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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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häufige Auftreten von Variationen bei einer Rasse begün-
stigen, sind hauptsächlich drei: Starke Individuenzahl der
Art, Verbreitung über ein weites Gebiet mit verschieden-
artigen äusseren Einflüssen und Kreuzung mit verschiede-
nen, aber doch nahe verwandten Rassen. *)

Die Vererbbarkeit der Variationen ist sehr verschieden;
manche werden gar nicht vererbt -- wie wir schon sahen,
behaupten Weismann und seine Anhänger das von allen
noch nach der Keimvereinigung bewirkten Abänderungen
-- andere werden mit grosser Constanz vererbt. Im
Grossen und Ganzen steht fest, dass, je länger und öfter
eine Eigenschaft im Lauf der Generationen vererbt wurde,
ihr Wiedererscheinen desto sicherer, und vor je kürzerer
Zeit sie aufgetreten, desto unsicherer ist. Kürzlich aufge-
tretene, sehr beträchtliche Variationen schwanken in der
Vererbung ihrer Beschaffenheit und ihres Grades relativ
sehr beträchtlich.

Ehe wir die Variabilität verlassen, noch eine kurze
Bemerkung über das Entstehen neuer Qualitäten aus quan-
titativen Abänderungen der alten Eigenschaften. Der Gang
wissenschaftlicher Erkenntniss bewegt sich fortwährend in der
Richtung, Qualitäten in Quantitäten aufzulösen. Man hofft
durch die bisherigen glänzenden Erfolge, dass es gelingen
wird, in Zukunft alle die vielen Qualitäten so in Quanti-
täten aufzulösen, dass nur einige wenige Grundquali-
täten übrig bleiben würden. Als Beispiel, wie es gelungen,
frühere sinnfällige Qualitäten in objective Quantitäten auf-
zulösen, seien die Farben erwähnt, wo die einfache Zu-
nahme der Aetherschwingungen die ganze Scala von Roth
durch alle Regenbogenfarben bis Violett entstehen lässt.
Die Einheit und dadurch mögliche quantitative Messbarkeit
aller Energieformen, mechanische Bewegung, Wärme, Licht,
Elektrizität, chemische Energie ist die gesicherte Errungen-

*) Wallace, a. a. O. Seite 143.

häufige Auftreten von Variationen bei einer Rasse begün-
stigen, sind hauptsächlich drei: Starke Individuenzahl der
Art, Verbreitung über ein weites Gebiet mit verschieden-
artigen äusseren Einflüssen und Kreuzung mit verschiede-
nen, aber doch nahe verwandten Rassen. *)

Die Vererbbarkeit der Variationen ist sehr verschieden;
manche werden gar nicht vererbt — wie wir schon sahen,
behaupten Weismann und seine Anhänger das von allen
noch nach der Keimvereinigung bewirkten Abänderungen
— andere werden mit grosser Constanz vererbt. Im
Grossen und Ganzen steht fest, dass, je länger und öfter
eine Eigenschaft im Lauf der Generationen vererbt wurde,
ihr Wiedererscheinen desto sicherer, und vor je kürzerer
Zeit sie aufgetreten, desto unsicherer ist. Kürzlich aufge-
tretene, sehr beträchtliche Variationen schwanken in der
Vererbung ihrer Beschaffenheit und ihres Grades relativ
sehr beträchtlich.

Ehe wir die Variabilität verlassen, noch eine kurze
Bemerkung über das Entstehen neuer Qualitäten aus quan-
titativen Abänderungen der alten Eigenschaften. Der Gang
wissenschaftlicher Erkenntniss bewegt sich fortwährend in der
Richtung, Qualitäten in Quantitäten aufzulösen. Man hofft
durch die bisherigen glänzenden Erfolge, dass es gelingen
wird, in Zukunft alle die vielen Qualitäten so in Quanti-
täten aufzulösen, dass nur einige wenige Grundquali-
täten übrig bleiben würden. Als Beispiel, wie es gelungen,
frühere sinnfällige Qualitäten in objective Quantitäten auf-
zulösen, seien die Farben erwähnt, wo die einfache Zu-
nahme der Aetherschwingungen die ganze Scala von Roth
durch alle Regenbogenfarben bis Violett entstehen lässt.
Die Einheit und dadurch mögliche quantitative Messbarkeit
aller Energieformen, mechanische Bewegung, Wärme, Licht,
Elektrizität, chemische Energie ist die gesicherte Errungen-

*) Wallace, a. a. O. Seite 143.
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[39/0059] häufige Auftreten von Variationen bei einer Rasse begün- stigen, sind hauptsächlich drei: Starke Individuenzahl der Art, Verbreitung über ein weites Gebiet mit verschieden- artigen äusseren Einflüssen und Kreuzung mit verschiede- nen, aber doch nahe verwandten Rassen. *) Die Vererbbarkeit der Variationen ist sehr verschieden; manche werden gar nicht vererbt — wie wir schon sahen, behaupten Weismann und seine Anhänger das von allen noch nach der Keimvereinigung bewirkten Abänderungen — andere werden mit grosser Constanz vererbt. Im Grossen und Ganzen steht fest, dass, je länger und öfter eine Eigenschaft im Lauf der Generationen vererbt wurde, ihr Wiedererscheinen desto sicherer, und vor je kürzerer Zeit sie aufgetreten, desto unsicherer ist. Kürzlich aufge- tretene, sehr beträchtliche Variationen schwanken in der Vererbung ihrer Beschaffenheit und ihres Grades relativ sehr beträchtlich. Ehe wir die Variabilität verlassen, noch eine kurze Bemerkung über das Entstehen neuer Qualitäten aus quan- titativen Abänderungen der alten Eigenschaften. Der Gang wissenschaftlicher Erkenntniss bewegt sich fortwährend in der Richtung, Qualitäten in Quantitäten aufzulösen. Man hofft durch die bisherigen glänzenden Erfolge, dass es gelingen wird, in Zukunft alle die vielen Qualitäten so in Quanti- täten aufzulösen, dass nur einige wenige Grundquali- täten übrig bleiben würden. Als Beispiel, wie es gelungen, frühere sinnfällige Qualitäten in objective Quantitäten auf- zulösen, seien die Farben erwähnt, wo die einfache Zu- nahme der Aetherschwingungen die ganze Scala von Roth durch alle Regenbogenfarben bis Violett entstehen lässt. Die Einheit und dadurch mögliche quantitative Messbarkeit aller Energieformen, mechanische Bewegung, Wärme, Licht, Elektrizität, chemische Energie ist die gesicherte Errungen- *) Wallace, a. a. O. Seite 143.

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/59>, abgerufen am 23.11.2024.