Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897.Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie. Wenn hier davon gesprochen wird, dass der Uebergang eines § 143. Erfolgt ein isothermischer Prozess, wie die meisten Es werde z. B. eine wässrige Lösung eines nichtflüchtigen Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie. Wenn hier davon gesprochen wird, dass der Uebergang eines § 143. Erfolgt ein isothermischer Prozess, wie die meisten Es werde z. B. eine wässrige Lösung eines nichtflüchtigen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0120" n="104"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#i">Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie.</hi> </fw><lb/> <p>Wenn hier davon gesprochen wird, dass der Uebergang eines<lb/> Systems aus einem Zustand in einen anderen einmal auf irre-<lb/> versibelm, einmal auf reversibelm Wege vorgenommen wird, so<lb/> liegt darin kein Widerspruch mit dem anderen Satze, dass<lb/> zwischen zwei Zuständen eines Systems nur entweder ein re-<lb/> versibler oder ein irreversibler Uebergang möglich ist, ohne dass<lb/> in anderen Körpern Aenderungen zurückbleiben. In dem hier<lb/> betrachteten Falle können in der That Aenderungen in einem<lb/> anderen Körper zurückbleiben, nämlich in dem das System um-<lb/> gebenden Medium, welches nach § 140 im Allgemeinen positive oder<lb/> negative Wärme an das System abgibt, und in unserem Falle ab-<lb/> geben <hi rendition="#g">muss</hi>, um das System auf constanter Temperatur zu erhalten.</p><lb/> <p><hi rendition="#b">§ 143.</hi> Erfolgt ein isothermischer Prozess, wie die meisten<lb/> chemischen Prozesse, mit verschwindend kleiner Arbeitsleistung:<lb/><hi rendition="#c">Σ <hi rendition="#i">A</hi> = 0</hi><lb/> so ist nach (73):<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#i">F</hi><hi rendition="#sub">2</hi> — <hi rendition="#i">F</hi><hi rendition="#sub">1</hi> < 0,</hi><lb/> d. h. die freie Energie nimmt ab. Die Grösse dieser Abnahme<lb/> kann man als ein quantitatives Maass benutzen für die Arbeit<lb/> der Kräfte (chemische Verwandtschaft, Affinität, Avidität), welche<lb/> den Prozess veranlassen; dieselbe geht dabei als äussere Arbeit<lb/> verloren.</p><lb/> <p>Es werde z. B. eine wässrige Lösung eines nichtflüchtigen<lb/> Salzes durch Zusatz von Wasser auf isothermischem Wege ver-<lb/> dünnt, indem die Verdünnungswärme von einem passenden<lb/> Wärmereservoir aufgenommen oder geliefert wird, je nachdem<lb/> die Energie <hi rendition="#i">U</hi><hi rendition="#sub">2</hi> der verdünnten Lösung (Endzustand) kleiner oder<lb/> grösser ist als die Summe <hi rendition="#i">U</hi><hi rendition="#sub">1</hi> der Energie der unverdünnten Lösung<lb/> und der Energie der zugesetzten Wassermenge (Anfangszustand).<lb/> Die freie Energie <hi rendition="#i">F</hi><hi rendition="#sub">2</hi> der verdünnten Lösung dagegen ist nach der<lb/> letzten Ungleichung nothwendig kleiner als die Summe <hi rendition="#i">F</hi><hi rendition="#sub">1</hi> der<lb/> freien Energie der unverdünnten Lösung und der freien Energie<lb/> des zugesetzten Wassers. Der Betrag der Abnahme der freien<lb/> Energie, oder die von der „Anziehungskraft der Lösung auf das<lb/> Wasser“ beim Verdünnen geleistete Arbeit, kann gemessen werden,<lb/> indem man den Verdünnungsprozess auf irgend einem reversibeln<lb/> isothermischen Wege vollzieht, wobei dann nach Gleichung (72)<lb/> dieser Arbeitsbetrag wirklich als äussere Arbeit gewonnen wird.<lb/> Ein solcher reversibler Uebergang ist z. B. folgender: Man lasse das<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [104/0120]
Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie.
Wenn hier davon gesprochen wird, dass der Uebergang eines
Systems aus einem Zustand in einen anderen einmal auf irre-
versibelm, einmal auf reversibelm Wege vorgenommen wird, so
liegt darin kein Widerspruch mit dem anderen Satze, dass
zwischen zwei Zuständen eines Systems nur entweder ein re-
versibler oder ein irreversibler Uebergang möglich ist, ohne dass
in anderen Körpern Aenderungen zurückbleiben. In dem hier
betrachteten Falle können in der That Aenderungen in einem
anderen Körper zurückbleiben, nämlich in dem das System um-
gebenden Medium, welches nach § 140 im Allgemeinen positive oder
negative Wärme an das System abgibt, und in unserem Falle ab-
geben muss, um das System auf constanter Temperatur zu erhalten.
§ 143. Erfolgt ein isothermischer Prozess, wie die meisten
chemischen Prozesse, mit verschwindend kleiner Arbeitsleistung:
Σ A = 0
so ist nach (73):
F2 — F1 < 0,
d. h. die freie Energie nimmt ab. Die Grösse dieser Abnahme
kann man als ein quantitatives Maass benutzen für die Arbeit
der Kräfte (chemische Verwandtschaft, Affinität, Avidität), welche
den Prozess veranlassen; dieselbe geht dabei als äussere Arbeit
verloren.
Es werde z. B. eine wässrige Lösung eines nichtflüchtigen
Salzes durch Zusatz von Wasser auf isothermischem Wege ver-
dünnt, indem die Verdünnungswärme von einem passenden
Wärmereservoir aufgenommen oder geliefert wird, je nachdem
die Energie U2 der verdünnten Lösung (Endzustand) kleiner oder
grösser ist als die Summe U1 der Energie der unverdünnten Lösung
und der Energie der zugesetzten Wassermenge (Anfangszustand).
Die freie Energie F2 der verdünnten Lösung dagegen ist nach der
letzten Ungleichung nothwendig kleiner als die Summe F1 der
freien Energie der unverdünnten Lösung und der freien Energie
des zugesetzten Wassers. Der Betrag der Abnahme der freien
Energie, oder die von der „Anziehungskraft der Lösung auf das
Wasser“ beim Verdünnen geleistete Arbeit, kann gemessen werden,
indem man den Verdünnungsprozess auf irgend einem reversibeln
isothermischen Wege vollzieht, wobei dann nach Gleichung (72)
dieser Arbeitsbetrag wirklich als äussere Arbeit gewonnen wird.
Ein solcher reversibler Uebergang ist z. B. folgender: Man lasse das
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