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Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897.

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Grundthatsachen und Definitionen.
ein, auch wenn nicht zwei, sondern beliebig viele verschieden
warme Körper in beliebige wechselseitige Berührung miteinander
gebracht werden. Hieraus folgt sogleich der wichtige Satz:
Wenn ein Körper A mit zwei anderen Körpern B und C im
Wärmegleichgewicht steht, so stehen auch B und C unter sich
im Wärmegleichgewicht. Verbindet man nämlich die Körper
A, B, C hintereinander zu einem Ringe, so dass jeder der drei
Körper die beiden andern berührt, so besteht nach der Voraus-
setzung an den Berührungsstellen (A B) und (A C) Wärmegleich-
gewicht, folglich auch an der Stelle (BC); denn sonst würde über-
haupt kein allgemeines Wärmegleichgewicht möglich sein, was
der durch den vorigen Satz angegebenen Erfahrung wider-
spräche.

§ 3. Hierauf beruht die Möglichkeit, den Wärmezustand
irgend zweier Körper B und C zu vergleichen, ohne sie direkt
miteinander in Berührung zu bringen. Man bringt nämlich
jeden einzeln mit dem als Messinstrument dienenden, zunächst
beliebig ausgewählten Körper A zusammen (z. B. einem in ein
enges Rohr ausmündenden Quecksilbervolumen) und kann so durch
jedesmalige Beobachtung des Volumens von A entscheiden, ob
B und C im Wärmegleichgewicht stehen oder nicht, bez. welcher
von beiden Körpern der wärmere ist. Den Wärmezustand des
Körpers A und somit auch jedes mit A im Wärmegleichgewicht
befindlichen Körpers kann man einfach definiren durch das
Volumen von A, oder auch, wie gewöhnlich, durch die Differenz
des Volumens von A und desjenigen Volumens, welches der
Körper A einnimmt, wenn er sich mit schmelzendem Eis unter
Atmosphärendruck im Wärmegleichgewicht befindet. Ist die
Einheit dieser Volumendifferenz so gewählt, dass sie gleich 100
wird, wenn sich A mit dem Dampfe siedenden Wassers unter
Atmosphärendruck im Wärmegleichgewicht befindet, so heisst
sie die Temperatur in Grad Celsius in Bezug auf den Körper
A als thermometrische Substanz. Zwei Körper von gleicher
Temperatur stehen also immer im Wärmegleichgewicht, und um-
gekehrt.

§ 4. Die Temperaturangaben zweier verschiedener thermo-
metrischer Substanzen stimmen, ausser bei 0° und bei 100°, im
Allgemeinen niemals überein, weshalb in der bisherigen Definition
der Temperatur noch eine grosse Willkühr herrscht. Dieselbe

Grundthatsachen und Definitionen.
ein, auch wenn nicht zwei, sondern beliebig viele verschieden
warme Körper in beliebige wechselseitige Berührung miteinander
gebracht werden. Hieraus folgt sogleich der wichtige Satz:
Wenn ein Körper A mit zwei anderen Körpern B und C im
Wärmegleichgewicht steht, so stehen auch B und C unter sich
im Wärmegleichgewicht. Verbindet man nämlich die Körper
A, B, C hintereinander zu einem Ringe, so dass jeder der drei
Körper die beiden andern berührt, so besteht nach der Voraus-
setzung an den Berührungsstellen (A B) und (A C) Wärmegleich-
gewicht, folglich auch an der Stelle (BC); denn sonst würde über-
haupt kein allgemeines Wärmegleichgewicht möglich sein, was
der durch den vorigen Satz angegebenen Erfahrung wider-
spräche.

