Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.

Bild:
<< vorherige Seite

Neuer vollkommener
[Spaltenumbruch] solcher Pferde durch die gehörige Zäumung zuversi-
chern/ daß sie ohne Gefahr und Schaden jederzeit ge-
brauchet werden können/ welcher gründlichen Wis-
senschafft sich gar wenig zuberühmen haben: So ist
es eben so schwer den Pferden solche Eigenschafft
(ausser obbemeldter vollkommenen Zaum-Kunst) zu
benehmen/ man wolte sie denn also tractiren/ daß ih-
nen die Hitze mit allen ihren lebendigen Geistern
oder Gebrauch ihrer Glieder auff einmahl benommen
würde/ welches des Pferdes Garauß seyn würde.

Die aber derselben Kunst gewiß/ und solcher Pfer-
de gewohnet/ seyn damit besser als mit einigen andern
versehen/ weil aus dieser guten Eigenschafft allerley
gutes zuhoffen ist. Denn ausser dem/ daß solche Pfer-
de gemeiniglich gute Läuffer/ werden sie ehe todt als
ermüdet seyn/ und hat man nicht einiges Anmah-
nens/ sondern nur Auffhaltens nöthig/ welches aber-
mahls allein durch die gute Zämung zuthun müglich
ist.

Ohne die rechte Zäumung aber/ seyn sie am besten
allein zugebrauchen/ daß sie von andern Pferden nicht
angereitzet oder aufgebracht werden/ worzu ihnen bald
gewuncken ist/ weil sie jederzeit lieber vor/ als nachge-
hen wollen/ darum sie im Gebrauch der Waffen/ mehr
gerathwolsweiß/ als mit Gewißheit geritten werden/
denn sie bringen ihre Reuter offt in grössere Gefahr
als der Feind/ wann sie ihnen nicht Zeit und Raum
oder Mittel lassen/ sich ihrer Waffen zugebrauchen:
liefern auch wol zu Zeiten ihre Reuter den Feinden in
die Hände/ oder seyn im umwenden wider sie ge-
schwind zurück weichend/ daß sie wider Willen durch-
gehen/ und ihre Herrn in grossen Schimpff setzen.

Wiewol sich dieser Eigenschafft etliche zu Nutz zu
machen wissen/ daß sie durch derselben grosse Begier-
de und Stärcke durch die Feinde brechen/ eilends Ge-
fangene wegraffen/ sich vor Gefängniß hüten/ oder
aus derselben mit Gewalt loß reissen können/ welches
alles mit sonderlicher Vorsichtigkeit und Behendig-
keit verrichtet werden muß.

Frömmigkeit und Treue.

Frömmigkeit und Treu ist bey etlichen Pferden so
tieff eingewurtzelt/ daß sie auch wider ihrer Herrn Fein-
de Rach geübet/ unter andern hat eines Scytischen
Königs Pferd/ so von einem andern in einem Duell
überwunden worden/ und nach dem Sieg außgezo-
gen werden wollen/ den Uberwinder umgebracht.

Als der Antiochus umkommen/ und dessen Obsie-
ger sich auff sein Pferd gesetzet/ hat es sich mit ihm
über einen Felsen abgestürtzet.

Als Licinius seine Tochter Perinam um des Christ-
lichen Glaubens willen/ mit vier Pferden zerreissen
lassen wollen/ hat ihn solcher Pferde eines umge-
bracht/ welches zwar aus sonderlicher göttlicher
Schickung und Verhängniß/ wie mit dem Löwen
wider den ungehorsamen Propheten/ und mit den
Bären wider die spöttischen bösen Buben/ zu sonder-
lichen Abscheus-Exempeln/ extraordinari geschehen
kan: Denn daß ihnen eine solche Liebe und Erkänt-
nüß der Gerechtigkeit und billichen Vergeltung der
Straffe eingepflantzet/ wird schwerlich zuerweisen
seyn: Aber wol eine solche Capacität/ wodurch sie
[Spaltenumbruch] dahin abgerichtet werden möchten/ wie mir dann selbst
etliche solche Pferde bekandt gewesen/ welche ihren
Herrn treulich fechten helffen/ auff ihres Herrn Fein-
de sowol als auff desselben Pferde so begierig/ als ihr
Herr angefallen/ mit Maul und Füssen angegriffen/
gebissen/ gehauen/ angefasset/ unter die Füsse getreten
und überwinden helffen/ und also offensive mit hin
Krieg geführet/ also auch defensive nicht allein von
sich selber/ sondern auch ihren Herrn/ durch von sich
schlagen/ hauen/ beissen und springen die Feinde abge-
halten/ abgetrieben/ daß deren keiner einem oder dem
andern beykommen können.

Jst derowegen nicht allein diese sonderliche/ son-
dern so gar die gemeine Treue/ so sie ihren Herrn/
(wann sie voller Weiß davon herunter fallen/ im
Aufwarten und stillstehen erweisen) hoch zuschätzen.

