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Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.

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Pferd-Schatz.
[Spaltenumbruch] Studten nicht zu weit gehen müssen/ wenn sie gar
schwer seyn/ auch in geschwinden grossen Ungewitter/
Platz-Regen/ oder Sturmwinden leichtlich unter das
Dach gebracht/ und verwahret werden mögen.

Des Stalls Gebäu.

Weil aber das Gebäu an sich selber/ bey der War-
tung der Pferde/ umständig genug beschrieben wird/
ist die Wiederholung unnöthig/ und allein dieser Un-
terscheid zwischen einem wolgebauten Reitstall/ und
einer Stallung für das Gestüdt in acht zu nehmen

Daß die Thüren weit gnug für die tragenden
Studten eröffnet seyn/ damit sie sich in dem begieri-
gen oder eilfertigen aus- und einlassen/ nicht drängen
und beschädigen/ drucken oder schlagen können/ wie
sie denn um gleicher Ursachen willen/ nicht zugleich/
sondern eine nach der andern/ loß oder ausgelassen
werden sollen: Solche Thür soll auch sehr gehebig
verwahret seyn/ damit sich zu Winters-Zeit/ die sub-
tile Ost- und Nord-Ost-Winde nicht darneben ein-
ziehen/ welche hefftig durchdringen/ und den tragen-
den Studten zu selbiger Zeit/ nicht sonders nützlich
seyn.

Die Krippen können so wol von starcken Brettern/
als ausgehauten Bäumen gemachet seyn/ der Stud-
ten oben an den Hals reichen/ und so weit offen seyn/
damit alles Heu/ so sie aus der Rauffen ziehet und ab-
fället/ nicht auff den Boden unter die Füsse/ sondern
in die Krippen/ also wieder zu gute kommen möge.

Oberhalb der Krippen sollen die Rauffen anfan-
gen/ und biß an den obern Boden reichen/ damit al-
les abgeworffene Heu erstlich darein fallen möge/ deß
untern Bodens Beschaffenheit ist bey der Wartung
zu finden.

Die Haupt-Mauer/ an welcher die Krippen fest
gemachet ist/ und an derselben Seiten durchgehet/ soll
über den Boden oder Träym/ worauff das Futter
lieget/ noch eines Manns hoch aufgeführet seyn/ auff
welche dann erst der Dach-Stul gesetzet werden muß/
damit man 1. um so yiel mehr Platz habe/ ein grössere
Menge Futter und Stroh zu legen. 2. Auch genug-
samen Raum auff dem Boden/ daß man an der
Mauer/ auff allen Seiten/ wie die Kripp und Rauf-
fen im Stall gestellet seyn/ unverhindert des Heu-
stocks könne herum gehen.

Uber jedem Stand/ soll für jeder Studten inson-
derheit/ ein Rauffen über der Krippen/ als auch ein
Loch im Boden oberhalb einer jeden Rauffen/ dreyer
Werckschuch lang/ und eines breit eingeschnitten/ mit
einem besondern hierzu dicht gemachten Bret oder
Deckel/ welches man vor dem abwerffen des Futters
eröffnet/ und nach der Fütterung wieder ordentlich
darauf leget/ also durch solches Loch jeder Studten ihr
Heu in die Kripp werffen könne/ denn mit dem hin
und wieder tragen/ wird ein guter Theil verlohren und
verderbet/ und die Arbeit ohne Noth vermehret/
durch das Abwerffen kan auch ein Mensch von 16.
Jahren/ einem gantzen Gestüdt/ in einer halben
Stund/ das Futter reichen.

Die Absonderung der Rauffen aber verhindert
diese Unordnung/ daß eine Studten die andere nicht
überessen kan/ sondern/ däß eine jede ihr Gebühr nach
[Spaltenumbruch] ihrem Appetit und Gewohnheit ruhig essen möge.

