Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826.

Bild:
<< vorherige Seite
Phyllis.
Nur fort!
Ich warte hier; doch nimm vor'm Hunde dich in Acht!

(Sirmio ab.)
Phyllis.
Das kommt mir doch gerade recht. Der Sirmio
Ist ein gewandter Junge! Meinem Geizigen
Lass' ich die sechs Paar Drillingsbrüder, wie die zwölf
Gestirn' im Thierkreis. Alle zwölf beisammen sind
Die rechte Zahl, indessen man im Trauerspiel
Nur fünfe braucht; doch freilich wird das fünfte blos
Als Stier bei den Hörnern hergezogen; während doch
Der Dichter selbst das fünfte wär' als Wassermann:
Auch ist Elvire keine Jungfrau, denk' ich mir.
Allein wohin lass' ich herab mich, und warum
Verleih' ich einer Albernheit Unsterblichkeit? --
Da kommt mein Mann. Er will doch nicht ins Haus hinein?
Pst! Mopsus!

Phyllis, Mopsus.
Mopsus.
Nun?
Phyllis.
Erzähle von den Schafen was,
Und bleib' im Freien!
Mopsus.
Keineswegs! Ich geh' hinein.
Phyllis.
Bleib, Herzensmann! Erzähle von den Schafen was!
Mopsus.
Was soll ich denn erzählen?
Phyllis.
Nur fort!
Ich warte hier; doch nimm vor'm Hunde dich in Acht!

(Sirmio ab.)
Phyllis.
Das kommt mir doch gerade recht. Der Sirmio
Iſt ein gewandter Junge! Meinem Geizigen
Laſſ' ich die ſechs Paar Drillingsbruͤder, wie die zwoͤlf
Geſtirn' im Thierkreis. Alle zwoͤlf beiſammen ſind
Die rechte Zahl, indeſſen man im Trauerſpiel
Nur fuͤnfe braucht; doch freilich wird das fuͤnfte blos
Als Stier bei den Hoͤrnern hergezogen; waͤhrend doch
Der Dichter ſelbſt das fuͤnfte waͤr' als Waſſermann:
Auch iſt Elvire keine Jungfrau, denk' ich mir.
Allein wohin laſſ' ich herab mich, und warum
Verleih' ich einer Albernheit Unſterblichkeit? —
Da kommt mein Mann. Er will doch nicht ins Haus hinein?
Pſt! Mopſus!

Phyllis, Mopſus.
Mopſus.
Nun?
Phyllis.
Erzaͤhle von den Schafen was,
Und bleib' im Freien!
Mopſus.
Keineswegs! Ich geh' hinein.
Phyllis.
Bleib, Herzensmann! Erzaͤhle von den Schafen was!
Mopſus.
Was ſoll ich denn erzaͤhlen?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0032" n="26"/>
          <sp who="#PHY">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Phyllis</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Nur fort!<lb/>
Ich warte hier; doch nimm vor'm Hunde dich in Acht!</p><lb/>
            <stage> <hi rendition="#right">(<hi rendition="#g">Sirmio</hi> ab.)</hi> </stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PHY">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Phyllis</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Das kommt mir doch gerade recht. Der Sirmio<lb/>
I&#x017F;t ein gewandter Junge! Meinem Geizigen<lb/>
La&#x017F;&#x017F;' ich die &#x017F;echs Paar Drillingsbru&#x0364;der, wie die zwo&#x0364;lf<lb/>
Ge&#x017F;tirn' im Thierkreis. Alle zwo&#x0364;lf bei&#x017F;ammen &#x017F;ind<lb/>
Die rechte Zahl, inde&#x017F;&#x017F;en man im Trauer&#x017F;piel<lb/>
Nur fu&#x0364;nfe braucht; doch freilich wird das fu&#x0364;nfte blos<lb/>
Als Stier bei den Ho&#x0364;rnern hergezogen; wa&#x0364;hrend doch<lb/>
Der Dichter &#x017F;elb&#x017F;t das fu&#x0364;nfte wa&#x0364;r' als Wa&#x017F;&#x017F;ermann:<lb/>
Auch i&#x017F;t Elvire keine Jungfrau, denk' ich mir.<lb/>
Allein wohin la&#x017F;&#x017F;' ich herab mich, und warum<lb/>
Verleih' ich einer Albernheit Un&#x017F;terblichkeit? &#x2014;<lb/>
Da kommt mein Mann. Er will doch nicht ins Haus hinein?<lb/>
P&#x017F;t! Mop&#x017F;us!</p><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Phyllis, Mop&#x017F;us</hi>.</hi> </stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MOP">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mop&#x017F;us</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Nun?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PHY">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Phyllis</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Erza&#x0364;hle von den Schafen was,<lb/>
Und bleib' im Freien!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MOP">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mop&#x017F;us</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Keineswegs! Ich geh' hinein.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PHY">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Phyllis</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Bleib, Herzensmann! Erza&#x0364;hle von den Schafen was!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MOP">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mop&#x017F;us</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Was &#x017F;oll ich denn erza&#x0364;hlen?</p>
          </sp><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0032] Phyllis. Nur fort! Ich warte hier; doch nimm vor'm Hunde dich in Acht! (Sirmio ab.) Phyllis. Das kommt mir doch gerade recht. Der Sirmio Iſt ein gewandter Junge! Meinem Geizigen Laſſ' ich die ſechs Paar Drillingsbruͤder, wie die zwoͤlf Geſtirn' im Thierkreis. Alle zwoͤlf beiſammen ſind Die rechte Zahl, indeſſen man im Trauerſpiel Nur fuͤnfe braucht; doch freilich wird das fuͤnfte blos Als Stier bei den Hoͤrnern hergezogen; waͤhrend doch Der Dichter ſelbſt das fuͤnfte waͤr' als Waſſermann: Auch iſt Elvire keine Jungfrau, denk' ich mir. Allein wohin laſſ' ich herab mich, und warum Verleih' ich einer Albernheit Unſterblichkeit? — Da kommt mein Mann. Er will doch nicht ins Haus hinein? Pſt! Mopſus! Phyllis, Mopſus. Mopſus. Nun? Phyllis. Erzaͤhle von den Schafen was, Und bleib' im Freien! Mopſus. Keineswegs! Ich geh' hinein. Phyllis. Bleib, Herzensmann! Erzaͤhle von den Schafen was! Mopſus. Was ſoll ich denn erzaͤhlen?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826/32
Zitationshilfe: Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gabel_1826/32>, abgerufen am 03.12.2024.