Als der Bucephalus in der Thebaner Schlacht
unter seinem Herrn tödtlich verwundet worden/ und
derselbe von ihm sich auff ein anders Pferd setzen wol-
len/ hat er Bucephalus solches nicht zugelassen/ son-
dern ihn weggetragen/ und aus der Gefahr gebracht.

Es seyn nicht wenig/ welche diese und andere hohe
Eigenschafften/ sonderlich die vorerwehnte Ambition
den Pferden gern absprechen/ und für ein unmügli-
ches Ding halten wollen/ deren Unwissenheit aber kan
wider die Erfahrung nicht behaupten/ daß die Pferde
solche Eigenschafft in der That nicht an sich sehen/ er-
kennen und greiffen lassen solten: weil nun dieselbe in
einer Art oder Nation Pferde/ nicht wie in der andern
zu spühren/ auch unter denselben wieder unterschied-
lich zubefinden/ wie eines mehr als das andere von der-
selben eingenommen/ ob sie gleich von einerley Ge-
schlecht/ Art und Eltern herkommen: so ist darauß
gründlich zuschliessen/ daß sie ihnen in Gemüthern
und Sinnen/ und nicht in dem Leib/ Fleisch/ Bein in-
nerlich oder äusserlich stecken können/ ausser dem wür-
de und müste sie sich in allen Pferden gleich befinden/
welche dasselbe gemein haben.

Denn es ermuntern sich auch die Pferde/ und er-
freuen sich/ wann sie schön geschmücket werden/ daß sie
auch hochmüthiger gehen und prangen.

Wie nun dieses die oben-erzehlte Exempel/ (deren
vielmehr beyzubringen/ wann diese nicht genug wa-
ren) genugsam erweisen: So wäre es kein böser
Wunsch/ daß erwehntes Pommerische Fürstliche
Leib-Roß nicht durch den Tod übereylet/ und dadurch
verhindert worden/ sondern Zeit und Mittel gehabt
haben möchte/ den Teutschen Pferden diese gute Ei-
genschafft im Testament zur Erbschafft zuhinterlas-
sen/ denn dieselbe ist der Zeit bey diesen Pferden so
gäntzlich verloschen/ daß man dessen nicht ein einige
Anzeigung findet/ daß ein solches Pferd dergestalt
keinen Erben hinterlassen. Ja man solte solche ehe
und mehr bey geringen Stands- Personen finden/
daß der Uberfluß ihrer in Geberden eingebildten Re-
putation und Hoheit mehr als zuviel wäre/ wann sie
solchen den demüthigen Pferden nur zum Theil über-
lassen wolten/ welches doch mehr zuwünschen als zu
hoffen ist.

Es ist auch diese Eigenschafft nicht allein aus dem
Göttlichen Wort selbsten/ sondern eine noch viel grös-
sere/ bessere/ und des Verwunderns würdigere zuer-

weisen/

Neuer vollkommener
[Spaltenumbruch] ſolcher Pferde durch die gehoͤrige Zaͤumung zuverſi-
chern/ daß ſie ohne Gefahr und Schaden jederzeit ge-
brauchet werden koͤnnen/ welcher gruͤndlichen Wiſ-
ſenſchafft ſich gar wenig zuberuͤhmen haben: So iſt
es eben ſo ſchwer den Pferden ſolche Eigenſchafft
(auſſer obbemeldter vollkommenen Zaum-Kunſt) zu
benehmen/ man wolte ſie denn alſo tractiren/ daß ih-
nen die Hitze mit allen ihren lebendigen Geiſtern
oder Gebrauch ihrer Glieder auff einmahl benommen
wuͤrde/ welches des Pferdes Garauß ſeyn wuͤrde.

Die aber derſelben Kunſt gewiß/ und ſolcher Pfer-
de gewohnet/ ſeyn damit beſſer als mit einigen andern
verſehen/ weil aus dieſer guten Eigenſchafft allerley
gutes zuhoffen iſt. Denn auſſer dem/ daß ſolche Pfer-
de gemeiniglich gute Laͤuffer/ werden ſie ehe todt als
ermuͤdet ſeyn/ und hat man nicht einiges Anmah-
nens/ ſondern nur Auffhaltens noͤthig/ welches aber-
mahls allein durch die gute Zaͤmung zuthun muͤglich
iſt.

Ohne die rechte Zaͤumung aber/ ſeyn ſie am beſten
allein zugebrauchen/ daß ſie von andern Pferden nicht
angereitzet oder aufgebracht werden/ worzu ihnen bald
gewuncken iſt/ weil ſie jederzeit lieber vor/ als nachge-
hen wollen/ darum ſie im Gebrauch der Waffen/ mehꝛ
gerathwolsweiß/ als mit Gewißheit geritten werden/
denn ſie bringen ihre Reuter offt in groͤſſere Gefahr
als der Feind/ wann ſie ihnen nicht Zeit und Raum
oder Mittel laſſen/ ſich ihrer Waffen zugebrauchen:
liefern auch wol zu Zeiten ihre Reuter den Feinden in
die Haͤnde/ oder ſeyn im umwenden wider ſie ge-
ſchwind zuruͤck weichend/ daß ſie wider Willen durch-
gehen/ und ihre Herrn in groſſen Schimpff ſetzen.