§ 3. Hierauf beruht die Möglichkeit, den Wärmezustand
irgend zweier Körper B und C zu vergleichen, ohne sie direkt
miteinander in Berührung zu bringen. Man bringt nämlich
jeden einzeln mit dem als Messinstrument dienenden, zunächst
beliebig ausgewählten Körper A zusammen (z. B. einem in ein
enges Rohr ausmündenden Quecksilbervolumen) und kann so durch
jedesmalige Beobachtung des Volumens von A entscheiden, ob
B und C im Wärmegleichgewicht stehen oder nicht, bez. welcher
von beiden Körpern der wärmere ist. Den Wärmezustand des
Körpers A und somit auch jedes mit A im Wärmegleichgewicht
befindlichen Körpers kann man einfach definiren durch das
Volumen von A, oder auch, wie gewöhnlich, durch die Differenz
des Volumens von A und desjenigen Volumens, welches der
Körper A einnimmt, wenn er sich mit schmelzendem Eis unter
Atmosphärendruck im Wärmegleichgewicht befindet. Ist die
Einheit dieser Volumendifferenz so gewählt, dass sie gleich 100
wird, wenn sich A mit dem Dampfe siedenden Wassers unter
Atmosphärendruck im Wärmegleichgewicht befindet, so heisst
sie die Temperatur in Grad Celsius in Bezug auf den Körper
A als thermometrische Substanz. Zwei Körper von gleicher
Temperatur stehen also immer im Wärmegleichgewicht, und um-
gekehrt.

§ 4. Die Temperaturangaben zweier verschiedener thermo-
metrischer Substanzen stimmen, ausser bei 0° und bei 100°, im
Allgemeinen niemals überein, weshalb in der bisherigen Definition
der Temperatur noch eine grosse Willkühr herrscht. Dieselbe

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[2/0018] Grundthatsachen und Definitionen. ein, auch wenn nicht zwei, sondern beliebig viele verschieden warme Körper in beliebige wechselseitige Berührung miteinander gebracht werden. Hieraus folgt sogleich der wichtige Satz: Wenn ein Körper A mit zwei anderen Körpern B und C im Wärmegleichgewicht steht, so stehen auch B und C unter sich im Wärmegleichgewicht. Verbindet man nämlich die Körper A, B, C hintereinander zu einem Ringe, so dass jeder der drei Körper die beiden andern berührt, so besteht nach der Voraus- setzung an den Berührungsstellen (A B) und (A C) Wärmegleich- gewicht, folglich auch an der Stelle (BC); denn sonst würde über- haupt kein allgemeines Wärmegleichgewicht möglich sein, was der durch den vorigen Satz angegebenen Erfahrung wider- spräche. § 3. Hierauf beruht die Möglichkeit, den Wärmezustand irgend zweier Körper B und C zu vergleichen, ohne sie direkt miteinander in Berührung zu bringen. Man bringt nämlich jeden einzeln mit dem als Messinstrument dienenden, zunächst beliebig ausgewählten Körper A zusammen (z. B. einem in ein enges Rohr ausmündenden Quecksilbervolumen) und kann so durch jedesmalige Beobachtung des Volumens von A entscheiden, ob B und C im Wärmegleichgewicht stehen oder nicht, bez. welcher von beiden Körpern der wärmere ist. Den Wärmezustand des Körpers A und somit auch jedes mit A im Wärmegleichgewicht befindlichen Körpers kann man einfach definiren durch das Volumen von A, oder auch, wie gewöhnlich, durch die Differenz des Volumens von A und desjenigen Volumens, welches der Körper A einnimmt, wenn er sich mit schmelzendem Eis unter Atmosphärendruck im Wärmegleichgewicht befindet. Ist die Einheit dieser Volumendifferenz so gewählt, dass sie gleich 100 wird, wenn sich A mit dem Dampfe siedenden Wassers unter Atmosphärendruck im Wärmegleichgewicht befindet, so heisst sie die Temperatur in Grad Celsius in Bezug auf den Körper A als thermometrische Substanz. Zwei Körper von gleicher Temperatur stehen also immer im Wärmegleichgewicht, und um- gekehrt. § 4. Die Temperaturangaben zweier verschiedener thermo- metrischer Substanzen stimmen, ausser bei 0° und bei 100°, im Allgemeinen niemals überein, weshalb in der bisherigen Definition der Temperatur noch eine grosse Willkühr herrscht. Dieselbe

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Zitationshilfe: Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/planck_thermodynamik_1897/18>, abgerufen am 23.11.2024.