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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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Weib als Verbrecherin und Prostituirte" ähnlich aus: "In
den vereinigten Staaten ist der Abort ein specifisches locales
Gelegenheits-Verbrechen, das vor der öffentlichen Meinung
nicht mehr als strafbar gilt. ... In diesem Lande, wo
die Frauen immer mehr an der Berufsarbeit und den
Geschäften Theil nehmen, wozu die Entwickelung des
Capitalismus drängt, ist die Mutterschaft oft ein sociales
Übel, der Abort fast eine Nothwendigkeit; die öffentliche
Meinung richtet ihr Urtheil nach dieser Lage der Dinge."

Dass nicht Abnahme der natürlichen Fruchtbarkeit,
sondern absichtliche Verhütung der Empfängniss oder der
regelmässigen Geburt der überwiegende Grund der geringen
Geburtenrate ist, darin stimmen viele Beobachter überein.
Ich erinnere an die schon früher angeführten Worte von
Dumont: "Die wahre Ursache des Herabgehens unserer
(der französischen) Geburtenziffer ist der Wille, nur wenig
oder keine Kinder zu haben," und von Comte: "Die
Krankheit der Gesellschaft wird als physisch angesehen,
während sie ausschliesslich moralisch ist."

Hier können wir also constatiren, dass die Armuth auch
einmal einen Vortheil im Kampf um's Dasein mit sich
bringt, dass sie in sich neben so vielen ausmerzenden
Momenten auch eines birgt, das ihre Opfer in der Erzeugung
der Nachkommenschaft schützen hilft.

Dieser Schutz betrifft jedoch nur die Zahl der Nach-
kommen, keineswegs ihre Güte. Im Gegentheil, die Kinder
der Armen haben eine bedeutend grössere Sterblichkeit als
die der Wohlhabenden, und zwar fällt die Kindersterblichkeit
ganz regelmässig, wenn das Einkommen der Eltern steigt.
Einige Zahlenangaben mögen dies belegen. Nach A. Wolff's
Untersuchungen über die Kinder-Sterblichkeit*) beträgt in
Erfurt die Mortalität der Säuglinge

*) Citirt in Oldendorff, A. Die Säuglingssterblichkeit in
ihrer socialen Bedeutung. Archiv für sociale Gesetzgebung und
Statistik. I. Jahrg. S. 89.

Weib als Verbrecherin und Prostituirte“ ähnlich aus: „In
den vereinigten Staaten ist der Abort ein specifisches locales
Gelegenheits-Verbrechen, das vor der öffentlichen Meinung
nicht mehr als strafbar gilt. … In diesem Lande, wo
die Frauen immer mehr an der Berufsarbeit und den
Geschäften Theil nehmen, wozu die Entwickelung des
Capitalismus drängt, ist die Mutterschaft oft ein sociales
Übel, der Abort fast eine Nothwendigkeit; die öffentliche
Meinung richtet ihr Urtheil nach dieser Lage der Dinge.“

Dass nicht Abnahme der natürlichen Fruchtbarkeit,
sondern absichtliche Verhütung der Empfängniss oder der
regelmässigen Geburt der überwiegende Grund der geringen
Geburtenrate ist, darin stimmen viele Beobachter überein.
Ich erinnere an die schon früher angeführten Worte von
Dumont: „Die wahre Ursache des Herabgehens unserer
(der französischen) Geburtenziffer ist der Wille, nur wenig
oder keine Kinder zu haben,“ und von Comte: „Die
Krankheit der Gesellschaft wird als physisch angesehen,
während sie ausschliesslich moralisch ist.“

Hier können wir also constatiren, dass die Armuth auch
einmal einen Vortheil im Kampf um’s Dasein mit sich
bringt, dass sie in sich neben so vielen ausmerzenden
Momenten auch eines birgt, das ihre Opfer in der Erzeugung
der Nachkommenschaft schützen hilft.

Dieser Schutz betrifft jedoch nur die Zahl der Nach-
kommen, keineswegs ihre Güte. Im Gegentheil, die Kinder
der Armen haben eine bedeutend grössere Sterblichkeit als
die der Wohlhabenden, und zwar fällt die Kindersterblichkeit
ganz regelmässig, wenn das Einkommen der Eltern steigt.
Einige Zahlenangaben mögen dies belegen. Nach A. Wolff’s
Untersuchungen über die Kinder-Sterblichkeit*) beträgt in
Erfurt die Mortalität der Säuglinge

*) Citirt in Oldendorff, A. Die Säuglingssterblichkeit in
ihrer socialen Bedeutung. Archiv für sociale Gesetzgebung und
Statistik. I. Jahrg. S. 89.
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[168/0188] Weib als Verbrecherin und Prostituirte“ ähnlich aus: „In den vereinigten Staaten ist der Abort ein specifisches locales Gelegenheits-Verbrechen, das vor der öffentlichen Meinung nicht mehr als strafbar gilt. … In diesem Lande, wo die Frauen immer mehr an der Berufsarbeit und den Geschäften Theil nehmen, wozu die Entwickelung des Capitalismus drängt, ist die Mutterschaft oft ein sociales Übel, der Abort fast eine Nothwendigkeit; die öffentliche Meinung richtet ihr Urtheil nach dieser Lage der Dinge.“ Dass nicht Abnahme der natürlichen Fruchtbarkeit, sondern absichtliche Verhütung der Empfängniss oder der regelmässigen Geburt der überwiegende Grund der geringen Geburtenrate ist, darin stimmen viele Beobachter überein. Ich erinnere an die schon früher angeführten Worte von Dumont: „Die wahre Ursache des Herabgehens unserer (der französischen) Geburtenziffer ist der Wille, nur wenig oder keine Kinder zu haben,“ und von Comte: „Die Krankheit der Gesellschaft wird als physisch angesehen, während sie ausschliesslich moralisch ist.“ Hier können wir also constatiren, dass die Armuth auch einmal einen Vortheil im Kampf um’s Dasein mit sich bringt, dass sie in sich neben so vielen ausmerzenden Momenten auch eines birgt, das ihre Opfer in der Erzeugung der Nachkommenschaft schützen hilft. Dieser Schutz betrifft jedoch nur die Zahl der Nach- kommen, keineswegs ihre Güte. Im Gegentheil, die Kinder der Armen haben eine bedeutend grössere Sterblichkeit als die der Wohlhabenden, und zwar fällt die Kindersterblichkeit ganz regelmässig, wenn das Einkommen der Eltern steigt. Einige Zahlenangaben mögen dies belegen. Nach A. Wolff’s Untersuchungen über die Kinder-Sterblichkeit *) beträgt in Erfurt die Mortalität der Säuglinge *) Citirt in Oldendorff, A. Die Säuglingssterblichkeit in ihrer socialen Bedeutung. Archiv für sociale Gesetzgebung und Statistik. I. Jahrg. S. 89.

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/188>, abgerufen am 21.11.2024.