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Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897.

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Einleitung.
Dritter Abschnitt.

Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie.
I. Capitel. Einleitung.

§ 106. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie hat einen
von dem ersten Hauptsatz wesentlich verschiedenen Inhalt, da
er eine Frage behandelt, die von diesem garnicht berührt wird,
nämlich die Frage nach der Richtung eines in der Natur ein-
tretenden Prozesses. Nicht jede Veränderung nämlich, welche
mit dem Princip der Erhaltung der Energie verträglich ist,
genügt auch den weitergehenden Bedingungen, die der zweite
Hauptsatz den in der Natur wirklich vor sich gehenden Prozessen
auferlegt; oder mit anderen Worten: das Energieprincip reicht
noch keineswegs aus zur eindeutigen Bestimmung der natür-
lichen Vorgänge.

Wenn z. B. zwischen zwei Körpern von verschiedener
Temperatur Wärmeaustausch durch Leitung stattfindet, so ver-
langt der erste Hauptsatz oder das Princip der Erhaltung der
Energie nur, dass die von dem einen Körper abgegebene
Wärmemenge gleich ist der von dem andern Körper auf-
genommenen Wärmemenge. Ob aber die Wärmeleitung in der
Richtung vom wärmeren zum kälteren Körper erfolgt oder um-
gekehrt, daraus lässt sich aus dem Energieprincip allein nicht
das Mindeste schliessen. Ueberhaupt ist die Frage nach der
Grösse der Temperatur dem Energieprincip an sich fremd, wie
schon daraus hervorgeht, dass man durch dieses Princip nicht
zu einer exakten Definition der Temperatur geführt wird.

Ganz ebenso enthält die allgemeine Gleichung (17) des
ersten Hauptsatzes keine Aussage über die Richtung des betr.
Vorgangs, z. B. die spezielle Gleichung (50):
{H2} + 1/2 {O2} -- (H2 O) = 68400 cal.
bedeutet nur, dass, wenn sich Wasserstoff und Sauerstoff bei
constantem Druck zu flüssigem Wasser verbinden, die Her-
stellung der anfänglichen Temperatur eine bestimmte Wärme-

Einleitung.
Dritter Abschnitt.

Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie.
I. Capitel. Einleitung.

§ 106. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie hat einen
von dem ersten Hauptsatz wesentlich verschiedenen Inhalt, da
er eine Frage behandelt, die von diesem garnicht berührt wird,
nämlich die Frage nach der Richtung eines in der Natur ein-
tretenden Prozesses. Nicht jede Veränderung nämlich, welche
mit dem Princip der Erhaltung der Energie verträglich ist,
genügt auch den weitergehenden Bedingungen, die der zweite
Hauptsatz den in der Natur wirklich vor sich gehenden Prozessen
auferlegt; oder mit anderen Worten: das Energieprincip reicht
noch keineswegs aus zur eindeutigen Bestimmung der natür-
lichen Vorgänge.

Wenn z. B. zwischen zwei Körpern von verschiedener
Temperatur Wärmeaustausch durch Leitung stattfindet, so ver-
langt der erste Hauptsatz oder das Princip der Erhaltung der
Energie nur, dass die von dem einen Körper abgegebene
Wärmemenge gleich ist der von dem andern Körper auf-
genommenen Wärmemenge. Ob aber die Wärmeleitung in der
Richtung vom wärmeren zum kälteren Körper erfolgt oder um-
gekehrt, daraus lässt sich aus dem Energieprincip allein nicht
das Mindeste schliessen. Ueberhaupt ist die Frage nach der
Grösse der Temperatur dem Energieprincip an sich fremd, wie
schon daraus hervorgeht, dass man durch dieses Princip nicht
zu einer exakten Definition der Temperatur geführt wird.

Ganz ebenso enthält die allgemeine Gleichung (17) des
ersten Hauptsatzes keine Aussage über die Richtung des betr.
Vorgangs, z. B. die spezielle Gleichung (50):
{H2} + ½ {O2} — (H2 O) = 68400 cal.
bedeutet nur, dass, wenn sich Wasserstoff und Sauerstoff bei
constantem Druck zu flüssigem Wasser verbinden, die Her-
stellung der anfänglichen Temperatur eine bestimmte Wärme-

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[71/0087] Einleitung. Dritter Abschnitt. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie. I. Capitel. Einleitung. § 106. Der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie hat einen von dem ersten Hauptsatz wesentlich verschiedenen Inhalt, da er eine Frage behandelt, die von diesem garnicht berührt wird, nämlich die Frage nach der Richtung eines in der Natur ein- tretenden Prozesses. Nicht jede Veränderung nämlich, welche mit dem Princip der Erhaltung der Energie verträglich ist, genügt auch den weitergehenden Bedingungen, die der zweite Hauptsatz den in der Natur wirklich vor sich gehenden Prozessen auferlegt; oder mit anderen Worten: das Energieprincip reicht noch keineswegs aus zur eindeutigen Bestimmung der natür- lichen Vorgänge. Wenn z. B. zwischen zwei Körpern von verschiedener Temperatur Wärmeaustausch durch Leitung stattfindet, so ver- langt der erste Hauptsatz oder das Princip der Erhaltung der Energie nur, dass die von dem einen Körper abgegebene Wärmemenge gleich ist der von dem andern Körper auf- genommenen Wärmemenge. Ob aber die Wärmeleitung in der Richtung vom wärmeren zum kälteren Körper erfolgt oder um- gekehrt, daraus lässt sich aus dem Energieprincip allein nicht das Mindeste schliessen. Ueberhaupt ist die Frage nach der Grösse der Temperatur dem Energieprincip an sich fremd, wie schon daraus hervorgeht, dass man durch dieses Princip nicht zu einer exakten Definition der Temperatur geführt wird. Ganz ebenso enthält die allgemeine Gleichung (17) des ersten Hauptsatzes keine Aussage über die Richtung des betr. Vorgangs, z. B. die spezielle Gleichung (50): {H2} + ½ {O2} — (H2 O) = 68400 cal. bedeutet nur, dass, wenn sich Wasserstoff und Sauerstoff bei constantem Druck zu flüssigem Wasser verbinden, die Her- stellung der anfänglichen Temperatur eine bestimmte Wärme-

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Zitationshilfe: Planck, Max: Vorlesungen über Thermodynamik. Leipzig: Veit & C., 1897, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/planck_thermodynamik_1897/87>, abgerufen am 25.11.2024.