Platen, August von: Der romantische Oedipus. Stuttgart u. a., 1829.
Welch ein zarter Wunsch von dieser königlichen Weibsperson! Jene wäre gern des Tages Mutter, fragte mich genau Was ich gerne wäre, Houwald, würd' ich sagen: Deine Frau! (Ab.) >Pallast in Corinth. Zelinde (allein). Wie oft entstieg bereits der Badewanne Des Meers Apoll und tauchte neu sich nieder, Und immer lebt Diagoras im Banne, Wiewohl ich wünschte fast, er kehrte wieder, Damit ich zeigte meinem bösen Manne, Welch einen Busen mir bedeckt das Mieder, Getreu und fleckenlos nach achtzig Lenzen, Und immer voll moralischer Sentenzen! Ein keckes Wagstück komme mir zu Statten, Und offenbare meiner Tugend Zauber, Da jener Buhler, der sie stellt in Schatten, Mich täglich spröder fand und täglich tauber: Bald siehst du jeglichen Verdacht ermatten, O Polybus, und siehst mich rein und sauber, Wie wenig auch für deine Frau du glühest, Und blos um's Bergbauwesen dich bemühest! Zelinde. Oedipus. Oedipus. Dich um was zu fragen, Mutter, kam ich; doch es fällt mir schwer.
Welch ein zarter Wunſch von dieſer koͤniglichen Weibsperſon! Jene waͤre gern des Tages Mutter, fragte mich genau Was ich gerne waͤre, Houwald, wuͤrd' ich ſagen: Deine Frau! (Ab.) >Pallaſt in Corinth. Zelinde (allein). Wie oft entſtieg bereits der Badewanne Des Meers Apoll und tauchte neu ſich nieder, Und immer lebt Diagoras im Banne, Wiewohl ich wuͤnſchte faſt, er kehrte wieder, Damit ich zeigte meinem boͤſen Manne, Welch einen Buſen mir bedeckt das Mieder, Getreu und fleckenlos nach achtzig Lenzen, Und immer voll moraliſcher Sentenzen! Ein keckes Wagſtuͤck komme mir zu Statten, Und offenbare meiner Tugend Zauber, Da jener Buhler, der ſie ſtellt in Schatten, Mich taͤglich ſproͤder fand und taͤglich tauber: Bald ſiehſt du jeglichen Verdacht ermatten, O Polybus, und ſiehſt mich rein und ſauber, Wie wenig auch fuͤr deine Frau du gluͤheſt, Und blos um's Bergbauweſen dich bemuͤheſt! Zelinde. Oedipus. Oedipus. Dich um was zu fragen, Mutter, kam ich; doch es faͤllt mir ſchwer. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#JOK"> <p><pb facs="#f0047" n="41"/> Welch ein zarter Wunſch von dieſer koͤniglichen Weibsperſon!<lb/> Jene waͤre gern des Tages Mutter, fragte <hi rendition="#g">mich</hi> genau<lb/> Was ich gerne waͤre, Houwald, wuͤrd' ich ſagen: Deine Frau!</p><lb/> <stage> <hi rendition="#right">(Ab.)</hi> </stage><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <stage> <hi rendition="#c">><hi rendition="#g">Pallaſt in Corinth</hi>.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#ZEL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Zelinde</hi> </hi> </speaker> <stage> <hi rendition="#c">(allein).</hi> </stage><lb/> <p>Wie oft entſtieg bereits der Badewanne<lb/> Des Meers Apoll und tauchte neu ſich nieder,<lb/> Und immer lebt Diagoras im Banne,<lb/> Wiewohl ich wuͤnſchte faſt, er kehrte wieder,<lb/> Damit ich zeigte meinem boͤſen Manne,<lb/> Welch einen Buſen mir bedeckt das Mieder,<lb/> Getreu und fleckenlos nach achtzig Lenzen,<lb/> Und immer voll moraliſcher Sentenzen!</p><lb/> <p>Ein keckes Wagſtuͤck komme mir zu Statten,<lb/> Und offenbare meiner Tugend Zauber,<lb/> Da jener Buhler, der ſie ſtellt in Schatten,<lb/> Mich taͤglich ſproͤder fand und taͤglich tauber:<lb/> Bald ſiehſt du jeglichen Verdacht ermatten,<lb/> O Polybus, und ſiehſt mich rein und ſauber,<lb/> Wie wenig auch fuͤr deine Frau du gluͤheſt,<lb/> Und blos um's Bergbauweſen dich bemuͤheſt!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Zelinde. Oedipus</hi>.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#OED"> <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Oedipus</hi>.</hi> </speaker><lb/> <p>Dich um was zu fragen, Mutter, kam ich; doch es faͤllt mir<lb/> ſchwer.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [41/0047]
Welch ein zarter Wunſch von dieſer koͤniglichen Weibsperſon!
Jene waͤre gern des Tages Mutter, fragte mich genau
Was ich gerne waͤre, Houwald, wuͤrd' ich ſagen: Deine Frau!
(Ab.)
>Pallaſt in Corinth.
Zelinde (allein).
Wie oft entſtieg bereits der Badewanne
Des Meers Apoll und tauchte neu ſich nieder,
Und immer lebt Diagoras im Banne,
Wiewohl ich wuͤnſchte faſt, er kehrte wieder,
Damit ich zeigte meinem boͤſen Manne,
Welch einen Buſen mir bedeckt das Mieder,
Getreu und fleckenlos nach achtzig Lenzen,
Und immer voll moraliſcher Sentenzen!
Ein keckes Wagſtuͤck komme mir zu Statten,
Und offenbare meiner Tugend Zauber,
Da jener Buhler, der ſie ſtellt in Schatten,
Mich taͤglich ſproͤder fand und taͤglich tauber:
Bald ſiehſt du jeglichen Verdacht ermatten,
O Polybus, und ſiehſt mich rein und ſauber,
Wie wenig auch fuͤr deine Frau du gluͤheſt,
Und blos um's Bergbauweſen dich bemuͤheſt!
Zelinde. Oedipus.
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Dich um was zu fragen, Mutter, kam ich; doch es faͤllt mir
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Zitationshilfe: | Platen, August von: Der romantische Oedipus. Stuttgart u. a., 1829, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/platen_oedipus_1829/47>, abgerufen am 27.07.2024. |