Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.werden in dieser Discussion Eigenschaften verstanden, die Eigenschaften vererbt werden und wie entstehen erbliche Krankheiten
und Missbildungen? Jena 1886. werden in dieser Discussion Eigenschaften verstanden, die Eigenschaften vererbt werden und wie entstehen erbliche Krankheiten
und Missbildungen? Jena 1886. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0043" n="23"/> werden in dieser Discussion Eigenschaften verstanden, die<lb/> von einem Individuum zu irgend einer Zeit im Lauf seines<lb/> gesammten Lebens erworben wurden, also von der Zeit<lb/> an, wo es noch eine ungetheilte, aber schon befruchtete<lb/> Eizelle war, bis zu seinem Tode. Hierhin gehören haupt-<lb/> sächlich die Resultate der Uebung und Nichtübung. Alle<lb/><hi rendition="#g">vor</hi> oder <hi rendition="#g">durch</hi> das Zusammentreffen der elterlichen<lb/> Keimstoffe von diesen letzteren erfahrene Aenderungen<lb/> werden nicht erworbene, sondern anerzeugte Eigenschaften<lb/> genannt. <hi rendition="#g">Weismann</hi> hielt die Entscheidung dieser Frage<lb/> natürlich für seine Theorie der Continuität der Keimplas-<lb/> mata von grosser Bedeutung, da der Nachweis der Ver-<lb/> erbung erworbener Eigenschaften, also der Wieder-<lb/> holung von Eigenschaften, die von der Körpersub-<lb/> stanz erworben waren, durch den Keimstoff, sehr gegen<lb/> seine Annahme in’s Gewicht fiel. Desshalb haben er und<lb/> seine Anhänger, begünstigt durch die weit verbreitete<lb/> Schwierigkeit, bei den Charakteren eines Individuums den<lb/> Antheil der Anlagen und der äusseren Einwirkungen fest-<lb/> zustellen, bisher jede thatsächliche Berechtigung der An-<lb/> nahme des Vererbens erworbener Eigenschaften abge-<lb/> stritten, in einer Weise, die uns nicht gestattet, diese Form<lb/> der Vererbung als unzweifelhaft vorkommend und dess-<lb/> halb als wirksamen Entwickelungsfactor anzunehmen.<lb/> Auch die angestellten Experimente, die ausnahmslos die<lb/> Vererbung nur von Verletzungen betrafen, sind nicht<lb/> zwingend, am ehesten noch die <hi rendition="#g">Brown-Sequard</hi>’schen<lb/> über die Vererbung der künstlichen Epilepsie der Meer-<lb/> schweinchen. Mit Sicherheit geht jedenfalls aus der ganzen<lb/> Discussion hervor, dass eine Vererbung erworbener Eigen-<lb/> schaften, also auch von Uebungsresultaten, bis jetzt nicht<lb/> als verlässlicher Entwickelungsfactor von uns in Rechnung<lb/> gestellt werden kann.</p><lb/> <p> <note xml:id="seg2pn_1_2" prev="#seg2pn_1_1" place="foot" n="*)">Eigenschaften vererbt werden und wie entstehen erbliche Krankheiten<lb/> und Missbildungen? Jena 1886.</note> </p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [23/0043]
werden in dieser Discussion Eigenschaften verstanden, die
von einem Individuum zu irgend einer Zeit im Lauf seines
gesammten Lebens erworben wurden, also von der Zeit
an, wo es noch eine ungetheilte, aber schon befruchtete
Eizelle war, bis zu seinem Tode. Hierhin gehören haupt-
sächlich die Resultate der Uebung und Nichtübung. Alle
vor oder durch das Zusammentreffen der elterlichen
Keimstoffe von diesen letzteren erfahrene Aenderungen
werden nicht erworbene, sondern anerzeugte Eigenschaften
genannt. Weismann hielt die Entscheidung dieser Frage
natürlich für seine Theorie der Continuität der Keimplas-
mata von grosser Bedeutung, da der Nachweis der Ver-
erbung erworbener Eigenschaften, also der Wieder-
holung von Eigenschaften, die von der Körpersub-
stanz erworben waren, durch den Keimstoff, sehr gegen
seine Annahme in’s Gewicht fiel. Desshalb haben er und
seine Anhänger, begünstigt durch die weit verbreitete
Schwierigkeit, bei den Charakteren eines Individuums den
Antheil der Anlagen und der äusseren Einwirkungen fest-
zustellen, bisher jede thatsächliche Berechtigung der An-
nahme des Vererbens erworbener Eigenschaften abge-
stritten, in einer Weise, die uns nicht gestattet, diese Form
der Vererbung als unzweifelhaft vorkommend und dess-
halb als wirksamen Entwickelungsfactor anzunehmen.
Auch die angestellten Experimente, die ausnahmslos die
Vererbung nur von Verletzungen betrafen, sind nicht
zwingend, am ehesten noch die Brown-Sequard’schen
über die Vererbung der künstlichen Epilepsie der Meer-
schweinchen. Mit Sicherheit geht jedenfalls aus der ganzen
Discussion hervor, dass eine Vererbung erworbener Eigen-
schaften, also auch von Uebungsresultaten, bis jetzt nicht
als verlässlicher Entwickelungsfactor von uns in Rechnung
gestellt werden kann.
*)
*) Eigenschaften vererbt werden und wie entstehen erbliche Krankheiten
und Missbildungen? Jena 1886.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |