Platen, August von: Gedichte. Stuttgart, 1828.Bess'res läßt sich nichts gewähren Jenen, die so viel ertragen: Ihre Sehnsucht quillt in Zähren, Schwillt in Seufzern, stürmt in Klagen, Die sich ewig neu gebären! Eh' der Lenz dir Frist gegeben, Ließ, o Freund, dein allzukarges Lebensloos dich uns entschweben, Und den Deckel deines Sarges Zieren Rosen ohne Leben. O wie zog es dich nach jenen Tagen hin, wo laue Winde Weichgepflaumte Flügel dehnen! Nach der ersten Knospenrinde Lockte dich dein leztes Sehnen! Noch bey seinem mattern Pochen Hat vielleicht das Herz des Kranken, Eh' der starre Blick gebrochen, Unaussprechliche Gedanken Mit den Seinen still gesprochen! Diese Lieben zu ermuthen, Säuselt aus dem Schoos der Grüfte Noch ein Lebewohl des Guten: Haschet es, ihr Frühlingslüfte, Tragt es über Land und Fluthen! Beſſ'res laͤßt ſich nichts gewaͤhren Jenen, die ſo viel ertragen: Ihre Sehnſucht quillt in Zaͤhren, Schwillt in Seufzern, ſtuͤrmt in Klagen, Die ſich ewig neu gebaͤren! Eh' der Lenz dir Friſt gegeben, Ließ, o Freund, dein allzukarges Lebensloos dich uns entſchweben, Und den Deckel deines Sarges Zieren Roſen ohne Leben. O wie zog es dich nach jenen Tagen hin, wo laue Winde Weichgepflaumte Fluͤgel dehnen! Nach der erſten Knospenrinde Lockte dich dein leztes Sehnen! Noch bey ſeinem mattern Pochen Hat vielleicht das Herz des Kranken, Eh' der ſtarre Blick gebrochen, Unausſprechliche Gedanken Mit den Seinen ſtill geſprochen! Dieſe Lieben zu ermuthen, Saͤuſelt aus dem Schoos der Gruͤfte Noch ein Lebewohl des Guten: Haſchet es, ihr Fruͤhlingsluͤfte, Tragt es uͤber Land und Fluthen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0083" n="73"/> <lg n="5"> <l>Beſſ'res laͤßt ſich nichts gewaͤhren</l><lb/> <l>Jenen, die ſo viel ertragen:</l><lb/> <l>Ihre Sehnſucht quillt in Zaͤhren,</l><lb/> <l>Schwillt in Seufzern, ſtuͤrmt in Klagen,</l><lb/> <l>Die ſich ewig neu gebaͤren!</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Eh' der Lenz dir Friſt gegeben,</l><lb/> <l>Ließ, o Freund, dein allzukarges</l><lb/> <l>Lebensloos dich uns entſchweben,</l><lb/> <l>Und den Deckel deines Sarges</l><lb/> <l>Zieren Roſen ohne Leben.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>O wie zog es dich nach jenen</l><lb/> <l>Tagen hin, wo laue Winde</l><lb/> <l>Weichgepflaumte Fluͤgel dehnen!</l><lb/> <l>Nach der erſten Knospenrinde</l><lb/> <l>Lockte dich dein leztes Sehnen!</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Noch bey ſeinem mattern Pochen</l><lb/> <l>Hat vielleicht das Herz des Kranken,</l><lb/> <l>Eh' der ſtarre Blick gebrochen,</l><lb/> <l>Unausſprechliche Gedanken</l><lb/> <l>Mit den Seinen ſtill geſprochen!</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>Dieſe Lieben zu ermuthen,</l><lb/> <l>Saͤuſelt aus dem Schoos der Gruͤfte</l><lb/> <l>Noch ein Lebewohl des Guten:</l><lb/> <l>Haſchet es, ihr Fruͤhlingsluͤfte,</l><lb/> <l>Tragt es uͤber Land und Fluthen!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0083]
Beſſ'res laͤßt ſich nichts gewaͤhren
Jenen, die ſo viel ertragen:
Ihre Sehnſucht quillt in Zaͤhren,
Schwillt in Seufzern, ſtuͤrmt in Klagen,
Die ſich ewig neu gebaͤren!
Eh' der Lenz dir Friſt gegeben,
Ließ, o Freund, dein allzukarges
Lebensloos dich uns entſchweben,
Und den Deckel deines Sarges
Zieren Roſen ohne Leben.
O wie zog es dich nach jenen
Tagen hin, wo laue Winde
Weichgepflaumte Fluͤgel dehnen!
Nach der erſten Knospenrinde
Lockte dich dein leztes Sehnen!
Noch bey ſeinem mattern Pochen
Hat vielleicht das Herz des Kranken,
Eh' der ſtarre Blick gebrochen,
Unausſprechliche Gedanken
Mit den Seinen ſtill geſprochen!
Dieſe Lieben zu ermuthen,
Saͤuſelt aus dem Schoos der Gruͤfte
Noch ein Lebewohl des Guten:
Haſchet es, ihr Fruͤhlingsluͤfte,
Tragt es uͤber Land und Fluthen!
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