Vegetiuslib. 2. cap. 58. Nam sunt animalia ad eden-
dum avidissima, qvae cum celeriter propria devorave-
runt, partem consortis invadunt; alia vero naturali
fastidio tardius comedunt, & nisi separatim accepe-
rint, vicinis rapientibus macrescunt.

Die über den Boden reichende Mauer/ soll auch
oberhalb des Stalls länglichte Lufft-Löcher/ in der
Länge/ in der Ordnung haben/ damit sie nicht allein
dem umgehenden Gang genugsames Liecht/ sondern
auch dem Futter nothwendige frische Lufft geben/ die
müssen aber nicht weit und also eröffnet stehen/ daß
der Regen nicht gar hinein schlagen kan.

Der Gang wird von der innern Seiten/ mit so viel
Riegeln verwahret und gemachet/ daß sie genug seyn/
den Heustock auffzuhalten/ und dasselbe nicht in den
Gang falle/ solche Riegel werden gleich auffgerichtet
biß an den Dachstul reichen/ und so weit von einander
gesetzet/ daß man zwischen denselben das Heu heraus
nehmen möge/ oberhalb der grossen Thür werden
grosse Fenster gelassen/ wodurch man das Heu auff
den Boden bringen/ und zwischen die Riegel eintre-
ten kan.

Der Dachstul wird nach der Menge des Futters
erhöhet/ dann wann derselbe auff der obgesetzten über
den Boden erhöchten Maur lieget/ so kan das Dach
flacher und nicht so gächstickel abschossen seyn/ von
welchem die Ziegel leichlich abfallen/ und der Zeug
oder Kalch auch dieselbe nicht so fest halten kan/ son-
dern leichtlich ausbricht. Alles übrige kommet in
allen Stücken mit der jungen Vohlen/ auch deren
Pferde/ (so schon gebrauchet werden) erbauten Stal-
lung gäntzlich überein/ und sind derselben Zugehö-
rungen an jedem Ort nach der Nothdurfft beschrie-
ben.

Winter-Futterung.

Weil nun die Stallung bey der Studterey vor-
nemlich auff die Winter-Fütterung angesehen/ so
ist dieselbe billich nechst der Weyde/ davon sie dahin
auffgestellet werden/ forderst zu beobachten/ und vor
allem auff die Güte des Futters zu sehen. Nun wird
sich aber zu dem meisten Theil/ (wiewol nicht jeder-
zeit oder an allen Orten) bey der besten Weyde gemei-
niglich auch die beste Winter-Fütterung finden/ denn
selten wird an einem Ort ein grosser Unterscheid/ un-
ter dem Graß zu finden seyn/ welche auff den Wiesen
oder gemeinen Weyden wachsen/ ob gleich die Wie-
sen allzeit reicher/ fetter und stärcker seyn werden: So
wird doch der Boden eines Orts/ nicht so weit diffe-
rir
en/ daß ein gutes und böses Graß an einem Ort/
und nahend bey einander seyn soll. Gleichwohl aber
kan sichs zutragen/ daß man die Wiesen zu der Win-
ter-Fütterung/ an einem von der Weyde weit entle-
genen Ort hätte/ wo nicht gar zum Theil erkauffen
müste/ welches schon eine andere Art und Eigenschaft
haben könte.

Heu.

Jn solchem Fall wird man das Heu nicht besser/
als nach denen Eigenschafften betrachten und erweh-
len können/ als wo man die vorgesetzte unterschiedene
Art vom Graß examiniren und gebrauchen wird/ und

wo
Erster Theil. B

Pferd-Schatz.
[Spaltenumbruch] Studten nicht zu weit gehen muͤſſen/ wenn ſie gar
ſchwer ſeyn/ auch in geſchwinden groſſen Ungewitter/
Platz-Regen/ oder Sturmwinden leichtlich unter das
Dach gebracht/ und verwahret werden moͤgen.

Des Stalls Gebaͤu.