Wiewol ſich dieſer Eigenſchafft etliche zu Nutz zu
machen wiſſen/ daß ſie durch derſelben groſſe Begier-
de und Staͤrcke durch die Feinde brechen/ eilends Ge-
fangene wegraffen/ ſich vor Gefaͤngniß huͤten/ oder
aus derſelben mit Gewalt loß reiſſen koͤnnen/ welches
alles mit ſonderlicher Vorſichtigkeit und Behendig-
keit verrichtet werden muß.

Froͤmmigkeit und Treue.

Froͤmmigkeit und Treu iſt bey etlichen Pferden ſo
tieff eingewurtzelt/ daß ſie auch wider ihrer Herꝛn Fein-
de Rach geuͤbet/ unter andern hat eines Scytiſchen
Koͤnigs Pferd/ ſo von einem andern in einem Duell
uͤberwunden worden/ und nach dem Sieg außgezo-
gen werden wollen/ den Uberwinder umgebracht.

Als der Antiochus umkommen/ und deſſen Obſie-
ger ſich auff ſein Pferd geſetzet/ hat es ſich mit ihm
uͤber einen Felſen abgeſtuͤrtzet.

Als Licinius ſeine Tochter Perinam um des Chriſt-
lichen Glaubens willen/ mit vier Pferden zerreiſſen
laſſen wollen/ hat ihn ſolcher Pferde eines umge-
bracht/ welches zwar aus ſonderlicher goͤttlicher
Schickung und Verhaͤngniß/ wie mit dem Loͤwen
wider den ungehorſamen Propheten/ und mit den
Baͤren wider die ſpoͤttiſchen boͤſen Buben/ zu ſonder-
lichen Abſcheus-Exempeln/ extraordinari geſchehen
kan: Denn daß ihnen eine ſolche Liebe und Erkaͤnt-
nuͤß der Gerechtigkeit und billichen Vergeltung der
Straffe eingepflantzet/ wird ſchwerlich zuerweiſen
ſeyn: Aber wol eine ſolche Capacitaͤt/ wodurch ſie
[Spaltenumbruch] dahin abgerichtet werden moͤchten/ wie mir dañ ſelbſt
etliche ſolche Pferde bekandt geweſen/ welche ihren
Herrn treulich fechten helffen/ auff ihres Herrn Fein-
de ſowol als auff deſſelben Pferde ſo begierig/ als ihr
Herr angefallen/ mit Maul und Fuͤſſen angegriffen/
gebiſſen/ gehauen/ angefaſſet/ unter die Fuͤſſe getreten
und uͤberwinden helffen/ und alſo offenſivè mit hin
Krieg gefuͤhret/ alſo auch defenſivè nicht allein von
ſich ſelber/ ſondern auch ihren Herrn/ durch von ſich
ſchlagen/ hauen/ beiſſen und ſpringen die Feinde abge-
halten/ abgetrieben/ daß deren keiner einem oder dem
andern beykommen koͤnnen.

Jſt derowegen nicht allein dieſe ſonderliche/ ſon-
dern ſo gar die gemeine Treue/ ſo ſie ihren Herrn/
(wann ſie voller Weiß davon herunter fallen/ im
Aufwarten und ſtillſtehen erweiſen) hoch zuſchaͤtzen.

Als der Bucephalus in der Thebaner Schlacht
unter ſeinem Herrn toͤdtlich verwundet worden/ und
derſelbe von ihm ſich auff ein anders Pferd ſetzen wol-
len/ hat er Bucephalus ſolches nicht zugelaſſen/ ſon-
dern ihn weggetragen/ und aus der Gefahr gebracht.

Es ſeyn nicht wenig/ welche dieſe und andere hohe
Eigenſchafften/ ſonderlich die vorerwehnte Ambition
den Pferden gern abſprechen/ und fuͤr ein unmuͤgli-
ches Ding halten wollen/ deren Unwiſſenheit aber kan
wider die Erfahrung nicht behaupten/ daß die Pferde
ſolche Eigenſchafft in der That nicht an ſich ſehen/ er-
kennen und greiffen laſſen ſolten: weil nun dieſelbe in
einer Art oder Nation Pferde/ nicht wie in der andern
zu ſpuͤhren/ auch unter denſelben wieder unterſchied-
lich zubefinden/ wie eines mehr als das andere von der-
ſelben eingenommen/ ob ſie gleich von einerley Ge-
ſchlecht/ Art und Eltern herkommen: ſo iſt darauß
gruͤndlich zuſchlieſſen/ daß ſie ihnen in Gemuͤthern
und Sinnen/ und nicht in dem Leib/ Fleiſch/ Bein in-
nerlich oder aͤuſſerlich ſtecken koͤnnen/ auſſer dem wuͤr-
de und muͤſte ſie ſich in allen Pferden gleich befinden/
welche daſſelbe gemein haben.

