Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.XLIX. Es sey gesegnet wer die Welt verachtet, Denn falscher ist sie, als es Worte malen: Sie sammelt grausam unsern Schmerz in Schalen, Und reicht zum Trunk sie, wenn wir halb verschmachtet. Mir, den als Werkzeug immer sie betrachtet, Mir preßt Gesang sie aus mit tausend Qualen, Läßt ihn vielleicht durch ferne Zeiten stralen, Ich aber werd' als Opferthier geschlachtet. O ihr, die ihr beneidetet mein Leben, Und meinen glücklichen Beruf erhobet, Wie könnt in Irrthum ihr so lange schweben? Hätt' ich nicht jedes Gift der Welt erprobet, Nie hätt' ich ganz dem Himmel mich ergeben, Und nie vollendet was ihr liebt und lobet. XLIX. Es ſey geſegnet wer die Welt verachtet, Denn falſcher iſt ſie, als es Worte malen: Sie ſammelt grauſam unſern Schmerz in Schalen, Und reicht zum Trunk ſie, wenn wir halb verſchmachtet. Mir, den als Werkzeug immer ſie betrachtet, Mir preßt Geſang ſie aus mit tauſend Qualen, Laͤßt ihn vielleicht durch ferne Zeiten ſtralen, Ich aber werd' als Opferthier geſchlachtet. O ihr, die ihr beneidetet mein Leben, Und meinen gluͤcklichen Beruf erhobet, Wie koͤnnt in Irrthum ihr ſo lange ſchweben? Haͤtt' ich nicht jedes Gift der Welt erprobet, Nie haͤtt' ich ganz dem Himmel mich ergeben, Und nie vollendet was ihr liebt und lobet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0227" n="217"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">XLIX.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">E</hi>s ſey geſegnet wer die Welt verachtet,</l><lb/> <l>Denn falſcher iſt ſie, als es Worte malen:</l><lb/> <l>Sie ſammelt grauſam unſern Schmerz in Schalen,</l><lb/> <l>Und reicht zum Trunk ſie, wenn wir halb verſchmachtet.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Mir, den als Werkzeug immer ſie betrachtet,</l><lb/> <l>Mir preßt Geſang ſie aus mit tauſend Qualen,</l><lb/> <l>Laͤßt ihn vielleicht durch ferne Zeiten ſtralen,</l><lb/> <l>Ich aber werd' als Opferthier geſchlachtet.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>O ihr, die ihr beneidetet mein Leben,</l><lb/> <l>Und meinen gluͤcklichen Beruf erhobet,</l><lb/> <l>Wie koͤnnt in Irrthum ihr ſo lange ſchweben?</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Haͤtt' ich nicht jedes Gift der Welt erprobet,</l><lb/> <l>Nie haͤtt' ich ganz dem Himmel mich ergeben,</l><lb/> <l>Und nie vollendet was ihr liebt und lobet.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [217/0227]
XLIX.
Es ſey geſegnet wer die Welt verachtet,
Denn falſcher iſt ſie, als es Worte malen:
Sie ſammelt grauſam unſern Schmerz in Schalen,
Und reicht zum Trunk ſie, wenn wir halb verſchmachtet.
Mir, den als Werkzeug immer ſie betrachtet,
Mir preßt Geſang ſie aus mit tauſend Qualen,
Laͤßt ihn vielleicht durch ferne Zeiten ſtralen,
Ich aber werd' als Opferthier geſchlachtet.
O ihr, die ihr beneidetet mein Leben,
Und meinen gluͤcklichen Beruf erhobet,
Wie koͤnnt in Irrthum ihr ſo lange ſchweben?
Haͤtt' ich nicht jedes Gift der Welt erprobet,
Nie haͤtt' ich ganz dem Himmel mich ergeben,
Und nie vollendet was ihr liebt und lobet.
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