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Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.

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Pferde-Schatz.
[Spaltenumbruch] des Halses sambt dem Kopff (als ein abwerts sincken-
de Last) unterstützet seyn wollen und müssen.

Hergegen werden sie zwar nicht leichtlich in den
Gegen-Exceß und zuviel herbey fallen/ oder uniret/ weil
dasselbe die Stärcke des Halses wehret. Je besser
aber ein Pferd von Halß und Kopff gewachsen/ son-
derlich die Wallachen und die gar weiche Hälse ha-
ben/ je eher kan der unmässige Gebrauch/ der unor-
dentlichen und scharffen Zäumungs-Mittel/ auch
bey denselben diesen Exceß verursachen/ daß sie mit der
Stirn in das erste/ mit der Nasen aber in das vierdte
und letzte Qvartier/ und gar an die Brust fallen/ und
sich nach der 23. Figur der falschen Pferdes-Postur
erweisen/ welches ungleich übelständiger und schädli-
cher als der ersten Art seyn wird. Denn diese Pfer-
de/ eben so wenig auff-sondern über den Weg hinaus
sehen/ legen die Büler mit völligem Gewicht ihres
gantzen| Kopffs/ (dem der gantze Halß nothwendig
nachfolgen muß/ weil er hernach gezogen wird/) auff
das Mundstück/ und das muß durch des Reuters
Hand getragen/ und vor Fallen und Straucheln ver-
wahret seyn. Das hindere Theil treibet das vorde-
re/ mehr unter sich als vorwerts/ und drucket dasselbe
nieder/ alle Actionen seyn gezwungen unsicher und
übelstandig/ auch nicht minder gefährlich/ beschwer-
lich und schädlich/ welche sich zu keiner Abrichtung
schicken/ oder dieselbe wolgerathen lassen.

Die 2. Art ist bey den Orientalischen Pferden zu
suchen/ und welche denselben Landen noch am nech-
sten gelegen/ wiewol die alleredelsten/ als die Persiani-
schen/ Armenischen/ Egyptischen/ Moriseischen und
andere Türckischen/ (wo nicht der äusserlichen Bezei-
gung nach/) wenigst an dem Gewächs/ der guten Ge-
stalt/ etwas näher verwandt seyn/ als die gemeine
Türckische/ Tartarische und Hungarische Pferde/ an
welcher meisten Theil des Defects höchster Grad zu
spühren ist. Ob gleich die Podolische und andere
Polnische/ Siebenbürgische/ und Crabatische Pferde/
auch in etwas darnach arten/ so ist doch der Augen-
scheinliche Defect nicht durchgehend allzumercklich/
sondern bey einem guten Theil/ ziemlich temperiret/
daß sie in diesem Fall/ für mittelmässige Pferde wohl
passiren mögen/ wiewol der wenigste Theil dieses
Mangels gäntzlich befreyet ist/ daß er nicht der son-
derlichen Zaumungs-Art/ Regel und Ordnung nö-
thig hätte.

Alle Pferde nun/ (von welcher unter dieser Völ-
cker oder anderer Nationen Art/ sie seyn mögen/ und
durch die Pastardirung darunter gemenget und ver-
setzet wird oder werden kan/) welche die Köpffe von
dem umbgekehrten Hirschhalß aufgetrieben/ in der
Höhe tragen/ und die Augen gegen dem Himmel keh-
ren/ seyn unter den 2. Haupt-Defect gerechnet.

Deren rechte Beschaffenheit und Gestalt/ kan man
sich in der 24. Figur am besten vorbilden/ als wann
aus dem Ort/ (wo sich Halß und Brust scheidet/) ein
gleiche Horitzont-Lini recht vorwerts aus dem Pferd
gienge/ welche mit einer perpendicular- Lini durch-
schnitten/ und als ein rechtes Creutz formiret wäre/
[Spaltenumbruch] welches 4. unterschiedliche Qvartier oder Theil hätte.
Davon in dem ersten oben zu der rechten Hand/ der
rechte Haupt-Defect seinen Sitz hat/ weil dasselbe
Pferd mit der Nasen in solchem ersten Viertel/ und
die Stirn in dem andern und nechsten dabey hat/ so
lang es in solchem Defect und nicht wol gezäumet
ist.