Denn es ermuntern ſich auch die Pferde/ und er-
freuen ſich/ wann ſie ſchoͤn geſchmuͤcket werden/ daß ſie
auch hochmuͤthiger gehen und prangen.

Wie nun dieſes die oben-erzehlte Exempel/ (deren
vielmehr beyzubringen/ wann dieſe nicht genug wa-
ren) genugſam erweiſen: So waͤre es kein boͤſer
Wunſch/ daß erwehntes Pommeriſche Fuͤrſtliche
Leib-Roß nicht durch den Tod uͤbereylet/ und dadurch
verhindert worden/ ſondern Zeit und Mittel gehabt
haben moͤchte/ den Teutſchen Pferden dieſe gute Ei-
genſchafft im Teſtament zur Erbſchafft zuhinterlaſ-
ſen/ denn dieſelbe iſt der Zeit bey dieſen Pferden ſo
gaͤntzlich verloſchen/ daß man deſſen nicht ein einige
Anzeigung findet/ daß ein ſolches Pferd dergeſtalt
keinen Erben hinterlaſſen. Ja man ſolte ſolche ehe
und mehr bey geringen Stands- Perſonen finden/
daß der Uberfluß ihrer in Geberden eingebildten Re-
putation und Hoheit mehr als zuviel waͤre/ wann ſie
ſolchen den demuͤthigen Pferden nur zum Theil uͤber-
laſſen wolten/ welches doch mehr zuwuͤnſchen als zu
hoffen iſt.

Es iſt auch dieſe Eigenſchafft nicht allein aus dem
Goͤttlichen Wort ſelbſten/ ſondern eine noch viel groͤſ-
ſere/ beſſere/ und des Verwunderns wuͤrdigere zuer-

