Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.XXXIII. Dir ja nicht allein vor Allen, ich entsage lange schon, Und ein stiller Gram vergiftet meine Tage lange schon: Seufzer floh'n und Thränen flossen, was noch heischt die Welt und du? Zeugniß gab von meinem Leben meine Klage lange schon. Nicht das kleinste Liebeszeichen gabst du mir, ich lausch' umsonst, Lese dir umsonst im Auge, forsch' und frage lange schon! Aber nein! Ein leises Etwas, nenn' ich Wink es oder Gruß, Weht von dir zu mir und lindert unsre Plage lange schon. Doch was frommt's? Es trennt uns Alles, Sprach' und Sitte, Raum und Zeit, Wandern in die Ferne muß ich, und ich zage lange schon! XXXIII. Dir ja nicht allein vor Allen, ich entſage lange ſchon, Und ein ſtiller Gram vergiftet meine Tage lange ſchon: Seufzer floh'n und Thraͤnen floſſen, was noch heiſcht die Welt und du? Zeugniß gab von meinem Leben meine Klage lange ſchon. Nicht das kleinſte Liebeszeichen gabſt du mir, ich lauſch' umſonſt, Leſe dir umſonſt im Auge, forſch' und frage lange ſchon! Aber nein! Ein leiſes Etwas, nenn' ich Wink es oder Gruß, Weht von dir zu mir und lindert unſre Plage lange ſchon. Doch was frommt's? Es trennt uns Alles, Sprach' und Sitte, Raum und Zeit, Wandern in die Ferne muß ich, und ich zage lange ſchon! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0161" n="151"/> </div> <div n="3"> <head><hi rendition="#aq">XXXIII</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">D</hi>ir ja nicht allein vor Allen, ich entſage lange ſchon,</l><lb/> <l>Und ein ſtiller Gram vergiftet meine Tage lange ſchon:</l><lb/> <l>Seufzer floh'n und Thraͤnen floſſen, was noch heiſcht die<lb/><hi rendition="#et">Welt und du?</hi></l><lb/> <l>Zeugniß gab von meinem Leben meine Klage lange ſchon.</l><lb/> <l>Nicht das kleinſte Liebeszeichen gabſt du mir, ich lauſch'<lb/><hi rendition="#et">umſonſt,</hi></l><lb/> <l>Leſe dir umſonſt im Auge, forſch' und frage lange ſchon!</l><lb/> <l>Aber nein! Ein leiſes Etwas, nenn' ich Wink es oder<lb/><hi rendition="#et">Gruß,</hi></l><lb/> <l>Weht von dir zu mir und lindert unſre Plage lange<lb/><hi rendition="#et">ſchon.</hi></l><lb/> <l>Doch was frommt's? Es trennt uns Alles, Sprach' und<lb/><hi rendition="#et">Sitte, Raum und Zeit,</hi></l><lb/> <l>Wandern in die Ferne muß ich, und ich zage lange<lb/><hi rendition="#et">ſchon!</hi></l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [151/0161]
XXXIII.
Dir ja nicht allein vor Allen, ich entſage lange ſchon,
Und ein ſtiller Gram vergiftet meine Tage lange ſchon:
Seufzer floh'n und Thraͤnen floſſen, was noch heiſcht die
Welt und du?
Zeugniß gab von meinem Leben meine Klage lange ſchon.
Nicht das kleinſte Liebeszeichen gabſt du mir, ich lauſch'
umſonſt,
Leſe dir umſonſt im Auge, forſch' und frage lange ſchon!
Aber nein! Ein leiſes Etwas, nenn' ich Wink es oder
Gruß,
Weht von dir zu mir und lindert unſre Plage lange
ſchon.
Doch was frommt's? Es trennt uns Alles, Sprach' und
Sitte, Raum und Zeit,
Wandern in die Ferne muß ich, und ich zage lange
ſchon!
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