Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.für Baden ebenfalls ein durchschnittliches Grösserwerden Alle die vielen noch unsicheren Angaben über das Man kann demgemäss zwar mit einigem Recht ver- Diesen Abfall aufzuhalten, scheint mir vor der Hand *) Ammon, a. a. O. S. 120 u. ff.
für Baden ebenfalls ein durchschnittliches Grösserwerden Alle die vielen noch unsicheren Angaben über das Man kann demgemäss zwar mit einigem Recht ver- Diesen Abfall aufzuhalten, scheint mir vor der Hand *) Ammon, a. a. O. S. 120 u. ff.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0092" n="72"/> für Baden ebenfalls ein durchschnittliches Grösserwerden<lb/> der Wehrpflichtigen beobachtet, das er seit der Periode<lb/> von 1840—1864, also seit durchschnittlich etwa 38 Jahren,<lb/> auf 1 bis 1,5 cm berechnet. Auch er schreibt diese Er-<lb/> scheinung ausschliesslich der beschleunigten Entwickelung<lb/> in Folge besserer Ernährung zu.<note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Ammon</hi>, a. a. O. S. 120 u. ff.</note></p><lb/> <p>Alle die vielen noch unsicheren Angaben über das<lb/> Anwachsen der Geisteskrankheiten, der Verbrechen und ähn-<lb/> licher Degenerations-Erscheinungen können ebenfalls nicht<lb/> das starke Sinken der Geburtenrate erklären, da dieselben<lb/> oder ähnliche Zunahmeverhältnisse auch bei anderen, sich<lb/> rasch vermehrenden Völkern Europas angetroffen werden.</p><lb/> <p>Man kann demgemäss zwar mit einigem Recht ver-<lb/> muthen, aber es durch nichts ganz besonders wahrscheinlich<lb/> oder gar sicher machen, dass dem Abfallen der Geburtenrate<lb/> eine Verschlechterung der durchschnittlichen Constitutions-<lb/> kraft der Franzosen zu Grunde liegt, und es wird unsern<lb/> Nachbarn nichts anderes übrig bleiben, als energisch gegen<lb/> die Kinderscheu der Eheleute anzukämpfen und vor Allem<lb/> die Neigung zur Ehe zu bestärken, die in Frankreich übri-<lb/> gens nicht abnorm niedrig ist. (Eheziffer in Frankreich<lb/> 7,5—8 ‰, vergl. S. 67, im deutschen Reich 7,8—8,5 ‰,<lb/> vergl. S. 87, dagegen im Staate Massachusetts über 10 ‰).<lb/> Eine Erhöhung der Eheziffer um nur 1 ‰ würde genügen,<lb/> die Bevölkerungszahl zu heben, wenn nur die auf die Ehe<lb/> entfallende Kinderzahl nicht noch weiter sinkt.</p><lb/> <p>Diesen Abfall aufzuhalten, scheint mir vor der Hand<lb/> unmöglich. Jeder Arzt kennt die Gründe, wesshalb eine<lb/> Mutter, die ein paar Kinder hat, keine weiteren mehr will.<lb/> Er muss diese Gründe oft genug in seiner Sprechstunde<lb/> hören: die Angst vor den Schmerzen, Gefahren, Unbe-<lb/> quemlichkeiten der Geburt, die fortwährende Hemmung der<lb/> freien Verfügung durch ein kleines Kind, die Unruhe im<lb/> Haushalt, die Furcht, durch jede neue Geburt noch mehr<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [72/0092]
für Baden ebenfalls ein durchschnittliches Grösserwerden
der Wehrpflichtigen beobachtet, das er seit der Periode
von 1840—1864, also seit durchschnittlich etwa 38 Jahren,
auf 1 bis 1,5 cm berechnet. Auch er schreibt diese Er-
scheinung ausschliesslich der beschleunigten Entwickelung
in Folge besserer Ernährung zu. *)
Alle die vielen noch unsicheren Angaben über das
Anwachsen der Geisteskrankheiten, der Verbrechen und ähn-
licher Degenerations-Erscheinungen können ebenfalls nicht
das starke Sinken der Geburtenrate erklären, da dieselben
oder ähnliche Zunahmeverhältnisse auch bei anderen, sich
rasch vermehrenden Völkern Europas angetroffen werden.
Man kann demgemäss zwar mit einigem Recht ver-
muthen, aber es durch nichts ganz besonders wahrscheinlich
oder gar sicher machen, dass dem Abfallen der Geburtenrate
eine Verschlechterung der durchschnittlichen Constitutions-
kraft der Franzosen zu Grunde liegt, und es wird unsern
Nachbarn nichts anderes übrig bleiben, als energisch gegen
die Kinderscheu der Eheleute anzukämpfen und vor Allem
die Neigung zur Ehe zu bestärken, die in Frankreich übri-
gens nicht abnorm niedrig ist. (Eheziffer in Frankreich
7,5—8 ‰, vergl. S. 67, im deutschen Reich 7,8—8,5 ‰,
vergl. S. 87, dagegen im Staate Massachusetts über 10 ‰).
Eine Erhöhung der Eheziffer um nur 1 ‰ würde genügen,
die Bevölkerungszahl zu heben, wenn nur die auf die Ehe
entfallende Kinderzahl nicht noch weiter sinkt.
Diesen Abfall aufzuhalten, scheint mir vor der Hand
unmöglich. Jeder Arzt kennt die Gründe, wesshalb eine
Mutter, die ein paar Kinder hat, keine weiteren mehr will.
Er muss diese Gründe oft genug in seiner Sprechstunde
hören: die Angst vor den Schmerzen, Gefahren, Unbe-
quemlichkeiten der Geburt, die fortwährende Hemmung der
freien Verfügung durch ein kleines Kind, die Unruhe im
Haushalt, die Furcht, durch jede neue Geburt noch mehr
*) Ammon, a. a. O. S. 120 u. ff.
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