Weil aber das Gebaͤu an ſich ſelber/ bey der War-
tung der Pferde/ umſtaͤndig genug beſchrieben wird/
iſt die Wiederholung unnoͤthig/ und allein dieſer Un-
terſcheid zwiſchen einem wolgebauten Reitſtall/ und
einer Stallung fuͤr das Geſtuͤdt in acht zu nehmen

Daß die Thuͤren weit gnug fuͤr die tragenden
Studten eroͤffnet ſeyn/ damit ſie ſich in dem begieri-
gen oder eilfertigen aus- und einlaſſen/ nicht draͤngen
und beſchaͤdigen/ drucken oder ſchlagen koͤnnen/ wie
ſie denn um gleicher Urſachen willen/ nicht zugleich/
ſondern eine nach der andern/ loß oder ausgelaſſen
werden ſollen: Solche Thuͤr ſoll auch ſehr gehebig
verwahret ſeyn/ damit ſich zu Winters-Zeit/ die ſub-
tile Oſt- und Nord-Oſt-Winde nicht darneben ein-
ziehen/ welche hefftig durchdringen/ und den tragen-
den Studten zu ſelbiger Zeit/ nicht ſonders nuͤtzlich
ſeyn.

Die Krippen koͤnnen ſo wol von ſtarcken Brettern/
als ausgehauten Baͤumen gemachet ſeyn/ der Stud-
ten oben an den Hals reichen/ und ſo weit offen ſeyn/
damit alles Heu/ ſo ſie aus der Rauffen ziehet und ab-
faͤllet/ nicht auff den Boden unter die Fuͤſſe/ ſondern
in die Krippen/ alſo wieder zu gute kommen moͤge.

Oberhalb der Krippen ſollen die Rauffen anfan-
gen/ und biß an den obern Boden reichen/ damit al-
les abgeworffene Heu erſtlich darein fallen moͤge/ deß
untern Bodens Beſchaffenheit iſt bey der Wartung
zu finden.

Die Haupt-Mauer/ an welcher die Krippen feſt
gemachet iſt/ und an derſelben Seiten durchgehet/ ſoll
uͤber den Boden oder Traͤym/ worauff das Futter
lieget/ noch eines Manns hoch aufgefuͤhret ſeyn/ auff
welche dann erſt der Dach-Stul geſetzet werden muß/
damit man 1. um ſo yiel mehr Platz habe/ ein groͤſſere
Menge Futter und Stroh zu legen. 2. Auch genug-
ſamen Raum auff dem Boden/ daß man an der
Mauer/ auff allen Seiten/ wie die Kripp und Rauf-
fen im Stall geſtellet ſeyn/ unverhindert des Heu-
ſtocks koͤnne herum gehen.

Uber jedem Stand/ ſoll fuͤr jeder Studten inſon-
derheit/ ein Rauffen uͤber der Krippen/ als auch ein
Loch im Boden oberhalb einer jeden Rauffen/ dreyer
Werckſchuch lang/ und eines breit eingeſchnitten/ mit
einem beſondern hierzu dicht gemachten Bret oder
Deckel/ welches man vor dem abwerffen des Futters
eroͤffnet/ und nach der Fuͤtterung wieder ordentlich
darauf leget/ alſo duꝛch ſolches Loch jeder Studten ihr
Heu in die Kripp werffen koͤnne/ denn mit dem hin
und wieder tragen/ wird ein guter Theil verlohren und
verderbet/ und die Arbeit ohne Noth vermehret/
durch das Abwerffen kan auch ein Menſch von 16.
Jahren/ einem gantzen Geſtuͤdt/ in einer halben
Stund/ das Futter reichen.

Die Abſonderung der Rauffen aber verhindert
dieſe Unordnung/ daß eine Studten die andere nicht
uͤbereſſen kan/ ſondern/ daͤß eine jede ihr Gebuͤhr nach
[Spaltenumbruch] ihrem Appetit und Gewohnheit ruhig eſſen moͤge.

Vegetiuslib. 2. cap. 58. Nam ſunt animalia ad eden-
dum avidiſſima, qvæ cum celeriter propria devorave-
runt, partem conſortis invadunt; alia verò naturali
faſtidio tardius comedunt, & niſi ſeparatim accepe-
rint, vicinis rapientibus macreſcunt.

