Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.

Bild:
<< vorherige Seite
XXIII.
Venedig liegt nur noch im Land der Träume,
Und wirft nur Schatten her aus alten Tagen,
Es liegt der Leu der Republik erschlagen,
Und öde feiern seines Kerkers Räume.
Die ehrnen Hengste, die durch salz'ge Schäume
Dahergeschleppt, auf jener Kirche ragen,
Nicht mehr dieselben sind sie, ach! sie tragen
Des korsikan'schen Ueberwinders Zäume.
Wo ist das Volk von Königen geblieben,
Das diese Marmorhäuser durfte bauen,
Die nun verfallen und gemach zerstieben?
Nur selten finden auf des Enkels Brauen
Der Ahnen große Züge sich geschrieben,
An Dogengräbern in den Stein gehauen.

XXIII.
Venedig liegt nur noch im Land der Traͤume,
Und wirft nur Schatten her aus alten Tagen,
Es liegt der Leu der Republik erſchlagen,
Und oͤde feiern ſeines Kerkers Raͤume.
Die ehrnen Hengſte, die durch ſalz'ge Schaͤume
Dahergeſchleppt, auf jener Kirche ragen,
Nicht mehr dieſelben ſind ſie, ach! ſie tragen
Des korſikan'ſchen Ueberwinders Zaͤume.
Wo iſt das Volk von Koͤnigen geblieben,
Das dieſe Marmorhaͤuſer durfte bauen,
Die nun verfallen und gemach zerſtieben?
Nur ſelten finden auf des Enkels Brauen
Der Ahnen große Zuͤge ſich geſchrieben,
An Dogengraͤbern in den Stein gehauen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0201" n="191"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq">XXIII</hi>.<lb/></head>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">V</hi>enedig liegt nur noch im Land der Tra&#x0364;ume,</l><lb/>
                <l>Und wirft nur Schatten her aus alten Tagen,</l><lb/>
                <l>Es liegt der Leu der Republik er&#x017F;chlagen,</l><lb/>
                <l>Und o&#x0364;de feiern &#x017F;eines Kerkers Ra&#x0364;ume.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="2">
                <l>Die ehrnen Heng&#x017F;te, die durch &#x017F;alz'ge Scha&#x0364;ume</l><lb/>
                <l>Daherge&#x017F;chleppt, auf jener Kirche ragen,</l><lb/>
                <l>Nicht mehr die&#x017F;elben &#x017F;ind &#x017F;ie, ach! &#x017F;ie tragen</l><lb/>
                <l>Des kor&#x017F;ikan'&#x017F;chen Ueberwinders Za&#x0364;ume.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="3">
                <l>Wo i&#x017F;t das Volk von Ko&#x0364;nigen geblieben,</l><lb/>
                <l>Das die&#x017F;e Marmorha&#x0364;u&#x017F;er durfte bauen,</l><lb/>
                <l>Die nun verfallen und gemach zer&#x017F;tieben?</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="4">
                <l>Nur &#x017F;elten finden auf des Enkels Brauen</l><lb/>
                <l>Der Ahnen große Zu&#x0364;ge &#x017F;ich ge&#x017F;chrieben,</l><lb/>
                <l>An Dogengra&#x0364;bern in den Stein gehauen.</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0201] XXIII. Venedig liegt nur noch im Land der Traͤume, Und wirft nur Schatten her aus alten Tagen, Es liegt der Leu der Republik erſchlagen, Und oͤde feiern ſeines Kerkers Raͤume. Die ehrnen Hengſte, die durch ſalz'ge Schaͤume Dahergeſchleppt, auf jener Kirche ragen, Nicht mehr dieſelben ſind ſie, ach! ſie tragen Des korſikan'ſchen Ueberwinders Zaͤume. Wo iſt das Volk von Koͤnigen geblieben, Das dieſe Marmorhaͤuſer durfte bauen, Die nun verfallen und gemach zerſtieben? Nur ſelten finden auf des Enkels Brauen Der Ahnen große Zuͤge ſich geſchrieben, An Dogengraͤbern in den Stein gehauen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/201
Zitationshilfe: Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/201>, abgerufen am 23.11.2024.