Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859.
meintlichen Räuber meines Kindes zu erreichen. Gott weiß, in welche Höhlen der Gebirge, in welche Tiefen der großen unwirthsamen Wälder sie sich verborgen hatten! Ein Schimmer von Hoffnung bleibt mir aber dennoch, daß die Schändlichen in Erwartung eines bedeutenden Lösegeldes doch einmal irgend eine Gelegenheit suchen werden, an uns von unserem Sohne Kunde gelangen zu lassen. Gräfin. Und warum sollte dieß nicht schon längst ge- schehen sein? Diese Zweifel zerfleischen mein Mutter- herz und lassen mich an deiner Hoffnung verzweifeln. Graf. Wie dem auch sei; laß uns auf Gott vertrauen! Seine Fügung lenkt stets Alles zum Beßten. -- Bevor ich in das Zimmer trat, erhielt ich Nach- richt, daß man wieder Zigeunern auf der Spur sei, die vor ein paar Tagen einen Zug Kaufleute über- fallen und ausgeraubt hatten. -- Eine alte Zigeu- nerin, die in der zerfallenen Waldkapelle den Aus- gang des Ueberfalles abgewartet, wurde von meinen Reisigen gefangen. Jch habe befohlen, daß man sie zum Verhöre hieherbringe. Entferne dich unter- dessen, liebe Adelhaid.
meintlichen Räuber meines Kindes zu erreichen. Gott weiß, in welche Höhlen der Gebirge, in welche Tiefen der großen unwirthſamen Wälder ſie ſich verborgen hatten! Ein Schimmer von Hoffnung bleibt mir aber dennoch, daß die Schändlichen in Erwartung eines bedeutenden Löſegeldes doch einmal irgend eine Gelegenheit ſuchen werden, an uns von unſerem Sohne Kunde gelangen zu laſſen. Gräfin. Und warum ſollte dieß nicht ſchon längſt ge- ſchehen ſein? Dieſe Zweifel zerfleiſchen mein Mutter- herz und laſſen mich an deiner Hoffnung verzweifeln. Graf. Wie dem auch ſei; laß uns auf Gott vertrauen! Seine Fügung lenkt ſtets Alles zum Beßten. — Bevor ich in das Zimmer trat, erhielt ich Nach- richt, daß man wieder Zigeunern auf der Spur ſei, die vor ein paar Tagen einen Zug Kaufleute über- fallen und ausgeraubt hatten. — Eine alte Zigeu- nerin, die in der zerfallenen Waldkapelle den Aus- gang des Ueberfalles abgewartet, wurde von meinen Reiſigen gefangen. Jch habe befohlen, daß man ſie zum Verhöre hieherbringe. Entferne dich unter- deſſen, liebe Adelhaid. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#GRA"> <p><pb facs="#f0115" n="109"/> meintlichen Räuber meines Kindes zu erreichen.<lb/> Gott weiß, in welche Höhlen der Gebirge, in welche<lb/> Tiefen der großen unwirthſamen Wälder ſie ſich<lb/> verborgen hatten! <hi rendition="#g">Ein</hi> Schimmer von Hoffnung<lb/> bleibt mir aber dennoch, daß die Schändlichen in<lb/> Erwartung eines bedeutenden Löſegeldes doch einmal<lb/> irgend eine Gelegenheit ſuchen werden, an uns von<lb/> unſerem Sohne Kunde gelangen zu laſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#GRÄ"> <speaker> <hi rendition="#c">Gräfin.</hi> </speaker><lb/> <p>Und warum ſollte dieß nicht ſchon längſt ge-<lb/> ſchehen ſein? Dieſe Zweifel zerfleiſchen mein Mutter-<lb/> herz und laſſen mich an deiner Hoffnung verzweifeln.</p> </sp><lb/> <sp who="#GRA"> <speaker> <hi rendition="#c">Graf.</hi> </speaker><lb/> <p>Wie dem auch ſei; laß uns auf Gott vertrauen!<lb/> Seine Fügung lenkt ſtets Alles zum Beßten. —<lb/> Bevor ich in das Zimmer trat, erhielt ich Nach-<lb/> richt, daß man wieder Zigeunern auf der Spur ſei,<lb/> die vor ein paar Tagen einen Zug Kaufleute über-<lb/> fallen und ausgeraubt hatten. — Eine alte Zigeu-<lb/> nerin, die in der zerfallenen Waldkapelle den Aus-<lb/> gang des Ueberfalles abgewartet, wurde von meinen<lb/> Reiſigen gefangen. Jch habe befohlen, daß man<lb/> ſie zum Verhöre hieherbringe. Entferne dich unter-<lb/> deſſen, liebe Adelhaid.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [109/0115]
meintlichen Räuber meines Kindes zu erreichen.
Gott weiß, in welche Höhlen der Gebirge, in welche
Tiefen der großen unwirthſamen Wälder ſie ſich
verborgen hatten! Ein Schimmer von Hoffnung
bleibt mir aber dennoch, daß die Schändlichen in
Erwartung eines bedeutenden Löſegeldes doch einmal
irgend eine Gelegenheit ſuchen werden, an uns von
unſerem Sohne Kunde gelangen zu laſſen.
Gräfin.
Und warum ſollte dieß nicht ſchon längſt ge-
ſchehen ſein? Dieſe Zweifel zerfleiſchen mein Mutter-
herz und laſſen mich an deiner Hoffnung verzweifeln.
Graf.
Wie dem auch ſei; laß uns auf Gott vertrauen!
Seine Fügung lenkt ſtets Alles zum Beßten. —
Bevor ich in das Zimmer trat, erhielt ich Nach-
richt, daß man wieder Zigeunern auf der Spur ſei,
die vor ein paar Tagen einen Zug Kaufleute über-
fallen und ausgeraubt hatten. — Eine alte Zigeu-
nerin, die in der zerfallenen Waldkapelle den Aus-
gang des Ueberfalles abgewartet, wurde von meinen
Reiſigen gefangen. Jch habe befohlen, daß man
ſie zum Verhöre hieherbringe. Entferne dich unter-
deſſen, liebe Adelhaid.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein01_1859 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein01_1859/115 |
Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 1. München, 1859, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein01_1859/115>, abgerufen am 16.07.2024. |