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Platen, August von: Der romantische Oedipus. Stuttgart u. a., 1829.

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Weil Scherz ihn blos und der Huldgöttin leichtsinnige
Laune dahinreißt,
Weil selten ein Haupt zwei Kränze verträgt, (noch weniger
drei, wie der Pabst hat!)
Doch sagt er dafür, aufrichtigen Sinns, weit lieber den
wirklichen Grund euch:
In dem Lande des Teut singt mancher Gesell frühreife
Tragödien ab schon,
Wenn müßig der Stahl in dem Schacht noch ruht, der einst
soll scheeren den Flaum ihm;
Doch unser Poet, seit Jahren erwägt sein Geist die gefähr-
liche Laufbahn:
Was Andern ein Spiel blos dünkt, was leicht, wie den Schaum,
von der Fläche sie schöpfen; --
Er findet es schwer, ihm liegt es so tief, ja, tief, wie die
Perle des Tauchers!
Noch stets mißtraut er der eigenen Kraft. Sechs Lustra
begehrten die Griechen
Von dem Jüngling, der zu dem Wettkampf sich, zu dem
tragischen Kampfe sich anbot:
Kaum hat sie erreicht der Poet, drum gönnt
Langathmende Muße dem Wanderer, der
An des südlichen Meers Felsufer (da schon
Das Gespann des Apoll in die Waag' eintrat)
Sturmwinde belauscht, Anapäste betont,
Und Erfindungen denkt,
Zu belustigen Crethi und Plethi.

Weil Scherz ihn blos und der Huldgoͤttin leichtſinnige
Laune dahinreißt,
Weil ſelten ein Haupt zwei Kraͤnze vertraͤgt, (noch weniger
drei, wie der Pabſt hat!)
Doch ſagt er dafuͤr, aufrichtigen Sinns, weit lieber den
wirklichen Grund euch:
In dem Lande des Teut ſingt mancher Geſell fruͤhreife
Tragoͤdien ab ſchon,
Wenn muͤßig der Stahl in dem Schacht noch ruht, der einſt
ſoll ſcheeren den Flaum ihm;
Doch unſer Poet, ſeit Jahren erwaͤgt ſein Geiſt die gefaͤhr-
liche Laufbahn:
Was Andern ein Spiel blos duͤnkt, was leicht, wie den Schaum,
von der Flaͤche ſie ſchoͤpfen; —
Er findet es ſchwer, ihm liegt es ſo tief, ja, tief, wie die
Perle des Tauchers!
Noch ſtets mißtraut er der eigenen Kraft. Sechs Luſtra
begehrten die Griechen
Von dem Juͤngling, der zu dem Wettkampf ſich, zu dem
tragiſchen Kampfe ſich anbot:
Kaum hat ſie erreicht der Poet, drum goͤnnt
Langathmende Muße dem Wanderer, der
An des ſuͤdlichen Meers Felsufer (da ſchon
Das Geſpann des Apoll in die Waag' eintrat)
Sturmwinde belauſcht, Anapaͤſte betont,
Und Erfindungen denkt,
Zu beluſtigen Crethi und Plethi.

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[18/0024] Weil Scherz ihn blos und der Huldgoͤttin leichtſinnige Laune dahinreißt, Weil ſelten ein Haupt zwei Kraͤnze vertraͤgt, (noch weniger drei, wie der Pabſt hat!) Doch ſagt er dafuͤr, aufrichtigen Sinns, weit lieber den wirklichen Grund euch: In dem Lande des Teut ſingt mancher Geſell fruͤhreife Tragoͤdien ab ſchon, Wenn muͤßig der Stahl in dem Schacht noch ruht, der einſt ſoll ſcheeren den Flaum ihm; Doch unſer Poet, ſeit Jahren erwaͤgt ſein Geiſt die gefaͤhr- liche Laufbahn: Was Andern ein Spiel blos duͤnkt, was leicht, wie den Schaum, von der Flaͤche ſie ſchoͤpfen; — Er findet es ſchwer, ihm liegt es ſo tief, ja, tief, wie die Perle des Tauchers! Noch ſtets mißtraut er der eigenen Kraft. Sechs Luſtra begehrten die Griechen Von dem Juͤngling, der zu dem Wettkampf ſich, zu dem tragiſchen Kampfe ſich anbot: Kaum hat ſie erreicht der Poet, drum goͤnnt Langathmende Muße dem Wanderer, der An des ſuͤdlichen Meers Felsufer (da ſchon Das Geſpann des Apoll in die Waag' eintrat) Sturmwinde belauſcht, Anapaͤſte betont, Und Erfindungen denkt, Zu beluſtigen Crethi und Plethi.

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Zitationshilfe: Platen, August von: Der romantische Oedipus. Stuttgart u. a., 1829, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_oedipus_1829/24>, abgerufen am 23.11.2024.