weiſen/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0084" n="8[78]"/><fw place="top" type="header">Neuer vollkommener</fw><lb/><cb/>
&#x017F;olcher Pferde durch die geho&#x0364;rige Za&#x0364;umung zuver&#x017F;i-<lb/>
chern/ daß &#x017F;ie ohne Gefahr und Schaden jederzeit ge-<lb/>
brauchet werden ko&#x0364;nnen/ welcher gru&#x0364;ndlichen Wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en&#x017F;chafft &#x017F;ich gar wenig zuberu&#x0364;hmen haben: So i&#x017F;t<lb/>
es eben &#x017F;o &#x017F;chwer den Pferden &#x017F;olche Eigen&#x017F;chafft<lb/>
(au&#x017F;&#x017F;er obbemeldter vollkommenen Zaum-Kun&#x017F;t) zu<lb/>
benehmen/ man wolte &#x017F;ie denn al&#x017F;o tractiren/ daß ih-<lb/>
nen die Hitze mit allen ihren lebendigen Gei&#x017F;tern<lb/>
oder Gebrauch ihrer Glieder auff einmahl benommen<lb/>
wu&#x0364;rde/ welches des Pferdes Garauß &#x017F;eyn wu&#x0364;rde.</p><lb/>
                  <p>Die aber der&#x017F;elben Kun&#x017F;t gewiß/ und &#x017F;olcher Pfer-<lb/>
de gewohnet/ &#x017F;eyn damit be&#x017F;&#x017F;er als mit einigen andern<lb/>
ver&#x017F;ehen/ weil aus die&#x017F;er guten Eigen&#x017F;chafft allerley<lb/>
gutes zuhoffen i&#x017F;t. Denn au&#x017F;&#x017F;er dem/ daß &#x017F;olche Pfer-<lb/>
de gemeiniglich gute La&#x0364;uffer/ werden &#x017F;ie ehe todt als<lb/>
ermu&#x0364;det &#x017F;eyn/ und hat man nicht einiges Anmah-<lb/>
nens/ &#x017F;ondern nur Auffhaltens no&#x0364;thig/ welches aber-<lb/>
mahls allein durch die gute Za&#x0364;mung zuthun mu&#x0364;glich<lb/>
i&#x017F;t.</p><lb/>
                  <p>Ohne die rechte Za&#x0364;umung aber/ &#x017F;eyn &#x017F;ie am be&#x017F;ten<lb/>
allein zugebrauchen/ daß &#x017F;ie von andern Pferden nicht<lb/>
angereitzet oder aufgebracht werden/ worzu ihnen bald<lb/>
gewuncken i&#x017F;t/ weil &#x017F;ie jederzeit lieber vor/ als nachge-<lb/>
hen wollen/ darum &#x017F;ie im Gebrauch der Waffen/ meh&#xA75B;<lb/>
gerathwolsweiß/ als mit Gewißheit geritten werden/<lb/>
denn &#x017F;ie bringen ihre Reuter offt in gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Gefahr<lb/>
als der Feind/ wann &#x017F;ie ihnen nicht Zeit und Raum<lb/>
oder Mittel la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ich ihrer Waffen zugebrauchen:<lb/>
liefern auch wol zu Zeiten ihre Reuter den Feinden in<lb/>
die Ha&#x0364;nde/ oder &#x017F;eyn im umwenden wider &#x017F;ie ge-<lb/>
&#x017F;chwind zuru&#x0364;ck weichend/ daß &#x017F;ie wider Willen durch-<lb/>
gehen/ und ihre Herrn in gro&#x017F;&#x017F;en Schimpff &#x017F;etzen.</p><lb/>
                  <p>Wiewol &#x017F;ich die&#x017F;er Eigen&#x017F;chafft etliche zu Nutz zu<lb/>
machen wi&#x017F;&#x017F;en/ daß &#x017F;ie durch der&#x017F;elben gro&#x017F;&#x017F;e Begier-<lb/>
de und Sta&#x0364;rcke durch die Feinde brechen/ eilends Ge-<lb/>
fangene wegraffen/ &#x017F;ich vor Gefa&#x0364;ngniß hu&#x0364;ten/ oder<lb/>
aus der&#x017F;elben mit Gewalt loß rei&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen/ welches<lb/>
alles mit &#x017F;onderlicher Vor&#x017F;ichtigkeit und Behendig-<lb/>
keit verrichtet werden muß.</p>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head> <hi rendition="#b">Fro&#x0364;mmigkeit und Treue.</hi> </head><lb/>
                  <p>Fro&#x0364;mmigkeit und Treu i&#x017F;t bey etlichen Pferden &#x017F;o<lb/>
tieff eingewurtzelt/ daß &#x017F;ie auch wider ihrer Her&#xA75B;n Fein-<lb/>
de Rach geu&#x0364;bet/ unter andern hat eines Scyti&#x017F;chen<lb/>
Ko&#x0364;nigs Pferd/ &#x017F;o von einem andern in einem Duell<lb/>
u&#x0364;berwunden worden/ und nach dem Sieg außgezo-<lb/>
gen werden wollen/ den Uberwinder umgebracht.</p><lb/>
                  <p>Als der Antiochus umkommen/ und de&#x017F;&#x017F;en Ob&#x017F;ie-<lb/>
ger &#x017F;ich auff &#x017F;ein Pferd ge&#x017F;etzet/ hat es &#x017F;ich mit ihm<lb/>
u&#x0364;ber einen Fel&#x017F;en abge&#x017F;tu&#x0364;rtzet.</p><lb/>
                  <p>Als Licinius &#x017F;eine Tochter Perinam um des Chri&#x017F;t-<lb/>
lichen Glaubens willen/ mit vier Pferden zerrei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en wollen/ hat ihn &#x017F;olcher Pferde eines umge-<lb/>
