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Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897.

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Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie.
stantem, als auch für eine solche bei veränderlichem Druck.
Im letzteren Falle muss man dem äusseren Druck, etwa durch
Hinzufügung oder Fortnahme kleiner Gewichtsstücke, in jedem
Augenblick gerade die erforderliche Grösse ertheilen. Dies kann
durch manuelle Eingriffe (Abschieben der Gewichtsstücke nach
der Seite) oder durch eine besondere Regulirungsvorrichtung
geschehen, welche nur auslösend wirkt und daher ohne Arbeits-
leistung funktionirt.

§ 72. Ebenso wie bei der äusseren Arbeit ist es mit der
Zuleitung oder Ableitung von Wärme. Wenn es sich nicht um
die Zeit, sondern nur um den Betrag der Wärmemenge handelt,
welche das System aus der Umgebung empfangen oder dahin
abgegeben hat, so genügt es, die Temperatur der verwendeten
Wärmequelle um einen beliebig kleinen Werth grösser oder
kleiner als die Temperatur des Systems anzunehmen, je nach-
dem die Wärme zu- oder abgeleitet werden soll. Dieser kleine
Ueberschuss bestimmt lediglich die Richtung des Prozesses, seine
Grösse kommt aber nicht in Betracht gegen die ganze durch
den Prozess schliesslich herbeigeführte Veränderung des Systems.
Daher spricht man, wie von der Compression eines Gases durch
einen äusseren Druck, der dem Druck des Gases gleich ist, so
auch von dem Wärmeübergang von einem Körper zu einem
andern von der nämlichen Temperatur, und anticipirt damit
nur das Resultat, das sich aus dem Grenzübergang von einer
endlichen kleinen zu einer unendlich kleinen Temperaturdifferenz
beider Körper ergibt.

Auch hier sind nicht nur isothermische Vorgänge, sondern
auch solche von variabler Temperatur mit einbegriffen. Für
letztere kommt man freilich mit einem einzigen Wärmebehälter
von constanter Temperatur nicht aus, sondern man bedarf ent-
weder eines Körpers von willkührlich veränderlicher Temperatur,
also etwa eines Gases, das man durch zweckmässige Compression
oder Ausdehnung beliebig erwärmt oder abkühlt, oder man ver-
wendet eine hinreichend grosse Zahl von Wärmebehältern ver-
schiedener bestimmter Temperaturen und setzt in jedem Augen-
blick gerade denjenigen in Funktion, welcher der gleichzeitigen
Temperatur des Systems möglichst nahe liegt.

§ 73. Die hohe Bedeutung dieser Betrachtungsweise be-
steht darin, dass man jeden "unendlich langsamen" Prozess auch

Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie.
stantem, als auch für eine solche bei veränderlichem Druck.
Im letzteren Falle muss man dem äusseren Druck, etwa durch
Hinzufügung oder Fortnahme kleiner Gewichtsstücke, in jedem
Augenblick gerade die erforderliche Grösse ertheilen. Dies kann
durch manuelle Eingriffe (Abschieben der Gewichtsstücke nach
der Seite) oder durch eine besondere Regulirungsvorrichtung
geschehen, welche nur auslösend wirkt und daher ohne Arbeits-
leistung funktionirt.

§ 72. Ebenso wie bei der äusseren Arbeit ist es mit der
Zuleitung oder Ableitung von Wärme. Wenn es sich nicht um
die Zeit, sondern nur um den Betrag der Wärmemenge handelt,
welche das System aus der Umgebung empfangen oder dahin
abgegeben hat, so genügt es, die Temperatur der verwendeten
Wärmequelle um einen beliebig kleinen Werth grösser oder
kleiner als die Temperatur des Systems anzunehmen, je nach-
dem die Wärme zu- oder abgeleitet werden soll. Dieser kleine
Ueberschuss bestimmt lediglich die Richtung des Prozesses, seine
Grösse kommt aber nicht in Betracht gegen die ganze durch
den Prozess schliesslich herbeigeführte Veränderung des Systems.
Daher spricht man, wie von der Compression eines Gases durch
einen äusseren Druck, der dem Druck des Gases gleich ist, so
auch von dem Wärmeübergang von einem Körper zu einem
andern von der nämlichen Temperatur, und anticipirt damit
nur das Resultat, das sich aus dem Grenzübergang von einer
endlichen kleinen zu einer unendlich kleinen Temperaturdifferenz
beider Körper ergibt.

