Der ausjätende Charakter der Armuth erhellt auch noch wenigstens zum Theil aus dem Vergleich der körper- lichen Beschaffenheit von erwachsenen Armen und Reichen. Bebel*) erzählt folgende Beobachtung: "In unseren Industriebezirken bilden Arbeiter und Unternehmer schon äusserlich einen solchen Gegensatz, als gehörten sie zwei verschiedenen Menschenrassen an. Obgleich an diesen Gegensatz gewöhnt, kam er uns doch in einer fast er- schreckenden Weise anlässlich einer Wahlversammlung vor die Augen. ... Den vorderen Theil des Saales nahmen die Gegner ein, fast ohne Ausnahme starke, kräftige, oft grosse Gestalten, von sehr gesundem Aussehen, im hinteren Theil des Saales und auf den Galerien standen Arbeiter und Kleinbürger, zu neunzehntel Weber, meist kleine, dünne, schmalbrüstige, bleichwangige Gestalten, denen Kummer und Noth aus dem Gesichte sah."
Bebel beschuldigt die äusseren Lebensbedingungen ausschliesslich. Hiergegen hat man aber den Unterschied in der Grösse und sonstigen Beschaffenheit der Köpfe in's Feld geführt.
Wohlhabende scheinen durchschnittlich grössere Köpfe zu haben, was auf grössere Gehirne nnd deshalb höhere geistige Functionen zurückschliessen lässt.
Ammon**) maass in Karlsruhe die Köpfe von 30 Männern, die dem wohlhabenden Stande angehörten und zum grössten Theil Gelehrte, Techniker und Künstler waren. Unter diesen Köpfen fanden sich so viele lange Köpfe über 19 cm, wie sonst in keiner anderen von ihm gemessenen Gruppe. Kein einziger Kopf maass unter 18 cm Länge. Nach dem Verhältniss der Wehrpflichtigen (25,2 % unter 18 cm Länge) müssten unter der gemessenen Gruppe 8--9 Köpfe unter 18 cm haben. Doch bildet
*) Die Frau und der Socialismus. XII. Aufl. Stuttgart 1892, S. 185.
**)Ammon. a. a. O. S. 252 u. ff.
Der ausjätende Charakter der Armuth erhellt auch noch wenigstens zum Theil aus dem Vergleich der körper- lichen Beschaffenheit von erwachsenen Armen und Reichen. Bebel*) erzählt folgende Beobachtung: „In unseren Industriebezirken bilden Arbeiter und Unternehmer schon äusserlich einen solchen Gegensatz, als gehörten sie zwei verschiedenen Menschenrassen an. Obgleich an diesen Gegensatz gewöhnt, kam er uns doch in einer fast er- schreckenden Weise anlässlich einer Wahlversammlung vor die Augen. … Den vorderen Theil des Saales nahmen die Gegner ein, fast ohne Ausnahme starke, kräftige, oft grosse Gestalten, von sehr gesundem Aussehen, im hinteren Theil des Saales und auf den Galerien standen Arbeiter und Kleinbürger, zu neunzehntel Weber, meist kleine, dünne, schmalbrüstige, bleichwangige Gestalten, denen Kummer und Noth aus dem Gesichte sah.“
Bebel beschuldigt die äusseren Lebensbedingungen ausschliesslich. Hiergegen hat man aber den Unterschied in der Grösse und sonstigen Beschaffenheit der Köpfe in’s Feld geführt.
Wohlhabende scheinen durchschnittlich grössere Köpfe zu haben, was auf grössere Gehirne nnd deshalb höhere geistige Functionen zurückschliessen lässt.
Ammon**) maass in Karlsruhe die Köpfe von 30 Männern, die dem wohlhabenden Stande angehörten und zum grössten Theil Gelehrte, Techniker und Künstler waren. Unter diesen Köpfen fanden sich so viele lange Köpfe über 19 cm, wie sonst in keiner anderen von ihm gemessenen Gruppe. Kein einziger Kopf maass unter 18 cm Länge. Nach dem Verhältniss der Wehrpflichtigen (25,2 % unter 18 cm Länge) müssten unter der gemessenen Gruppe 8—9 Köpfe unter 18 cm haben. Doch bildet
*) Die Frau und der Socialismus. XII. Aufl. Stuttgart 1892, S. 185.
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Der ausjätende Charakter der Armuth erhellt auch
noch wenigstens zum Theil aus dem Vergleich der körper-
lichen Beschaffenheit von erwachsenen Armen und Reichen.
Bebel *) erzählt folgende Beobachtung: „In unseren
Industriebezirken bilden Arbeiter und Unternehmer schon
äusserlich einen solchen Gegensatz, als gehörten sie zwei
verschiedenen Menschenrassen an. Obgleich an diesen
Gegensatz gewöhnt, kam er uns doch in einer fast er-
schreckenden Weise anlässlich einer Wahlversammlung vor
die Augen. … Den vorderen Theil des Saales nahmen
die Gegner ein, fast ohne Ausnahme starke, kräftige, oft
grosse Gestalten, von sehr gesundem Aussehen, im hinteren
Theil des Saales und auf den Galerien standen Arbeiter
und Kleinbürger, zu neunzehntel Weber, meist kleine,
dünne, schmalbrüstige, bleichwangige Gestalten, denen
Kummer und Noth aus dem Gesichte sah.“
Bebel beschuldigt die äusseren Lebensbedingungen
ausschliesslich. Hiergegen hat man aber den Unterschied
in der Grösse und sonstigen Beschaffenheit der Köpfe in’s
Feld geführt.
Wohlhabende scheinen durchschnittlich grössere Köpfe
zu haben, was auf grössere Gehirne nnd deshalb höhere
geistige Functionen zurückschliessen lässt.
Ammon **) maass in Karlsruhe die Köpfe von
30 Männern, die dem wohlhabenden Stande angehörten
und zum grössten Theil Gelehrte, Techniker und Künstler
waren. Unter diesen Köpfen fanden sich so viele lange
Köpfe über 19 cm, wie sonst in keiner anderen von ihm
gemessenen Gruppe. Kein einziger Kopf maass unter
18 cm Länge. Nach dem Verhältniss der Wehrpflichtigen
(25,2 % unter 18 cm Länge) müssten unter der gemessenen
Gruppe 8—9 Köpfe unter 18 cm haben. Doch bildet
*) Die Frau und der Socialismus. XII. Aufl. Stuttgart 1892,
S. 185.
**) Ammon. a. a. O. S. 252 u. ff.
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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/193>, abgerufen am 16.02.2025.
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