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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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der Socialreform nach socialistischen Zielen hin zu erwarten.
Für unsere Frage hier ist es von secundärem Interesse, ob
dies in mehr staatssocialistischer, christlich-socialer oder social-
demokratischer Weise erfolgt. Dazu kommt eine wachsende
Tendenz zum Zweikindersystem, so dass es zweckmässig
erscheint, die schon im Anfang des Capitels aufgestellten
malthuso-socialistischen Elementar-Forderungen für sich
allein, ohne Rücksicht auf medicinisch-hygienische Bestre-
bungen, auf ihre rassenhygienischen Folgen zu prüfen.

Die Socialisten und Malthusianer wollen nicht allen
Kampf um's Dasein aufheben, sondern vorerst nur den
ökonomischen, also einen Theil des Socialkampfes. Der
Extralkampf, durch den Anpassung an Klima und über-
haupt ein gut Theil roher Constitutionskraft bedingt sind,
bleibt ziemlich unberührt. Nach dem Princip der Panmixie
würden nun die wirthschaftlichen Eigenschaften des Menchen
von ihrer Höhe herabgehen. Dies würde sich aber nur
dann in grösserem Umfange einstellen, wenn keine anderen
Arten der Auslese bestehen blieben, in denen eben-
falls wirthschaftliche oder ihnen ähnliche Eigenschaften
in demselben Maasse gezüchtet würden. Solche anderen
Arten von Auslese giebt es aber, wenn sie auch nicht mit
derselben Kraft wirken.

Die im ökonomischen Kampf zum Sieg verhelfenden
Eigenschaften sind hauptsächlich Intelligenz und Vorbedacht,
Fleiss und Arbeitskraft, Energie, Gesundheit und ein ge-
wisses Verhältniss zwischen Altruismus und Egoismus. Ich
glaube, Niemand wird leugnen, dass abgesehen vom
Egoismus, den ja nicht bloss die Socialisten lieber kleiner
wie grösser haben möchten, diese Tugenden auch in
anderen Arten von Auslese wie grade der wirthschaftlichen
eine grosse Rolle spielen. Bei der sogar in wohlhabenden
Kreisen immer noch beträchtlichen Kindersterblichkeit z. B.
sind sie von der höchsten Bedeutung; das wird jeder Arzt
ohne Weiteres zugeben. Die intelligenten, aufmerksamen,

der Socialreform nach socialistischen Zielen hin zu erwarten.
Für unsere Frage hier ist es von secundärem Interesse, ob
dies in mehr staatssocialistischer, christlich-socialer oder social-
demokratischer Weise erfolgt. Dazu kommt eine wachsende
Tendenz zum Zweikindersystem, so dass es zweckmässig
erscheint, die schon im Anfang des Capitels aufgestellten
malthuso-socialistischen Elementar-Forderungen für sich
allein, ohne Rücksicht auf medicinisch-hygienische Bestre-
bungen, auf ihre rassenhygienischen Folgen zu prüfen.

Die Socialisten und Malthusianer wollen nicht allen
Kampf um’s Dasein aufheben, sondern vorerst nur den
ökonomischen, also einen Theil des Socialkampfes. Der
Extralkampf, durch den Anpassung an Klima und über-
haupt ein gut Theil roher Constitutionskraft bedingt sind,
bleibt ziemlich unberührt. Nach dem Princip der Panmixie
würden nun die wirthschaftlichen Eigenschaften des Menchen
von ihrer Höhe herabgehen. Dies würde sich aber nur
dann in grösserem Umfange einstellen, wenn keine anderen
Arten der Auslese bestehen blieben, in denen eben-
falls wirthschaftliche oder ihnen ähnliche Eigenschaften
in demselben Maasse gezüchtet würden. Solche anderen
Arten von Auslese giebt es aber, wenn sie auch nicht mit
derselben Kraft wirken.

Die im ökonomischen Kampf zum Sieg verhelfenden
Eigenschaften sind hauptsächlich Intelligenz und Vorbedacht,
Fleiss und Arbeitskraft, Energie, Gesundheit und ein ge-
wisses Verhältniss zwischen Altruismus und Egoismus. Ich
glaube, Niemand wird leugnen, dass abgesehen vom
Egoismus, den ja nicht bloss die Socialisten lieber kleiner
wie grösser haben möchten, diese Tugenden auch in
anderen Arten von Auslese wie grade der wirthschaftlichen
eine grosse Rolle spielen. Bei der sogar in wohlhabenden
Kreisen immer noch beträchtlichen Kindersterblichkeit z. B.
sind sie von der höchsten Bedeutung; das wird jeder Arzt
ohne Weiteres zugeben. Die intelligenten, aufmerksamen,

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[237/0257] der Socialreform nach socialistischen Zielen hin zu erwarten. Für unsere Frage hier ist es von secundärem Interesse, ob dies in mehr staatssocialistischer, christlich-socialer oder social- demokratischer Weise erfolgt. Dazu kommt eine wachsende Tendenz zum Zweikindersystem, so dass es zweckmässig erscheint, die schon im Anfang des Capitels aufgestellten malthuso-socialistischen Elementar-Forderungen für sich allein, ohne Rücksicht auf medicinisch-hygienische Bestre- bungen, auf ihre rassenhygienischen Folgen zu prüfen. Die Socialisten und Malthusianer wollen nicht allen Kampf um’s Dasein aufheben, sondern vorerst nur den ökonomischen, also einen Theil des Socialkampfes. Der Extralkampf, durch den Anpassung an Klima und über- haupt ein gut Theil roher Constitutionskraft bedingt sind, bleibt ziemlich unberührt. Nach dem Princip der Panmixie würden nun die wirthschaftlichen Eigenschaften des Menchen von ihrer Höhe herabgehen. Dies würde sich aber nur dann in grösserem Umfange einstellen, wenn keine anderen Arten der Auslese bestehen blieben, in denen eben- falls wirthschaftliche oder ihnen ähnliche Eigenschaften in demselben Maasse gezüchtet würden. Solche anderen Arten von Auslese giebt es aber, wenn sie auch nicht mit derselben Kraft wirken. Die im ökonomischen Kampf zum Sieg verhelfenden Eigenschaften sind hauptsächlich Intelligenz und Vorbedacht, Fleiss und Arbeitskraft, Energie, Gesundheit und ein ge- wisses Verhältniss zwischen Altruismus und Egoismus. Ich glaube, Niemand wird leugnen, dass abgesehen vom Egoismus, den ja nicht bloss die Socialisten lieber kleiner wie grösser haben möchten, diese Tugenden auch in anderen Arten von Auslese wie grade der wirthschaftlichen eine grosse Rolle spielen. Bei der sogar in wohlhabenden Kreisen immer noch beträchtlichen Kindersterblichkeit z. B. sind sie von der höchsten Bedeutung; das wird jeder Arzt ohne Weiteres zugeben. Die intelligenten, aufmerksamen,

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/257>, abgerufen am 17.05.2024.