Die uͤber den Boden reichende Mauer/ ſoll auch
oberhalb des Stalls laͤnglichte Lufft-Loͤcher/ in der
Laͤnge/ in der Ordnung haben/ damit ſie nicht allein
dem umgehenden Gang genugſames Liecht/ ſondern
auch dem Futter nothwendige friſche Lufft geben/ die
muͤſſen aber nicht weit und alſo eroͤffnet ſtehen/ daß
der Regen nicht gar hinein ſchlagen kan.

Der Gang wird von der innern Seiten/ mit ſo viel
Riegeln verwahret und gemachet/ daß ſie genug ſeyn/
den Heuſtock auffzuhalten/ und daſſelbe nicht in den
Gang falle/ ſolche Riegel werden gleich auffgerichtet
biß an den Dachſtul reichen/ und ſo weit von einander
geſetzet/ daß man zwiſchen denſelben das Heu heraus
nehmen moͤge/ oberhalb der groſſen Thuͤr werden
groſſe Fenſter gelaſſen/ wodurch man das Heu auff
den Boden bringen/ und zwiſchen die Riegel eintre-
ten kan.

Der Dachſtul wird nach der Menge des Futters
erhoͤhet/ dann wann derſelbe auff der obgeſetzten uͤber
den Boden erhoͤchten Maur lieget/ ſo kan das Dach
flacher und nicht ſo gaͤchſtickel abſchoſſen ſeyn/ von
welchem die Ziegel leichlich abfallen/ und der Zeug
oder Kalch auch dieſelbe nicht ſo feſt halten kan/ ſon-
dern leichtlich ausbricht. Alles uͤbrige kommet in
allen Stuͤcken mit der jungen Vohlen/ auch deren
Pferde/ (ſo ſchon gebrauchet werden) erbauten Stal-
lung gaͤntzlich uͤberein/ und ſind derſelben Zugehoͤ-
rungen an jedem Ort nach der Nothdurfft beſchrie-
ben.

Winter-Futterung.

Weil nun die Stallung bey der Studterey vor-
nemlich auff die Winter-Fuͤtterung angeſehen/ ſo
iſt dieſelbe billich nechſt der Weyde/ davon ſie dahin
auffgeſtellet werden/ forderſt zu beobachten/ und vor
allem auff die Guͤte des Futters zu ſehen. Nun wird
ſich aber zu dem meiſten Theil/ (wiewol nicht jeder-
zeit oder an allen Orten) bey der beſten Weyde gemei-
niglich auch die beſte Winter-Fuͤtterung finden/ denn
ſelten wird an einem Ort ein groſſer Unterſcheid/ un-
ter dem Graß zu finden ſeyn/ welche auff den Wieſen
oder gemeinen Weyden wachſen/ ob gleich die Wie-
ſen allzeit reicher/ fetter und ſtaͤrcker ſeyn werden: So
wird doch der Boden eines Orts/ nicht ſo weit diffe-
rir
en/ daß ein gutes und boͤſes Graß an einem Ort/
und nahend bey einander ſeyn ſoll. Gleichwohl aber
kan ſichs zutragen/ daß man die Wieſen zu der Win-
ter-Fuͤtterung/ an einem von der Weyde weit entle-
genen Ort haͤtte/ wo nicht gar zum Theil erkauffen
muͤſte/ welches ſchon eine andere Art und Eigenſchaft
haben koͤnte.

Heu.

