Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.XL. An C. T. G. Daß ich ein Recht auf dich zu zürnen habe Für so verletzende Beleidigungen, Das fühl' ich tief, doch thu' ich's blos gezwungen, Wenn ich mein Herz an diesem Recht erlabe. Denn ich verwünsch' es als die schlimmste Gabe, Vom Schicksal unserer noch allzujungen, Noch zarten Liebe feindlich aufgedrungen, Da es die kaum geborne trägt zu Grabe. Beginnst du so, was soll ich künftig hoffen, Wenn schon am Morgen unsres neuen Bundes Mich solch ein Schlag aus blauer Luft getroffen? Doch ach, mein Recht begiebt sich jedes Grundes, Es sieht geformt dich aus zu schönen Stoffen, Und lebt ja nur vom Hauche deines Mundes! XL. An C. T. G. Daß ich ein Recht auf dich zu zuͤrnen habe Fuͤr ſo verletzende Beleidigungen, Das fuͤhl' ich tief, doch thu' ich's blos gezwungen, Wenn ich mein Herz an dieſem Recht erlabe. Denn ich verwuͤnſch' es als die ſchlimmſte Gabe, Vom Schickſal unſerer noch allzujungen, Noch zarten Liebe feindlich aufgedrungen, Da es die kaum geborne traͤgt zu Grabe. Beginnſt du ſo, was ſoll ich kuͤnftig hoffen, Wenn ſchon am Morgen unſres neuen Bundes Mich ſolch ein Schlag aus blauer Luft getroffen? Doch ach, mein Recht begiebt ſich jedes Grundes, Es ſieht geformt dich aus zu ſchoͤnen Stoffen, Und lebt ja nur vom Hauche deines Mundes! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0218" n="208"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">XL.</hi><lb/> <hi rendition="#g">An C. T. G.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>aß ich ein Recht auf dich zu zuͤrnen habe</l><lb/> <l>Fuͤr ſo verletzende Beleidigungen,</l><lb/> <l>Das fuͤhl' ich tief, doch thu' ich's blos gezwungen,</l><lb/> <l>Wenn ich mein Herz an dieſem Recht erlabe.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Denn ich verwuͤnſch' es als die ſchlimmſte Gabe,</l><lb/> <l>Vom Schickſal unſerer noch allzujungen,</l><lb/> <l>Noch zarten Liebe feindlich aufgedrungen,</l><lb/> <l>Da es die kaum geborne traͤgt zu Grabe.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Beginnſt du ſo, was ſoll ich kuͤnftig hoffen,</l><lb/> <l>Wenn ſchon am Morgen unſres neuen Bundes</l><lb/> <l>Mich ſolch ein Schlag aus blauer Luft getroffen?</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Doch ach, mein Recht begiebt ſich jedes Grundes,</l><lb/> <l>Es ſieht geformt dich aus zu ſchoͤnen Stoffen,</l><lb/> <l>Und lebt ja nur vom Hauche deines Mundes!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [208/0218]
XL.
An C. T. G.
Daß ich ein Recht auf dich zu zuͤrnen habe
Fuͤr ſo verletzende Beleidigungen,
Das fuͤhl' ich tief, doch thu' ich's blos gezwungen,
Wenn ich mein Herz an dieſem Recht erlabe.
Denn ich verwuͤnſch' es als die ſchlimmſte Gabe,
Vom Schickſal unſerer noch allzujungen,
Noch zarten Liebe feindlich aufgedrungen,
Da es die kaum geborne traͤgt zu Grabe.
Beginnſt du ſo, was ſoll ich kuͤnftig hoffen,
Wenn ſchon am Morgen unſres neuen Bundes
Mich ſolch ein Schlag aus blauer Luft getroffen?
Doch ach, mein Recht begiebt ſich jedes Grundes,
Es ſieht geformt dich aus zu ſchoͤnen Stoffen,
Und lebt ja nur vom Hauche deines Mundes!
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