keine besondere Rolle, solange nicht die elektrischen Kräfte mit den thermodynamischen in Collision gerathen, was nur und immer dann eintritt, wenn die thermodynamische Gleichgewichtsbedingung eine Vertheilung der Ionen in den verschiedenen Phasen des Systems verlangt, bei welcher vermöge der unveränderlichen Ladungen der Ionen freie Elektricität im Innern einer Phase auftreten müsste. Einem solchen Zustande widersetzen sich die elektrischen Kräfte mit grosser Stärke, und es tritt eine Ab- weichung von dem rein thermodynamischen Gleichgewicht ein, welche andrerseits durch entstehende Potentialdifferenzen zwischen den betr. Phasen compensirt wird. Eine allgemeine Uebersicht über diese elektromolekularen Erscheinungen lässt sich gewinnen, wenn man die Werthe der Entropie und der Energie des Systems durch Hinzufügung elektrischer Glieder verallgemeinert. Doch beschränken wir uns hier auf die Betrachtung unelektrischer Zustände, und brauchen daher garkeine Rücksicht zu nehmen auf die elektrischen Ladungen der Ionen, die wir einfach wie andere Moleküle behandeln.
In dem vorliegenden Falle sind also die Concentrationen sämmtlicher Molekülarten durch th und p bestimmt. Eine Be- rechnung der Concentrationen ist bisher nur für die Ionen H+ und HO- gelungen (die Zahl der O---Ionen ist dagegen zu ver- nachlässigen) und zwar u. A. durch die Messung der elektrischen Leitfähigkeit der Lösung, die allein von den Ionen herrührt. Nach Kohlrausch und Heydweiller ist der Dissociationsgrad des Wassers, d. h. das Verhältniss der Masse des in Ionen H+ und HO- gespaltenen Wassers zu der Gesammtmasse des Wassers bei 18° Cels.: 14,3 · 10--10. Diese Zahl stellt zugleich das Verhältniss der Zahl der dissociirten Moleküle zu der Gesammtzahl der Moleküle vor. Die Thermo- dynamik gestattet die Abhängigkeit der Dissociation von der Temperatur zu berechnen.
Stellen wir die Bedingung des Gleichgewichtszustandes auf. Das Symbol des Systems ist nach (216): n0 H2O, n1 H+, n2 HO-.
Verdünnte Lösungen.
keine besondere Rolle, solange nicht die elektrischen Kräfte mit den thermodynamischen in Collision gerathen, was nur und immer dann eintritt, wenn die thermodynamische Gleichgewichtsbedingung eine Vertheilung der Ionen in den verschiedenen Phasen des Systems verlangt, bei welcher vermöge der unveränderlichen Ladungen der Ionen freie Elektricität im Innern einer Phase auftreten müsste. Einem solchen Zustande widersetzen sich die elektrischen Kräfte mit grosser Stärke, und es tritt eine Ab- weichung von dem rein thermodynamischen Gleichgewicht ein, welche andrerseits durch entstehende Potentialdifferenzen zwischen den betr. Phasen compensirt wird. Eine allgemeine Uebersicht über diese elektromolekularen Erscheinungen lässt sich gewinnen, wenn man die Werthe der Entropie und der Energie des Systems durch Hinzufügung elektrischer Glieder verallgemeinert. Doch beschränken wir uns hier auf die Betrachtung unelektrischer Zustände, und brauchen daher garkeine Rücksicht zu nehmen auf die elektrischen Ladungen der Ionen, die wir einfach wie andere Moleküle behandeln.
In dem vorliegenden Falle sind also die Concentrationen sämmtlicher Molekülarten durch ϑ und p bestimmt. Eine Be- rechnung der Concentrationen ist bisher nur für die Ionen H⁺ und HO⁻ gelungen (die Zahl der O⁻⁻-Ionen ist dagegen zu ver- nachlässigen) und zwar u. A. durch die Messung der elektrischen Leitfähigkeit der Lösung, die allein von den Ionen herrührt. Nach Kohlrausch und Heydweiller ist der Dissociationsgrad des Wassers, d. h. das Verhältniss der Masse des in Ionen H⁺ und HO⁻ gespaltenen Wassers zu der Gesammtmasse des Wassers bei 18° Cels.: 14,3 · 10—10. Diese Zahl stellt zugleich das Verhältniss der Zahl der dissociirten Moleküle zu der Gesammtzahl der Moleküle vor. Die Thermo- dynamik gestattet die Abhängigkeit der Dissociation von der Temperatur zu berechnen.
Stellen wir die Bedingung des Gleichgewichtszustandes auf. Das Symbol des Systems ist nach (216): n0 H2O, n1 H⁺, n2 HO⁻.
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Verdünnte Lösungen.
keine besondere Rolle, solange nicht die elektrischen Kräfte mit
den thermodynamischen in Collision gerathen, was nur und immer
dann eintritt, wenn die thermodynamische Gleichgewichtsbedingung
eine Vertheilung der Ionen in den verschiedenen Phasen des
Systems verlangt, bei welcher vermöge der unveränderlichen
Ladungen der Ionen freie Elektricität im Innern einer Phase
auftreten müsste. Einem solchen Zustande widersetzen sich die
elektrischen Kräfte mit grosser Stärke, und es tritt eine Ab-
weichung von dem rein thermodynamischen Gleichgewicht ein,
welche andrerseits durch entstehende Potentialdifferenzen zwischen
den betr. Phasen compensirt wird. Eine allgemeine Uebersicht
über diese elektromolekularen Erscheinungen lässt sich gewinnen,
wenn man die Werthe der Entropie und der Energie des Systems
durch Hinzufügung elektrischer Glieder verallgemeinert. Doch
beschränken wir uns hier auf die Betrachtung unelektrischer
Zustände, und brauchen daher garkeine Rücksicht zu nehmen
auf die elektrischen Ladungen der Ionen, die wir einfach wie
andere Moleküle behandeln.
In dem vorliegenden Falle sind also die Concentrationen
sämmtlicher Molekülarten durch ϑ und p bestimmt. Eine Be-
rechnung der Concentrationen ist bisher nur für die Ionen
H⁺ und HO⁻ gelungen (die Zahl der O⁻⁻-Ionen ist dagegen zu ver-
nachlässigen) und zwar u. A. durch die Messung der elektrischen
Leitfähigkeit der Lösung, die allein von den Ionen herrührt.
Nach Kohlrausch und Heydweiller ist der Dissociationsgrad
des Wassers, d. h. das Verhältniss der Masse des in Ionen
H⁺ und HO⁻ gespaltenen Wassers zu der Gesammtmasse des
Wassers bei 18° Cels.:
14,3 · 10—10.
Diese Zahl stellt zugleich das Verhältniss der Zahl der dissociirten
Moleküle zu der Gesammtzahl der Moleküle vor. Die Thermo-
dynamik gestattet die Abhängigkeit der Dissociation von der
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Das Symbol des Systems ist nach (216):
n0 H2O, n1 H⁺, n2 HO⁻.
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Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/planck_thermodynamik_1897/237>, abgerufen am 23.02.2025.
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