Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.XXXIV. Du denkst, die Freude fest zu halten, Du bist nur um so mehr geplagt: O laß die Tage mit dir schalten, Und thun, was ihnen wohlbehagt! Soll dir das Leben stets gefallen, Das nie auf Dauer sich verstand, So laß das Schönste wieder fallen, Und schließe nicht zu fest die Hand! Vermöcht' ich doch gelind zu träufen In deine Brust, wenn Schmerz und Muth Sie oft vergeblich überhäufen, Nur wen'ge Tropfen leichtes Blut! O suche ruhig zu verschlafen In jeder Nacht des Tages Pein, Denn wer vermöchte Gott zu strafen, Der uns verdammte, Mensch zu seyn? v. Platen's Gedichte. 4
XXXIV. Du denkſt, die Freude feſt zu halten, Du biſt nur um ſo mehr geplagt: O laß die Tage mit dir ſchalten, Und thun, was ihnen wohlbehagt! Soll dir das Leben ſtets gefallen, Das nie auf Dauer ſich verſtand, So laß das Schoͤnſte wieder fallen, Und ſchließe nicht zu feſt die Hand! Vermoͤcht' ich doch gelind zu traͤufen In deine Bruſt, wenn Schmerz und Muth Sie oft vergeblich uͤberhaͤufen, Nur wen'ge Tropfen leichtes Blut! O ſuche ruhig zu verſchlafen In jeder Nacht des Tages Pein, Denn wer vermoͤchte Gott zu ſtrafen, Der uns verdammte, Menſch zu ſeyn? v. Platen's Gedichte. 4
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XXXIV.
Du denkſt, die Freude feſt zu halten,
Du biſt nur um ſo mehr geplagt:
O laß die Tage mit dir ſchalten,
Und thun, was ihnen wohlbehagt!
Soll dir das Leben ſtets gefallen,
Das nie auf Dauer ſich verſtand,
So laß das Schoͤnſte wieder fallen,
Und ſchließe nicht zu feſt die Hand!
Vermoͤcht' ich doch gelind zu traͤufen
In deine Bruſt, wenn Schmerz und Muth
Sie oft vergeblich uͤberhaͤufen,
Nur wen'ge Tropfen leichtes Blut!
O ſuche ruhig zu verſchlafen
In jeder Nacht des Tages Pein,
Denn wer vermoͤchte Gott zu ſtrafen,
Der uns verdammte, Menſch zu ſeyn?
v. Platen's Gedichte. 4
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