Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.Wenn ich zurück von dem Wallfahrtsort, von der bunten Kehre, dem heitersten Sitz, während die Sonne sich Zweyfach lächelt mich dann dies gartenumzingelte Dorf an,hebt; Bald am Wiesengestad, bald im geglätteten See; Oft auch freu' ich mich dann in dem Kahne des trau¬fenden Ruders, Wenn auf flachem Krystall Zirkel an Zirkel sich reiht, Oefter des seltenen Flors großblumiger Alpengewächse,Wenn ich bewaldeter Höh'n ruhige Gipfel erstieg. Doch wer ist's, der sich zu dem einsam wallenden Jüng¬ ling, Als willkommener Freund, bildend und liebend gesellt? Flaccus, apulischer Sänger, du bist's! Frohsinnige WeisheitLehren, und glücklichen Muth, deine Gesänge das Mäßig im Lauf der vergänglichen Zeit zu genießen ge¬Herz: beutst du, Neben die Bilder des Tods stellst du der Freude Führst mich nach dem beglückten Tarent, in's ländlichePokal; Tibur, Wo du die Wunder von Rom, ohne zu seufzen Oder ich lerne von dir, zum kühlen Präneste dir folgend,entbehrst; Wie man sinnigen Geists lese den Vater Homer. Wahres verkündetest du, denn selbst in die Wälder desNordens Drang des latinischen Lieds blühende Stimme hin¬ durch: Wenn ich zuruͤck von dem Wallfahrtsort, von der bunten Kehre, dem heiterſten Sitz, waͤhrend die Sonne ſich Zweyfach laͤchelt mich dann dies gartenumzingelte Dorf an,hebt; Bald am Wieſengeſtad, bald im geglaͤtteten See; Oft auch freu' ich mich dann in dem Kahne des trau¬fenden Ruders, Wenn auf flachem Kryſtall Zirkel an Zirkel ſich reiht, Oefter des ſeltenen Flors großblumiger Alpengewaͤchſe,Wenn ich bewaldeter Hoͤh'n ruhige Gipfel erſtieg. Doch wer iſt's, der ſich zu dem einſam wallenden Juͤng¬ ling, Als willkommener Freund, bildend und liebend geſellt? Flaccus, apuliſcher Saͤnger, du biſt's! Frohſinnige WeisheitLehren, und gluͤcklichen Muth, deine Geſaͤnge das Maͤßig im Lauf der vergaͤnglichen Zeit zu genießen ge¬Herz: beutſt du, Neben die Bilder des Tods ſtellſt du der Freude Fuͤhrſt mich nach dem begluͤckten Tarent, in's laͤndlichePokal; Tibur, Wo du die Wunder von Rom, ohne zu ſeufzen Oder ich lerne von dir, zum kuͤhlen Praͤneſte dir folgend,entbehrſt; Wie man ſinnigen Geiſts leſe den Vater Homer. Wahres verkuͤndeteſt du, denn ſelbſt in die Waͤlder desNordens Drang des latiniſchen Lieds bluͤhende Stimme hin¬ durch: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0066" n="56"/> <l>Wenn ich zuruͤck von dem Wallfahrtsort, von der bunten<lb/><hi rendition="#et">Kapelle</hi></l><lb/> <l rendition="#et">Kehre, dem heiterſten Sitz, waͤhrend die Sonne ſich<lb/><hi rendition="#et">hebt;</hi></l><lb/> <l>Zweyfach laͤchelt mich dann dies gartenumzingelte Dorf an,</l><lb/> <l rendition="#et">Bald am Wieſengeſtad, bald im geglaͤtteten See;</l><lb/> <l>Oft auch freu' ich mich dann in dem Kahne des trau¬<lb/><hi rendition="#et">fenden Ruders,</hi></l><lb/> <l rendition="#et">Wenn auf flachem Kryſtall Zirkel an Zirkel ſich reiht,</l><lb/> <l>Oefter des ſeltenen Flors großblumiger Alpengewaͤchſe,</l><lb/> <l rendition="#et">Wenn ich bewaldeter Hoͤh'n ruhige Gipfel erſtieg.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Doch wer iſt's, der ſich zu dem einſam wallenden Juͤng¬<lb/><hi rendition="#et">ling,</hi></l><lb/> <l rendition="#et">Als willkommener Freund, bildend und liebend geſellt?</l><lb/> <l>Flaccus, apuliſcher Saͤnger, du biſt's! Frohſinnige Weisheit</l><lb/> <l rendition="#et">Lehren, und gluͤcklichen Muth, deine Geſaͤnge das<lb/><hi rendition="#et">Herz:</hi></l><lb/> <l>Maͤßig im Lauf der vergaͤnglichen Zeit zu genießen ge¬<lb/><hi rendition="#et">beutſt du,</hi></l><lb/> <l rendition="#et">Neben die Bilder des Tods ſtellſt du der Freude<lb/><hi rendition="#et">Pokal;</hi></l><lb/> <l>Fuͤhrſt mich nach dem begluͤckten Tarent, in's laͤndliche<lb/><hi rendition="#et">Tibur,</hi></l><lb/> <l rendition="#et">Wo du die Wunder von Rom, ohne zu ſeufzen<lb/><hi rendition="#et">entbehrſt;</hi></l><lb/> <l>Oder ich lerne von dir, zum kuͤhlen Praͤneſte dir folgend,</l><lb/> <l rendition="#et">Wie man ſinnigen Geiſts leſe den Vater Homer.</l><lb/> <l>Wahres verkuͤndeteſt du, denn ſelbſt in die Waͤlder des<lb/><hi rendition="#et">Nordens</hi></l><lb/> <l rendition="#et">Drang des latiniſchen Lieds bluͤhende Stimme hin¬<lb/><hi rendition="#et">durch:</hi></l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [56/0066]
Wenn ich zuruͤck von dem Wallfahrtsort, von der bunten
Kapelle
Kehre, dem heiterſten Sitz, waͤhrend die Sonne ſich
hebt;
Zweyfach laͤchelt mich dann dies gartenumzingelte Dorf an,
Bald am Wieſengeſtad, bald im geglaͤtteten See;
Oft auch freu' ich mich dann in dem Kahne des trau¬
fenden Ruders,
Wenn auf flachem Kryſtall Zirkel an Zirkel ſich reiht,
Oefter des ſeltenen Flors großblumiger Alpengewaͤchſe,
Wenn ich bewaldeter Hoͤh'n ruhige Gipfel erſtieg.
Doch wer iſt's, der ſich zu dem einſam wallenden Juͤng¬
ling,
Als willkommener Freund, bildend und liebend geſellt?
Flaccus, apuliſcher Saͤnger, du biſt's! Frohſinnige Weisheit
Lehren, und gluͤcklichen Muth, deine Geſaͤnge das
Herz:
Maͤßig im Lauf der vergaͤnglichen Zeit zu genießen ge¬
beutſt du,
Neben die Bilder des Tods ſtellſt du der Freude
Pokal;
Fuͤhrſt mich nach dem begluͤckten Tarent, in's laͤndliche
Tibur,
Wo du die Wunder von Rom, ohne zu ſeufzen
entbehrſt;
Oder ich lerne von dir, zum kuͤhlen Praͤneſte dir folgend,
Wie man ſinnigen Geiſts leſe den Vater Homer.
Wahres verkuͤndeteſt du, denn ſelbſt in die Waͤlder des
Nordens
Drang des latiniſchen Lieds bluͤhende Stimme hin¬
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