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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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Versuchen wir nun, diese allgemeine Skizze in unsere
im vorigen Capitel hergeleiteten Begriffe einzuordnen.

Dass ein Geburtenüberschuss überhaupt zu Stande
kommt, dazu gehört, wie wir sahen, eine Erweiterung der
Herrschaft der betreffenden Rasse über die sie umgebenden
Bedingungen. Dies kann in zwei Weisen zu Stande kommen,
durch Verminderung von Schädlichkeiten und durch Ver-
mehrung der durchschnittlichen Constitutionkraft. Die Her-
absetzung der äusseren Schädlichkeiten in der Umgebung
der Rasse und, mittelbar durch die Umgebung bedingt, der
inneren Schädlichkeiten, kann man sich auf zwei Arten ent-
standen denken, durch die directe Milderung der Natur-
einflüsse ohne Zuthun der Menschen und durch die mensch-
lichen Arbeitsproducte früherer Generationen. Milderung
der directen Natureinflüsse trat z. B. für die Bewohner der
nördlichen Hemisphäre ein, als die Eiszeit schwand, oder
fand statt, wenn ein Volk in ein zuträglicheres Klima wanderte.
Die Aufhäufung menschlicher Arbeitsproducte, geistiger und
materieller Art, hat in historischer Zeit eine bedeutend
grössere Rolle gespielt. Wir stehen in unendlich Vielem
auf den Schultern unserer Vorfahren durch ihre erziehe-
rische, wissenschaftliche und künstlerische Arbeit. Die
gegen früher enorm gesteigerte Productivität der mensch-
lichen Arbeit, die bessere Kranken- und Gesundheitspflege,
die bessere Erziehung sind Dinge, deren Bestehen bei uns
wir keineswegs durch die gesteigerte Gehirnanlage
unserer modernen Generation zu erklären brauchen, son-
dern die sicher zum grossen Theil einfach auf Anhäufung
und Aufbewahrung der geistigen und materiellen Kultur-
arbeit unserer Vorfahren und einer durch bessere Erziehung
gesteigerten Übung unserer Gehirnlage beruhen.

Die andere Möglichkeit der Ausbreitung einer Rasse
über ihre Umgebung besteht in einer Vermehrung der
durchschnittlichen Constitutionskraft ihrer Individuen. Wenn
die Regulationen stärker werden, können neue Plätze in

Versuchen wir nun, diese allgemeine Skizze in unsere
im vorigen Capitel hergeleiteten Begriffe einzuordnen.

Dass ein Geburtenüberschuss überhaupt zu Stande
kommt, dazu gehört, wie wir sahen, eine Erweiterung der
Herrschaft der betreffenden Rasse über die sie umgebenden
Bedingungen. Dies kann in zwei Weisen zu Stande kommen,
durch Verminderung von Schädlichkeiten und durch Ver-
mehrung der durchschnittlichen Constitutionkraft. Die Her-
absetzung der äusseren Schädlichkeiten in der Umgebung
der Rasse und, mittelbar durch die Umgebung bedingt, der
inneren Schädlichkeiten, kann man sich auf zwei Arten ent-
standen denken, durch die directe Milderung der Natur-
einflüsse ohne Zuthun der Menschen und durch die mensch-
lichen Arbeitsproducte früherer Generationen. Milderung
der directen Natureinflüsse trat z. B. für die Bewohner der
nördlichen Hemisphäre ein, als die Eiszeit schwand, oder
fand statt, wenn ein Volk in ein zuträglicheres Klima wanderte.
Die Aufhäufung menschlicher Arbeitsproducte, geistiger und
materieller Art, hat in historischer Zeit eine bedeutend
grössere Rolle gespielt. Wir stehen in unendlich Vielem
auf den Schultern unserer Vorfahren durch ihre erziehe-
rische, wissenschaftliche und künstlerische Arbeit. Die
gegen früher enorm gesteigerte Productivität der mensch-
lichen Arbeit, die bessere Kranken- und Gesundheitspflege,
die bessere Erziehung sind Dinge, deren Bestehen bei uns
wir keineswegs durch die gesteigerte Gehirnanlage
unserer modernen Generation zu erklären brauchen, son-
dern die sicher zum grossen Theil einfach auf Anhäufung
und Aufbewahrung der geistigen und materiellen Kultur-
arbeit unserer Vorfahren und einer durch bessere Erziehung
gesteigerten Übung unserer Gehirnlage beruhen.

Die andere Möglichkeit der Ausbreitung einer Rasse
über ihre Umgebung besteht in einer Vermehrung der
durchschnittlichen Constitutionskraft ihrer Individuen. Wenn
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[60/0080] Versuchen wir nun, diese allgemeine Skizze in unsere im vorigen Capitel hergeleiteten Begriffe einzuordnen. Dass ein Geburtenüberschuss überhaupt zu Stande kommt, dazu gehört, wie wir sahen, eine Erweiterung der Herrschaft der betreffenden Rasse über die sie umgebenden Bedingungen. Dies kann in zwei Weisen zu Stande kommen, durch Verminderung von Schädlichkeiten und durch Ver- mehrung der durchschnittlichen Constitutionkraft. Die Her- absetzung der äusseren Schädlichkeiten in der Umgebung der Rasse und, mittelbar durch die Umgebung bedingt, der inneren Schädlichkeiten, kann man sich auf zwei Arten ent- standen denken, durch die directe Milderung der Natur- einflüsse ohne Zuthun der Menschen und durch die mensch- lichen Arbeitsproducte früherer Generationen. Milderung der directen Natureinflüsse trat z. B. für die Bewohner der nördlichen Hemisphäre ein, als die Eiszeit schwand, oder fand statt, wenn ein Volk in ein zuträglicheres Klima wanderte. Die Aufhäufung menschlicher Arbeitsproducte, geistiger und materieller Art, hat in historischer Zeit eine bedeutend grössere Rolle gespielt. Wir stehen in unendlich Vielem auf den Schultern unserer Vorfahren durch ihre erziehe- rische, wissenschaftliche und künstlerische Arbeit. Die gegen früher enorm gesteigerte Productivität der mensch- lichen Arbeit, die bessere Kranken- und Gesundheitspflege, die bessere Erziehung sind Dinge, deren Bestehen bei uns wir keineswegs durch die gesteigerte Gehirnanlage unserer modernen Generation zu erklären brauchen, son- dern die sicher zum grossen Theil einfach auf Anhäufung und Aufbewahrung der geistigen und materiellen Kultur- arbeit unserer Vorfahren und einer durch bessere Erziehung gesteigerten Übung unserer Gehirnlage beruhen. Die andere Möglichkeit der Ausbreitung einer Rasse über ihre Umgebung besteht in einer Vermehrung der durchschnittlichen Constitutionskraft ihrer Individuen. Wenn die Regulationen stärker werden, können neue Plätze in

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/80>, abgerufen am 24.11.2024.