Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.

Bild:
<< vorherige Seite
XLI.
Er, dessen Sinn durch Schönes nicht anzufachen ist,
Er ist's, für den die Erde der Hölle Rachen ist:
Der ew'gen Schönheit Athem beseelt den Leib der Zeit,
Der ohne sie ein Haufen von todten Sachen ist!
Wer, ohne sie, noch möchte bestehn in einer Welt,
Die, wenn auch reich an Schätzen, es auch an Drachen ist.
O selig, wer im Herzen ein schönes Bild erkor,
Bey dem es süß zu schlummern, und süß zu wachen ist!
In dessen Augen Seele, in dessen Gliedern Maß,
Und dessen Thräne lieblich wie dessen Lachen ist!
Mir bleibt das Schöne ferne, der ich es stets besang:
Sprich, Weiser, was in Fällen, wie der, zu machen ist?
Es steuert nach dem Hafen des Glücks mein Herz um¬
sonst,

Das auf dem Meer der Liebe der kleinste Nachen ist!

XLI.
Er, deſſen Sinn durch Schoͤnes nicht anzufachen iſt,
Er iſt's, fuͤr den die Erde der Hoͤlle Rachen iſt:
Der ew'gen Schoͤnheit Athem beſeelt den Leib der Zeit,
Der ohne ſie ein Haufen von todten Sachen iſt!
Wer, ohne ſie, noch moͤchte beſtehn in einer Welt,
Die, wenn auch reich an Schaͤtzen, es auch an Drachen iſt.
O ſelig, wer im Herzen ein ſchoͤnes Bild erkor,
Bey dem es ſuͤß zu ſchlummern, und ſuͤß zu wachen iſt!
In deſſen Augen Seele, in deſſen Gliedern Maß,
Und deſſen Thraͤne lieblich wie deſſen Lachen iſt!
Mir bleibt das Schoͤne ferne, der ich es ſtets beſang:
Sprich, Weiſer, was in Faͤllen, wie der, zu machen iſt?
Es ſteuert nach dem Hafen des Gluͤcks mein Herz um¬
ſonſt,

Das auf dem Meer der Liebe der kleinſte Nachen iſt!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0169" n="159"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq">XLI</hi>.<lb/></head>
            <lg type="poem">
              <l><hi rendition="#in">E</hi>r, de&#x017F;&#x017F;en Sinn durch Scho&#x0364;nes nicht anzufachen i&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Er i&#x017F;t's, fu&#x0364;r den die Erde der Ho&#x0364;lle Rachen i&#x017F;t:</l><lb/>
              <l>Der ew'gen Scho&#x0364;nheit Athem be&#x017F;eelt den Leib der Zeit,</l><lb/>
              <l>Der ohne &#x017F;ie ein Haufen von todten Sachen i&#x017F;t!</l><lb/>
              <l>Wer, ohne &#x017F;ie, noch mo&#x0364;chte be&#x017F;tehn in einer Welt,</l><lb/>
              <l>Die, wenn auch reich an Scha&#x0364;tzen, es auch an Drachen i&#x017F;t.</l><lb/>
              <l>O &#x017F;elig, wer im Herzen ein &#x017F;cho&#x0364;nes Bild erkor,</l><lb/>
              <l>Bey dem es &#x017F;u&#x0364;ß zu &#x017F;chlummern, und &#x017F;u&#x0364;ß zu wachen i&#x017F;t!</l><lb/>
              <l>In de&#x017F;&#x017F;en Augen Seele, in de&#x017F;&#x017F;en Gliedern Maß,</l><lb/>
              <l>Und de&#x017F;&#x017F;en Thra&#x0364;ne lieblich wie de&#x017F;&#x017F;en Lachen i&#x017F;t!</l><lb/>
              <l>Mir bleibt das Scho&#x0364;ne ferne, der ich es &#x017F;tets be&#x017F;ang:</l><lb/>
              <l>Sprich, Wei&#x017F;er, was in Fa&#x0364;llen, wie der, zu machen i&#x017F;t?</l><lb/>
              <l>Es &#x017F;teuert nach dem Hafen des Glu&#x0364;cks mein Herz um¬<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;on&#x017F;t,</hi></l><lb/>
              <l>Das auf dem Meer der Liebe der klein&#x017F;te Nachen i&#x017F;t!</l><lb/>
            </lg>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0169] XLI. Er, deſſen Sinn durch Schoͤnes nicht anzufachen iſt, Er iſt's, fuͤr den die Erde der Hoͤlle Rachen iſt: Der ew'gen Schoͤnheit Athem beſeelt den Leib der Zeit, Der ohne ſie ein Haufen von todten Sachen iſt! Wer, ohne ſie, noch moͤchte beſtehn in einer Welt, Die, wenn auch reich an Schaͤtzen, es auch an Drachen iſt. O ſelig, wer im Herzen ein ſchoͤnes Bild erkor, Bey dem es ſuͤß zu ſchlummern, und ſuͤß zu wachen iſt! In deſſen Augen Seele, in deſſen Gliedern Maß, Und deſſen Thraͤne lieblich wie deſſen Lachen iſt! Mir bleibt das Schoͤne ferne, der ich es ſtets beſang: Sprich, Weiſer, was in Faͤllen, wie der, zu machen iſt? Es ſteuert nach dem Hafen des Gluͤcks mein Herz um¬ ſonſt, Das auf dem Meer der Liebe der kleinſte Nachen iſt!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/169
Zitationshilfe: Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/169>, abgerufen am 23.11.2024.