Alle Pferde so aus diesem Defect/ in die erfoderte
gute Pferdes- und Zaumungs-Gestalt/ durch die or-
dentliche Zaumungs-Regeln gebracht werden/ müs-
sen mit der Nasen so weit abwerts gebracht werden/
daß sie aber mit der Stirn und unten mit der Nasen
solche perpendicular-Lini zugleich erreichen/ und
gleichsam in den vordern Theil des Kopffs mit einenh-
men/ daß sie weder oben noch unten/ mehr zu erken-
nen seyn/ und muß solchen der oberste höchste Theil vom
Halß/ so weit nachfolgen/ daß nicht gar ein Spann
hinter dem Ohr der letzte höchste Ort/ am Halß und
ein Bug/ oder so genandter Bruch daselbst zu erken-
nen sey/ der übrige Halß sich so hoch auffwerts bege-
be/ als er gewachsen/ und sich fast gar nichts davon/
vornen unter sich neige/ oder doch nichts mehr als 2.
oder 3. Zwerg Finger/ (hinder den Ohren/) austra-
gen möchten.

Je höher nun in solcher Biegung des Halses und
Gleichtragung des Kopffs/ die Nasen über der Ho-
rizont-Lini/ oder dem Ort/ wo sich Halß und Brust
scheiden/ bleibet/ und nicht durch dieselbe durchfället:
Je vollkommener und besser wird die Zäumung und
ihre Gestalt werden/ seyn und bleiben können.

Und wird die rechte gute Pferds- und Zäumungs-
Gestalt unnöthig so offt zu wiederholen und zu setzen
seyn/ als die unterschiedliche falsche Posturen in diesel-
be gebracht werden/ weil es auff dieselbe Weise vier
mahl geschehen müste/ so mit einer genung fürgestellet
werden kan/ wie dasselbe geschehen und hernach fol-
gen soll.

Wo aber dieser Art Pferde/ wie vorgedacht/ die
Zäumung unordentlich angefangen/ oder die guten
Mittel unmässig und zu lang gebrauchet würden/ daß
sich das Pferd aus seinem ersten Haupt-Defect bege-
ben würde oder müste: so kan es leichtlich und zu
viel hierbey hinter die perpendicular-Lini/ in den Ex-
ceß fallen/ überzäumet und zuviel uniret werden/ wel-
ches übelständiger/ gefährlicher und schädlicher/ als
der vorige Defect ist/ weil es übersichtig wird/ Zaum
und Faust nicht acht noch empfindet/ sondern über-
windet/ das Gebiß mit den Bülern unter sich druk-
ket/ zu viel Appoggio nimmet/ hinden offt ausschla-
get/ und vornen gefährliche Sturtzfäll auff den Kopff
im Lauffen thut. Dessen Gleichheit giebet die zu er-
kennen/ daß sie die Nasen aus dem ersten hohen in
das nebenstehende andere Qvartier bringen/
und die perpendicular zuviel überschreiten/ das
Mundstück mit den Bülern so viel nieder drucken und
dämpffen/ als sie dieselbe darauff ligen.

Da hergegen die erforderte Gestalt/ wie aus N. 26
zu sehen/ (da Stirnen und Nasen perpendicular
gleich und diese letzte hoch über der Horizont-Lini ste-
hen bleibet/) in allen diesen Stücken/ die Vollkommen-

heit
E e 3

Pferde-Schatz.
[Spaltenumbruch] des Halſes ſambt dem Kopff (als ein abwerts ſincken-
de Laſt) unterſtuͤtzet ſeyn wollen und muͤſſen.