bracht/ welches zwar aus &#x017F;onderlicher go&#x0364;ttlicher<lb/>
Schickung und Verha&#x0364;ngniß/ wie mit dem Lo&#x0364;wen<lb/>
wider den ungehor&#x017F;amen Propheten/ und mit den<lb/>
Ba&#x0364;ren wider die &#x017F;po&#x0364;tti&#x017F;chen bo&#x0364;&#x017F;en Buben/ zu &#x017F;onder-<lb/>
lichen Ab&#x017F;cheus-Exempeln/ extraordinari ge&#x017F;chehen<lb/>
kan: Denn daß ihnen eine &#x017F;olche Liebe und Erka&#x0364;nt-<lb/>
nu&#x0364;ß der Gerechtigkeit und billichen Vergeltung der<lb/>
Straffe eingepflantzet/ wird &#x017F;chwerlich zuerwei&#x017F;en<lb/>
&#x017F;eyn: Aber wol eine &#x017F;olche Capacita&#x0364;t/ wodurch &#x017F;ie<lb/><cb/>
dahin abgerichtet werden mo&#x0364;chten/ wie mir dañ &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
etliche &#x017F;olche Pferde bekandt gewe&#x017F;en/ welche ihren<lb/>
Herrn treulich fechten helffen/ auff ihres Herrn Fein-<lb/>
de &#x017F;owol als auff de&#x017F;&#x017F;elben Pferde &#x017F;o begierig/ als ihr<lb/>
Herr angefallen/ mit Maul und Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en angegriffen/<lb/>
gebi&#x017F;&#x017F;en/ gehauen/ angefa&#x017F;&#x017F;et/ unter die Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e getreten<lb/>
und u&#x0364;berwinden helffen/ und al&#x017F;o <hi rendition="#aq">offen&#x017F;ivè</hi> mit hin<lb/>
Krieg gefu&#x0364;hret/ al&#x017F;o auch <hi rendition="#aq">defen&#x017F;ivè</hi> nicht allein von<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elber/ &#x017F;ondern auch ihren Herrn/ durch von &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;chlagen/ hauen/ bei&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;pringen die Feinde abge-<lb/>
halten/ abgetrieben/ daß deren keiner einem oder dem<lb/>
andern beykommen ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
                  <p>J&#x017F;t derowegen nicht allein die&#x017F;e &#x017F;onderliche/ &#x017F;on-<lb/>
dern &#x017F;o gar die gemeine Treue/ &#x017F;o &#x017F;ie ihren Herrn/<lb/>
(wann &#x017F;ie voller Weiß davon herunter fallen/ im<lb/>
Aufwarten und &#x017F;till&#x017F;tehen erwei&#x017F;en) hoch zu&#x017F;cha&#x0364;tzen.</p><lb/>
                  <p>Als der Bucephalus in der Thebaner Schlacht<lb/>
unter &#x017F;einem Herrn to&#x0364;dtlich verwundet worden/ und<lb/>
der&#x017F;elbe von ihm &#x017F;ich auff ein anders Pferd &#x017F;etzen wol-<lb/>
len/ hat er Bucephalus &#x017F;olches nicht zugela&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;on-<lb/>
dern ihn weggetragen/ und aus der Gefahr gebracht.</p><lb/>
                  <p>Es &#x017F;eyn nicht wenig/ welche die&#x017F;e und andere hohe<lb/>
Eigen&#x017F;chafften/ &#x017F;onderlich die vorerwehnte Ambition<lb/>
den Pferden gern ab&#x017F;prechen/ und fu&#x0364;r ein unmu&#x0364;gli-<lb/>
ches Ding halten wollen/ deren Unwi&#x017F;&#x017F;enheit aber kan<lb/>
wider die Erfahrung nicht behaupten/ daß die Pferde<lb/>
&#x017F;olche Eigen&#x017F;chafft in der That nicht an &#x017F;ich &#x017F;ehen/ er-<lb/>
kennen und greiffen la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olten: weil nun die&#x017F;elbe in<lb/>
einer Art oder Nation Pferde/ nicht wie in der andern<lb/>
zu &#x017F;pu&#x0364;hren/ auch unter den&#x017F;elben wieder unter&#x017F;chied-<lb/>
lich zubefinden/ wie eines mehr als das andere von der-<lb/>
&#x017F;elben eingenommen/ ob &#x017F;ie gleich von einerley Ge-<lb/>
&#x017F;chlecht/ Art und Eltern herkommen: &#x017F;o i&#x017F;t darauß<lb/>
gru&#x0364;ndlich zu&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en/ daß &#x017F;ie ihnen in Gemu&#x0364;thern<lb/>
und Sinnen/ und nicht in dem Leib/ Flei&#x017F;ch/ Bein in-<lb/>
nerlich oder a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich &#x017F;tecken ko&#x0364;nnen/ au&#x017F;&#x017F;er dem wu&#x0364;r-<lb/>
de und mu&#x0364;&#x017F;te &#x017F;ie &#x017F;ich in allen Pferden gleich befinden/<lb/>
welche da&#x017F;&#x017F;elbe gemein haben.</p><lb/>
                  <p>Denn es ermuntern &#x017F;ich auch die Pferde/ und er-<lb/>
freuen &#x017F;ich/ wann &#x017F;ie &#x017F;cho&#x0364;n ge&#x017F;chmu&#x0364;cket werden/ daß &#x017F;ie<lb/>