Jn ſolchem Fall wird man das Heu nicht beſſer/
als nach denen Eigenſchafften betrachten und erweh-
len koͤnnen/ als wo man die vorgeſetzte unterſchiedene
Art vom Graß examiniren und gebrauchen wird/ und

wo
Erſter Theil. B
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[9/0015] Pferd-Schatz. Studten nicht zu weit gehen muͤſſen/ wenn ſie gar ſchwer ſeyn/ auch in geſchwinden groſſen Ungewitter/ Platz-Regen/ oder Sturmwinden leichtlich unter das Dach gebracht/ und verwahret werden moͤgen. Des Stalls Gebaͤu. Weil aber das Gebaͤu an ſich ſelber/ bey der War- tung der Pferde/ umſtaͤndig genug beſchrieben wird/ iſt die Wiederholung unnoͤthig/ und allein dieſer Un- terſcheid zwiſchen einem wolgebauten Reitſtall/ und einer Stallung fuͤr das Geſtuͤdt in acht zu nehmen Daß die Thuͤren weit gnug fuͤr die tragenden Studten eroͤffnet ſeyn/ damit ſie ſich in dem begieri- gen oder eilfertigen aus- und einlaſſen/ nicht draͤngen und beſchaͤdigen/ drucken oder ſchlagen koͤnnen/ wie ſie denn um gleicher Urſachen willen/ nicht zugleich/ ſondern eine nach der andern/ loß oder ausgelaſſen werden ſollen: Solche Thuͤr ſoll auch ſehr gehebig verwahret ſeyn/ damit ſich zu Winters-Zeit/ die ſub- tile Oſt- und Nord-Oſt-Winde nicht darneben ein- ziehen/ welche hefftig durchdringen/ und den tragen- den Studten zu ſelbiger Zeit/ nicht ſonders nuͤtzlich ſeyn. Die Krippen koͤnnen ſo wol von ſtarcken Brettern/ als ausgehauten Baͤumen gemachet ſeyn/ der Stud- ten oben an den Hals reichen/ und ſo weit offen ſeyn/ damit alles Heu/ ſo ſie aus der Rauffen ziehet und ab- faͤllet/ nicht auff den Boden unter die Fuͤſſe/ ſondern in die Krippen/ alſo wieder zu gute kommen moͤge. Oberhalb der Krippen ſollen die Rauffen anfan- gen/ und biß an den obern Boden reichen/ damit al- les abgeworffene Heu erſtlich darein fallen moͤge/ deß untern Bodens Beſchaffenheit iſt bey der Wartung zu finden. Die Haupt-Mauer/ an welcher die Krippen feſt gemachet iſt/ und an derſelben Seiten durchgehet/ ſoll uͤber den Boden oder Traͤym/ worauff das Futter lieget/ noch eines Manns hoch aufgefuͤhret ſeyn/ auff welche dann erſt der Dach-Stul geſetzet werden muß/ damit man 1. um ſo yiel mehr Platz habe/ ein groͤſſere Menge Futter und Stroh zu legen. 2. Auch genug- ſamen Raum auff dem Boden/ daß man an der Mauer/ auff allen Seiten/ wie die Kripp und Rauf- fen im Stall geſtellet ſeyn/ unverhindert des Heu- ſtocks koͤnne herum gehen. Uber jedem Stand/ ſoll fuͤr jeder Studten inſon- derheit/ ein Rauffen uͤber der Krippen/ als auch ein Loch im Boden oberhalb einer jeden Rauffen/ dreyer Werckſchuch lang/ und eines breit eingeſchnitten/ mit einem beſondern hierzu dicht gemachten Bret oder Deckel/ welches man vor dem abwerffen des Futters eroͤffnet/ und nach der Fuͤtterung wieder ordentlich darauf leget/ alſo duꝛch ſolches Loch jeder Studten ihr Heu in die Kripp werffen koͤnne/ denn mit dem hin und wieder tragen/ wird ein guter Theil verlohren und verderbet/ und die Arbeit ohne Noth vermehret/ durch das Abwerffen kan auch ein Menſch von 16. Jahren/ einem gantzen Geſtuͤdt/ in einer halben Stund/ das Futter reichen. Die Abſonderung der Rauffen aber verhindert dieſe Unordnung/ daß eine Studten die andere nicht uͤbereſſen kan/ ſondern/ daͤß eine jede ihr Gebuͤhr nach ihrem Appetit und Gewohnheit ruhig eſſen moͤge. Vegetiuslib. 