Hergegen werden ſie zwar nicht leichtlich in den
Gegen-Exceß uñ zuviel herbey fallen/ oder uniret/ weil
daſſelbe die Staͤrcke des Halſes wehret. Je beſſer
aber ein Pferd von Halß und Kopff gewachſen/ ſon-
derlich die Wallachen und die gar weiche Haͤlſe ha-
ben/ je eher kan der unmaͤſſige Gebrauch/ der unor-
dentlichen und ſcharffen Zaͤumungs-Mittel/ auch
bey denſelben dieſen Exceß verurſachen/ daß ſie mit der
Stirn in das erſte/ mit der Naſen aber in das vierdte
und letzte Qvartier/ und gar an die Bruſt fallen/ und
ſich nach der 23. Figur der falſchen Pferdes-Poſtur
erweiſen/ welches ungleich uͤbelſtaͤndiger und ſchaͤdli-
cher als der erſten Art ſeyn wird. Denn dieſe Pfer-
de/ eben ſo wenig auff-ſondern uͤber den Weg hinaus
ſehen/ legen die Buͤler mit voͤlligem Gewicht ihres
gantzen| Kopffs/ (dem der gantze Halß nothwendig
nachfolgen muß/ weil er hernach gezogen wird/) auff
das Mundſtuͤck/ und das muß durch des Reuters
Hand getragen/ und vor Fallen und Straucheln ver-
wahret ſeyn. Das hindere Theil treibet das vorde-
re/ mehr unter ſich als vorwerts/ und drucket daſſelbe
nieder/ alle Actionen ſeyn gezwungen unſicher und
uͤbelſtandig/ auch nicht minder gefaͤhrlich/ beſchwer-
lich und ſchaͤdlich/ welche ſich zu keiner Abrichtung
ſchicken/ oder dieſelbe wolgerathen laſſen.

Die 2. Art iſt bey den Orientaliſchen Pferden zu
ſuchen/ und welche denſelben Landen noch am nech-
ſten gelegen/ wiewol die alleredelſten/ als die Perſiani-
ſchen/ Armeniſchen/ Egyptiſchen/ Moriſeiſchen und
andere Tuͤrckiſchen/ (wo nicht der aͤuſſerlichen Bezei-
gung nach/) wenigſt an dem Gewaͤchs/ der guten Ge-
ſtalt/ etwas naͤher verwandt ſeyn/ als die gemeine
Tuͤrckiſche/ Tartariſche und Hungariſche Pferde/ an
welcher meiſten Theil des Defects hoͤchſter Grad zu
ſpuͤhren iſt. Ob gleich die Podoliſche und andere
Polniſche/ Siebenbuͤrgiſche/ und Crabatiſche Pferde/
auch in etwas darnach arten/ ſo iſt doch der Augen-
ſcheinliche Defect nicht durchgehend allzumercklich/
ſondern bey einem guten Theil/ ziemlich temperiret/
daß ſie in dieſem Fall/ fuͤr mittelmaͤſſige Pferde wohl
paſſiren moͤgen/ wiewol der wenigſte Theil dieſes
Mangels gaͤntzlich befreyet iſt/ daß er nicht der ſon-
derlichen Zaumungs-Art/ Regel und Ordnung noͤ-
thig haͤtte.

Alle Pferde nun/ (von welcher unter dieſer Voͤl-
cker oder anderer Nationen Art/ ſie ſeyn moͤgen/ und
durch die Paſtardirung darunter gemenget und ver-
ſetzet wird oder werden kan/) welche die Koͤpffe von
dem umbgekehrten Hirſchhalß aufgetrieben/ in der
Hoͤhe tragen/ und die Augen gegen dem Himmel keh-
ren/ ſeyn unter den 2. Haupt-Defect gerechnet.

Deren rechte Beſchaffenheit und Geſtalt/ kan man
ſich in der 24. Figur am beſten vorbilden/ als wann
aus dem Ort/ (wo ſich Halß und Bruſt ſcheidet/) ein
gleiche Horitzont-Lini recht vorwerts aus dem Pferd
gienge/ welche mit einer perpendicular- Lini durch-
ſchnitten/ und als ein rechtes Creutz formiret waͤre/
[Spaltenumbruch] welches 4. unterſchiedliche Qvartier oder Theil haͤtte.
Davon in dem erſten oben zu der rechten Hand/ der
rechte Haupt-Defect ſeinen Sitz hat/ weil daſſelbe
Pferd mit der Naſen in ſolchem erſten Viertel/ und
die Stirn in dem andern und nechſten dabey hat/ ſo
lang es in ſolchem Defect und nicht wol gezaͤumet
iſt.

