Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.XLIII. Wenn auch getrennt die Körper sind, zu dringen Vermag zum Geist der Geist, indem er denket; Wenn meine Seele sich in dich versenket, So mein' ich, müßt' es dir im Ohre klingen. Besäße nicht der Gott der Liebe Schwingen, Er hätte nie zum Himmel sie gelenket, Und wenn dein Herz er mir im Traume schenket, Von wem als dir vermag er mir's zu bringen? Wenn du mich liebst, so will ich gern ertragen, Dir fern zu seyn, weil ich zu gut verstehe, Was unsre Seelen ohne Laut sich klagen. Allein so lang' ich noch in Zweifel stehe, Und gerne möchte deine Blicke fragen, Acht' ich Entfernung als das größte Wehe. XLIII. Wenn auch getrennt die Koͤrper ſind, zu dringen Vermag zum Geiſt der Geiſt, indem er denket; Wenn meine Seele ſich in dich verſenket, So mein' ich, muͤßt' es dir im Ohre klingen. Beſaͤße nicht der Gott der Liebe Schwingen, Er haͤtte nie zum Himmel ſie gelenket, Und wenn dein Herz er mir im Traume ſchenket, Von wem als dir vermag er mir's zu bringen? Wenn du mich liebſt, ſo will ich gern ertragen, Dir fern zu ſeyn, weil ich zu gut verſtehe, Was unſre Seelen ohne Laut ſich klagen. Allein ſo lang' ich noch in Zweifel ſtehe, Und gerne moͤchte deine Blicke fragen, Acht' ich Entfernung als das groͤßte Wehe. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0221" n="211"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">XLIII.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">W</hi>enn auch getrennt die Koͤrper ſind, zu dringen</l><lb/> <l>Vermag zum Geiſt der Geiſt, indem er denket;</l><lb/> <l>Wenn meine Seele ſich in dich verſenket,</l><lb/> <l>So mein' ich, muͤßt' es dir im Ohre klingen.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Beſaͤße nicht der Gott der Liebe Schwingen,</l><lb/> <l>Er haͤtte nie zum Himmel ſie gelenket,</l><lb/> <l>Und wenn dein Herz er mir im Traume ſchenket,</l><lb/> <l>Von wem als dir vermag er mir's zu bringen?</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Wenn du mich liebſt, ſo will ich gern ertragen,</l><lb/> <l>Dir fern zu ſeyn, weil ich zu gut verſtehe,</l><lb/> <l>Was unſre Seelen ohne Laut ſich klagen.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Allein ſo lang' ich noch in Zweifel ſtehe,</l><lb/> <l>Und gerne moͤchte deine Blicke fragen,</l><lb/> <l>Acht' ich Entfernung als das groͤßte Wehe.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [211/0221]
XLIII.
Wenn auch getrennt die Koͤrper ſind, zu dringen
Vermag zum Geiſt der Geiſt, indem er denket;
Wenn meine Seele ſich in dich verſenket,
So mein' ich, muͤßt' es dir im Ohre klingen.
Beſaͤße nicht der Gott der Liebe Schwingen,
Er haͤtte nie zum Himmel ſie gelenket,
Und wenn dein Herz er mir im Traume ſchenket,
Von wem als dir vermag er mir's zu bringen?
Wenn du mich liebſt, ſo will ich gern ertragen,
Dir fern zu ſeyn, weil ich zu gut verſtehe,
Was unſre Seelen ohne Laut ſich klagen.
Allein ſo lang' ich noch in Zweifel ſtehe,
Und gerne moͤchte deine Blicke fragen,
Acht' ich Entfernung als das groͤßte Wehe.
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