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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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Das zweite Moment ist der praeventive Geschlechts-
verkehr und der künstliche Abortus (Fehlgeburt), die wir
beide zusammen Geburten-Praevention genannt haben. Der
praeventive Geschlechtsverkehr mit der Folge der faculta-
tiven Sterilität oder der künstlichen Unfruchtbarkeit um-
fasst alle künstlichen Veranstaltungen oder Unterlassungen
beim Begattungsact, die eine Befruchtung verhindern können.
Beides, praeventiver Geschlechtsverkehr und Abortus sind
nicht nur bei Naturvölkern*) sondern auch bei den civili-
sirtesten Völkern heimisch, wie unter den Nordamerikanern,
den Franzosen, den siebenbürger Sachsen und anderen
Völkern. Neuerdings greifen sie auch in England, in der
Schweiz und in Deutschland um sich.

Beide Factoren vermindern natürlich ganz unmittelbar
die mögliche Bevölkerungszunahme. Auch sie bewirken
grade wie der Krieg hauptsächlich einen Ausfall starker
Convarianten, denn im Allgemeinen neigen zur Geburten-
Praevention grade die Wohlhabenden am meisten, unter
denen ja ein grosser Theil der Sieger im oekonomischen
Kampf stecken. Auch bei den Aermeren ist es wieder der
Intelligentere, der Nüchterne, der sich besser und aus-
dauernder zu beherrschen weiss, welcher am erfolgreichsten
die Praevention betreibt. Dass hierbei ein klein wenig
Ausmerzung von Gatten mit rudimentären Elterninstincten
stattfindet, mag man zugestehen; es wird nach meiner Er-
fahrung als Arzt wenig genug sein. Wer den Mechanis-
mus erfährt, lässt selten wieder von der Praxis, und der
Gebildete erfährt ihn am ehesten. Der Präventiv-Verkehr
hat also in seinem Gefolge nicht nur eine Verringerung der
Zunahmetendenz, sondern wirkt nebenher noch schädigend
auf die durchschnittliche Constitutionskraft der nächsten
Generation, gehört also ebenfalls der Contraselection an.

Recapituliren wir zum Schluss noch einmal die allge-

*) Ploss, Das Weib. Leipzig 1891. III. Aufl

Das zweite Moment ist der praeventive Geschlechts-
verkehr und der künstliche Abortus (Fehlgeburt), die wir
beide zusammen Geburten-Praevention genannt haben. Der
praeventive Geschlechtsverkehr mit der Folge der faculta-
tiven Sterilität oder der künstlichen Unfruchtbarkeit um-
fasst alle künstlichen Veranstaltungen oder Unterlassungen
beim Begattungsact, die eine Befruchtung verhindern können.
Beides, praeventiver Geschlechtsverkehr und Abortus sind
nicht nur bei Naturvölkern*) sondern auch bei den civili-
sirtesten Völkern heimisch, wie unter den Nordamerikanern,
den Franzosen, den siebenbürger Sachsen und anderen
Völkern. Neuerdings greifen sie auch in England, in der
Schweiz und in Deutschland um sich.

Beide Factoren vermindern natürlich ganz unmittelbar
die mögliche Bevölkerungszunahme. Auch sie bewirken
grade wie der Krieg hauptsächlich einen Ausfall starker
Convarianten, denn im Allgemeinen neigen zur Geburten-
Praevention grade die Wohlhabenden am meisten, unter
denen ja ein grosser Theil der Sieger im oekonomischen
Kampf stecken. Auch bei den Aermeren ist es wieder der
Intelligentere, der Nüchterne, der sich besser und aus-
dauernder zu beherrschen weiss, welcher am erfolgreichsten
die Praevention betreibt. Dass hierbei ein klein wenig
Ausmerzung von Gatten mit rudimentären Elterninstincten
stattfindet, mag man zugestehen; es wird nach meiner Er-
fahrung als Arzt wenig genug sein. Wer den Mechanis-
mus erfährt, lässt selten wieder von der Praxis, und der
Gebildete erfährt ihn am ehesten. Der Präventiv-Verkehr
hat also in seinem Gefolge nicht nur eine Verringerung der
Zunahmetendenz, sondern wirkt nebenher noch schädigend
auf die durchschnittliche Constitutionskraft der nächsten
Generation, gehört also ebenfalls der Contraselection an.

Recapituliren wir zum Schluss noch einmal die allge-

*) Ploss, Das Weib. Leipzig 1891. III. Aufl
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[64/0084] Das zweite Moment ist der praeventive Geschlechts- verkehr und der künstliche Abortus (Fehlgeburt), die wir beide zusammen Geburten-Praevention genannt haben. Der praeventive Geschlechtsverkehr mit der Folge der faculta- tiven Sterilität oder der künstlichen Unfruchtbarkeit um- fasst alle künstlichen Veranstaltungen oder Unterlassungen beim Begattungsact, die eine Befruchtung verhindern können. Beides, praeventiver Geschlechtsverkehr und Abortus sind nicht nur bei Naturvölkern *) sondern auch bei den civili- sirtesten Völkern heimisch, wie unter den Nordamerikanern, den Franzosen, den siebenbürger Sachsen und anderen Völkern. Neuerdings greifen sie auch in England, in der Schweiz und in Deutschland um sich. Beide Factoren vermindern natürlich ganz unmittelbar die mögliche Bevölkerungszunahme. Auch sie bewirken grade wie der Krieg hauptsächlich einen Ausfall starker Convarianten, denn im Allgemeinen neigen zur Geburten- Praevention grade die Wohlhabenden am meisten, unter denen ja ein grosser Theil der Sieger im oekonomischen Kampf stecken. Auch bei den Aermeren ist es wieder der Intelligentere, der Nüchterne, der sich besser und aus- dauernder zu beherrschen weiss, welcher am erfolgreichsten die Praevention betreibt. Dass hierbei ein klein wenig Ausmerzung von Gatten mit rudimentären Elterninstincten stattfindet, mag man zugestehen; es wird nach meiner Er- fahrung als Arzt wenig genug sein. Wer den Mechanis- mus erfährt, lässt selten wieder von der Praxis, und der Gebildete erfährt ihn am ehesten. Der Präventiv-Verkehr hat also in seinem Gefolge nicht nur eine Verringerung der Zunahmetendenz, sondern wirkt nebenher noch schädigend auf die durchschnittliche Constitutionskraft der nächsten Generation, gehört also ebenfalls der Contraselection an. Recapituliren wir zum Schluss noch einmal die allge- *) Ploss, Das Weib. Leipzig 1891. III. Aufl

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/84>, abgerufen am 24.11.2024.