Alle Pferde ſo aus dieſem Defect/ in die erfoderte
gute Pferdes- und Zaumungs-Geſtalt/ durch die or-
dentliche Zaumungs-Regeln gebracht werden/ muͤſ-
ſen mit der Naſen ſo weit abwerts gebracht werden/
daß ſie aber mit der Stirn und unten mit der Naſen
ſolche perpendicular-Lini zugleich erreichen/ und
gleichſam in den vordeꝛn Theil des Kopffs mit einenh-
men/ daß ſie weder oben noch unten/ mehr zu erken-
nen ſeyn/ uñ muß ſolchen deꝛ obeꝛſte hoͤchſte Theil vom
Halß/ ſo weit nachfolgen/ daß nicht gar ein Spann
hinter dem Ohr der letzte hoͤchſte Ort/ am Halß und
ein Bug/ oder ſo genandter Bruch daſelbſt zu erken-
nen ſey/ der uͤbrige Halß ſich ſo hoch auffwerts bege-
be/ als er gewachſen/ und ſich faſt gar nichts davon/
vornen unter ſich neige/ oder doch nichts mehr als 2.
oder 3. Zwerg Finger/ (hinder den Ohren/) austra-
gen moͤchten.

Je hoͤher nun in ſolcher Biegung des Halſes und
Gleichtragung des Kopffs/ die Naſen uͤber der Ho-
rizont-Lini/ oder dem Ort/ wo ſich Halß und Bruſt
ſcheiden/ bleibet/ und nicht durch dieſelbe durchfaͤllet:
Je vollkommener und beſſer wird die Zaͤumung und
ihre Geſtalt werden/ ſeyn und bleiben koͤnnen.

Und wird die rechte gute Pferds- und Zaͤumungs-
Geſtalt unnoͤthig ſo offt zu wiederholen und zu ſetzen
ſeyn/ als die unterſchiedliche falſche Poſturen in dieſel-
be gebracht werden/ weil es auff dieſelbe Weiſe vier
mahl geſchehen muͤſte/ ſo mit einer genung fuͤrgeſtellet
werden kan/ wie daſſelbe geſchehen und hernach fol-
gen ſoll.

Wo aber dieſer Art Pferde/ wie vorgedacht/ die
Zaͤumung unordentlich angefangen/ oder die guten
Mittel unmaͤſſig und zu lang gebrauchet wuͤrden/ daß
ſich das Pferd aus ſeinem erſten Haupt-Defect bege-
ben wuͤrde oder muͤſte: ſo kan es leichtlich und zu
viel hierbey hinter die perpendicular-Lini/ in den Ex-
ceß fallen/ uͤberzaͤumet und zuviel uniret werden/ wel-
ches uͤbelſtaͤndiger/ gefaͤhrlicher und ſchaͤdlicher/ als
der vorige Defect iſt/ weil es uͤberſichtig wird/ Zaum
und Fauſt nicht acht noch empfindet/ ſondern uͤber-
windet/ das Gebiß mit den Buͤlern unter ſich druk-
ket/ zu viel Appoggio nimmet/ hinden offt ausſchla-
get/ und vornen gefaͤhrliche Sturtzfaͤll auff den Kopff
im Lauffen thut. Deſſen Gleichheit giebet die zu er-
kennen/ daß ſie die Naſen aus dem erſten hohen in
das nebenſtehende andere Qvartier bringen/
und die perpendicular zuviel uͤberſchreiten/ das
Mundſtuͤck mit den Buͤlern ſo viel nieder drucken und
daͤmpffen/ als ſie dieſelbe darauff ligen.