2. cap. 58. Nam ſunt animalia ad eden- dum avidiſſima, qvæ cum celeriter propria devorave- runt, partem conſortis invadunt; alia verò naturali faſtidio tardius comedunt, & niſi ſeparatim accepe- rint, vicinis rapientibus macreſcunt. Die uͤber den Boden reichende Mauer/ ſoll auch oberhalb des Stalls laͤnglichte Lufft-Loͤcher/ in der Laͤnge/ in der Ordnung haben/ damit ſie nicht allein dem umgehenden Gang genugſames Liecht/ ſondern auch dem Futter nothwendige friſche Lufft geben/ die muͤſſen aber nicht weit und alſo eroͤffnet ſtehen/ daß der Regen nicht gar hinein ſchlagen kan. Der Gang wird von der innern Seiten/ mit ſo viel Riegeln verwahret und gemachet/ daß ſie genug ſeyn/ den Heuſtock auffzuhalten/ und daſſelbe nicht in den Gang falle/ ſolche Riegel werden gleich auffgerichtet biß an den Dachſtul reichen/ und ſo weit von einander geſetzet/ daß man zwiſchen denſelben das Heu heraus nehmen moͤge/ oberhalb der groſſen Thuͤr werden groſſe Fenſter gelaſſen/ wodurch man das Heu auff den Boden bringen/ und zwiſchen die Riegel eintre- ten kan. Der Dachſtul wird nach der Menge des Futters erhoͤhet/ dann wann derſelbe auff der obgeſetzten uͤber den Boden erhoͤchten Maur lieget/ ſo kan das Dach flacher und nicht ſo gaͤchſtickel abſchoſſen ſeyn/ von welchem die Ziegel leichlich abfallen/ und der Zeug oder Kalch auch dieſelbe nicht ſo feſt halten kan/ ſon- dern leichtlich ausbricht. Alles uͤbrige kommet in allen Stuͤcken mit der jungen Vohlen/ auch deren Pferde/ (ſo ſchon gebrauchet werden) erbauten Stal- lung gaͤntzlich uͤberein/ und ſind derſelben Zugehoͤ- rungen an jedem Ort nach der Nothdurfft beſchrie- ben. Winter-Futterung. Weil nun die Stallung bey der Studterey vor- nemlich auff die Winter-Fuͤtterung angeſehen/ ſo iſt dieſelbe billich nechſt der Weyde/ davon ſie dahin auffgeſtellet werden/ forderſt zu beobachten/ und vor allem auff die Guͤte des Futters zu ſehen. Nun wird ſich aber zu dem meiſten Theil/ (wiewol nicht jeder- zeit oder an allen Orten) bey der beſten Weyde gemei- niglich auch die beſte Winter-Fuͤtterung finden/ denn ſelten wird an einem Ort ein groſſer Unterſcheid/ un- ter dem Graß zu finden ſeyn/ welche auff den Wieſen oder gemeinen Weyden wachſen/ ob gleich die Wie- ſen allzeit reicher/ fetter und ſtaͤrcker ſeyn werden: So wird doch der Boden eines Orts/ nicht ſo weit diffe- riren/ daß ein gutes und boͤſes Graß an einem Ort/ und nahend bey einander ſeyn ſoll. Gleichwohl aber kan ſichs zutragen/ daß man die Wieſen zu der Win- ter-Fuͤtterung/ an einem von der Weyde weit entle- genen Ort haͤtte/ wo nicht gar zum Theil erkauffen muͤſte/ welches ſchon eine andere Art und Eigenſchaft haben koͤnte. Heu. Jn ſolchem Fall wird man das Heu nicht beſſer/ als nach denen Eigenſchafften betrachten und erweh- len koͤnnen/ als wo man die vorgeſetzte unterſchiedene Art vom Graß examiniren und gebrauchen wird/ und wo Erſter Theil. B

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Zitationshilfe: Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/15>, abgerufen am 21.11.2024.