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Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897.

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System von beliebig vielen unabhängigen Bestandtheilen.

Längs einer Isotherme (d th = 0) ist:
[Formel 1] (172)
[Formel 2] . (173)

Die Spannkraft p des Dampfes kann mit der Concentration c'
der Flüssigkeitsmischung ab- oder zunehmen. Wenn p irgendwo
ein Maximum oder Minimum aufweist, wie z. B. nach Konowalow
für Propylalkohol und Wasser bei dem Mischungsverhältniss
77 zu 23, so ergibt sich hiefür [Formel 3] und aus der Gleichung
(172): c' = c", d. h. die prozentische Zusammensetzung des
Dampfes und der Flüssigkeit ist die nämliche, oder: das Ge-
misch siedet constant. Wenn aber auf einer Isotherme p mit
wachsendem c' zu- oder abnimmt, so ist die Zusammensetzung
des Dampfes von der der Flüssigkeit verschieden, und zwar ist
die Concentration des Bestandtheils 2 im Dampf grösser oder
kleiner als in der Flüssigkeit (c" > oder < c'), je nachdem der
Dampfdruck p mit wachsender Concentration dieses Bestand-
theils zu- oder abnimmt. Dies ergibt sich unmittelbar aus (172),
wenn man berücksichtigt, dass ph', sowie s1, s2 und c" immer
positiv ist.

Die Gleichung (173) lehrt, dass längs einer Isotherme die
Concentrationen c' und c" beider Phasen sich immer in gleichem
Sinne ändern.

§ 220. Wir wollen uns bei den folgenden Anwendungen
auf den speziellen Fall beschränken, dass der zweite Bestand-
theil nur in der ersten Phase vorhanden ist:
c" = 0 und daher auch d c" = 0. (174)
Den ersten Bestandtheil, welcher in der ersten Phase mit dem
zweiten vereinigt, in der zweiten Phase rein enthalten ist, wollen
wir hier als das "Lösungsmittel", den zweiten als den "gelösten
Stoff" bezeichnen. (vgl. dagegen unten § 249). Durch (174) wird
die Gleichung (171) identisch erfüllt, und von (170) bleibt übrig:
[Formel 4] , (175)

System von beliebig vielen unabhängigen Bestandtheilen.

Längs einer Isotherme (d ϑ = 0) ist:
[Formel 1] (172)
[Formel 2] . (173)

Die Spannkraft p des Dampfes kann mit der Concentration c'
der Flüssigkeitsmischung ab- oder zunehmen. Wenn p irgendwo
ein Maximum oder Minimum aufweist, wie z. B. nach Konowalow
für Propylalkohol und Wasser bei dem Mischungsverhältniss
77 zu 23, so ergibt sich hiefür [Formel 3] und aus der Gleichung
(172): c' = c″, d. h. die prozentische Zusammensetzung des
Dampfes und der Flüssigkeit ist die nämliche, oder: das Ge-
misch siedet constant. Wenn aber auf einer Isotherme p mit
wachsendem c' zu- oder abnimmt, so ist die Zusammensetzung
des Dampfes von der der Flüssigkeit verschieden, und zwar ist
die Concentration des Bestandtheils 2 im Dampf grösser oder
kleiner als in der Flüssigkeit (c″ > oder < c'), je nachdem der
Dampfdruck p mit wachsender Concentration dieses Bestand-
theils zu- oder abnimmt. Dies ergibt sich unmittelbar aus (172),
wenn man berücksichtigt, dass φ', sowie s1, s2 und c″ immer
positiv ist.

Die Gleichung (173) lehrt, dass längs einer Isotherme die
Concentrationen c' und c″ beider Phasen sich immer in gleichem
Sinne ändern.

§ 220. Wir wollen uns bei den folgenden Anwendungen
auf den speziellen Fall beschränken, dass der zweite Bestand-
theil nur in der ersten Phase vorhanden ist:
c″ = 0 und daher auch d c″ = 0. (174)
Den ersten Bestandtheil, welcher in der ersten Phase mit dem
zweiten vereinigt, in der zweiten Phase rein enthalten ist, wollen
wir hier als das „Lösungsmittel“, den zweiten als den „gelösten
Stoff“ bezeichnen. (vgl. dagegen unten § 249). Durch (174) wird
die Gleichung (171) identisch erfüllt, und von (170) bleibt übrig:
[Formel 4] , (175)

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[185/0201] System von beliebig vielen unabhängigen Bestandtheilen. Längs einer Isotherme (d ϑ = 0) ist: [FORMEL] (172) [FORMEL]. (173) Die Spannkraft p des Dampfes kann mit der Concentration c' der Flüssigkeitsmischung ab- oder zunehmen. Wenn p irgendwo ein Maximum oder Minimum aufweist, wie z. B. nach Konowalow für Propylalkohol und Wasser bei dem Mischungsverhältniss 77 zu 23, so ergibt sich hiefür [FORMEL] und aus der Gleichung (172): c' = c″, d. h. die prozentische Zusammensetzung des Dampfes und der Flüssigkeit ist die nämliche, oder: das Ge- misch siedet constant. Wenn aber auf einer Isotherme p mit wachsendem c' zu- oder abnimmt, so ist die Zusammensetzung des Dampfes von der der Flüssigkeit verschieden, und zwar ist die Concentration des Bestandtheils 2 im Dampf grösser oder kleiner als in der Flüssigkeit (c″ > oder < c'), je nachdem der Dampfdruck p mit wachsender Concentration dieses Bestand- theils zu- oder abnimmt. Dies ergibt sich unmittelbar aus (172), wenn man berücksichtigt, dass φ', sowie s1, s2 und c″ immer positiv ist. Die Gleichung (173) lehrt, dass längs einer Isotherme die Concentrationen c' und c″ beider Phasen sich immer in gleichem Sinne ändern. § 220. Wir wollen uns bei den folgenden Anwendungen auf den speziellen Fall beschränken, dass der zweite Bestand- theil nur in der ersten Phase vorhanden ist: c″ = 0 und daher auch d c″ = 0. (174) Den ersten Bestandtheil, welcher in der ersten Phase mit dem zweiten vereinigt, in der zweiten Phase rein enthalten ist, wollen wir hier als das „Lösungsmittel“, den zweiten als den „gelösten Stoff“ bezeichnen. (vgl. dagegen unten § 249). Durch (174) wird die Gleichung (171) identisch erfüllt, und von (170) bleibt übrig: [FORMEL], (175)

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Zitationshilfe: Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/planck_thermodynamik_1897/201>, abgerufen am 28.11.2024.