Da hergegen die erforderte Geſtalt/ wie aus N. 26
zu ſehen/ (da Stirnen und Naſen perpendicular
gleich und dieſe letzte hoch uͤber der Horizont-Lini ſte-
hen bleibet/) in allen dieſen Stuͤcken/ die Vollkom̃en-

heit
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[221/0233] Pferde-Schatz. des Halſes ſambt dem Kopff (als ein abwerts ſincken- de Laſt) unterſtuͤtzet ſeyn wollen und muͤſſen. Hergegen werden ſie zwar nicht leichtlich in den Gegen-Exceß uñ zuviel herbey fallen/ oder uniret/ weil daſſelbe die Staͤrcke des Halſes wehret. Je beſſer aber ein Pferd von Halß und Kopff gewachſen/ ſon- derlich die Wallachen und die gar weiche Haͤlſe ha- ben/ je eher kan der unmaͤſſige Gebrauch/ der unor- dentlichen und ſcharffen Zaͤumungs-Mittel/ auch bey denſelben dieſen Exceß verurſachen/ daß ſie mit der Stirn in das erſte/ mit der Naſen aber in das vierdte und letzte Qvartier/ und gar an die Bruſt fallen/ und ſich nach der 23. Figur der falſchen Pferdes-Poſtur erweiſen/ welches ungleich uͤbelſtaͤndiger und ſchaͤdli- cher als der erſten Art ſeyn wird. Denn dieſe Pfer- de/ eben ſo wenig auff-ſondern uͤber den Weg hinaus ſehen/ legen die Buͤler mit voͤlligem Gewicht ihres gantzen| Kopffs/ (dem der gantze Halß nothwendig nachfolgen muß/ weil er hernach gezogen wird/) auff das Mundſtuͤck/ und das muß durch des Reuters Hand getragen/ und vor Fallen und Straucheln ver- wahret ſeyn. Das hindere Theil treibet das vorde- re/ mehr unter ſich als vorwerts/ und drucket daſſelbe nieder/ alle Actionen ſeyn gezwungen unſicher und uͤbelſtandig/ auch nicht minder gefaͤhrlich/ beſchwer- lich und ſchaͤdlich/ welche ſich zu keiner Abrichtung ſchicken/ oder dieſelbe wolgerathen laſſen. Die 2. Art iſt bey den Orientaliſchen Pferden zu ſuchen/ und welche denſelben Landen noch am nech- ſten gelegen/ wiewol die alleredelſten/ als die Perſiani- ſchen/ Armeniſchen/ Egyptiſchen/ Moriſeiſchen und andere Tuͤrckiſchen/ (wo nicht der aͤuſſerlichen Bezei- gung nach/) wenigſt an dem Gewaͤchs/ der guten Ge- ſtalt/ etwas naͤher verwandt ſeyn/ als die gemeine Tuͤrckiſche/ Tartariſche und Hungariſche Pferde/ an welcher meiſten Theil des Defects hoͤchſter Grad zu ſpuͤhren iſt. Ob gleich die Podoliſche und andere Polniſche/ Siebenbuͤrgiſche/ und Crabatiſche Pferde/ auch in etwas darnach arten/ ſo iſt doch der Augen- ſcheinliche Defect nicht durchgehend allzumercklich/ ſondern bey einem guten Theil/ ziemlich temperiret/ daß ſie in dieſem Fall/ fuͤr mittelmaͤſſige Pferde wohl paſſiren moͤgen/ wiewol der wenigſte Theil dieſes Mangels gaͤntzlich befreyet iſt/ daß er nicht der ſon- derlichen Zaumungs-Art/ Regel und Ordnung noͤ- thig haͤtte. Alle Pferde nun/ (von welcher unter dieſer Voͤl- cker oder anderer Nationen Art/ ſie ſeyn moͤgen/ und durch die Paſtardirung darunter gemenget und ver- ſetzet wird oder werden kan/) welche die Koͤpffe von dem umbgekehrten Hirſchhalß aufgetrieben/ in der Hoͤhe tragen/ und die Augen gegen dem Himmel keh- ren/ ſeyn unter den 2. Haupt-Defect gerechnet. Deren rechte Beſchaffenheit und Geſtalt/ kan man ſich in der 24. Figur am beſten vorbilden/ als wann aus dem Ort/ (wo ſich Halß und Bruſt ſcheidet/) ein gleiche Horitzont-Lini recht vorwerts aus dem Pferd gienge/ welche mit einer