Auch hier sind nicht nur isothermische Vorgänge, sondern
auch solche von variabler Temperatur mit einbegriffen. Für
letztere kommt man freilich mit einem einzigen Wärmebehälter
von constanter Temperatur nicht aus, sondern man bedarf ent-
weder eines Körpers von willkührlich veränderlicher Temperatur,
also etwa eines Gases, das man durch zweckmässige Compression
oder Ausdehnung beliebig erwärmt oder abkühlt, oder man ver-
wendet eine hinreichend grosse Zahl von Wärmebehältern ver-
schiedener bestimmter Temperaturen und setzt in jedem Augen-
blick gerade denjenigen in Funktion, welcher der gleichzeitigen
Temperatur des Systems möglichst nahe liegt.

§ 73. Die hohe Bedeutung dieser Betrachtungsweise be-
steht darin, dass man jeden „unendlich langsamen“ Prozess auch

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[46/0062] Der erste Hauptsatz der Wärmetheorie. stantem, als auch für eine solche bei veränderlichem Druck. Im letzteren Falle muss man dem äusseren Druck, etwa durch Hinzufügung oder Fortnahme kleiner Gewichtsstücke, in jedem Augenblick gerade die erforderliche Grösse ertheilen. Dies kann durch manuelle Eingriffe (Abschieben der Gewichtsstücke nach der Seite) oder durch eine besondere Regulirungsvorrichtung geschehen, welche nur auslösend wirkt und daher ohne Arbeits- leistung funktionirt. § 72. Ebenso wie bei der äusseren Arbeit ist es mit der Zuleitung oder Ableitung von Wärme. Wenn es sich nicht um die Zeit, sondern nur um den Betrag der Wärmemenge handelt, welche das System aus der Umgebung empfangen oder dahin abgegeben hat, so genügt es, die Temperatur der verwendeten Wärmequelle um einen beliebig kleinen Werth grösser oder kleiner als die Temperatur des Systems anzunehmen, je nach- dem die Wärme zu- oder abgeleitet werden soll. Dieser kleine Ueberschuss bestimmt lediglich die Richtung des Prozesses, seine Grösse kommt aber nicht in Betracht gegen die ganze durch den Prozess schliesslich herbeigeführte Veränderung des Systems. Daher spricht man, wie von der Compression eines Gases durch einen äusseren Druck, der dem Druck des Gases gleich ist, so auch von dem Wärmeübergang von einem Körper zu einem andern von der nämlichen Temperatur, und anticipirt damit nur das Resultat, das sich aus dem Grenzübergang von einer endlichen kleinen zu einer unendlich kleinen Temperaturdifferenz beider Körper ergibt. Auch hier sind nicht nur isothermische Vorgänge, sondern auch solche von variabler Temperatur mit einbegriffen. Für letztere kommt man freilich mit einem einzigen Wärmebehälter von constanter Temperatur nicht aus, sondern man bedarf ent- weder eines Körpers von willkührlich veränderlicher Temperatur, also etwa eines Gases, das man durch zweckmässige Compression oder Ausdehnung beliebig erwärmt oder abkühlt, oder man ver- wendet eine hinreichend grosse Zahl von Wärmebehältern ver- schiedener bestimmter Temperaturen und setzt in jedem Augen- blick gerade denjenigen in Funktion, welcher der gleichzeitigen Temperatur des Systems möglichst nahe liegt. § 73. Die hohe Bedeutung dieser Betrachtungsweise be- steht darin, dass man jeden „unendlich langsamen“ Prozess auch

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Zitationshilfe: Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/planck_thermodynamik_1897/62>, abgerufen am 25.11.2024.