Platen, August von: Die verhängnißvolle Gabel. Stuttgart u. a., 1826.
Doch bitt' ich, ihr Herrn, des Columbus Ei nicht ganz und gar zu vergessen! Liebhaber jedoch, gern werden sie es anhören; und gern es in Lettern Anschauen sofort, auch würden sie gern es vernehmen herab von den Brettern; Laut heischten sie dann, mit Heroldsruf, nach Weise der alten Thesiden: Es erscheine der Chor, es erscheine der Chor des gelieb- ten Aristophaniden! Wie bedarf er des Ruhms und der Liebe so sehr, im Be- wußtseyn gährender Triebe, Ihm werde zum Ruhm der Befreundeten Gunst; denn Ruhm ist werdende Liebe. Nun sey es genug! Stets reiht an die Zeit des musikauf- wirbelnden Reigens Sich die Stunde des Ruh'ns und ich lege sogleich an die Lippe den Finger des Schweigens; Denn die Zeit ist um, nun schlendert nach Haus, doch ja nicht rümpfet die Nasen, Und begnügt euch hübsch mit dem Lustspiel selbst, und den zierlichen Schlußparabasen!
Doch bitt' ich, ihr Herrn, des Columbus Ei nicht ganz und gar zu vergeſſen! Liebhaber jedoch, gern werden ſie es anhoͤren; und gern es in Lettern Anſchauen ſofort, auch wuͤrden ſie gern es vernehmen herab von den Brettern; Laut heiſchten ſie dann, mit Heroldsruf, nach Weiſe der alten Theſiden: Es erſcheine der Chor, es erſcheine der Chor des gelieb- ten Ariſtophaniden! Wie bedarf er des Ruhms und der Liebe ſo ſehr, im Be- wußtſeyn gaͤhrender Triebe, Ihm werde zum Ruhm der Befreundeten Gunſt; denn Ruhm iſt werdende Liebe. Nun ſey es genug! Stets reiht an die Zeit des muſikauf- wirbelnden Reigens Sich die Stunde des Ruh'ns und ich lege ſogleich an die Lippe den Finger des Schweigens; Denn die Zeit iſt um, nun ſchlendert nach Haus, doch ja nicht ruͤmpfet die Naſen, Und begnuͤgt euch huͤbſch mit dem Luſtſpiel ſelbſt, und den zierlichen Schlußparabaſen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#SCHM"> <p><pb facs="#f0094" n="88"/> Doch bitt' ich, ihr Herrn, des Columbus Ei nicht ganz und<lb/> gar zu vergeſſen!<lb/> Liebhaber jedoch, gern werden ſie es anhoͤren; und gern es<lb/> in Lettern<lb/> Anſchauen ſofort, auch wuͤrden ſie gern es vernehmen herab<lb/> von den Brettern;<lb/> Laut heiſchten ſie dann, mit Heroldsruf, nach Weiſe der<lb/> alten Theſiden:<lb/> Es erſcheine der Chor, es erſcheine der Chor des gelieb-<lb/> ten Ariſtophaniden!<lb/> Wie bedarf er des Ruhms und der Liebe ſo ſehr, im Be-<lb/> wußtſeyn gaͤhrender Triebe,<lb/> Ihm werde zum Ruhm der Befreundeten Gunſt; denn<lb/> Ruhm iſt werdende Liebe.<lb/> Nun ſey es genug! Stets reiht an die Zeit des muſikauf-<lb/> wirbelnden Reigens<lb/> Sich die Stunde des Ruh'ns und ich lege ſogleich an die<lb/> Lippe den Finger des Schweigens;<lb/> Denn die Zeit iſt um, nun ſchlendert nach Haus, doch ja<lb/> nicht ruͤmpfet die Naſen,<lb/> Und begnuͤgt euch huͤbſch mit dem Luſtſpiel ſelbſt, und den<lb/> zierlichen Schlußparabaſen!</p> </sp> </div> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> <back> </back> </text> </TEI> [88/0094]
Doch bitt' ich, ihr Herrn, des Columbus Ei nicht ganz und
gar zu vergeſſen!
Liebhaber jedoch, gern werden ſie es anhoͤren; und gern es
in Lettern
Anſchauen ſofort, auch wuͤrden ſie gern es vernehmen herab
von den Brettern;
Laut heiſchten ſie dann, mit Heroldsruf, nach Weiſe der
alten Theſiden:
Es erſcheine der Chor, es erſcheine der Chor des gelieb-
ten Ariſtophaniden!
Wie bedarf er des Ruhms und der Liebe ſo ſehr, im Be-
wußtſeyn gaͤhrender Triebe,
Ihm werde zum Ruhm der Befreundeten Gunſt; denn
Ruhm iſt werdende Liebe.
Nun ſey es genug! Stets reiht an die Zeit des muſikauf-
wirbelnden Reigens
Sich die Stunde des Ruh'ns und ich lege ſogleich an die
Lippe den Finger des Schweigens;
Denn die Zeit iſt um, nun ſchlendert nach Haus, doch ja
nicht ruͤmpfet die Naſen,
Und begnuͤgt euch huͤbſch mit dem Luſtſpiel ſelbſt, und den
zierlichen Schlußparabaſen!
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