perpendicular- Lini durch- ſchnitten/ und als ein rechtes Creutz formiret waͤre/ welches 4. unterſchiedliche Qvartier oder Theil haͤtte. Davon in dem erſten oben zu der rechten Hand/ der rechte Haupt-Defect ſeinen Sitz hat/ weil daſſelbe Pferd mit der Naſen in ſolchem erſten Viertel/ und die Stirn in dem andern und nechſten dabey hat/ ſo lang es in ſolchem Defect und nicht wol gezaͤumet iſt. Alle Pferde ſo aus dieſem Defect/ in die erfoderte gute Pferdes- und Zaumungs-Geſtalt/ durch die or- dentliche Zaumungs-Regeln gebracht werden/ muͤſ- ſen mit der Naſen ſo weit abwerts gebracht werden/ daß ſie aber mit der Stirn und unten mit der Naſen ſolche perpendicular-Lini zugleich erreichen/ und gleichſam in den vordeꝛn Theil des Kopffs mit einenh- men/ daß ſie weder oben noch unten/ mehr zu erken- nen ſeyn/ uñ muß ſolchen deꝛ obeꝛſte hoͤchſte Theil vom Halß/ ſo weit nachfolgen/ daß nicht gar ein Spann hinter dem Ohr der letzte hoͤchſte Ort/ am Halß und ein Bug/ oder ſo genandter Bruch daſelbſt zu erken- nen ſey/ der uͤbrige Halß ſich ſo hoch auffwerts bege- be/ als er gewachſen/ und ſich faſt gar nichts davon/ vornen unter ſich neige/ oder doch nichts mehr als 2. oder 3. Zwerg Finger/ (hinder den Ohren/) austra- gen moͤchten. Je hoͤher nun in ſolcher Biegung des Halſes und Gleichtragung des Kopffs/ die Naſen uͤber der Ho- rizont-Lini/ oder dem Ort/ wo ſich Halß und Bruſt ſcheiden/ bleibet/ und nicht durch dieſelbe durchfaͤllet: Je vollkommener und beſſer wird die Zaͤumung und ihre Geſtalt werden/ ſeyn und bleiben koͤnnen. Und wird die rechte gute Pferds- und Zaͤumungs- Geſtalt unnoͤthig ſo offt zu wiederholen und zu ſetzen ſeyn/ als die unterſchiedliche falſche Poſturen in dieſel- be gebracht werden/ weil es auff dieſelbe Weiſe vier mahl geſchehen muͤſte/ ſo mit einer genung fuͤrgeſtellet werden kan/ wie daſſelbe geſchehen und hernach fol- gen ſoll. Wo aber dieſer Art Pferde/ wie vorgedacht/ die Zaͤumung unordentlich angefangen/ oder die guten Mittel unmaͤſſig und zu lang gebrauchet wuͤrden/ daß ſich das Pferd aus ſeinem erſten Haupt-Defect bege- ben wuͤrde oder muͤſte: ſo kan es leichtlich und zu viel hierbey hinter die perpendicular-Lini/ in den Ex- ceß fallen/ uͤberzaͤumet und zuviel uniret werden/ wel- ches uͤbelſtaͤndiger/ gefaͤhrlicher und ſchaͤdlicher/ als der vorige Defect iſt/ weil es uͤberſichtig wird/ Zaum und Fauſt nicht acht noch empfindet/ ſondern uͤber- windet/ das Gebiß mit den Buͤlern unter ſich druk- ket/ zu viel Appoggio nimmet/ hinden offt ausſchla- get/ und vornen gefaͤhrliche Sturtzfaͤll auff den Kopff im Lauffen thut. Deſſen Gleichheit giebet die zu er- kennen/ daß ſie die Naſen aus dem erſten hohen in das nebenſtehende andere Qvartier bringen/ und die perpendicular zuviel uͤberſchreiten/ das Mundſtuͤck mit den Buͤlern ſo viel nieder drucken und daͤmpffen/ als ſie dieſelbe darauff ligen. Da hergegen die erforderte Geſtalt/ wie aus N. 26 zu ſehen/ (da Stirnen und Naſen perpendicular gleich und dieſe letzte hoch uͤber der Horizont-Lini ſte- hen bleibet/) in allen dieſen Stuͤcken/ die Vollkom̃en- heit E e 3

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Zitationshilfe: Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/233>, abgerufen am 25.11.2024.