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Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.

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Allzuschwer fast schwebte der Rachedämon
Ueber Roms Haupt, Rache, daß einst des frechen
Priesters Goldsteigbügel an Hohenstaufens
Eiserne Hand klang.
Aber Rom trozt, doppelt besiegt und doppelt
Unbesiegbar scheint es, gewöhnt an Hoheit,
Und des Dreyreichs blitzende Krone wankt zwar,
Aber sie bebt nicht.
Wehe, wer nicht spielend im Schoos der Kirche
Als ihr Kind ruht! Wehe, denn jeden Tag droht
Priestermund ihm, Priestergemüth in Rom ihm
Stäte Verdammniß!
Aber huldreich gönnten sie doch des Irrthums
Söhnen gern hier eine geheime Ruhstatt,
Und es kühlt dein Schatten, o Bau des Cestius,
Nordische Gräber!
Möchten hier einst meine Gebeine friedlich
Ausgestreut ruhn, ferne der kalten Heimath,
Wo zu Reif einfriert an der Lippe jeder
Glühende Seufzer.
Gern vermißt sey, neben dem Heidengrabstein,
Was so streng Rom jedem Verirrten weigert:
Jenes Jenseits, das des Apostels goldner
Schlüssel nur aufthut.
Allzuſchwer faſt ſchwebte der Rachedaͤmon
Ueber Roms Haupt, Rache, daß einſt des frechen
Prieſters Goldſteigbuͤgel an Hohenſtaufens
Eiſerne Hand klang.
Aber Rom trozt, doppelt beſiegt und doppelt
Unbeſiegbar ſcheint es, gewoͤhnt an Hoheit,
Und des Dreyreichs blitzende Krone wankt zwar,
Aber ſie bebt nicht.
Wehe, wer nicht ſpielend im Schoos der Kirche
Als ihr Kind ruht! Wehe, denn jeden Tag droht
Prieſtermund ihm, Prieſtergemuͤth in Rom ihm
Staͤte Verdammniß!
Aber huldreich goͤnnten ſie doch des Irrthums
Soͤhnen gern hier eine geheime Ruhſtatt,
Und es kuͤhlt dein Schatten, o Bau des Ceſtius,
Nordiſche Graͤber!
Moͤchten hier einſt meine Gebeine friedlich
Ausgeſtreut ruhn, ferne der kalten Heimath,
Wo zu Reif einfriert an der Lippe jeder
Gluͤhende Seufzer.
Gern vermißt ſey, neben dem Heidengrabſtein,
Was ſo ſtreng Rom jedem Verirrten weigert:
Jenes Jenſeits, das des Apoſtels goldner
Schluͤſſel nur aufthut.
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[248/0258] Allzuſchwer faſt ſchwebte der Rachedaͤmon Ueber Roms Haupt, Rache, daß einſt des frechen Prieſters Goldſteigbuͤgel an Hohenſtaufens Eiſerne Hand klang. Aber Rom trozt, doppelt beſiegt und doppelt Unbeſiegbar ſcheint es, gewoͤhnt an Hoheit, Und des Dreyreichs blitzende Krone wankt zwar, Aber ſie bebt nicht. Wehe, wer nicht ſpielend im Schoos der Kirche Als ihr Kind ruht! Wehe, denn jeden Tag droht Prieſtermund ihm, Prieſtergemuͤth in Rom ihm Staͤte Verdammniß! Aber huldreich goͤnnten ſie doch des Irrthums Soͤhnen gern hier eine geheime Ruhſtatt, Und es kuͤhlt dein Schatten, o Bau des Ceſtius, Nordiſche Graͤber! Moͤchten hier einſt meine Gebeine friedlich Ausgeſtreut ruhn, ferne der kalten Heimath, Wo zu Reif einfriert an der Lippe jeder Gluͤhende Seufzer. Gern vermißt ſey, neben dem Heidengrabſtein, Was ſo ſtreng Rom jedem Verirrten weigert: Jenes Jenſeits, das des Apoſtels goldner Schluͤſſel nur aufthut.

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Zitationshilfe: Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_gedichte_1828/258>, abgerufen am 22.11.2024.