auch hochmu&#x0364;thiger gehen und prangen.</p><lb/>
                  <p>Wie nun die&#x017F;es die oben-erzehlte Exempel/ (deren<lb/>
vielmehr beyzubringen/ wann die&#x017F;e nicht genug wa-<lb/>
ren) genug&#x017F;am erwei&#x017F;en: So wa&#x0364;re es kein bo&#x0364;&#x017F;er<lb/>
Wun&#x017F;ch/ daß erwehntes Pommeri&#x017F;che Fu&#x0364;r&#x017F;tliche<lb/>
Leib-Roß nicht durch den Tod u&#x0364;bereylet/ und dadurch<lb/>
verhindert worden/ &#x017F;ondern Zeit und Mittel gehabt<lb/>
haben mo&#x0364;chte/ den Teut&#x017F;chen Pferden die&#x017F;e gute Ei-<lb/>
gen&#x017F;chafft im Te&#x017F;tament zur Erb&#x017F;chafft zuhinterla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ denn die&#x017F;elbe i&#x017F;t der Zeit bey die&#x017F;en Pferden &#x017F;o<lb/>
ga&#x0364;ntzlich verlo&#x017F;chen/ daß man de&#x017F;&#x017F;en nicht ein einige<lb/>
Anzeigung findet/ daß ein &#x017F;olches Pferd derge&#x017F;talt<lb/>
keinen Erben hinterla&#x017F;&#x017F;en. Ja man &#x017F;olte &#x017F;olche ehe<lb/>
und mehr bey geringen Stands- Per&#x017F;onen finden/<lb/>
daß der Uberfluß ihrer in Geberden eingebildten Re-<lb/>
putation und Hoheit mehr als zuviel wa&#x0364;re/ wann &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;olchen den demu&#x0364;thigen Pferden nur zum Theil u&#x0364;ber-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en wolten/ welches doch mehr zuwu&#x0364;n&#x017F;chen als zu<lb/>
hoffen i&#x017F;t.</p><lb/>
                  <p>Es i&#x017F;t auch die&#x017F;e Eigen&#x017F;chafft nicht allein aus dem<lb/>
Go&#x0364;ttlichen Wort &#x017F;elb&#x017F;ten/ &#x017F;ondern eine noch viel gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ere/ be&#x017F;&#x017F;ere/ und des Verwunderns wu&#x0364;rdigere zuer-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wei&#x017F;en/</fw><lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8[78]/0084] Neuer vollkommener ſolcher Pferde durch die gehoͤrige Zaͤumung zuverſi- chern/ daß ſie ohne Gefahr und Schaden jederzeit ge- brauchet werden koͤnnen/ welcher gruͤndlichen Wiſ- ſenſchafft ſich gar wenig zuberuͤhmen haben: So iſt es eben ſo ſchwer den Pferden ſolche Eigenſchafft (auſſer obbemeldter vollkommenen Zaum-Kunſt) zu benehmen/ man wolte ſie denn alſo tractiren/ daß ih- nen die Hitze mit allen ihren lebendigen Geiſtern oder Gebrauch ihrer Glieder auff einmahl benommen wuͤrde/ welches des Pferdes Garauß ſeyn wuͤrde. Die aber derſelben Kunſt gewiß/ und ſolcher Pfer- de gewohnet/ ſeyn damit beſſer als mit einigen andern verſehen/ weil aus dieſer guten Eigenſchafft allerley gutes zuhoffen iſt. Denn auſſer dem/ daß ſolche Pfer- de gemeiniglich gute Laͤuffer/ werden ſie ehe todt als ermuͤdet ſeyn/ und hat man nicht einiges Anmah- nens/ ſondern nur Auffhaltens noͤthig/ welches aber- mahls allein durch die gute Zaͤmung zuthun muͤglich iſt. Ohne die rechte Zaͤumung aber/ ſeyn ſie am beſten allein zugebrauchen/ daß ſie von andern Pferden nicht angereitzet oder aufgebracht werden/ worzu ihnen bald gewuncken iſt/ weil ſie jederzeit lieber vor/ als nachge- hen wollen/ darum ſie im Gebrauch der Waffen/ mehꝛ gerathwolsweiß/ als mit Gewißheit geritten werden/ denn ſie bringen ihre Reuter offt in groͤſſere Gefahr als der Feind/ wann ſie ihnen nicht Zeit und Raum oder Mittel laſſen/ ſich ihrer Waffen zugebrauchen: liefern auch wol zu Zeiten ihre Reuter den Feinden in die Haͤnde/ oder ſeyn im umwenden wider ſie ge- ſchwind zuruͤck weichend/ daß ſie wider Willen durch- gehen/ und ihre Herrn in groſſen Schimpff ſetzen. Wiewol ſich dieſer Eigenſchafft etliche zu Nutz zu machen wiſſen/ daß ſie durch derſelben groſſe Begier- de und Staͤrcke durch die Feinde brechen/ eilends Ge- fangene wegraffen/ ſich vor Gefaͤngniß huͤten/ oder aus derſelben mit Gewalt loß reiſſen koͤnnen/ welches alles mit ſonderlicher Vorſichtigkeit und Behendig- keit verrichtet werden muß. Froͤmmigkeit und Treue. Froͤmmigkeit und Treu iſt bey etlichen Pferden ſo tieff eingewurtzelt/ daß ſie auch wider ihrer Herꝛn Fein- de Rach geuͤbet/ unter andern hat eines Scytiſchen Koͤnigs Pferd/ ſo von einem andern in einem Duell uͤberwunden worden/ und nach dem Sieg außgezo- gen