinden/ aber darumb keine gewiſſe Nachricht hat/ wie er ſich deſſen befreyen/ und wie andere Erfahrne/ behel- fen ſolle/ wann er aus den Lehen-Pferden/ ſo bald und ehe das ſchlimmſte/ als das beſte begehret/ und fuͤr ſich bedinget/ ob ihm gleich ſeine Reiß-Geſellen nach ih- rer Erfahrung/ und vorgehendem Erkaͤntniß/ nicht das beſte vor der Naſen wegnehmen/ ſondern eine freye Wahl goͤnneten. So

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Zitationshilfe: Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/142>, abgerufen am 21.11.2024.