werden wollen/ den Uberwinder umgebracht. Als der Antiochus umkommen/ und deſſen Obſie- ger ſich auff ſein Pferd geſetzet/ hat es ſich mit ihm uͤber einen Felſen abgeſtuͤrtzet. Als Licinius ſeine Tochter Perinam um des Chriſt- lichen Glaubens willen/ mit vier Pferden zerreiſſen laſſen wollen/ hat ihn ſolcher Pferde eines umge- bracht/ welches zwar aus ſonderlicher goͤttlicher Schickung und Verhaͤngniß/ wie mit dem Loͤwen wider den ungehorſamen Propheten/ und mit den Baͤren wider die ſpoͤttiſchen boͤſen Buben/ zu ſonder- lichen Abſcheus-Exempeln/ extraordinari geſchehen kan: Denn daß ihnen eine ſolche Liebe und Erkaͤnt- nuͤß der Gerechtigkeit und billichen Vergeltung der Straffe eingepflantzet/ wird ſchwerlich zuerweiſen ſeyn: Aber wol eine ſolche Capacitaͤt/ wodurch ſie dahin abgerichtet werden moͤchten/ wie mir dañ ſelbſt etliche ſolche Pferde bekandt geweſen/ welche ihren Herrn treulich fechten helffen/ auff ihres Herrn Fein- de ſowol als auff deſſelben Pferde ſo begierig/ als ihr Herr angefallen/ mit Maul und Fuͤſſen angegriffen/ gebiſſen/ gehauen/ angefaſſet/ unter die Fuͤſſe getreten und uͤberwinden helffen/ und alſo offenſivè mit hin Krieg gefuͤhret/ alſo auch defenſivè nicht allein von ſich ſelber/ ſondern auch ihren Herrn/ durch von ſich ſchlagen/ hauen/ beiſſen und ſpringen die Feinde abge- halten/ abgetrieben/ daß deren keiner einem oder dem andern beykommen koͤnnen. Jſt derowegen nicht allein dieſe ſonderliche/ ſon- dern ſo gar die gemeine Treue/ ſo ſie ihren Herrn/ (wann ſie voller Weiß davon herunter fallen/ im Aufwarten und ſtillſtehen erweiſen) hoch zuſchaͤtzen. Als der Bucephalus in der Thebaner Schlacht unter ſeinem Herrn toͤdtlich verwundet worden/ und derſelbe von ihm ſich auff ein anders Pferd ſetzen wol- len/ hat er Bucephalus ſolches nicht zugelaſſen/ ſon- dern ihn weggetragen/ und aus der Gefahr gebracht. Es ſeyn nicht wenig/ welche dieſe und andere hohe Eigenſchafften/ ſonderlich die vorerwehnte Ambition den Pferden gern abſprechen/ und fuͤr ein unmuͤgli- ches Ding halten wollen/ deren Unwiſſenheit aber kan wider die Erfahrung nicht behaupten/ daß die Pferde ſolche Eigenſchafft in der That nicht an ſich ſehen/ er- kennen und greiffen laſſen ſolten: weil nun dieſelbe in einer Art oder Nation Pferde/ nicht wie in der andern zu ſpuͤhren/ auch unter denſelben wieder unterſchied- lich zubefinden/ wie eines mehr als das andere von der- ſelben eingenommen/ ob ſie gleich von einerley Ge- ſchlecht/ Art und Eltern herkommen: ſo iſt darauß gruͤndlich zuſchlieſſen/ daß ſie ihnen in Gemuͤthern und Sinnen/ und nicht in dem Leib/ Fleiſch/ Bein in- nerlich oder aͤuſſerlich ſtecken koͤnnen/ auſſer dem wuͤr- de und muͤſte ſie ſich in allen Pferden gleich befinden/ welche daſſelbe gemein haben. Denn es ermuntern ſich auch die Pferde/ und er- freuen ſich/ wann ſie ſchoͤn geſchmuͤcket werden/ daß ſie auch hochmuͤthiger gehen und prangen. Wie nun dieſes die oben-erzehlte Exempel/ (deren vielmehr beyzubringen/ wann dieſe nicht genug wa- ren) genugſam erweiſen: So waͤre es kein boͤſer Wunſch/ daß erwehntes Pommeriſche Fuͤrſtliche Leib-Roß nicht durch den Tod uͤbereylet/ und dadurch verhindert worden/ ſondern Zeit und Mittel gehabt haben moͤchte/ den Teutſchen Pferden dieſe gute Ei- genſchafft im Teſtament zur Erbſchafft zuhinterlaſ- ſen/ denn dieſelbe iſt der Zeit bey dieſen Pferden ſo gaͤntzlich verloſchen/ daß man deſſen nicht ein einige Anzeigung findet/ daß ein ſolches Pferd dergeſtalt keinen Erben hinterlaſſen. Ja man ſolte ſolche ehe und mehr bey geringen Stands- Perſonen finden/ daß der Uberfluß ihrer in Geberden eingebildten Re- putation und Hoheit mehr als zuviel waͤre/ wann ſie ſolchen den demuͤthigen Pferden nur zum Theil uͤber- laſſen wolten/ welches doch mehr zuwuͤnſchen als zu hoffen iſt. Es iſt auch dieſe Eigenſchafft nicht allein aus dem Goͤttlichen Wort ſelbſten/ ſondern eine noch viel groͤſ- ſere/ beſſere/ und des Verwunderns wuͤrdigere zuer- weiſen/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/84
Zitationshilfe: Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688, S. 8[78]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/84>, abgerufen am 24.11.2024.